
Dabei ging es um den Kauf einer Erstausgabe der US-Verfassung aus dem Jahr 1787. Fast 17.500 Anleger hatten sich in der Gruppe „Constitution DAO“ zusammengefunden und sich auf ein Gebot von bis zu 40 Millionen US-Dollar für die vom Auktionshaus Sotheby’s versteigerte Erstausgabe verständigt. Am Ende ging das historische Dokument für 43,2 Millionen Dollar an Ken Griffin, den Chef des Hedgefonds Citadel. Die „Constitution DAO“ konnte sich nicht durchsetzen.
4 Millionen Dollar gesammelt, aber kein Stück weiter
Nun hat sich eine weitere DAO gegründet, deren Ziel darin besteht, ein Team der US-amerikanischen NBA (National Basketball Association) zu übernehmen. Die Gruppe, die sich in Anlehnung an den verstorbenen Manager der Chicago Bulls, Jerry Krause, „Krause House DAO“ nennt, sammelte innerhalb von sechs Tagen umgerechnet vier Millionen Dollar in der Kryptowährung Ethereum. Das Crowdfunding war in der Form eines NFT-Verkaufs organisiert und endete am vergangenen Donnerstag.
Auch wenn vier Millionen Dollar eine enorme Summe darstellen, werden die Kryptofans damit keinesfalls ein NBA-Team kaufen können. Selbst das „billigste“ NBA-Team – die Memphis Grizzlies – wird auf einen Wert von rund 1,3 Milliarden Dollar geschätzt. Zudem scheint es schwer vorstellbar, dass bisherige Eigentümer bereit sein könnten, ihren Club an eine DAO (Dezentralisierte autonome Organisation) zu verkaufen, die über keine herkömmlichen Hierarchien und damit über keine „Gesichter“ verfügt.
Das sehen auch die Gründer von Krause House ein: „Wir verstehen, dass der erste Instinkt des Lesers darin bestehen könnte, sich darüber lustig zu machen und zu sagen, dass die Eigentümer dies niemals zulassen werden.“ Das steht im sogenannten Flightpaper der DAO, was wohl eine Verballhornung des konventionellen Begriffs „Whitepaper“ sein soll.
Im Weiteren führen sie aus, dass sie in ihrer DAO vor allem den Vorteil sehen, dass Fans des Sports sich an ihrem Sport auf diese Weise beteiligen könnten, sodass dem Fan schlussendlich sein Lieblingsteam zumindest teilweise gehören könne – eine spezielle Form des Crowdfunding, die aber über das reine Funding hinausgeht.
Investoren meinen es ernst
Gegenüber dem Non-Profit-Magazin NPR äußerte sich ein Mitbegründer der Krause-House-DAO zu den weiteren Plänen der Gruppe, deren primäres Ziel nun vorerst gescheitert ist. Jener Gründer sagte, dass das bisher gesammelte Geld in Projekte investiert werden soll, die zeigen können, dass eine DAO „eines Tages ein ernsthafter Bewerber für ein NBA-Team“ werden kann und dass eine DAO sogar „ein effektiver Weg sein kann, um ein professionelles Basketball-Team zu führen“.
Der Investor Michael Lewkowitz, der sich mit umgerechnet 100.000 Dollar an der Krause House DAO beteiligt hat, meint es ernst. Krause House sei „absolut seriös“, sagte er in einem Interview. „Wir sind daran gewöhnt, dass der Kauf eines Teams durch einen Milliardär ein einmaliges Ereignis ist. Aber dies wird anders sein. Es geht darum, dass Menschen zusammenkommen und sich etwas zu eigen machen, das ihnen wirklich am Herzen liegt. Der Sport sollte in den Händen der Menschen liegen, denen er am meisten am Herzen liegt“, so Lewkowitz.
Lewkowitz war auch Teil der gescheiterten Constitution DAO, grämt sich deswegen aber nicht: „Man kann es als ein verlorenes Gebot sehen, oder man kann es als Tausende von Menschen betrachten, die sich für eine gemeinsame Sache zusammengefunden haben und fast etwas Erstaunliches erreicht haben“.
So funktioniert die Krause-House-DAO
Wie bei jeder DAO handelt es sich bei Krause House um eine Krypto-Organisation auf der Blockchain, der beitritt, wer den von der DAO ausgegebenen Token kauft. Stimmrechte in der Organisation, die wie eine Art automatische Firma funktioniert, sind direkt an die Zahl der gekauften Token gekoppelt. So können also auch in einer DAO einzelne Investoren das Geschehen bestimmen. Krause House gibt zu diesem Zweck den $KRAUSE-Token heraus.
Alle Aktionen der DAO werden durch den Konsens seiner Token-Holder herbeigeführt, was DAO bisweilen etwas langsam reagieren lässt. Dennoch handelt es sich um eine innovative Form des Organisationsaufbaus in Zeiten des Web3 und kann prinzipiell für alle Arten von Unternehmungen verwendet werden. Auch wenn es sich – wie hier – nur um eine erweiterte Crowdfunding-Maßnahme handelt.
Kleines Warnzeichen für Krause-House-Interessenten: Die DAO möchte sich hinsichtlich der Zielfindung nicht auf den Kauf eines Teams festlegen lassen. So heißt es im Kleingedruckten: „Weder das Ticket-NFT noch der $KRAUSE-Token sind ein Versprechen für den zukünftigen Besitz eines Teams“. Hier wollen die Initiatoren klar flexibel bleiben.
Wenigstens NFT, bei denen es sich um Bilder handelt, die Eintrittskarten für ein imaginäres Krause-House-Basketballspiel zeigen, besitzen die Investoren nun. Ob die allerdings jemals einen eigenen Wert entfalten, dürfte mindestens bezweifelt werden. Jedenfalls ist es den Machern der DAO gelungen, mehrere Hype-Themen zu einem Anleger-Bündel zu schnüren, das eine Attraktivität im Gegenwert von vier Millionen Dollar aufweisen konnte.