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Kryptoverwahrlizenzen in Deutschland – wo bleiben die Banken?

Während sich ein Fintech nach dem nächsten eine begehrte Kryptoverwahrlizenz unter den Nagel reißt, hört man von klassischen deutschen Geschäftsbanken: nichts. Verschläft Deutschlands Finanzsektor die Bitcoin-Revolution?

Von BTC ECHO
4 Min. Lesezeit
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Verschläft Deutschlands Finanzsektor die Bitcoin-Revolution? (Foto: Chinnapong / Shutterstock)

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Krypto-Deutschland hat regulatorische Sicherheit. Seit dem 12. Dezember 2019 ist das Gesetz zur Umsetzung der Änderungsrichtlinie zur vierten EU-Geldwäscherichtlinie hierzulande in Kraft und damit auch der Tatbestand des Kryptoverwahrgeschäfts.

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Unternehmen, die für Dritte digitale Assets wie Kryptowährungen aufbewahren wollen (sogenanntes Custody), müssen ab sofort zunächst eine Kryptoverwahrlizenz bei der Bafin beantragen. Genauer: Wer

  • Kryptowerte oder private kryptografische Schlüssel, die dazu dienen, Kryptowerte zu halten, zu speichern oder zu übertragen,
  • für andere
  • verwahrt, verwaltet und sichert,

muss bei der Bafin eine schriftliche Erlaubnis einholen, wie es im Merkblatt der Finanzaufsicht heißt.

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Wer sich also bisher über mangelnde Regulierung beklagt hat – hier ist sie nun. Allerdings sind die Lizenzen rar gesät. Stand Oktober 2021 sind genau drei Kryptoverwahrlizenzen in Deutschland seitens der Bafin ausgegangen: Coinbase* Germany, Kapilendo und neuerdings auch das Münchner Startup Tangany sind die einzigen drei Unternehmen, die eine solche Lizenz ergattern konnten.

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Während Coinbase* Germany bereits im Juni dieses Jahres die Erlaubnis zur Erbringung des Kryptoverwahrgeschäfts erhalten hat, folgte Kapilendo als zweites Unternehmen erst am 15. September, und Tangany jüngst Anfang Oktober. Ursprünglich sind 28 Anträgen bei der Bafin eingegangen. Ob die anderen 25 noch erteilt werden oder bereits Absagen erhalten haben, ist nicht bekannt, da die Bafin keine Aussagen zu Entsagungen macht.

Coinbase-Lizenz sorgte für Aufruhr

Dass ausgerechnet Coinbase den ersten Bescheid erhalten hat, hat in der Bitcoin-Szene für reichlich Furore gesorgt. Schließlich ist das Unternehmen mit einem Marktwert von rund 60 Milliarden US-Dollar nicht nur eines der weltweit größten Krypto-Unternehmen, sondern eines der größten Fintechs überhaupt. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank bringt es aktuell auf eine Marktkapitalisierung von „nur“ 26 Milliarden Dollar.

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Die Vorwürfe, dass Coinbase hier bevorzugt behandelt wurde, schmettert die zuständige Finanzaufsicht aber ab. Via Mail teilte man uns mit, dass „die Erlaubnisanträge grundsätzlich nach chronologischem Eingang bearbeitet [werden]. Die Dauer eines Erlaubnisverfahrens ist maßgeblich von der Art, Umfang und Vollständigkeit des Antrags abhängig. Sobald eine Prüfung ergeben hat, dass die gesetzlichen Anforderungen erfüllt sind, wird eine entsprechende Erlaubnis erteilt.“ In anderen Worten: Coinbase war einfach schneller als die Konkurrenz und konnte alle notwendigen Unterlagen vorlegen.

Kryptoverwahrung: Eine Chance für die Banken?

Dass die Marktkapitalisierung einer US-Bitcoin-Börse mittlerweile mehr als doppelt so groß ist wie die des größten Kreditinstitutes Deutschlands, zeigt einmal mehr, dass sich im Finanzsektor ein Machtwechsel anbahnt. Trotzdem könnten sich unter den verbleibenden 25 Antragstellern auch große deutsche Geschäftsbanken befinden. Das meint zumindest Martin Janda, Blockchain-Experte von NTT Data. Gegenüber BTC-Echo sagte er: „Durch die Kryptoverwahrung eröffnet sich eine einzigartige Chance für die Banken, diese Entwicklung umzudrehen. Ich würde den Banken empfehlen, diese Chance zu nutzen, um künftig in einem ganz neuen Geschäftsfeld Dienstleistungen anbieten zu können.“

NTT Data ist erst kürzlich in Sachen Kryptoverwahrung in Erscheinung getreten. Als Autor hat Janda ein Arbeitspapier zur Lage der Dinge in Sachen Bitcoin-Verwahrung geschrieben. In dem Papier mit dem Titel „Mit NTT DATA Lösungen für Kryptoverwahrung erfolgreich realisieren“ heißt es: „Die Vorteile einer sicheren und komfortablen Kryptoverwahrung sind jedoch groß, vor allem im Hinblick auf die Kundenbindung. Zudem ist eine professionelle Kryptoverwahrung der Kern für neue Investitions- und Finanzierungslösungen sowie für ganzheitliche, tokenbasierte Ökosysteme mit digitalen Identitäten als übergreifende Zugangsmöglichkeit.“

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Soll heißen: Ohne Krypto-Strategie geht im Finanzsektor heutzutage nichts mehr.

Immerhin: Annäherung von Commerzbank und Deutscher Bank

Nach Anfrage bei der Bafin konnten wir allerdings nicht in Erfahrung bringen, ob deutsche Großbanken unter den Verwahrlizenz-Antragstellern sind oder nicht. Von Bankhäusern wie beispielsweise der Commerzbank ist aktuell keine Krypto-spezifische Strategie erkennbar. Im Gegenteil: Noch im Februar dieses Jahres hatte sich das Bankhaus mit einem Anti-Bitcoin-Bericht blamiert. Das Dokument war ein Sammelsurium aus klassischem FUD und wenig stichhaltigen Argumentationslinien wie dem fehlenden „intrinsischen Wert“ von Bitcoin. Außerdem offenbarte das Dokument eklatante Wissenslücken.

So argumentierte die Bank, dass Bitcoin nichts weiter als eine „Schattenwährung“ sei, die vor allem von Kriminellen genutzt werde. Aufmerksame Leser:innen wissen jedoch: Schwarzmarktwährung Nummer 1 ist nach wie vor der US-Dollar und Kryptowährungen machen einen immer geringeren Anteil krimineller Transaktionen aus. „Das Thema wird von den Banken immer noch nicht ernst genommen. Nach wie vor haftet dem Krypto-Sektor ein verruchtes Image an“, so Janda.

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Mittlerweile nähert sich die Commerzbank dem Thema Kryptowährungen aber immerhin geringfügig an. Gegenüber BTC-Echo sagte ein Unternehmenssprecher: „Wir arbeiten intensiv am Thema Krypto-Assets, also an der Verwahrung und dem Handel mit nicht-physischen Vermögenswerten. Hierzu sind wir im Frühjahr 2021 eine Kooperation mit der Deutsche Börse Group und dem Fintech 360x eingegangen. Darüber hinaus verfolgen wir eine eigene digitale Asset-Strategie und planen in den kommenden Jahren auch eigene Angebote für unsere Kunden.“

Banken könnten den Anschluss ans 21. Jahrhundert verlieren

Traditionelle Banken haben es mehr als nötig, den Anschluss ans 21. Jahrhundert zu knüpfen. Doch dafür dürfte es schon bald zu spät sein: Unter anderem aufgrund der Niedrigzinspolitik ist das klassische Kreditgeschäft schon lange nicht mehr lukrativ. Coinbase und Co schicken sich derweil an, dem klassischen Finanzsektor den Rang abzulaufen.

Auch vonseiten der Deutschen Bank ist dieser Tage nicht viel zu hören. Zwar haben sie mit Alexander Bechtel einen ausgemachten Krypto-Profi in ihr eigenen Reihen. Zu konkreten Erfolgen hat das aber bisher nicht geführt.

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Einzig ein Dokument des Weltwirtschaftsforums von 2020 deutet die Krypto-Strategie der Deutschen Bank an. Darin heißt es: „Die Deutsche Bank strebt die Entwicklung einer vollständig integrierten Verwahrungsplattform für institutionelle Kunden und deren digitale Vermögenswerte an, die eine nahtlose Anbindung an das breitere Ökosystem der Kryptowährungen ermöglicht.“

Wir wollten wissen, inwieweit sich diese Pläne bereits konkretisiert haben, konnten die Deutsche Bank allerdings bis Redaktionsschluss nicht für ein Statement erreichen.

Doch eines steht fest: Wenn die Banken den Anschluss ans 21. Jahrhundert nicht verpassen wollen, sollten sie sich in Sachen Kryptoverwahrung ins Zeug legen.

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Autor des Artikels ist David Scheider.

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