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Kündigen in der Krise? Das sind die Gründe – laut 28.000 Beschäftigten

Der Job ist sinnlos, der Arbeitgeber gleichgültig – das sind nur zwei der Gründe, warum Menschen in der Krise kündigen. Ein Führungsexperte kommentiert die häufigsten Auslöser.

4 Min. Lesezeit
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Kündigen in der Krise: Berufstätige haben ihre Gründe. (Foto: Shutterstock-2ShrimpS)

Die Pandemie geht an die Substanz: Eltern, die ihre Kinder im Homeoffice betreuen; Systemrelevante, die sich im Präsenzbetrieb einem Infektionsrisiko aussetzen; Menschen, die in die Kurzarbeit gegangen sind oder ihren Job komplett verloren haben; Unternehmende und Selbstständige, die ewig auf Coronahilfen warten. Dieses Virus macht etwas mit den Menschen und das wird vor allem auch dadurch sichtbar, dass viele ihre berufliche Situation infrage stellen. Laut einer Stepstone-Studie unter 28.000 berufstätigen Menschen hat sich jeder vierte vor dem Hintergrund der Krise dazu entschieden, bald den Job zu wechseln. Das habe laut der Erhebung vor allem vier konkrete Gründe, die der Führungsexperte Stefan Lammers gegenüber t3n kommentiert hat.

„Mein Job ist nicht krisenfest“

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Die Krisensicherheit des eigenen Berufes ist einer davon: Zehn Prozent der Befragten sagen, dass sie aufgrund der Krise den Entschluss gefasst haben, beruflich umzuschulen. Fast so viele gaben an, ihr aktueller Job werde ihrem Sicherheitsbedürfnis nicht mehr gerecht. Der Wunsch nach einem krisenfesten Arbeitgeber zeigt sich auch im Verhalten der Jobsuchenden auf Stepstone: Suchbegriffe wie „Verwaltung“ hätten seit Corona um 31 Prozent und „Verwaltungsfachangestellte“ um 14 Prozent an Beliebtheit gewonnen. Quereinsteiger-Jobs im Öffentlichen Dienst haben es im ersten Quartal 2021 erstmals unter die Top-20-Suchbegriffe geschafft, so das Jobportal.

Für den Managementberater Stefan Lammers zeigt sich hier vor allem eines: „Die derzeitig unsichere Situation ist für viele Arbeitgebende und Arbeitnehmende eine Herausforderung.“ Umso wichtiger sei es für Führungskräfte, transparent und nah am Team zu sein und Unsicherheiten oder einen Wechselwillen früh zu erkennen. Ein starkes Verbundenheits- und Zugehörigkeitsgefühl kann Menschen in der Krise viel Sicherheit geben. „Nicht jeder Wechselwunsch wird in ein paar Monaten noch bestehen bleiben“, so Stefan Lammers. „Der scheinbar sichere Verwaltungsjob wird in einiger Zeit vermutlich mit der Einkehr von Normalität wieder langweilig und an Bedeutung verlieren.“ Ignorieren wäre jedoch fatal.

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„Mein Job erscheint mir plötzlich sinnlos“

Corona macht viele berufstätige Menschen nachdenklich – und wer seine Art zu leben infrage stellt, hinterfragt früher oder später auch seinen Job. Laut Stepstone-Studie glauben fast 60 Prozent der befragten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass sie in fünf Jahren nicht mehr bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber beschäftigt sein werden. Einer der meistgenannten Gründe lautet: Sie erleben ihren Job nicht mehr als sinnhaft. Welchen Wert hat mein Job für die Gemeinschaft? Was bringt mir der ganze Stress in Bezug auf die Gesundheit, die Familie, die Partnerschaft? Der Sinn eines Berufes kann auf vielerlei Arten von Menschen infrage gestellt werden, weiß auch Stefan Lammers und hält die Auseinandersetzung für gesund.

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„Wir spüren in Kundengesprächen, dass vermehrt die Sinnfrage gestellt wird“, sagt der Führungsexperte und verweist darauf, dass es nicht nur der Weltverbesserer sei, sondern auch viele Menschen, die sich mit ihrer Arbeitsintensität und der Menge an Verantwortung, die sie tragen wollen, auseinandersetzen. „Das ist auch gut so!“ Für Berufstätige sei das eine echte Chance, zu hinterfragen, was man wirklich will. Das muss jedoch nicht automatisch eine „Raus aus dem Job“-, sondern kann vielfach auch eine „Genau hier, aber anders als bisher“-Veränderung bedeuten. Führungskräfte sollten die wichtige und gesunde Reflektion, die durch Corona angestoßen wird, bei ihren Mitarbeitenden begleiten und nachhaltige Optionen anbieten.

„Mein Arbeitgeber war nicht für mich da“

Während viele Arbeitgebende in der Krise über sich hinausgewachsen sind, haben andere ihre Beschäftigten laut Stepstone enttäuscht. Wie verständnisvoll Führungskräfte beispielsweise in dieser Zeit auf Gesundheits- oder Betreuungssorgen reagiert haben, zog für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein großen Moment der Erkenntnis nach sich. Wie es tatsächlich um die Unternehmenskultur bestellt ist, zeigte sich in den vergangenen, schwierigen Monaten ganz besonders deutlich: Stepstone macht sichtbar, dass knapp über 20 Prozent derjenigen, die sich jetzt beruflich verändern wollen, wechseln, weil das Krisenmanagement ihres Arbeitgebers sie frustriert.

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„Es gibt leider immer noch Führungskräfte, die nicht nah an den Mitarbeitern dran sind und sie dadurch auch verlieren“, sagt der Managementberater Stefan Lammers. „Das sollten sowohl die Inhaber der Unternehmen als auch die Personaler genau beobachten: Wie kann man diese unterstützen? Was kann man daraus für zukünftige Besetzungen lernen? Muss ich mich von der Führungskraft trennen?“ Die richtige Personalauswahl gerade bei Führungskräften sei nun mal der Schlüssel für erfolgreiche Unternehmen. „Ehrlicherweise hakt es allerdings auch oft schon bei den Chefinnen und Chefs an der Unternehmensspitze selbst“, lässt der Führungsexperte wissen. Das sei ein Problem.

„Ich bin nicht fit für die Zukunft“

Viele Menschen haben festgestellt, dass sie hinsichtlich ihrer beruflichen Fähigkeiten schlecht aufgestellt sind und etwas ändern müssen, wenn sie auch in Zukunft im Job erfolgreich sein wollen. Vor allem die Digitalisierung der Unternehmenswelt fordert wichtige Kompetenzen. Laut Stepstone glauben jedoch 30 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, dass sie ihren gelernten Beruf gar nicht mehr bis zur Rente ausüben können. 21 Prozent der Befragten meinen, dass sie ihren Beruf nur dann bis zur Rente beibehalten können, wenn sie sich laufend weiterbilden. Das sei vielerorts jedoch gar nicht möglich. Sie wechseln also, weil sie im Unternehmen keine Fortbildung erhalten.

Für den Managementberater Stefan Lammers ist das ein Unding: „Die Zeiten einer lebenslangen Karriere in einem stillstehenden Beruf sind wirklich vorbei. Sowohl junge als auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen neugierig bleiben, sich über Veränderungen freuen und auf sie reagieren. Das Angebot zur permanenten Weiterbildung sollte deshalb auch für Arbeitgebende inzwischen einfach normal sein“, sagt der Führungsexperte. Das schnelle Annehmen neuer Situationen und der Wunsch, auch hier wieder Profi zu sein, wirke sich nicht nur positiv auf den Unternehmenserfolg, sondern auch auf die Mitarbeitenden und deren Stimmung aus, so Lammers gegenüber t3n.

Erfolgreicher im Job: Diese Apps helfen euch bei der Karriere
Jobsuche: Die kostenlose Truffls-App für iOS und Android ist ein Tinder für Bewerber. Wer auf der Suche nach einem interessanten Job ist und fündig wird, swipt einfach nach rechts und schickt einen Lebenslauf ab. Antwortet das Unternehmen, kommt es zum Match. (Grafik: t3n / dunnnk)

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Dein t3n-Team

MrX

Ich habe es getan. Mein Arbeitgeber konnte mit der Erfahrung Homeoffice & absolute Kontrolle nicht umgehen.
Wenn das Ergebnis der Arbeit weniger wichtig ist als zu haarklein dokumentieren was man getan hat…

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