Künstliche Intelligenz als echter Freund: Dieses Gadget will es möglich machen

Ist echte Freundschaft zwischen Mensch und Maschine möglich? Der Entwickler des KI-Gadgets Friend sagt: Ja! (Foto: Stock-Asso/shutterstock)
Es sieht ein bisschen aus wie ein Tamagotchi ohne Display, kann als Anhänger getragen oder an der Kleidung befestigt werden und soll laut Produkt-Homepage „immer zuhören“: Das KI-Gadget Friend. Der Slogan „not imaginary“ (im Kontext bedeutet das so viel wie „kein Fantasiefreund“), den Avi Schiffmann für seine neue Erfindung gewählt hat, suggeriert bereits, dass der KI-Kumpel etwas ermöglichen soll, das bisher nur mit Lebewesen möglich gewesen ist: echte soziale Beziehung.
Friend: Ein KI-Gadget, das immer an deiner Seite ist
Friend funktioniert im Grunde sehr simpel: Das Gadget arbeitet als permanent offenes Bluetooth-Mikrofon, das die Worte der Träger:innen aufnimmt und an einen KI-Bot weiterleitet. Dieser reagiert auf das Gesagte oder Erlebte dann entsprechend per Textnachricht in einer zugehörigen App.
Wie man dem ersten Produkt-Trailer entnehmen kann, reichen die Antworten von bloßen Kommentaren über wertschätzende Bestärkungen bis hin zu unter Freunden üblichem Necken. So soll sich laut Schiffmann eine echte soziale Bindung zu dem Produkt einstellen. Auch beim Brainstormen und Entwickeln von Ideen kann Friend eine echte Hilfe darstellen.
Als Beleg für die Richtigkeit seines Ansatzes führt der Entwickler an, dass Menschen bereits sehr innige Beziehungen zu Chatbots wie Character.AI und Replika pflegen. Im Gegensatz zu diesen KI-Tools muss Friend aber nicht extra geöffnet und mit Information versorgt werden, sondern ist immer dabei.
Datenschutztechnisch klingt das natürlich wie ein Alptraum. Allerdings soll Friend keine Transkripte oder Aufzeichnungen speichern. Das gesamte Gedächtnis der App könne ganz einfach gelöscht werden. Außerdem sind alle Daten laut Homepage Ende-zu-Ende verschlüsselt.
Freund statt Dienstleister: ein etwas anderer KI-Ansatz
Wie Schiffmann gegenüber The Verge erklärt, wollte er ursprünglich ein portables Tool erschaffen, das die Träger:innen an Aufgaben erinnert und sie bei der Ausführung unterstützt. Wie er allerdings schnell einsehen musste, ist dieser Pfad der KI-Entwicklung aber bereits von den großen Playern der Industrie besetzt. Darin werde „niemand Apple oder OpenAI schlagen“, so der Entwickler wörtlich.
Die ersten 30.000 Prototypen sollen im ersten Quartal 2025 in die USA und Kanada ausgeliefert werden. Bisher funktioniert das System nur auf iOS, wobei Schiffmann an einer Android-Version arbeitet. Kosten wird das Gerät voraussichtlich 99 US-Dollar, ein Abo für die App muss man nicht abschließen.
Viele Details darüber, welche Funktionen das Gadget letztendlich haben wird, sind allerdings noch nicht ganz klar. So könnte Friend zum Beispiel auch irgendwann eine Kamera enthalten. Schiffmann ist auch noch nicht sicher, ob die KI nicht auch ein eigenes Innenleben bekommen soll, von dem sie den Anwender:innen erzählt. Die „Freundschaft“ wäre dadurch nicht völlig einseitig, was den Effekt der Bindung noch intensivieren könnte.
Laut Schiffmann soll Friend soziale Interaktion mit echten Menschen nicht ersetzen, aber einen netten Zusatz darstellen. Wie weit der Entwickler mit seinem Realismus geht, sieht man an einer bewussten Design-Entscheidung: Geht der Anhänger kaputt, sind alle Erinnerungen und Daten unwiederbringlich verloren. So erleben die Träger:innen ein echtes Gefühl von Verlust. Eines steht also fest: man muss gut auf seinen Friend aufpassen.