Kulturwandel bei Microsoft: Könnte die Software des Tech-Konzerns durch KI ersetzt werden?
Der KI-Hype soll bei Microsoft zu einem deutlich spürbaren Kulturwandel geführt haben. Wie The Verge berichtet, leben die Mitarbeiter:innen in ständiger Angst, durch smarte Tools ersetzt zu werden, während CEO Satya Nadella unter enormem Druck steht, die Relevanz des Unternehmens zu sichern.
Könnte Microsoft durch KI obsolet werden?
Neue Technologien können alles verändern – und der Wandel schreitet immer schneller voran. Was gestern noch als unverzichtbar galt, könnte morgen schon durch automatisierte und damit günstigere Prozesse ersetzt werden. Ein ideales Beispiel dafür ist die Digital Equipment Corporation: Das Unternehmen gehörte zwischen den 1960er und 1980er Jahren zu den größten Computerherstellern der Welt. Satya Nadella, der CEO von Microsoft, sagte kürzlich in einem Townhall-Meeting, dass ihn die Geschichte des Unternehmens buchstäblich verfolgen würde. Aufgrund strategischer Fehler wurde die Digital Equipment Corporation von konkurrierenden Konzernen wie IBM schnell verdrängt. Heute ist der Name nicht viel mehr als eine Randnotiz.
Befürchtet Nadella also, dass auch Microsoft im Rennen um die Zukunft obsolet werden könnte? Fakt ist: Der Druck, sich im KI-Zeitalter neu zu erfinden, wächst stetig. Erschwerend hinzu kommt, dass Elon Musk spottend ankündigte, sein nächstes KI-Projekt solle den Titel „Macrohard“ tragen. „Im Prinzip sollte es möglich sein, Softwareunternehmen wie Microsoft vollständig mit KI zu simulieren, da sie selbst keine physische Hardware herstellen”, so der Tech-Milliardär. Ob Musks Versuche, Produkte wie Microsofts Office-Suite per KI zu kopieren, tatsächlich erfolgreich sein werden, bleibt abzuwarten.
Der Microsoft-CEO äußert sich besorgt
Microsoft selbst setzt ebenfalls auf KI, um mit der Konkurrenz Schritt zu halten: Anfang dieses Jahres bestätigte das Unternehmen seine Pläne, 80 Milliarden US-Dollar in die Finanzierung von KI-Rechenzentren zu stecken – deutlich mehr als Unternehmen wie Google oder Meta. Trotzdem äußert Nadella sich besorgt: „Alles, das wir vielleicht 40 Jahre lang geliebt haben, könnte keine Rolle mehr spielen“, sagte er in dem internen Meeting zu seinen Mitarbeiter:innen. „Wir als Unternehmen und wir als Führungskräfte müssen wissen, dass wir in Zukunft nur dann wertvoll sein werden, wenn wir etwas aufbauen, das von dauerhafter Relevanz ist, anstatt zu sehr an dem zu hängen, was wir in der Vergangenheit aufgebaut haben.“
Auch das schwierige Verhältnis zu OpenAI könnte Nadellas Optimismus zusätzlich dämpfen. Microsoft ist der wichtigste strategische Partner und Großinvestor von OpenAI und hat schon mehr als 13 Milliarden US-Dollar investiert. Im Gegenzug erhält Microsoft exklusiven Zugriff auf OpenAIs Technologien. Jetzt stellt das einstige KI-Startup allerdings weitreichende Bedingungen: Einerseits will OpenAI Microsofts Zustimmung, um zu einem gewinnorientierten Unternehmen zu werden. Andererseits benötigt OpenAI für das Training seiner Modelle mehr Rechenkapazität, als Microsoft bereitstellen kann. Was das für die Partnerschaft konkret bedeutet, ist noch unklar.
Microsoft kürzt weiter Arbeitsplätze
Der Druck, dem das Unternehmen ausgesetzt ist, bekommen auch die Mitarbeiter:innen zu spüren. Schon 2023 hatte Microsoft rund 10.000 Stellen gestrichen. In diesem Jahr sollen erneut Jobs im großen Stil abgebaut werden. Wie Die Zeit berichtet, plant das Unternehmen Kürzungen von etwa vier Prozent – gemessen an der aktuellen Zahl der Mitarbeiter:innen wären das über 9.000 Arbeitsplätze. Viele der Angestellten leiden daher unter der ständigen Angst, entlassen oder durch KI ersetzt zu werden. Und Microsoft-CEO Nadella, der selbst mit der schwierigen Lage des Unternehmens ringt, kann ihnen diese Sorge nicht nehmen.