Ladendiebe in den USA werden bald von Drohnen verfolgt – hofft zumindest diese Firma
Die Firma Flock Safety stellt sich einen neuen Einsatzzweck für Drohnen vor. (Symbolbild: Shutterstock/vectorfusionart)
Ein Unternehmen, dessen fliegende Überwachungssysteme einst nur für Polizeibehörden reserviert waren, bietet sie nun auch für die Sicherheit im privaten Sektor an, wie das Flock Safety kürzlich bekannt gab. Zu den potenziellen Kunden zählen Unternehmen, die Ladendiebstähle eindämmen wollen. Firmenkunden in den USA können dazu die Drohnen-Dockingstation von Flock auf ihrem Gelände aufstellen. Ein Sicherheitsteam könnte dann die Drohnen innerhalb eines bestimmten Radius’, oft einige Kilometer, abheben lassen. Die Unternehmen benötigen dazu allerdings im Vorfeld eine Ausnahmegenehmigung der US-Flugaufsicht Federal Aviation Administration (FAA) für Drohnenflüge außerhalb der Sichtweite. Doch die ist mittlerweile immer leichter zu bekommen.
Wie der Einsatz dieser Drohnen funktioniert
„Anstelle eines Notrufs [der die Drohne bei der Polizei auslöst] handelt es sich dann um einen Alarmruf“, sagt Keith Kauffman, selbst ein ehemaliger Polizeichef, der jetzt das Drohnenprogramm von Flock leitet. „Es ist die gleiche Art von Reaktion.“ Kauffman erklärte, wie das Drohnen-System im Falle eines Ladendiebstahls funktionieren könnte: Wenn das Sicherheitsteam eines Geschäfts wie etwa beim Baumarkt Home Depot Ladendiebe beim Verlassen des Geschäfts feststellt, könnte die mit Kameras ausgestattete Drohne von ihrer Dockingstation auf dem Dach aus aktiviert werden. „Die Drohne folgt den Personen. Sie steigen etwa in ein Auto. Man drückt dann einen Knopf und verfolgt das Fahrzeug mit der Drohne, die dem Auto hinterherfliegt.“
Die Videoaufnahmen dieser Drohne könnten zur weiteren Verarbeitung an das Sicherheitsteam des Unternehmens gehen, aber auch automatisch direkt an die Polizei übertragen werden. Flock Safety gibt an, dass es bereits in Verhandlungen mit großen Einzelhändlern steht, aber bislang keine Verträge unterzeichnet hat. Das einzige Unternehmen aus dem privaten Sektor, das Kauffman als Kunden bereits nennen konnte, ist Morning Star, ein kalifornischer Tomatenverarbeiter, der Drohnen zur Sicherung seiner Distributionszentren einsetzt. Flock möchte seine Verfolgungsdrohnen auch an Krankenhäuser, Lagerhäuser und Öl- und Gasanlagen vermarkten.
Dazu passt, dass die FAA derzeit neue Vorschriften für die Erteilung von Genehmigungen für Piloten, die Drohnen außerhalb der bislang üblichen Sichtweite fliegen, ausarbeitet. Ob der Anwendungsfall von Flock Safety nach den derzeit vorgeschlagenen Richtlinien zulässig wäre, ist aber noch unklar. Die Expansion des Unternehmens in den privaten Sektor folgt auf eine Zunahme von Drohnenprogrammen, die von Polizeibehörden in den gesamten USA verfolgt werden. Dabei geht es darum, Drohnen als Ersthelfer einzusetzen. Bei solchen Vorhaben schickt die Polizei dann Drohnen zum Einsatzort, um schneller aktuelles Bildmaterial zu bekommen, als ein Beamter vor Ort sein kann.
Nutzen und Bedenken der Drohnen-Flüge
Flock Safety gilt hier als führender Anbieter. Polizeibehörden haben bereits Erfolge mit Drohnen vermeldet – beispielsweise die Versorgung eines Jungen in der Wildnis von Colorado. Die Drohnenprogramme haben jedoch auch zu schweren Bedenken hinsichtlich der Verletzung des Schutzes der Privatsphäre und übermäßigen Polizeikontrollen in Gegenden mit vielen Migrant:innen und Angehörigen von Minderheiten geführt. Es gab außerdem erste Zivilklagen, in denen gefordert wird, dass Polizeibehörden den öffentlichen Zugang zu Drohnenaufnahmen nicht blockieren dürfen.
Andere von Flock Safety angebotene Technologien wie etwa Kennzeichenlesegeräte sind zudem in letzter Zeit in die Kritik geraten, da die US-Einwanderungsbehörden, darunter ICE und CBP, im Rahmen der Massenabschiebungen der Trump-Administration Zugriff erhalten. Die Expansion von Flock Safety in den privaten Sicherheitssektor sei „ein logischer Schritt, aber die falsche Richtung“, kommentiert Rebecca Williams, Senior Strategist für den Bereich Datenschutz bei der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU.
„Flock ist inzwischen das Meta der Überwachungstechnik“
Williams verwies auf die zunehmende Aushöhlung der Schutzbestimmungen des vierten US-Verfassungszusatzes, der unrechtmäßige Durchsuchungen und Beschlagnahmungen verhindern soll. Im Internetzeitalter, in dem die Regierung private Daten kaufen kann, für deren Erlangung sie sonst einen Durchsuchungsbefehl benötigen würde, spielt das eine große Rolle.
Der Vorschlag für ein verbessertes Gesetz zur Eindämmung dieser Praxis ist derzeit ins Stocken geraten. Die Expansion von Flock in den privaten Sektor würde das Problem noch verschärfen, sagt Williams. „Flock ist inzwischen das Meta der Überwachungstechnik“, so die Aktivstin und verweist dabei auf die Menge an personenbezogenen Daten, die das Unternehmen erworben und bereits monetarisiert hat. „Die Expansion ist sehr beängstigend.“