Anzeige Sponsored Post

Führung, Kultur und Innovation in der IT: Exklusives Interview mit Sidharth Yadav

Im exklusiven Interview mit t3n spricht der neue Group CEO der Volkswagen Group IT Solutions, Sidharth Yadav, über unterschiedliche Arbeitskulturen, die Vision und Säulen der Gruppe und welche Learnings aus dem Ausdauersport ihm dabei helfen.

Von Steven Müller
5 Min.
Artikel merken
Sidharth Yadav, neuer CEO der VWGIS Gruppe

Sidharth Yadav im Gespräch mit t3n in der Geschäftsstelle der Volkswagen Group IT Solutions. (Bild: t3n)

Kästorf, Wolfsburg: In Sichtweite des Volkswagenwerks liegt die Geschäftsstelle der Volkswagen Group IT Solutions (VWGIS). Hier treffen wir Sidharth Yadav, der seit November 2024 als neuer CEO der Gruppe fungiert. 

Nachdem Sidharth Yadav bereits in Indien und Deutschland für VWGIS tätig war, übernahm er im November 2024 gemeinsam mit Dirk Schäfer als COO und Andreas Flügger als CFO die Leitung des Unternehmens. Zusammen vereinen sie Volkswagen Group IT Solutions mit seinen Tochtergesellschaften in Indien und Portugal zu einer gemeinsamen GIS Group.

t3n: Herr Yadav, Sie sind definitiv kein unbekanntes Gesicht im VWGIS-Kosmos.

S. Yadav: Das stimmt – meine Karriere bei Volkswagen begann 2008 in Pune, Indien, wo ich als CIO für die IT-Infrastruktur eines neuen Produktionswerks verantwortlich war. Das beinhaltete auch den Aufbau von Rechenzentren – damals war Cloud Computing noch nicht so verbreitet.

In dieser Zeit begannen wir, mit unseren deutschen Kolleg:innen zusammenzuarbeiten. Zunächst setzten wir vor allem auf indische IT-Ressourcen zur Deckung lokaler Bedürfnisse. Als sich dieser Ansatz als erfolgreich erwies, erweiterten wir unsere Zusammenarbeit, sodass auch Deutschland integriert wurde.

Später zog ich nach Deutschland, um als CIO für Europa tätig zu sein – in enger Kooperation mit Kolleg:innen aus dem Vereinigten Königreich, damals auch aus Russland und innerhalb Deutschlands. Nachdem ich 2014 nach Indien zurückkehrte, übernahm ich die Verantwortung als CIO für die Asien-Pazifik-Region, die Japan, Korea, Australien, Taiwan und den Nahen Osten umfasste. Diese Stationen ermöglichten mir tiefe Einblicke in die unterschiedlichen Unternehmenskulturen und Arbeitsweisen.

t3n: Auf dem Weg zu einer gemeinsamen GIS Group gibt es viele Chancen und Herausforderungen. Welche Erkenntnisse haben Sie durch die Führung über verschiedene Kulturen hinweg gewonnen?

S. Yadav: Die größte Erkenntnis ist: Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“ – es gibt unterschiedliche Arbeitsweisen. Entscheidend ist, diese Unterschiede zu verstehen. Deutsche Fachkräfte sind oft strukturierter und direkter, während indische Teams tendenziell zurückhaltender agieren. Wenn ein:e deutsche:r Manager:in beispielsweise zu durchsetzungsstark auftritt, zieht sich ein indischer Kollege eventuell eher zurück, statt aktiv mitzuwirken. Sobald man diese Nuancen kennt, gestaltet sich die Zusammenarbeit wesentlich reibungsloser.

t3n: Wie integrieren Sie diese interkulturellen Erkenntnisse in Ihren Führungsstil?

S. Yadav: Die GIS Group besteht aus drei Einheiten – GIS Germany, Digital Solutions Portugal und ITS India – mit insgesamt rund 5.100 Mitarbeitenden. Unser Ziel ist es, eine einheitliche Kultur zu schaffen, die nationale Unterschiede anerkennt und zugleich eine gemeinsame, professionelle Identität fördert. Dafür setzen wir auf fünf Kernwerte, die wir die „5 Ps“ nennen:

  1. Partner: Wie schaffen wir Mehrwert und stärken unsere Kundenbeziehungen?
  2. Purpose: Als Insourcing-Partner von Volkswagen leben wir extreme Verantwortungsübernahme.
  3. Product: Wir sind ein technologiegetriebenes Unternehmen und wollen immer an der Spitze der Innovation stehen.
  4. Passion: Unsere Mitarbeitenden brennen für Technologie – wir fördern Neugier und kontinuierliches Lernen.
  5. People: Letztlich dreht sich alles um die Menschen, und wir wollen Gewinnerteams aufbauen.

Diese Werte bilden das Fundament unserer „cool culture“ – geprägt von Neugier (curiosity), hohem Kundenfokus (obsession with customers), höchster Eigenverantwortung (extreme ownership) und technologischer Führungsstärke (leadership in technology).

Sidharth Yadav, neuer CEO der VWGIS Gruppe

Sidharth Yadav im VWGIS-Büro in Wolfsburg, Januar 2025. (Bild: t3n)

t3n: Wir würden gerne etwas tiefer in die Vision für die neue Gruppe eintauchen, die mit Ihnen an der Spitze entsteht. Wie sieht die Mission und die strategische Ausrichtung genau aus?

S. Yadav: Unsere Mission ist klar: Wir wollen der innovativste Anbieter von Produkten und Lösungen für den Volkswagen Konzern werden. Um das zu erreichen, haben wir fünf strategische Säulen definiert:

  1. IT-Exzellenz: Wir müssen an der Spitze technologischer Kompetenz stehen.
  2. Business Value: Jedes Projekt soll messbaren Mehrwert für unsere Geschäftspartner bieten.
  3. Optimale Ressourcennutzung: Wir setzen auf Deutschland (vor Ort), Portugal (nearshore) und Indien (offshore), um die Effizienz zu optimieren.
  4. Innovation und Produktentwicklung: Wir investieren in Forschung und Entwicklung und streben an, jährlich acht neue MVPs zu launchen.
  5. Talentförderung: Wir wollen nicht nur ein großartiger Arbeitgeber sein, sondern auch der beste Ort für berufliche Weiterentwicklung.

t3n: Wie stellen Sie eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teams und Standorten sicher?

S. Yadav: Wir haben bereits eine starke Kooperation zwischen Deutschland, Portugal und Indien etabliert und strukturieren unsere Arbeit gleichzeitig im Hinblick auf Effizienz. Eine zentrale Initiative ist unser „Center of Excellence“-Programm, in dem wir virtuelle Communities in speziellen Fachbereichen aufbauen. So bündeln wir beispielsweise Java-, SAP- oder Microsoft-Entwickler:innen aus allen drei Standorten in spezialisierten Wissenszentren. Aus diesen Communities heraus rekrutieren wir Top-Talente, die dann als „Army of Experts“ die Technologie-Roadmaps und Innovationen vorantreiben.

Unser Ziel ist, dass sich die Teams als Teil eines einheitlichen Tech-Ökosystems verstehen, statt als isolierte Einheiten. Das fördert den Wissensaustausch und stärkt unsere interne Expertise.

t3n: Ich bin außerdem auf Ihr Konzept der „Zero-Distance-Leadership“ gestoßen. Können Sie diese Herangehensweise näher erläutern?

S. Yadav: Zero-Distance-Leadership ist ein Konzept, das ich letztes Jahr eingeführt habe. Um ein berühmtes, nicht-menschliches Wesen zu zitieren: „Tu es oder tu es nicht; es gibt kein Versuchen.“ Diese Philosophie bedeutet, dass es keine Lücke zwischen dem gibt, was wir versprechen, und dem, was wir liefern. Wir wenden diesen Grundsatz in allen fünf Dimensionen an: keine Distanz zu unseren Partnern, unserem Zweck, unseren Produkten, unserer Leidenschaft und unseren Mitarbeitenden.

So haben wir beispielsweise ein Product-Maturity-Model entwickelt, das jedes Produktteam dazu anhält, pro Quartal mindestens eine Innovation umzusetzen. Außerdem haben wir die Initiative „Challenge us“ gestartet, bei der Geschäftsverantwortliche ihre größten Pain-Points präsentieren und unsere Teams innovative Lösungen finden. So bleiben wir unseren geschäftlichen Herausforderungen möglichst nah.

t3n: Welchen Rat würden Sie jungen Berufstätigen oder Absolvent:innen geben, die bei Ihnen arbeiten möchten?

S. Yadav: Mein wichtigster Rat: Werdet Expert:in in eurem Fachgebiet. Ob Softwareentwicklung, KI oder Cybersicherheit – tiefes technisches Know-how ist entscheidend. Zugleich ist es essenziell, den geschäftlichen Kontext zu verstehen. Technologie bedeutet nicht nur Code zu schreiben, sondern echte Probleme zu lösen. Der gedankliche wie faktische Wandel vom „Liefern eines IT-Projekts“ hin zur „Entwicklung von IT-Produkten“ schafft echten Mehrwert. Wir rekrutieren aktiv Hochschulabsolvent:innen, vor allem in Indien – und schulen sie sechs Monate lang, bevor wir sie in Projekte integrieren. Zudem setzen wir stark auf KI-Weiterbildung und haben eine eigene AI-Academy ins Leben gerufen, um unsere Teams auf die Zukunft der Technologie vorzubereiten.

t3n: Im Jahr 2023 haben Sie einen sogenannten Ultraman absolviert – eine Triathlon-Variante, die die Distanzen eines Ironman bei Weitem übertrifft. Welche Erkenntnisse konnten Sie daraus für Ihre Arbeit gewinnen?

S. Yadav: Die wichtigste Lektion aus dem Ausdauersport für mich ist: Man sollte nicht nur auf die Ziellinie hinarbeiten, sondern sich immer auf die nächste Stunde, den nächsten Meilenstein konzentrieren – immer mit dem Endziel vor Augen. Bei einem Langstrecken-Event wie dem Ultraman muss man jede Stunde planen, da die Energiereserven des Körpers nur etwa eine Stunde halten. Danach muss man mit Kohlenhydraten, Salzen und Nährstoffen nachfüllen, um weitermachen zu können. Übertragen auf den Business-Alltag bedeutet das: Unsere vierteljährlichen Sprints treiben die langfristige Vision voran. Wenn wir kurzfristig gut agieren, sichern wir gleichzeitig langfristigen, nachhaltigen Erfolg.

t3n: Vielen Dank, dass Sie Ihre Erkenntnisse mit uns geteilt haben – das war ein sehr aufschlussreiches Gespräch!

S. Yadav: Vielen Dank! Ich schätze die Gelegenheit, unsere Reise mit euch zu teilen.

Erfahre mehr über die VWGIS-Gruppe im Themenspecial bei t3n.

Jetzt das VWGIS-Themenspecial entdecken

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren