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Linux-Geheimtipp: Feren OS feiert 5-jähriges Jubiläum

Pünktlich zum fünfjährigen Geburtstag der Linux-Distribution Feren OS erscheint die neue Version 2021.01 „Dysprosium“. Das bisher kaum bekannte Ubuntu-Derivat ist eine erstaunlich runde Sache.

Von Enno Park
4 Min. Lesezeit
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Version 2021.01 Dysprosium der Linux-Distribution Feren OS. (Screenshot: Enno Park)

Welcher Linux-Nutzer kennt das nicht: Nächtens stolpert der gelangweilte Distro-Hopper auf Youtube über ein Video, das eine kaum bekannte Linux-Distribution vorführt. Meistens ist die Distribution hässlich und bedient einen Nischenzweck, der einen gerade nicht interessiert; oder sie ist übermäßig hübsch, bei näherer Betrachtung aber unbrauchbar. Selbst wenn man sich die Mühe macht, sie auf auf einen USB-Stick zu ziehen und selbst zu testen, landet sie doch eher selten als Installation auf der Festplatte.

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Eine dieser überflüssigen Linux-Distributionen war bis neulich auch Feren OS. Das Hobby-Projekt eines britischen Studenten leitete sich ursprünglich mal von Linux Mint ab. Der Cinnamon-Desktop sah moderner und hübscher aus, war aber hakelig und zäh in der Bedienung und an allen Ecken und Enden inkonsistent. Selbst die meist ziemlich oberflächlichen und ahnungslosen Distro-Youtuber behandelten diese Distribution nur, weil man auch mal was verreißen muss. Auch auf Distrowatch fristet die Distro ein Schattendasein und hat eine mittelmäßige Bewertung.

Allerdings wurde Feren OS vergangenes Jahr komplett umgebaut. Es basiert mittlerweile direkt auf Ubuntu, verwendet ein sehr schön angepasstes KDE und die krude Mischung aus zahlreichen Repositories wurde auf ein Mindestmaß zurückgestutzt. Das Ergebnis landete in Form der Version 2020.11 eher spaßeshalber auf meiner Festplatte und hat mich völlig überrascht: Seit drei Monaten habe ich jetzt das Ubuntu, mit dem ich eigentlich arbeite, nicht mehr gebootet und stattdessen Feren OS benutzt, ganz einfach, weil es Spaß macht und praktisch ist.

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Ausgefeilter KDE-Desktop

Die KDE-Oberfläche ist optisch sehr ansprechend eingerichtet und zugleich performant. Oberflächlich gesehen orientiert es sich an Windows, will dieses aber ansonsten nicht weiter imitieren. Stattdessen lässt sich die Anordnung der Desktop-Elemente mit einem Klick zwischen Windows, MacOS, Ubuntu und anderen Konzepten umschalten. Als Browser ist Vivaldi vorinstalliert. Als eine der ganz wenigen Linux-Distributionen, die das erlauben, ermöglicht Feren OS aber das Installieren, Entfernen und Wechseln zahlreicher Browser von Chrome und Chromium über Firefox bis Brave mit einem Klick. Nur unter Microsoft Edge steht derzeit noch „Coming soon“.

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Ein gutes Beispiel für den Pragmatismus der Entwickler ist der Umgang mit dem Software-Paketformat Snap. Viele waren verärgert, als Ubuntu auf das halb-proprietäre Snap umgestiegen ist. Der Ubuntu-Abkömmling Mint hingegen hat Snap aus dem System entfernt und durch Flatpak ersetzt. Feren OS geht hier einen Mittelweg: Flatpak ist standardmäßig aktiv und Snap lässt sich jederzeit auf Wunsch hinzuschalten. Ähnlich gestaltet sich der Umgang mit proprietären Treibern und Codecs.

Im System finden sich Anleihen aus verschiedensten Linux-Distributionen, vom Calamares-Installer über einen an Linux MX erinnernden Welcome-Screen bis hin zum Backup-Tool Timeshift. Steam und Wine sind nicht vorinstalliert, lassen sich aber mit einem Klick installieren. In vielen Distributionen sehen KDE-Anwendungen unter Gnome hässlich aus und umgekehrt. Feren OS hingegen macht das Integrieren von Software aus verschiedenen Distributionen richtig gut, auch wenn sich auch hier kleinere Inkonsistenzen nicht vermeiden lassen.

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Für alte Hardware, ohne spartanisch zu sein

Das führt dazu, dass Feren OS seine Zielgruppen in ganz unterschiedlichen Bereichen finden kann: Als Einsteiger-Distro ist es ähnlich leicht zu bedienen und gut gestaltet wie Zorin OS oder Elementary OS. Als leichtgewichtiges System läuft es auch auf alter Hardware sehr gut und macht Xubuntu und MX Linux Konkurrenz, ohne spartanisch zu wirken. Auch auf einem zehn Jahre alten Laptop läuft die sanft animierte und mit Transparenzen versehene Oberfläche mit hoher Schwuppdizität. HD-Videos lassen sich auch im veralteten Setting ohne Ruckler abspielen, was unter Linux keine Selbstverständlichkeit ist. Last but not least richtet sich Feren OS an alle, die Mint oder Pop_OS verwenden, weil die sehr gut und pragmatisch vorkonfiguriert sind.

Feren OS 2021.01 Dysprosium. (Screenshot: Enno Park)

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Natürlich hat Feren OS auch Nachteile. Das größte Manko ist wahrscheinlich die äußerst kleine Community, die nicht einmal ansatzweise mit den Communities anderer Distributionen mithalten kann. Allerdings funktionieren Hilfestellungen aus der Ubunut-Welt auch unter Feren OS. Wie so oft bei kleinen Distributionen besteht die Gefahr, dass die Entwickler es nicht schaffen, die Distribution langfristig zu pflegen. Und im System finden sich an einigen Stellen noch die Überreste der eher chaotischen Anfangsjahre. Gerade Letzteres wird aber im Moment von Version zu Version besser und einem Einsatz als normales Büro- und Alltagssystem steht nichts im Wege. Dass das sich Dark-Theme nicht auf alle Anwendungen auswirkt, ist auch so eine Kinderkrankheit, die sämtliche Linux-Distributionen in unterschiedlichem Ausmaß betrifft.

Nicht geeignet ist Feren OS für Puristen, die auf einem nackten Debian bestehen oder ihr Arch-Linux von Hand installieren. Ebenso wenig dürften Entwickler, die viel auf der Shell arbeiten und vielleicht sogar einen Tiling-Window-Manager verwenden, glücklich mit Feren OS werden. Besonders geeignet ist es hingegen für Menschen, die sonst Windows oder MacOS nutzen, aber mit Linux liebäugeln, insbesondere um alter Hardware etwa für den Wohnzimmer-PC neues Leben einzuhauchen.

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Wie bei Ubuntu-basierten Distributionen üblich, kann Feren OS als Live-System gratis heruntergeladen und mit einem USB-Stick getestet werden, ohne es gleich installieren zu müssen.

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2 Kommentare
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André

Läuft so toll und sauber das die Screenshots sogar noch halbtransparent anzeigen das gerade ein Screenshot aufgenommen wurde. Schon peinlich wenn man die schlechte Performance sogar auf Screenshots sieht. *facepalm*
Wer GNU/Linux auf dem Desktop nutzt ist selber schuld.

Antworten
dennis

Das mit der Transparenz ist wirklich total bescheuert und zeigt, dass es bei T3N keine Qualitätskontrolle gibt. Wie kann sowas online gehen?

Dein Kommentar jedoch ist falsch. Denn die Performance ist so gut, dass der Screenshot so schnell aufgenommen wird, dass eben das Kontextmenü noch mit drauf ist.

Wer es nicht checkt und keine Ahnung haben will, ist selber schuld :-P

Antworten

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