Nutzer der Sport-Audio-App Locker Room von Betty Labs werden nicht viele Unterschiede erkennen, wenn sie sich das frisch gestartete Greenroom ansehen. Mit Ausnahme des Spotify-Branding und einer Ausweitung der Themenpalette hat der Musik-Streamingdienst weitgehend alle Steine übereinander gelassen.
Greenroom zunächst ohne Spotify-Integration, aber mit Vorbereitung darauf
Nur so konnte es wohl auch gelingen, dass Greenroom in nur drei Monaten nach der Übernahme von Betty Labs durch Spotify an den Markt gehen konnte. Greenroom ist bislang eine vollkommen eigenständige App. Auch langjährige Spotify-Nutzer müssen sich einen separaten Account anlegen. Die Verknüpfung zu einem Spotify-Konto soll zukünftig möglich sein.
Anders als der Ideengeber und Trend-Beschleuniger Clubhouse gibt es Spotifys Live-Audio-App Greenroom vom Start weg für beide große Smartphone-Betriebssysteme. Auch wenn Sound und Spotify schon auf den ersten Blick gut zusammenpassen, ist Greenroom für den Dienst ein Wagnis. Immerhin handelt es sich dabei – anders als bei Spotify – um ein waschechtes soziales Netzwerk mit seinen eigenen Regeln und Gesetzmäßigkeiten.
Themenfokus muss sich entwickeln
Die Zielsetzung der Social-Audio-App besteht darin, Nutzern Live-Unterhaltungen über Sport, Musik und Kultur zu ermöglichen. Was dann tatsächlich besprochen werden wird, ist abzuwarten. In einem ersten kurzen Test der App konnten wir jedenfalls keine echten Beschränkungen hinsichtlich des Eröffnens sogenannter Rooms entdecken.
Langfristig will Spotify Inhalte aus Greenroom auch via Spotify zugänglich machen. Dazu soll zunächst beobachtet werden, wie die Menschen die neue App nutzen wollen und werden.
Kaum Änderungen zu Locker Room
Anders als seine technische Basis, die Sportinhalte-App Locker Room, bietet Greenroom eine thematisch deutlich breitere Palette an Inhalten. Momentan wird gesendet, was die ersten Nutzer eben senden wollen. Wer Locker Room vor allem wegen seines klaren Fokus auf Sport zu schätzen wusste, muss bei Greenroom umdenken oder abdrehen.
Ansonsten sind die Änderungen aber eher optischer Natur. So kommt die App im grün-schwarzen Farbschema von Spotify daher und hat ein neues Logo und eine ebensolche Schriftart. Funktional gibt es nun eine native Aufnahmefunktion, die es den Nutzern ermöglicht, ihre Sendungen zu speichern und als Podcasts zu verteilen.
Jeder entwickelt irgendwas mit Live-Social-Audio
Social Audio ist immer noch ein Hype-Thema – jedenfalls unter Entwicklern. Bis zum Start von Clubhouse im Frühjahr 2020 hatte sich das Interesse der Nutzer an dieser Form von Gruppentelefonaten in Grenzen gehalten. Eine Ausnahme für den Gamerbereich stellt schon seit 2015 Discord dar. Dort war Live Audio schon länger beliebt.
Nach Clubhouse hat Twitter Spaces gestartet und auch Facebook hat seine ersten Live-Räume veranstaltet. Eine ganze Reihe an Startups entwickeln teils nischenspezifische Live-Audio-Apps und die großen Plattformen wie Slack, Linkedin oder Reddit arbeiten ebenfalls an der Live-Audio-Integration. Ob nun ausgerechnet Spotify einen Vorteil hat, weil Sound ohnehin das Kerngeschäft des Unternehmens ist, ist schwer zu prognostizieren. Sicher dürfte sein, dass Spotify Sound kann. Möglich erscheint, dass sich Greenroom hin zu einem Live-Podcasting mit Nachhörmöglichkeit entwickeln lassen könnte.