Eigentlich hatte sich Derek Ladewig vorgenommen, der Deutschen Bahn mit einem hippen Fernverkehrsangebot einzuheizen. Ausrangierte Reisezüge sollten modernisiert, mit WLAN und Steckdosen ausgestattet sowie zu fairen Preisen auf hiesige Schienen gebracht werden – mit diesem Versprechen warb der Locomore-Chef 2015 um finanzielle Unterstützung aus der Bevölkerung. Mit Erfolg: Per Crowdfunding kamen mehr als 600.000 Euro Startkapital für das Vorhaben zusammen.
Als Locomore schließlich im Dezember zwischen Stuttgart, Frankfurt, Hannover und Berlin an den Start ging, sah es danach aus, als könnte das Unternehmen seinen Ansprüchen als bisher attraktivster Wettbewerber der Deutschen Bahn gerecht werden. Nach eigenen Angaben verbuchte Locomore seit dem Start im Dezember rund 70.000 Fahrgäste. Schnell kündigte Ladewig Expansionspläne für weitere Strecken im Bundesgebiet an.
Zu wenig Fahrgäste im Crowdfunding-Zug
Ein offenbar zu ambitioniertes Ziel: Am Donnerstag hat Locomore einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg gestellt. Dies geht aus den Bekanntmachungen des Gerichts hervor. Inzwischen hat das Unternehmen auch eine eigene Stellungnahme veröffentlicht. „Sowohl die Anzahl der Fahrgäste als auch die Einnahmen pro Fahrgast sind zwar kontinuierlich angestiegen, aber nicht schnell genug, um vollständig kostendeckend zu arbeiten“, heißt es auf der Website von Locomore. Angeblich habe kurzfristig auch ein Investor seine Unterstützung verweigert, dessen Engagement die Insolvenz abgewendet hätte.
Locomore kämpfte mit Problemen
Zuletzt hatte Locomore auch im laufenden Betrieb immer wieder mit Problemen zu kämpfen. Weil mal die Wagenreihung nicht stimmte, Toiletten defekt waren oder WLAN und Buchungssoftware ausfielen, musste das Unternehmen seinen Zugverkehr wegen Wartungsarbeiten zeitweise einschränken. Wie es nun mit Locomore weitergeht, wird das Insolenzverfahren entscheiden. Die Züge sollen vorerst weiterfahren.
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien