Lohnt sich ein Balkonkraftwerk – und wie viel Geld spart man wirklich? - t3n

Balkonkraftwerke erleben in Deutschland derzeit einen regelrechten Boom. Aber sind die Mini-Solaranlagen für Privathaushalte wirklich eine lohnende Investition – oder doch nur eine sinnlose Spielerei? Ein Blick auf die Zahlen und Häuserfronten zeigt: Immer mehr Menschen setzen auf kleine Solaranlagen für Balkon und Außenwand. Allein im ersten Halbjahr 2024 wurden in Deutschland 152.000 neue Balkonkraftwerke installiert. Das entspricht einer Steigerung von über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Parallel dazu hat die Bundesregierung die entsprechenden Gesetze so angepasst, dass die Mini-Solaranlagen für die Verbraucher noch attraktiver werden: Seit Mai 2024 liegt die maximal erlaubte Einspeiseleistung nicht mehr bei 600 Watt, sondern – wie auch in anderen EU-Ländern – bei 800 Watt. Weiterhin dürfen Balkonkraftwerke vorübergehend auch mit älteren Ferraris-Zählern genutzt werden, die bei der Einspeisung des erzeugten Stroms ins öffentliche Netz rückwärtslaufen. Fast noch wichtiger ist eine Neuerung im Mietrecht: Balkonkraftwerke gelten inzwischen als „privilegierte Maßnahme“, was bedeutet, dass Mieter grundsätzlich einen Anspruch darauf haben, eine Mini-Solaranlage anbringen und nutzen zu dürfen. Nur wenn „triftige Gründe“ vorliegen, können der Vermieter beziehungsweise die Eigentümergemeinschaft die Installation blockieren. Kann ein Balkonkraftwerk wirklich die Stromkosten senken? Wer sich mit dem Thema Balkonkraftwerk auseinandersetzt, begegnet neben all den rechtlichen Belangen vor allem einer Frage immer wieder: Lohnt sich eine Mini-Solaranlage finanziell überhaupt? Leider kursieren diesbezüglich zahlreiche Falschinformationen – und vor allem in den Social Networks wird viel Halbwissen zum Besten gegeben. [crosslinks ids="1582267,1621910,1628820"] Dabei ist die Sache eigentlich ganz einfach. Ein handelsübliches Balkonkraftwerk mit zwei 450-Watt-Modulen erzeugt hierzulande unter optimalen Bedingungen rund 900 Kilowattstunden pro Jahr. Ohne Stromspeicher und Optimierungen beim Nutzungsverhalten elektrischer Verbraucher liegt die durchschnittliche Eigenverbrauchsquote bei etwa 35 Prozent. Bedeutet: Man muss rund 315 Kilowattstunden pro Jahr nicht aus dem Stromnetz beziehen, was bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde eine Ersparnis von 95 Euro bedeutet. Nun kann man in die Berechnung noch mit aufnehmen, dass nicht jeder Balkon nach Süden ausgerichtet ist und sich die jährliche Ersparnis deshalb nur auf 70 bis 80 Euro beläuft. Aber selbst dann hat man die Kosten für ein Balkonkraftwerk in dieser Größenordnung (400 bis 700 Euro) nach fünf bis neun Jahren wieder drin. Dabei gilt es zu bedenken, dass viele Anbieter allein 15 Jahre Garantie auf ihre Komplettsets geben und moderne Solarmodule rein statistisch auch nach 30 Jahren noch fast 90 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung haben. Anders ausgedrückt: Ein Balkonkraftwerk lohnt sich auf lange Sicht immer. Und ganz nebenbei leistet man auch noch einen wertvollen Beitrag zur Energiewende, denn jedes neue Balkonkraftwerk macht uns unabhängiger von fossilen Energieträgern. Wann ist ein größeres Balkonkraftwerk sinnvoll? Die eben angestellte Hochrechnung ist derweil noch recht konservativ. Wer sich etwas Mühe gibt und seinen Eigenverbrauch optimiert, beispielsweise die Wasch- und Spülmaschine sowie den Trockner in erster Linie tagsüber laufen lässt, erreicht schnell Eigenverbrauchsquoten von bis zu 50 Prozent. Das braucht natürlich etwas Disziplin und Planung, aber dafür macht sich das Balkonkraftwerk dann eben auch schon nach drei bis vier Jahren bezahlt. Selbiges gilt für Stromspeicher. Richtig ist, dass ein Stromspeicher erst einmal Geld kostet und das Balkonkraftwerk unwirtschaftlicher macht. Aber auf längere Sicht wendet sich das Blatt dann recht schnell, da sich durch einen Stromspeicher je nach Auslegung Eigenverbrauchsquoten von bis zu 90 Prozent erreichen lassen, was wiederum zu deutlichen Ersparnissen beim Netzbezug führt. Etwas anders sieht die Sache aus, wenn es um „große“ Balkonkraftwerke mit vier Modulen geht. Hier sind mitunter bis zu 2.000 Watt Peak möglich, was einer jährlichen Stromerzeugung von rund 2.000 Kilowattstunden entspricht. Das wiederum ist mehr, als kleinere Haushalte im Jahr überhaupt verbrauchen. Derart leistungsstarke Balkonkraftwerke ergeben nur dann Sinn, wenn man auch einen entsprechend hohen Verbrauch hat. Der Klassiker wäre das Elektroauto in der Garage oder der Pool im Garten. Aber auch größere Aquarien oder Serverfarmen sorgen für einen entsprechend hohen Grundverbrauch. Für einen ganz normalen Haushalt, bei dem tagsüber nur der Kühlschrank und die Spülmaschine Strom benötigen, reichen klassische Balkonkraftwerke mit zwei Modulen vollkommen aus. 5 Erfindungen, mit denen Leute ihren eigenen Strom generieren [articlegallery id="151"]