Warum Marken zu Medien und Medien zu Marken werden – Blogger und Journalisten im Fokus

Lag 2012 Content Marketing im Trend, werden Marken die Budgets und Stellen in diesem Bereich in 2013 stark ausbauen. Beispiele und Quellen zum Thema Content Marketing sind inzwischen mit Konferenzen und Büchern zahlreich vorhanden. Es handelt sich nicht mehr um einen Hype oder Trend, sondern um eine allgemeine Entwicklung im Bereich der Markenkommunikation.
PR, Marketing und SEO wachsen zusammen
Die Bereiche PR, Marketing, SEO und Webanalyse wachsen immer stärker zusammen. Content-Produzenten wie Blogger und Journalisten rücken dabei in den Mittelpunkt der genannten Abteilungen und Disziplinen. Marken und Marketing-Abteilungen erkennen immer deutlicher wie wichtig die Produktion von eigenen glaubwürdigen Inhalten durch Journalsiten und Blogger für die eigene Wertschöpfung und im Rahmen des Brandbuildings ist.
Blogger und Journalisten wertvoll wie nie?
Vermutlich wird die Wertschätzung des Bloggings bzw. Corparate-Bloggings in diesem Jahr wieder deutlich zunehmen. Der Ausbau markeneigener Channels (Blog, Google+, Facebook, Twitter etc.) wird von Kommunikationsabteilungen stärker forciert und in den Vordergrund gestellt als je zuvor.
Um die genannten Kanäle so zu bespielen, dass Reichweite und Kredibilität spürbar wachsen, braucht es exklusiven Content. Dieser kann nicht von halbautomatisierten Content-Produktionsschmieden per Stapelbearbeitung bzw. Auftragsarbeit erledigt werden, sondern sollte mit journalischem Geschick von erfahrenen Bloggern und Journalisten produziert werden.
Wer meint diesen Bereich mit geringen Budgets für freie Mitarbeiter, über Agenturen, Contentfabriken oder lediglich über Praktikanten abwickeln zu können, wird sich mit langsamem, nicht nachhaltigen Channelwachstum zufrieden geben müssen.
Warum sollten die freiwerdenen kompetenten Redaktions-Ressourcen konzeptloser sterbender Holzmedien nicht einfach zu eben diesen Markenplayern in den Content-Marketing-Bereich wechseln?
Marken werden per Blog, CMS und Social Media zu Medien
Web- und Social-Media-Agenturen haben in den letzten Jahren und Monaten fast allen Marken weltweit, oft auf Basis von Open-Source-Software, Publishing-Infrastrukturen in Form von CMS, Blogs und Social Media-Channels bereit gestellt. Diese werden als Druckmaschinen von heute, mit Hilfe von Bloggern und Journalisten, in diesem Jahr so richtig angeworfen. Auch der letzte Marketeer hat erkannt , wie wichtig der Ausbau eigener Kanäle ist und welche wichtige Rolle dabei Inhouse-Kompetenzen spielen.
Beispiele: RedBull Bulletin und Coca-Cola Content 2020
Wie so oft macht RedBull in Sachen Kommunikation, Markting und Medien vor, wie eine erfolgreiche Markenstrategie und Symbiose der genannten Bereiche funktioniert. Mit dem eigenem „Red Bull Bulletin“ und eigenem TV-Sender Servus-TV, ist der Österreicher Getränkehersteller inzwischen nicht nur eine bärenstarke Marke sondern eben auch ein reichweitenstarker und unterhaltsamer Medienplayer.
Auch Coca Cola hat mit Hilfe von 44 Redakteuren eine magazinartige Content- und Medienstrategie umgesetzt, um Kunden und Konsumenten näher in Kontakt mit der Marke zu bringen. Angeblich soll und wird in diesem Zusammenhang auch selbstkritisch berichtet ;)
Medien werden zu Marken
Marken werden also immer stärker zu Medien. Aber wie sieht die Medienseite aus? Steigt Burda aus dem Katzenfuttergeschäft (zooplus.de) aus oder weitet die eigenen E-Commerce Aktivitäten aus?
Rein Abo-, Paywall- und werbe-finanzierte Verleger werden es in Zukunft schwer haben, konstant wachsende Geschäftszahlen vorweisen zu können. Neben den bisherigen Einnahmemodellen, liegt die Optimierung der Wertschöpfung bei Verlegern im Aufbau von Geschäftsmodellen in der Nähe der Stammleserschaft, z.B. Fachkonferenzen, Branchenverzeichnisse, Marktplätze und Jobbörsen. Die größten Chancen für Verleger aber liegen in Beteiligungen an zur Zielgruppe und Community passenden Startups und E-Commerce-Unternehmen.
Zitat aus einem „SZ“-Interview mit Burda-CEO Paul-Bernhard Kallen: „2012 werden wir mit digitalen Geschäften circa 1,2 Milliarden Euro umsetzen und verstehen uns als Treiber der Digitalisierung. Hätten wir am alten Geschäftsmodell festgehalten und lediglich unsere deutschen Printmarken digital verlängert, wären wir heute nicht einmal bei 50 Millionen Euro.“
West TechVentures etwa, ein Unternehmen der S&S Media Group, u.a. Herausgeber von IT-Fachbüchern und Magazinen wie Der Entwickler, PHP Magazin, Business Technology und Windows Developer, zeigt wie optimale Wertschöpfung aussehen kann. Mit West TechVentures einem Venture Capital Geber im Bereich IT und Web ist man u.a. an Software Startups, einem IT-Onlinevermarkter, einem Konferenzveranstalter und dem internationalen Angel VC Point Nine Capital beteiligt, der wiederum Beteiligungen an Firmen wie madvertise, Lieferheld, Mister Spex und Dawanda hält.
Verleger werden im Jahr 2013 vermutlich den Teufel tun und „lousy pennies“ aus den Bereichen Handel- und E-Commerce links liegen lassen, sondern Ihre Aktivitäten dort eher stark ausweiten.
Die journalistische Sichtweise
Da ich kein Journalist bin, kann ich die spannende Frage der JournalistenSichtweise leider nicht beantworten.
Vermutlich stehen viele Journalisten den genannten Entwicklungen nicht besonders positiv gegenüber und halten die Vermischung von Marken und Medien für gefährlich bzw. nicht vertretbar, da unabhängige Berichterstattung so schwer vorstellbar ist. Wohl oder übel wird sich der Vermischungs-Trend aus meiner Sicht dennoch durchsetzen.
Deine Meinung!?
Über Einschätzung und Meinungen von Journalisten, Bloggern und Lesern in den Kommentaren würde ich mich sehr freuen.
Weiterführende Links:
- Martin Weigert: Wieso Konsumgüterhersteller Newsrooms betreiben könnten
- Thomas Knüwer: Coca-Colas Content-Strategie: der nächste Schritt