Marketing auf TikTok: Luca Yilmaz verrät, wie er mit Candy Peak den Durchbruch schaffte
Trend gesehen, Shop gegründet: So lief es bei Luca Yilmaz. Der damals 21-Jährige sah in seinem Tiktok-Feed Videos von Menschen, die Pakete mit Süßigkeiten auspackten. Darin steckte für ihn ein Geschäftsmodell. Gemeinsam mit seinem Kumpel Murat Yörüker gründete er daraufhin Candy Peak.
Marketing über Tiktok entscheidend für den Erfolg
Candy Peak gehört im ersten Halbjahr 2024 zu den beliebtesten deutschen Tiktok-Accounts, mittlerweile haben sie das Geschäft an den Influencer Mario Novembre verkauft. Yilmaz ist eine neue Generation von Unternehmer: Er zieht seine Ideen direkt von der Plattform Tiktok, sie ist seine natürliche Umgebung – damit ist er erfolgreich. Yilmaz und Yörüker haben den nächsten Shop schon fast bereit zum Launch: Wieder wird das Marketing über Tiktok entscheidend sein.
Seine Affinität für Social Media und Videos hat Yilmaz in seiner Jugend entdeckt: Als 16-Jähriger teilte er Gaming-Content bei Youtube. Er verdiente durch Werbeeinnahmen, das Geld nutzte er für die erste Geschäftsidee: Einweg-E‑Zigaretten. Damit scheiterte er jedoch, der Erfolg kam mit Candy Peak. Auch aus seinen bisherigen Erfahrungen weiß er Kapital zu schlagen: Mit Yörüker teilt er in ihrem Coaching-Unternehmen seine bisherigen Erfahrungen mit Kursteilnehmer:innen, er berät sie für eigene E‑Commerce-Shops. Was ihn antreibt, wie er sich Wissen aufbaut und wie er den Tiktok-Code geknackt haben will, hat er t3n erzählt.
t3n: Wie bist du auf die Idee zur Gründung gekommen?
Luca Yilmaz: Ich bin auf Social Media unterwegs, seit ich 16 Jahre alt bin – heute bin ich 22. Man verfolgt gewisse Trends, damals habe ich bei Tiktok ASMR-Videos aus Amerika und Japan gesehen. Darin wurden Pakete mit Snacks verpackt, häufig waren die Takis-Chips zu sehen. Teilweise hatten die Videos 20 Millionen Views, da habe ich echtes Potenzial gesehen. Den Markt gab es damals in Deutschland noch nicht, es gab nur eine große Brand. Organisch hat die allerdings keine krassen Videos bei Tiktok gemacht. Wir hatten damals schon Kontakt mit einem Großhändler im B2B-Bereich, der zeitgleich in das Business gestartet ist, aber sich zum Beispiel an Automatenaufsteller gerichtet hat.
t3n: Wie seid ihr in Kontakt mit dem Großhändler gekommen?
Das ist ein Kumpel von uns, den haben wir durch die Geschichte mit den Einweg-E‑Zigaretten kennengelernt. Das war das erste Mal, dass ich in den E‑Commerce-Bereich gekommen bin, einen Onlineshop erstellt und physische Produkte verkauft habe. Da habe ich auch das erste Mal Marketing gemacht. Gerade solche Dinge aus China zu importieren, ist echt mit sehr viel Kopfschmerzen verbunden. Dazu habe ich mich nicht so gut informiert, welche Richtlinien es auf Youtube und Tiktok gibt – Einweg-E‑Zigaretten dürfen zum Beispiel nicht in der Bio verlinkt und beworben werden, dann wird der Account gesperrt. Wir haben das Ganze dann B2B gemacht, haben nur über Automaten und Tankstellen verkauft – so sind wir auch an den Großhändler gekommen. Der hat uns geholfen.
t3n: Gestartet hast du damals mit deinem Vapez-Shop – warum?
Damals dachte ich mir halt, dass ein extremer Hype da ist. Als ich die Idee hatte, das zu machen, gab es auch die ganzen Rapper noch nicht – nur haben wir zu lange gebraucht, weil wir alles selbst gemacht haben. Vieles wussten wir nicht und mussten es uns selbst beibringen. Als wir dann releast haben, waren die ersten zwei, drei Rapper schon draußen. Da war es nichts Besonderes mehr, so ist es dann untergegangen. Heute stehe ich auch nicht mehr so hinter dem Produkt.
t3n: Was hast du damals daraus gelernt?
Ich hätte mich besser informieren sollen, was ich auf Social Media bewerben darf. Das ist der einzige Punkt, ansonsten würde ich alles noch einmal machen, weil ich aus jedem Punkt ein Learning gezogen habe. Ich bin froh – auch wenn ich viel Geld dafür bezahlt habe –, dass ich das gemacht habe, so kann ich jetzt unseren Klienten beim Import helfen; ich weiß ja, wie jeder Schritt funktioniert.
Werbung über Tiktok – Yilmaz ist das Gesicht der Marke. In den Videos ist er eigentlich immer zu sehen – so wie in diesem:
t3n: Wie viel Lehrgeld war es?
60.000 Euro.
t3n: Du warst da 19 Jahre alt – wie hast du danach weitergemacht?
Du willst ja nicht stehen bleiben. Das Ding ist, wenn du einmal auf die Schnauze fällst, musst du wieder aufstehen. Klar, das ist der Standardspruch, aber irgendwann funktioniert es, wenn du dranbleibst und durchziehst. Ohne Spaß, jeder kann es schaffen, wenn du einen einigermaßen normalen Menschenverstand hast und Durchhaltevermögen.
t3n: Du sagst in deinem Kurs, ihr seid mit 3.000 Euro in das Candy-Shop-Business gestartet – hast du das Geld durch deine Creator-Tätigkeiten bei Youtube gespart?
Ja, aber so viel habe ich als Creator gar nicht verdient. Ich habe nur von den Youtube-AdSense-Einnahmen gelebt, und das hat mir irgendwann nicht mehr gefallen. Youtube hat mir generell irgendwann keinen Spaß mehr gemacht. Die 3.000 Euro hatte ich nach der E‑Zigaretten-Geschichte noch übrig.
t3n: Was treibt dich generell an?
Mein Antrieb ist Erfolg, ich will wissen, dass ich es geschafft habe. Wenn ich 30 Jahre alt bin, möchte ich noch weiterarbeiten, sonst wird einem langweilig. Aber sollte ich im Worst Case keine Lust mehr haben, will ich es lassen können.
t3n: Was willst du dann in Zukunft beruflich machen? Nach dem Verkauf von Candy Peak hast du jetzt ja das Coaching-Unternehmen und bringst bald eine Kleidungsmarke raus.
Auf das Coaching-Ding würde ich nicht meinen Hauptfokus legen, den Großteil meines Geldes verdiene ich im E‑Commerce. Von dem Geld, was wir mit Candy Peak verdient haben, investiere ich schon in gewisse andere Brands, Namen darf ich nicht sagen, da kümmern wir uns hauptsächlich um den Marketingbereich. Dazu haben wir einige Umsatzbeteiligungen an Klienten.
t3n: Warum habt ihr Candy Peak verkauft?
Wir haben verkauft, da ich mich in der Nische nicht mehr wohlgefühlt habe. Der Shop stand immer im Zusammenhang mit mir – das wollte ich einfach nicht mehr sein. Außerdem konnten wir nicht mehr so gut skalieren, der Hype ist abgeflacht. Ich habe bei mir selbst mehr Potenzial gesehen, als jemanden, der Süßigkeiten verkauft. Dementsprechend gründen wir auch eine weitere E‑Commerce-Brand (Anmerkung der Redaktion: eine Kleidungsmarke).
t3n: Wie hast du dir dein Wissen eigentlich aufgebaut?
Durch Erfahrung. Wenn du eine Frage hast, schaust du im Internet nach der Antwort. Es ist Learning by Doing. Ich hatte nicht einen Mentor, der mir etwas gesagt hat. Wir haben alles von null an selbst aufgebaut. Klar, wir haben Fehler gemacht, aber wir haben daraus gelernt.
t3n: Im Bereich Marketing gibt es etwa Fachliteratur, Studiengänge oder Kongresse. Das ist für dich nicht so relevant?
Ich würde schon interessant finden, was man da lernt. Aber ich habe schon Menschen, die Marketing studieren, gefragt, wie sie etwa ein Produkt bei Social Media vermarkten würden. Da haben sie mir gesagt, sie wären an der Stelle noch nicht. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Im Grunde habe ich mir alles selbst beigebracht. Gerade jetzt verbringe ich viel Zeit mit Analysen. Nach gewisser Zeit verstehst du die Algorithmen und kannst sie auf alles anwenden. Das ist der Trick, vor allem bei Tiktok, in Reels oder Youtube-Shorts. Wenn du einmal den Code verstanden hast, läuft es.
t3n: Was du ansprichst, ist generell für Unternehmen eine Herausforderung. Wie funktioniert der Code denn, wie hast du ihn verstanden?
Ich bin kein Fan davon, das Rad neu zu erfinden. Du siehst, welche Formate auf der Plattform funktionieren. Wenn du ein Produkt verkaufen möchtest, informierst du dich und schaust, was es auf dem Markt gibt, was es bei Tiktok gibt. Du schaust, was funktioniert, und kannst daran deinen eigenen Content ausarbeiten. Bei 30 Videos wird es ein Video geben, das viral geht. Der Algorithmus ist da sehr cool, da hat wirklich jeder die Chance, ein Video zu machen, das performt.
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