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Nachhaltigkeit: Media Markt stellt Automaten zum Handyankauf auf

In 10 Elektronikmärkten der Kette gibt es jetzt Automaten, die Handys ankaufen. Ein Blick auf das Thema Elektronik und Nachhaltigkeit.

Von Jochen G. Fuchs
4 Min. Lesezeit
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Der US-Anbieter Ecoatm stellt in Kooperation mit Media Markt co-gebrandete Ankaufautomaten in 10 Märkten auf. (Foto: Media Markt)

Die Legende besagt ja, es lägen Unmengen ungenutzter Handys in unseren Schubladen. Laut einer Untersuchung des Verbandes Bitkom aus dem Jahr 2018 sollen es in Deutschland sage und schreibe 124 Millionen Geräte sein. Vermutlich sind es seitdem nicht weniger geworden. Wenn es aber zukünftiger weniger werden sollten, dann haben die Automaten der Elektronikketten einen kleinen Beitrag dazu geleistet. Nach dem Schwesterunternehmen Saturn, das laut Bericht des Manager Magazins in Berlin und Potsdam schon Automaten eines anderen Unternehmens aufgestellt hat, startet jetzt auch Media Markt ein Pilotprojekt mit Ankaufautomaten für Handys.

Media Markt Pilotprojekt mit Handy-Ankauf-Automaten startet in 10 Filialen

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Seit dem 19. Oktober können Kunden während der nächsten sechs Monate in Bonn, Düsseldorf, Erding, Eschweiler, Ingolstadt, Köln, Landshut, München-Haidhausen, München-Solln und Rosenheim ihre Altgeräte einem Automaten der US-amerikanischen Firma Ecoatm anvertrauen. „Der Preis ist heiß für ihr altes Handy“, verspricht der rot-weiß gestaltete Geselle auf seiner Außenhülle.

Handyankauf-Automat von Ecoatm bei Media Markt: Prozess auf dem Bildschirm

Das Gerät wird kurz vom Kunden beschrieben. (Foto: Media Markt)

Wird ein Gerät eingelegt, dann startet ein automatisiertes Erkennungsverfahren und der Automat schätzt nach erfolgreicher Erkennung von Modell und Marke den Wert des Gerätes ein. Dazu wird ein Diagnosekabel an das Handy oder Smartphone angeschlossen. Der Kunde hat dann die Wahl, ob er das Gerät zum vorgeschlagenen Wert gegen einen Media-Markt-Gutschein eintauschen oder es wieder mit nach Hause nehmen möchte. Das Manager Magazin berichtet, dass ein vor Ort eingelegtes gebrauchtes Samsung Galaxy S9 noch 203 Euro Gegenwert einbrachte, ein S1 hingegen keinen Wert mehr angerechnet bekam. Zum Vergleich: Eine Preisrecherche von t3n.de ergab, dass ein schwarzes Samsung Galaxy S9 mit 64 Gigabyte Speicher und leichten Gebrauchsspuren bei Rebuy noch rund 289 Euro und bei Ebay noch zwischen 225 und 280 Euro einbringen würde.

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Handyankauf-Automat von Ecoatm bei Media Markt: Diagnose des Gerätes

Zur Ermittlung des Wertes wird das Smartphone mit einem Diagnosekabel an den Automaten angeschlossen. (Foto: Media Markt)

Das ganze wirkt durch den Automaten ein wenig skurril, das Konzept ist aber ein Meilenstein für die Nachhaltigkeit, wie ein Blick auf den weiteren Ablauf zeigt.

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Was geschieht mit den Geräten im Automaten?

Technisch gesehen sind die Automaten nur Media Markt gebrandet und werden nicht von Media Markt betrieben. Hersteller Ecoatm betreibt die Automaten, kauft die Handys und Smartphones an und entleert die Automaten. Kein einziges der Geräte landet in einem Media Markt.

Ein Teil der Geräte kann wieder einer Verwendung zugeführt werden, entweder als gebrauchtes Handy für jemand anderen oder als Ersatzteillieferant. Der restliche Teil der Geräte kann nur noch fachgerecht entsorgt werden. So unspektakulär es auch klingen mag, trägt dieses Recycling, das fachgerechte Entsorgen, ziemlich viel zum Umweltschutz bei.

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Automaten-Anbieter Ecoatm hat bisher 22 Millionen Geräte recycelt

In den USA betreibt Ecoatm nach eigenen Angaben rund 4.000 solcher Automaten, die im Schnitt bisher über 5.000 Geräte angenommen haben. Das summiert sich dann auf die Summe von 21 Millionen Geräten. Wöchentlich sammelt Ecoatm in den USA mittlerweile 100.000 Geräte ein. Nach dem Start in Großbritannien mit 30 Automaten ist Ecoatm jetzt auch in Deutschland vertreten. Auf die kurze Pilotprojektphase bei Media Markt angesprochen, erklärt Ecoatm-Europamanager Christoph Janeba: „Wir möchten uns am deutschen Markt etablieren, gerne mit Media Markt zusammen, im Zweifelsfall aber auch ohne Media Markt.“ Den Elektronikmarkt betrachtet Janeba als perfekten Partner, sieht aber noch Potential für weitere Standorte oder Partner.

Wiederaufbereitet werden die Handys und Smartphones von professionellen Recyclern. Ecoatm arbeitet in den USA nach dem freiwilligen Standard R2 der gemeinnützigen Standardisierungsorganisation ERI R2:2013, nach OHSAS 18001:2007 und ISO 14001:2015. In den USA betreibt das Unternehmen eine eigene Wiederaufbereitungsanlage und repariert und recycelt Geräte eigenständig. In Europa hat Ecoatm den Dienstleister CMS engagiert, der eigene Umwelt- und Recycling-Zertifizierungen besitzt. Dort werden Geräte dann generalüberholt, repariert oder an einen dritten Recyclingpartner zur Wiederaufbereitung der Rohstoffe und fachgerechten sowie umweltfreundlichen Entsorgung weitergegeben. Auf dem Müll soll nichts davon landen.

Die so verkaufsfertig gemachten Geräte werden entweder von CMS für Ecoatm verkauft oder von Ecoatm selbst verkauft. Das Unternehmen betreibt dazu beispielsweise den Onlineshop Gazelle.

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Die bittere Wahrheit zum Schluss: Fördern ist billiger als recyeln

Auf die Frage, ob denn auch Erträge aus der Wiederaufbereitung der Geräte erwirtschaftet werden, hat Janeba eine klare Antwort: Es gibt Ertrag aus den Rohstoffen, aber das Recycling ist nicht lukrativ. „Es ist sinnvoll für die Gesellschaft, seltene Materialen zurückzugewinnen. Wenn die Rohstoffgewinnung die Materialien allerdings noch günstiger fördert, als sie recycelt werden können, ist es schwer, wirtschaftlich zu recyclen“, führt der Manager aus.

Ecoatm finanziert sich hauptsächlich aus dem Verkauf der aufbereiteten, funktionstüchtigen Geräte. Janeba geht jedoch davon aus, dass bei einer Skalierung des Prozesses das Recycling wirtschaftlicher wird. Ob die wöchentlich 100.000 eingesammelten Geräte dazu ausreichen, konnte der Manager auf Anhieb aber nicht beantworten. Sollte sich das Unternehmen dazu noch äußern, aktualisieren wir den Artikel an dieser Stelle.

Immerhin hat Ecoatm der Umwelt nach eigener Rechnung bisher mehr als 9.000 Tonnen Emissionen erspart, was dem Effekt entspricht, würde man mehr als 3.000 Autos aus dem Verkehr ziehen. Ein Teil davon entstammt der Wiedergewinnung von rund 700 Kilogramm Gold, mehr als 7.000 Kilogramm Silber sowie mehr als 330.000 Kilogramm Kupfer – aus Schubladenhandys.

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Dein t3n-Team

Elena Schulz

Klingt gut. Ein altes Handy kann aber auch repariert werden. Glücklicherweise kann man jetzt zu Firmen wie Hilfy gehen – und auf https://hilfy.de kann man einen Repair online bestellen.

Antworten
Jürgen

jedenfalls sollte auch die Reparaturquote erhöht werden…
so Freunde, der Umwelt zuliebe, Elektroschrott vermeiden, habe ein paar Handy-Reparatur-Links zusammengestellt, https://lokale-suche.jimdofree.com/computer-service/smartphone-reparatur/#Reparaturanleitungen

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