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Mediamarkt und Saturn wollen sich neu erfinden: Was wird das?

Mediamarkt und Saturn sollen umgebaut werden, unter anderem setzt das Unternehmen auf eine Marktplatz-Strategie. Das ist erst der Anfang.

Von Jochen G. Fuchs
4 Min. Lesezeit
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Media Markt und Saturn stehen vor großen Veränderungen. (Foto: Media Markt)

Am 18. Dezember hat Ceconomy in seinem Geschäftsbericht den Start eines Onlinemarktplatzes für Mai 2020 angekündigt, berichtet Neuhandeln. So will Ceconomy „das Online-Sortiment erweitern, die Zahl der Lagereinheiten erhöhen und die Warenverfügbarkeit steigern“. Gleichzeitig sollen die Märkte und Sortimente grundlegend verändert werden. Mediamarktsaturn steht vor großen Veränderungen.

Neuer Marktplatz mutmaßlich für Mediamarkt und Saturn

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Da Ceconomy im November in Deutschland seine E-Commerce-Infrastruktur vereinheitlicht hat und nun alle Shopsysteme auf einer Plattform basieren, ist offensichtlich schon langfristig an einer Marktplatzlösung gearbeitet worden – solche Infrastrukturen erschaffen sich nicht über Nacht.

Beim Start eines neuen Marktplatzes stellt sich unwillkürlich die Frage, ob Mediamarktsaturn „nur“ auf den Plattform-Hype aufspringt. Diese Frage ist zwar berechtigt, aber vermutlich ist der Antrieb für die Entscheidung schlicht die Erweiterung des Sortiments. Und die wird zukünftig notwendig sein, denn die neue Strategie sieht einen gehörigen Umbau vor. Die stationären Filialen von Mediamarkt und Saturn werden sich zukünftig stark verändern. Sowohl räumlich, als auch im Angebot.

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Mediamarktsaturn-Chef Ferran Reverter hat eine zentrale Preisstrategie eingeführt und damit begonnen, das Sortiments- und Flächenmanagement zentral zu steuern, eine große Umwälzung für die bisher lokal geführten Märkte. Lediglich gemeinsame, überregionale Werbeaktionen mussten bisher überall identisch sein und wurden zentral per Zuteilung verändert.

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Läden stehen vor dem Umbau: Fläche und Sortimente verändern sich

Tag24 berichtet von der Ceconomy-Bilanzpressekonferenz und hat die Veränderungen zusammengefasst: Die Ladenfläche von durchschnittlich 3.000 Quadratmeter sei zu groß, sagte Reverter. Rund 1.800 Quadratmeter würden zukünftig reichen. Die dann folgende Erklärung zur Reduzierung der Produktanzahl von durchschnittlich 8.000 auf 5.000 lässt darauf schließen, dass mehr kuratiert werden soll. Das Problem an dieser Stelle: Wenn ein Markt gute Einkäufer hat, konnten regionale Besonderheiten gut berücksichtigt werden. Ein zentralisiertes Sortimentsmanagement birgt Hürden, die zwar datengestützt überwunden werden könnten – nur ob das dem Unternehmen gelingen wird, ist schwer einzuschätzen.

Die menschlichen Kuratoren bei Amazon wählen beispielsweise in den Einzelhandelsfilialen Amazon Books einen großen Teil des Sortimentes aufgrund von lokalen Datenauswertungen aus dem Marktplatz. Amazon weiß, welche Bücher in Seattle beliebt sind – und welche Bücher in New York beliebt sind. Die entsprechenden Daten müsste Mediamarktsaturn sowohl lokal als auch online sammeln können – ob sie es tun, und auch auswerten können, wird sich zeigen müssen.

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Nach der Schrumpfung der Verkaufsflächen soll laut Reverter mehr Service auf die Fläche gebracht werden, außerdem will die Fachmarktgruppe neue Produktgruppen wie Mobilität oder Gesundheit auf die gewonnene Fläche bringen. Was davon genau zu erwarten ist, bleibt noch etwas unklar: Wird da später ein Tesla auf der Fläche stehen, oder eher eine Sammlung Hoverboards und E-Scooter?

Digitale Verkäufer-App soll Ladensortiment mit Onlinesortiment verlängern

Dieser unscheinbar klingende Absatz birgt eine große Herausforderung für Mediamarktsaturn. Während die automatisiert ablaufende E-Commerce-Prozesskette die Online-Bestellungen und deren Kunden in die Läden bringt, sind Kundenbestellungen im Markt bisher eher eine Katastrophe.

Jeder Markt, ja, jede Abteilung hat das in Eigenregie erledigt. Im Ergebnis hat in einigen Fällen die Serviceabteilung die Bestellungen abgewickelt und den Kunden benachrichtigt, überwiegend jedoch die jeweilige Fachabteilung. Das konnte dann etwa so aussehen: Ein Verkäufer druckt einen Bestellbeleg, heftet ihn ab. Irgendwann schaut ein ein Abteilungsleiter oder ein anderer Bestellberechtigter hinein, erledigt die offenen Bestellungen. Die Ware trifft dann irgendwie ein, je nach Lieferant mal einzeln, mal mit einer turnusmäßigen Lieferung. Ein Mitarbeiter muss dann beim Eintreffen der Ware erkennen, dass es sich um eine Kundenbestellung handelt, die Bestellung aus dem Ordner herauskramen und den Kunden anrufen.

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Lieferzeit grob geschätzt durchschnittlich eine Woche. Manchmal auch mehr. Die Anzahl der Kundenbestellungen im Markt hielt sich in der Vergangenheit dementsprechend in Grenzen, wie t3n von Mediamarkt-Mitarbeitern in verschiedenen Märkten erfahren hat.

Die jetzt vorgestellte Idee, dass Mediamarkt und Saturn ihr Sortiment verkleinern und durch das „endlose Regal“ das Sortiment verlängern, wäre mit der bisherigen Vorgehensweise zum Scheitern verurteilt.

Deshalb plant Mediamarktsaturn eine digitale Verkäufer-App, die „Prozesse, Effizienz und Kundenzufriedenheit durch die Kombination von Online- und Offline-Sortiment verbessern soll.“ Wenn das so umgesetzt wird, wie es klingt, werden Mitarbeiter Kundenbestellungen direkt in der App auslösen können, die dann automatisiert erfüllt werden. Wahlweise nach Hause oder in den Markt geliefert.

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Fazit: Gute Ansätze, deren Umsetzung noch Herausforderungen mit sich bringen

Die wahren Herausforderungen liegen hierbei nicht mehr in der IT. Ein endloses Regal ist kein Hexenwerk mehr. Sie liegen zum einen im Mindset der Mitarbeiter, das verändert werden muss, zum anderen im Mindset des Kunden. Produkte selbstverständlich zu verkaufen, die nicht da sind, erfordert umdenken. Aber nicht nur beim Verkaufspersonal: Manche Markt- oder Abteilungsleiter haben beispielsweise den Mitarbeitern den Gebrauch von Smartphones auf der Verkaufsfläche verboten. Da stecken stellenweise noch altbackene Denkstrukturen und die Angst vor dem privaten Gebrauch des Gerätes in den Köpfen, was einen Kulturwechsel erfordert.

Die zweite große Herausforderung dürfte es sein, den Kunden zu einer Bestellung zu bewegen. Die gewohnte Bestellzeit von einer Woche dürfte da ein Hindernis sein, dass erst überwunden werden muss. Der Kunde muss dem Markt eine Lieferung in einer marktüblichen Lieferfrist zutrauen, die dann auch eingehalten wird.

Alles in allem versucht Mediamarktsaturn so offline Onlineumsätze zu generieren. Wird das ausreichen um die Zukunft der Elektronikketten zu sichern? Damit die Marktplatz-Strategie ihren Teil dazu beitragen kann, muss die Sortimentserweiterung auch online für deutlich mehr Umsatz sorgen.

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Dein t3n-Team

nadja

verkäuferapp… kann mir kaum vorstellen warum die junge generation dies nutzen sollte, wenn man das selbst schneller erledigt – so schwierig ist das ja nicht. für alte menschen evntuell hilfreich…

Antworten
Jürgen

Hallo

Also wer den Artikel verfasst hat hat so gut wie keine Ahnung wie alles in der Realität abläuft…einfach mal im MM oder Saturn Arbeiten und dann schreiben wäre hier angebracht…Fazit“Viel Meinung bei zugleich wenig Ahnung“

Antworten
dennis

So ein Schwachsinn. Ich gehe zu Mediamarkt oder Saturn, weil ich das Produkt sofort haben will. Bestelle ich es, dann gehe ich ins Netz und bestelle es günstiger bei Alternate, CaseKing und wie sie alle heißen….

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