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Mega-Trends 2017 – 8 Experten und ihre Prognosen fürs neue Jahr

Wir haben Experten zu den Trends 2017 in ihren Fachgebieten gefragt. Was passiert unter anderem in den Bereichen E-Commerce, Social Media und Human Resources?

12 Min. Lesezeit
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(Foto: Shutterstock / t3n.de)

E-Commerce: Alexa, hilf! Was treibt den Online-Handel 2017?

Jochen Krisch: „2016 wird zudem das Jahr der Handelshäuser, die online neue Brands entwickeln und vertreiben können!“ (Foto: JK)

Jochen Krisch: „Was treibt den Online-Handel in 2017?“ (Foto: Jochen Krisch)

Im E-Commerce passiert derzeit eine ganze Menge und ich will hier kurz anreißen, was das heißt. Natürlich fragt sich jeder: Wer wird das nächste Amazon, Ebay oder Zalando? Ich wage mal eine Prognose und denke, dass Wish, Stitch Fix und Enjoy das sein könnten – das sind zumindest die drei Aufsteiger im Online-Handel, auf die derzeit alle achten.

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Generell merkt man der Branche an, dass vor allem der mobile Handel derzeit enorm an Dynamik gewinnt. Und es ist offener denn je, was „mobile first“ im Online-Handel heißt. Amazon zeigt mit Prime Now, den Dash-Buttons und den Alexa Skills, dass die Innovationspotentiale im Mobile-Bereich noch längst nicht ausgeschöpft sind.

Zudem stellt sich immer wieder die Frage: Was bringen die neuen Sprach- und Chat-Interfaces für den Online-Handel? Wie smart kann Mobile einmal werden? Welche neuen Services entstehen? Wie kaufen wir morgen ein? 2017 dürfte hier jede Menge neuer Impulse bringen. Spannende Startups und Konzepte wie Amazon Go entstehen, die vielleicht noch nicht die ultimative Lösung sind, aber jede Menge neuer Perspektiven aufzeigen.

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Nicht weniger wichtig ist das große Thema der Plattformstrategien für die bestehenden Händler. Sie umtreiben Fragen wie: Kann ich mich für andere Webseiten öffnen beziehungsweise wie kann ich mich auf anderen Plattformen positionieren? Auch hier wird es wohl in den kommenden Monaten einige Versuche geben, die wir mit Spannung beobachten dürfen.

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Zu guter Letzt: Die jüngsten Befragungen von GfK & Co. zeigen, dass der Online-Handel – speziell in den jungen Bevölkerungsgruppen – Marktpotenziale von 50 Prozent und mehr aufweist. Fest steht also, dass die Wachstumsdynamik also fürs erste anhalten wird.

Jochen Krisch zählt mit Exciting Commerce und den Exchanges-Podcasts zu den Impulsgebern und Vordenkern im E-Commerce. Er ist Organisator der K5 Konferenz, die sich zur Leitveranstaltung für den Handel von morgen entwickelt hat, mit bis zu 5.000 Teilnehmern. Sie wird am 22./23. Juni 2017 in Berlin stattfinden.

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Entwicklung: Wer 2017 keine AMP-Seiten hat, wird deutlich im Nachteil sein

Marcus Tandler: „Wer 2017 keine AMP-Seiten hat, wird deutlich im Nachteil sein.“ (Foto: Marcus Tandler)

Marcus Tandler: „Wer 2017 keine AMP-Seiten hat, wird deutlich im Nachteil sein.“ (Foto: Marcus Tandler)

Für eine erfolgreiche Suchmaschinenoptimierung im neuen Jahr braucht es vor allem eine schnelle Webseite. Da mittlerweile über die Hälfte der an Google gestellten Suchanfragen über mobile Endgeräte erfolgt, ist eine schnelle Ladegeschwindigkeit der Webseite essentiell wichtig. Durch Facebooks neue Instant Articles sowie Googles AMP-Initiative gewöhnen sich die Nutzer außerdem zunehmend an ein schnelles mobiles Surferlebnis.

Innerhalb des hauseigenen Mobile Website Speed Testing Tools erwähnt Google, dass fast die Hälfte aller Webseitenbesucher eine Seite frühzeitig verlassen, sofern sie nicht innerhalb von drei Sekunden geladen ist. Sogenannte „Above the fold“-Inhalte sollten sogar innerhalb von einer Sekunde vollständig geladen sein, um nicht ein vorzeitiges Abspringen seitens der Webseiten-Besucher zu riskieren. Die Optimierung der mobilen Nutzererfahrung ist dabei ein entscheidender Faktor für den Erfolg sämtlicher Marketing-Maßnahmen einer Webseite.

Neben der Optimierung der auf der Webseite verwendeten Bilder und des Quellcodes im Allgemeinen, beispielsweise durch Verkleinerung und Auslagerung von Javascript- und CSS-Elementen, sowie der effektiven Nutzung von Browser-Caching, verspricht der Einsatz von AMP-Seiten (Accelerated Mobile Pages) eine interessante Möglichkeit, die Ladezeit signifikant zu verringern. Das von Google 2015 als Open-Source-Projekt initiierte AMP-HTML ist eine Unterkategorie von HTML, bei der unter anderem auf Third-Party-Javascript verzichtet wird, um eine geringere Ladezeit zu gewährleisten.

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Zahlreichen Vorbehalten zum Trotz macht vor allem auch die prominente Platzierung von AMP-Seiten in den Suchergebnissen das AMP-Konzept für weitsichtige Webmaster interessant. Eine Implementierung von AMP ist einfach und schnell gemacht. Letztendlich hält man zwei unterschiedliche Versionen einer Webseite vor: Zum einen die Originalseite und zum anderen eine AMP-Version, auf die von der Originalseite via rel=“amphtml“ verwiesen wird – letztendlich ein Canonical-Tag für AMP-Seiten. Wer 2017 keine AMP-Seite hat, wird wohl deutlich im Nachteil sein.

Marcus Tandler, auch bekannt als „Mediadonis“, ist Partner bei Tandler.Doerje.Partner und Mitgründer von OnPage.org. Er gilt als einer der großen deutschen Experten zum Thema Suchmaschinenoptimierung. Als Redner sprach er auf zahlreichen Events, unter anderem der TEDx und Leweb. Zudem ist er t3n-Beiratsmitglied.

Marketing: Chatbots haben großes Potential für das Content-Marketing

Björn Tantau: „Chatbots haben großes Potential für das Content-Marketing.“ (Foto: Twitter)

Björn Tantau: „Chatbots haben großes Potential für das Content-Marketing.“ (Foto: Twitter)

Chatbots haben im letzten Jahr damit begonnen, das digitale Marketing zu revolutionieren. Insbesondere etablierte Marken werden 2017 erkennen, dass es zunehmend einfacher wird, Inhalte zum Beispiel via Chatbots zu verbreiten. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ein Chatbot für den Facebook Messenger kann nicht nur für jeden einzelnen Empfänger personalisiert werden. Aufgrund der bei Facebook schon bekannten Daten ist es auch möglich, die genauen Themen zu bestimmen oder dem Nutzer Themen vorzuschlagen, die ihn potenziell interessieren könnten.

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Große Anbieter von Inhalten in den USA gehen bereits so vor und lassen die Nutzer wählen, ob sie Top-News oder Nachrichten aus einem bestimmten Themengebiet via Facebook Messenger bekommen wollen. Zusätzlich gibt es eine Wissensdatenbank im Chatbot, die der Nutzer anzapfen kann – und mit der Zeit lernt der Chatbot aufgrund des Verhaltens der Nutzer, welche Nachrichten jeder einzelne bevorzugt.

Und das ist nur ein Beispiel: Via Whatsapp lassen sich Systeme betreiben, die einem klassischen Newsletter gleichen – mit einer Ausnahme, denn die Sichtbarkeit liegt immer bei nahezu 100 Prozent. Versendete Nachrichten via Whatsapp oder Facebook Messenger werden für gewöhnlich auf dem Lockscreen der Smartphone-Nutzer angezeigt.

Diese hohe Sichtbarkeit ist wichtig, garantiert sie doch sichere Branding-Effekte, die beim klassischen E-Mail-Marketing so nicht sicher sind. Außerdem greifen bei via Chatbot versendete Nachrichten auch keine Spam-Filter, so dass die Zustellbarkeit im großen Stil garantiert ist. Als Marketer kann man davon ausgehen, dass dieser Inhalt auf jeden Fall zumindest gesehen wird – wichtig für die grundsätzliche Wahrnehmung eines Unternehmens.

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Chatbots werden 2017 aber nicht nur beim Content-Marketing eine wichtige Rolle spielen, andere Geschäftsbereiche werden davon ebenfalls betroffen sein. Ein Beispiel sind Onlineshops, die direkt über einen Chatbot im Facebook Messenger verkaufen können. Dem potenziellen Käufer werden kurze Fragen gestellt und dann passende Produkte präsentiert – weil Zahlungsdaten und Adresse des Käufers schon bei Facebook gespeichert sind, verläuft der Einkauf viel schneller und leichter als bisher. Das spart Zeit für den Kunden und Ressourcen für den Online Shop – ein klassische Win-win-Situation!

Björn Tantau ist seit Ende der 1990er im Online-Marketing aktiv unter anderem als Keynote Speaker, Podcaster, Autor und Blogger bekannt. Seine Website bjoerntantau.com zählt zu den renommiertesten deutschsprachigen Ressourcen im Marketing-Bereich. In sozialen Netzwerken folgen ihm mehr als 60.000 User, davon 19.000 allein auf Facebook.

Wirtschaft: Twitter bleibt heißer Übernahmekandidat

Andreas Lenz: „Twitter bleibt heißer Übernahmekandidat – und ruft Bezos auf den Plan.“ (Foto: Facebook)

Andreas Lenz: „Twitter bleibt heißer Übernahmekandidat“ (Foto: Facebook)

Twitter wächst zwar nicht unbedingt steil und wird auch an der Börse derzeit nicht gerade geliebt, aber dennoch ist und bleibt der Microblogging-Dienst extrem reichweitenstark, meinungsbildend und zementiert die Basis von immer mehr werdenden News-Aggregatoren, Medien-Analyse-Tools und weiteren News-Services.

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Nachdem sich Marketing-Manager inzwischen an stark wachsende Budges im Social-Bereich und die umfangreichen Buchungstools bei Facebook und Google gewöhnt haben, wird in 2017 vermutlich zunehmend auch Budget bei Twitter landen. Jedenfalls gibt es an der Kante noch ganz viel Luft nach oben. Aus Sicht der Werbetreibenden finden sich dort zudem auch spannende Ad- und Influencer-Fomate.

Insofern bleibt Twitter auch ein – vor allem auch nach dem Fastkauf durch Salesforce –heißer Übernahmekandidat. Und das könnte Jeff Bezos bald auf den Plan rufen. Nach Amazons unangefochtener Vormachtstellung in den Bereichen E-Commerce und Webinfrastruktur, gilt es auch die Krone im Medien- und Publishung-Bereich zu ergattern.

Nachdem der IT-Boss die Washington Post in 2016 nach vielen verlustreichen Jahren erstmals wieder in die Gewinnzone gebracht hat und sie reichweitentechnisch nach der New York Times erneut zur größten Newsquelle der USA wurde, wird Jeff Bezos seinem Stil entsprechend, die vorhandenen hohen liquiden Mittel dazu nutzen, um am Ende den Zuschlag beim Kauf beziehungsweise Verkauf von Twitter zu erhalten.

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Das folgende Konglomerat sowie das gut dazwischen passende Twitter könnten schon fast zur weltweiten Medienmarke Nr. 1 werden: Amazon Prime Video, FireTV (ab sofort auch fest in TVs & Displays verbaut), Amazon Prime Music (dröhnt zunehmend vermutlich auch aus Echo), die Washington Post, E-Books bzw. das Buchpublishing-Segment und Kindle.

Andreas Lenz ist Mitgründer und Geschäftsführer der yeebase media GmbH , dem Verlag hinter dem t3n-Magazin sowie Co-Gründer der Hardwrk GmbH, einem Hersteller für Apple-Zubehör. Er ist bei t3n für die Bereiche Marketing und Kommunikation verantwortlich und beschäftigt sich tagtäglich mit Zukunftstrends im digitalen Business. Außerdem ist er auf Twitter aktiv.

Karriere: Algorithmen mischen zunehmend mit bei der Personalgewinnung

Joachim Diercks: „Algorithmen mischen zunehmend mit bei der Personalgewinnung.“ (Foto: Twitter)

Joachim Diercks: „Algorithmen mischen zunehmend mit bei der Personalgewinnung.“ (Foto: Twitter)

Ich hatte Ende 2014 bereits das Thema „Matching“ als einen der HR-Zukunftstrends formuliert und ich sehe mich durch die Entwicklung seitdem mehr als bestätigt: Zahlreiche Unternehmen und Plattformen haben inzwischen sogenannte Matching-Verfahren zur beruflichen Orientierung oder auch als Auswahlinstrument eingeführt.

Das ist aber nur das sichtbare Ende der Entwicklung. Hinter den Kulissen passiert da noch viel mehr: Google bastelt fleißig an seiner Cloud-Jobs-API und selbst die Europäische Kommission mischt mit dem ESCO-Projekt ordentlich bei diesem Thema mit. Algorithmen werden Inhalte von Karriere-Websites personalisieren und Stellenanzeigen zunehmend nach Passung ausgespielt, wobei diese Passung immer stärker durch Algorithmen bestimmt wird. Auch die Beurteilung von Bewerbern und Mitarbeitern, ja sogar die Prognose der Kündigungswahrscheinlichkeit, all das wird noch viel stärker auf errechneten Werten beruhen. Einiges kann man bereits erahnen, vieles davon wird 2017 sehr viel sichtbarer werden.

Ich erhoffe mir, dass Personaler diese Entwicklung, die sich nicht aufhalten lassen wird, proaktiv mitgestalten. Denn es handelt sich keineswegs nur um eine Frage der Technik beziehungsweise der Informatik. Im Gegenteil: Wie uns die „Echokammer/Filterblasen“-Problematik nachdrücklich vor Augen führt, dürfen Algorithmen eben nicht alleinig in den Händen der Techies liegen. Es bedarf immer einer inhaltlich beurteilenden Instanz. Sonst droht die Gefahr, dass Algorithmen basierend auf reinen Scheinkorrelationen unsinnige Ergebnisse produzieren oder falsche Matching-Resultate sich wie in einer Echokammer immer mehr verstärken. Das wäre dann nicht nur inhaltlich schlecht, sondern auch ethisch bedenklich.

Bezüglich dieser dringend nötigen „proaktiven Mitgestaltung“ von HR bin ich allerdings eher nicht so optimistisch für 2017. Leider.

Joachim Diercks ist Geschäftsführer der CYQUEST GmbH mit Sitz in Hamburg. Unter dem Oberbegriff Recrutainment erstellt er Lösungen aus den Bereichen der Eignungsdiagnostik sowie Berufs- und Studienorientierung für Unternehmen und Hochschulen. Mit dem Recrutainment-Blog führt er einen der meistgelesenen deutschsprachigen HR-Blogs.

Soziale Medien: Es geht um die Machtverteilung im Netz – um Algorithmen und Cola

Ingrid Brodnig: „Es geht um die Machtverteilung im Netz – um Algorithmen und Cola.“ (Foto: Ingo Pertramer)

Ingrid Brodnig: „Es geht um die Machtverteilung im Netz – um Algorithmen und Cola.“ (Foto: Ingo Pertramer)

2017 werden wir über algorithmische Transparenz sprechen: Das heißt nicht, dass große Plattformen wie Facebook oder Google ihren Programmiercode und somit ihre Betriebsgeheimnisse offenlegen müssen. Sehr wohl aber braucht es einen fairen Deal für uns Konsumenten. Wir sollten das Recht haben, die Mechanismen zu verstehen, denen wir uns online aussetzen. Wir könnten dann auch besser durchblicken, wieso sich Falschmeldungen und Hass im Netz so rasant verbreiten.

Ein Gedankenexperiment: Wer sich im Supermarkt eine Cola kauft, bekommt auf der Flasche genau aufgelistet, welche Inhaltsstoffe das Getränk beinhaltet. Das geheime Cola-Rezept wird dabei jedoch nicht verraten. Warum fordern wir nicht das selbe von Plattformen wie Facebook und Google, deren Algorithmen wesentliche Informationen für die Menschheit filtern?

Ein Vorschlag: Große Plattformen sollten ihre „algorithmischen Zutaten“ auflisten. Alle Faktoren, die der Algorithmus bei der Auswahl von Information berücksichtigt, werden genannt. Konzerne wie Facebook und Google müssten dann zwar nicht ihren Code (die geheime Rezeptur) offenlegen. Sehr wohl aber könnte jeder von uns nachlesen, was alles mitentscheidend dafür ist, welche Beiträge Facebook uns anzeigt – und welche nicht. Das wäre gewiss eine lange Liste, aber für viele Geeks und Journalisten interessant.

Die betroffenen Unternehmen sind von der Idee womöglich nicht begeistert. Manche Cola-Hersteller würden ihre Zutaten vermutlich auch lieber geheim halten. Doch 2017 wird jenes Jahr sein, in dem wir genau solche Ideen diskutieren: Wir werden über die Machtverteilung im Internet sprechen müssen, darüber, wer von den Algorithmen aktuell profitiert – und wie viel Macht auch dem Konsumenten zusteht.

Ingrid Brodnig ist Autorin des Buchs „Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können“ und Redakteurin des österreichischen Nachrichtenmagazins profil. Sie glaubt weiterhin, dass das Internet ein Tool für Demokratie sein kann – solange wir Bürger das einfordern. Sie twittert (@brodnig) und bloggt dazu.

Politik und Gesellschaft: Meinungsbildung braucht 2017 zwingend Digitalkompetenz

Lena-Sophie Müller: „Meinungsbildung braucht 2017 zwingend Digitalkompetenz.“ (Foto: Bedoy)

Lena-Sophie Müller: „Meinungsbildung braucht 2017 zwingend Digitalkompetenz.“ (Foto: Bedoy)

Die fortschreitende Digitalisierung bietet in Deutschland zweifelsohne große Entwicklungs- und Innovationspotenziale, erfordert aber auch immer ein aktives Mitgehen und Gestalten. 2017 werden wir als Gesellschaft besonders im Vorfeld der Bundestagswahlen noch stärker spüren, dass das mediale Umfeld sich verändert hat. Für die Meinungsbildung wird ein deutlich ausgeprägteres Verständnis der digitalen Welt und ihrer neuen Logiken, beispielswiese dem Echokammer-Effekt, erforderlich. Direktere und populistische Kommunikation in Social Media (man denke an Trump, AfD) und Social Bots zur Meinungsmache sowie Falschmeldungen werden wohl Teil der Realität sein. Logiken und Vertrauensanker, auf die Meinungsbildungsprozesse in analogeren Zeiten fußten, funktionieren nicht mehr bedingungslos.

Auch der Trend zur Automatisierung wird 2017 mit sich bringen, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sich zunehmend mit ethischen Fragestellungen auseinandersetzen und Leitplanken definieren werden. Diese Diskussion wird nicht auf den Bereich des autonomen Fahrens beschränkt bleiben, sondern sich auf den Gesundheits- und Pflegesektor, den Finanzmarkt, unseren gesamten Alltag ausbreiten. Nach welchem Wertekanon sollen die zugrundeliegenden Algorithmen in Zukunft Entscheidungen treffen? Sollten wir unsere Entscheidungsautonomie auf Maschinen und Algorithmen übertragen, wenn diese nachweislich besser sind als wir? Wo müssen wir einen offeneren Blick auf Digitalisierung entwickeln, um Entwicklungs- und Innovationspotenziale zu erschließen? 2017 werden wir zu diesen Themen den Beginn eines gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses sehen.

Es braucht also ein digitales Bauchgefühl, um sich selbstbestimmt und kritisch im Digitalen zu bewegen und einzubringen. Dass der Grundstein für diese Digitalkompetenz bereits in der Schule gelegt werden muss, darf 2017 nicht mehr in Frage gestellt werden. Denn, wer nicht ankommt in der Welt des Digitalen, wer die Regeln nicht verstehen lernt und die Chancen nicht für sich zu nutzen weiß, wird zunehmend benachteiligt sein. Die Folgen der Digitalisierung sind weitreichend und der Erfolg hängt von der positiven Gestaltung ab. 2017 werden wir (hoffentlich) eine chancenorientierte und reflektierte Debatte der gestaltenden Akteure der Digitalisierung aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sehen, die nicht das Gefühl vermittelt, sich gegen die Folgen der Digitalisierung wehren zu müssen, sondern sich diese als Chance zueigen machen zu können.

Lena-Sophie Müller ist seit 2014 Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins Initiative D21 e.V. – Netzwerk für die digitale Gesellschaft von Politik und Wirtschaft. In dieser Position ist es ihr Anliegen, die gesellschaftlichen Implikationen der Digitalisierung in Deutschland aufzuzeigen und positiv mitzugestalten. Auf Twitter findet man sie unter @LSMueller.

Infrastruktur: Das mobile Web ist auf dem Vormarsch

Stephan Dörner: „Das mobile Web ist auf dem Vormarsch.“ (Foto: Twitter)

Stephan Dörner: „Das mobile Web ist auf dem Vormarsch.“ (Foto: Twitter)

Nachrichten vom Tod der App sind weit übertrieben. Tatsache ist jedoch, dass zahlreiche Erhebungen einen deutlichen Trend erkennen lassen: Viele Nutzer konzentrieren sich auf wenige, sehr häufig genutzte mobile Apps und rufen dafür viele Dienste des Internets verstärkt mit dem mobilen Browser auf.

Es ist nur verständlich, dass sich Smartphone-Nutzer nicht für jede der zahlreichen Websites und Dienste, die sie im Internet nutzen, eine eigene App herunterladen wollen. Je schneller Smartphones werden und je weiter sich Webbrowser samt ihrer Javascript-Engine entwickeln, desto geringer wird der gefühlte Unterschied zwischen nativer App und mobiler Website – bis er irgendwann ganz verschwindet.

Der Trend für das Jahr 2017 ist daher klar: Das mobile Web ist auf dem Vormarsch, während sich die App-Nutzung zunehmend auf wenige, sehr häufig genutzte Programme wie Facebook und Whatsapp beschränkt. Schon 2014 zeigte eine Erhebung, dass eine satte Mehrheit von 65 Prozent der Amerikaner im Schnitt null Apps pro Monat herunterlädt.

Doch was wird das nächste „große Ding“? Zumindest die Zutaten für die kommende Ära des Internets können heute schon erahnt werden: Deutlich schnelleres, überall verfügbares Internet, weitere Fortschritte bei der künstlichen Intelligenz, eine weitere, noch stärkere Durchdringung mit Smartphones weltweit und immer größere Rechenkapazitäten, die dank Breitband-Internet überall verfügbar sein werden.

Wer diese Zutaten nimmt und daraus etwas baut, das für Menschen oder Unternehmen von Nutzen ist, hat gute Chancen, die nächste technische Revolution anzuführen.

Stephan Dörner ist seit Juli 2016 neuer Chefredakteur von t3n.de. Zuvor schrieb er Tech-Reporter beim Handelsblatt, dem Wall Street Journal Deutschland und der Welt über digitale Themen. Er interessiert sich für technologische Entwicklungen und wie sie Wirtschaft, Leben und Gesellschaft verändern.

Übrigens: Wer einmal abgleichen möchte, ob die Experten aus 2016 richtig lagen mit ihren Prognosen, kann gerne auch noch einmal einen Blick in die Mega-Trends 2016 werfen.

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2 Kommentare
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Dein t3n-Team

Robert

Genau zu diesen Thema habe ich vor kurzen eine kleine Blog-Parade gestartet
Da könntet ihr ja praktisch mitmachen ;)

Antworten
Netfix

Bin über einen edutrainment-Newsletter auf Eure Seite und diese Vorschau gekommen, seht mir die undigitale Verspätung nach.
Die beitragenden Experten klingen leider wie die sprichwörtlichen Hamster im Laufrad. Ich hoffe, dass sich das irgendwann mal rächt. Ja, Ihr macht alles richtig, Tempo, Technik etc. Aber der Mensch, eigentlich Sinn von’t Janze, kommt nicht mehr vor außer als Getriebener. Ihr tut mir Leid.

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