Mehr als Katzenvideos: Warum Youtube verstärkt in klassische Serien investiert

Youtube ist längst nicht mehr nur die Heimat von Katzenvideos und Tutorials. Wie Business Insider berichtet, entwickelt sich die Plattform aktuell zur ernstzunehmenden Konkurrenz für Streaming-Giganten wie Netflix, Disney+ oder Prime Video. Mit professionell produzierten Serienformaten, einer stark wachsenden Smart-TV-Nutzung und dem erklärten Ziel, einen Emmy zu gewinnen, verfolgt die Google-Tochter einen klaren Kurs: Youtube will Fernsehen neu definieren.
Youtube will auf die große Bühne
Laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen ist Youtube inzwischen die meistgenutzte Plattform auf Smart-TVs – sogar noch vor den etablierten Streamingdiensten. Möglich machen das nicht nur populäre Creator:innen wie Mr Beast, sondern auch neue Formate wie Shanked: Die Comedy-Serie, die vom skurrilen Alltag eines Golfclubs erzählt, ähnelt in Stil, Produktion und Episodendauer klassischen TV-Shows, ist aber exklusiv auf Youtube zu sehen.
Dass Youtube TV-Nutzer:innen überzeugt, ist aber nur die halbe Miete – entscheidend ist auch die Werbeindustrie. Schätzungen zufolge werden Creator:innen im Jahr 2025 rund 185 Milliarden US-Dollar durch Brand-Deals und Revenue-Share-Modelle einnehmen. Konzerne wie Unilever investieren mittlerweile sogar bis zu 50 Prozent ihres Marketingbudgets in Creator:innen-Kampagnen. Youtube unterstützt den Wandel aktiv: Bei Events wie dem hauseigenen Brandcast präsentiert die Plattform nicht nur neue Features, sondern auch Creator:innen, die die Nutzer:innen mit ihren Serienformaten überzeugen.
Viele Creator:innen halten an Youtube fest
Für klassische Produktionsfirmen ist der Creator:innen-Boom Herausforderung und Chance zugleich. Wer in Zukunft jüngere Zielgruppen erreichen will, kommt an Plattformen wie Youtube oder Tiktok nicht mehr vorbei. Deshalb setzen Studios zunehmend auf Kooperationen: Amazon etwa hat mehr als 100 Millionen Dollar in Mr Beasts Show Beast Games investiert, die inzwischen das meistgesehene ungeskriptete Format auf Prime Video ist. HBO Max plant eine Reality-Show mit Logan und Jake Paul, und Hulu landet mit The Secret Lives of Mormon Wives einen viralen Hit.
Statt Creator:innen nur Reichweite abzuschöpfen, geht es dabei immer öfter um kreative Partnerschaften auf Augenhöhe. Aber nicht alle springen auf den Hollywood-Zug auf. Der Grund: Youtube bietet Creator:innen mehr Kontrolle. Sie behalten die Rechte an ihren Inhalten, erhalten 55 Prozent der Werbeeinnahmen – und kennen ihr Publikum durch detaillierte Analytics besser als jeder TV-Sender. Deals mit Netflix scheitern nicht selten daran, dass die Plattform auf Exklusivrechten besteht – inklusive Merchandise- und Eventrechte.
Youtube träumt von erster Emmy-Auszeichnung
Youtube ist auf dem besten Weg, sich als neue TV-Größe zu etablieren – allerdings flexibler, datengetriebener und mit direkter Zielgruppenbindung. Für Creator:innen eröffnen sich damit neue Karrierewege, für klassische Medienhäuser wächst gleichzeitig der Handlungsdruck. Youtube will aber nicht nur im Wohnzimmer dominieren, sondern auch bei der nächsten Emmy-Verleihung mitmischen. CEO Neal Mohan meint, dass der Fernsehpreis das widerspiegeln sollte, was die die Menschen tatsächlich auf ihren Bildschirmen sehen. Eine klare Kampfansage – und ein weiterer Hinweis darauf, wie ernst Youtube seine neue Rolle als TV-Plattform nimmt.