Menstruationstassen im All: Warum das für Astronautinnen nicht so absurd ist, wie es klingt

Die Menstruationsblutung stellt für viele Astronautinnen eine Herausforderung dar - vor allem bei langen Missionen. (Symbolbild: Shutterstock / Gorodenkoff)
Seit Sally Rides historischem Space-Shuttle-Flug im Jahr 1983, als die Nasa fragte, ob 100 Tampons für eine einwöchige Mission ausreichen würden, ist die Menstruationshygiene im Weltraum eine ständige Herausforderung. Derzeit verwenden die meisten Astronautinnen hormonelle Verhütungsmittel, um ihre Menstruation während ihrer Missionen im Weltall zu unterdrücken. Beteiligte Wissenschaftler:innen der Astrocup-Mission schickten erstmals Menstruationstassen ins All, um zu testen, ob sie den extremen Bedingungen der Raumfahrt standhalten können. Die Ergebnisse liegen jetzt vor.
Menstruation im All – eine Herausforderung
Insbesondere bei längeren Missionen wirft die Periode der Frau nicht nur logistische, sondern auch Fragen zur Nachhaltigkeit auf. Periodenprodukte, die für die einmalige Nutzung gedacht sind, stellen demnach keine nachhaltige Lösung dar. Der Ansatz, die Periode durch Hormone zu unterdrücken, wirkt zwar praktisch, kann aber auch Nebenwirkungen wie Übelkeit mit sich bringen und das Thromboserisiko erhöhen. Ob es unbedenklich ist, die Periode über einen langen Zeitraum mit hormoneller Verhütung zu unterdrücken, ist ebenso fraglich.
Angesichts ehrgeiziger Pläne für Mondbasen und Mars-Expeditionen, die Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern könnten, widmet sich die Astrocup-Mission dem Test einer Alternative ohne Abfall und Hormone: Menstruationstassen.
Welche Kräfte auf die Menstruationstassen wirkten
Das Astrocup-Team, das aus Astrobiolog:innen und Weltraumingenieur:innen der Universität Lissabon besteht, startete im Oktober 2022 vier handelsübliche Menstruationstassen an Board der Rakete Baltasar. Zwei der Tassen flogen ins All und zwei blieben als Kontrollen auf der Erde. Die Rakete erreichte während eines neunminütigen Fluges eine Höhe von über drei Kilometern, wobei die Tassen Kräften ausgesetzt waren, die 16-mal größer waren als die Erdanziehungskraft. Vor und nach dem Flug führten die Forscher:innen strenge Tests mit Wasser und Glyzerin durch, um die strukturelle Integrität und Dichtigkeit der Produkte zu überprüfen.
Jetzt liefert die veröffentlichte Studie Erkenntnisse: Die Menstruationstassen, die ins All geflogen sind, funktionierten zuverlässig. Bei der visuellen Inspektion zeigten sich keine Anzeichen von Abnutzung oder Beschädigung. Noch entscheidender war jedoch, dass die Tassen während des gesamten Fluges dicht blieben – selbst unter extremen Bedingungen wie starken Beschleunigungskräften, Temperaturwechseln und Druckschwankungen kam es zu keinen Leckagen der Flüssigkeit. Während der Reise kam es zu Temperaturen zwischen 32 und 34 Grad, einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 40 Prozent und einem Luftdruck von 70.000 Pascal – diese Bedingungen schienen der Tasse nichts ausgemacht zu haben.
Statt Tampons: Eine praktikable Lösung für die Hygiene
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Menstruationstassen eine praktikable Lösung für die Menstruationshygiene während Weltraummissionen sein könnten. Durch die wiederverwendbaren Tassen könnte der Abfall reduziert werden, da auf Einwegprodukte wie Tampons verzichtet werden könnte.
Der Test wurde unter den Bedingungen der Erdatmosphäre durchgeführt. Auf dem Mond herrscht jedoch nur etwa ein Sechstel, auf dem Mars rund ein Drittel der Erdanziehungskraft. Solche Unterschiede in der Gravitation könnten potenziell Einfluss darauf haben, wie sich Menstruationsflüssigkeit beim Entfernen oder Neupositionieren der Menstruationstasse verhält. Diesen Aspekt müsste künftige Forschung ebenso berücksichtigen.
„Angesichts der weltweit steigenden Zahl von Frauen in Weltraumprogrammen und immer längeren Missionen ist die Gewährleistung sicherer und wirksamer Optionen für die Menstruationshygiene von Astronautinnen nicht nur eine technische Herausforderung, sondern eine grundlegende Voraussetzung für die Zukunft“, so Universe Today.