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Merkurist: Deutschlands heißestes Journalismus-Startup, bei dem sogar die Konkurrenz schon abschreibt

Ein neues Gesicht für den Lokaljournalismus – das ist die Ambition von Merkurist aus Mainz. Wie das kostenlose Online-Angebot funktioniert und warum die Idee ziemlich gut ist, erfahrt ihr im Artikel.

Von Daniel Hüfner
3 Min. Lesezeit
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(Foto: Merkurist.de)

Merkurist will Lokaljournalismus „neues Gesicht“ geben

Journalismus-Startups wie Konrad Lischka am Wochenende auf seinem Blog berichtete.

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Die Vision von Merkurist ist es, den vielerorts angestaubten Lokaljournalismus nach eigenen Angaben „ein neues Gesicht“ zu geben und die lokale Berichterstattung „hochwertig, interaktiv und zugleich finanzierbar“ zu gestalten. Demnach gebe es in rund 200 Städten und Regionen in Deutschland lediglich eine einzige täglich erscheinende Tageszeitung. Die Auflage sinke stetig und die Zahlungsbereitschaft der Leser sei gering. „Oftmals gibt es in vielen Regionen nur noch einen regionalen Player, der wirklich ernstzunehmenden Journalismus anbietet und diese sind oftmals digital nicht auf der Höhe und versuchen mit der Brechstange eine Pay Wall einzuführen“, erklärt Manuel Conrad, einer der Merkurist-Macher, im Gespräch mit Lischka.

Bei Merkurist werden Leser zu Nachrichtenquellen

Merkurist will das ändern. Das Startup sieht dazu ein interaktives journalistisches Konzept vor, das die Leser aktiv in den Mittelpunkt des Online-Angebot stellt. Zwei Besonderheiten stellt Conrad heraus: So habe jeder Leser die Möglichkeit, lokale Themen, die er interessant und wichtig findet, bei Merkurist anzustoßen sowie multimediales Material wie Bilder und Videos eigenmächtig zuzuliefern.

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So sieht das Online-Angebot von Merkurist aus. (Screenshot: t3n)

So sieht das Online-Angebot von Merkurist aus. (Screenshot: t3n)

Leser erstellen dazu einfach einen der „Snips“ genannten Themenvorschläge, die von anderen Nutzern mit einem Klick auf den daran gekoppelten „O-ha!“-Button nach Aktualität und Relevanz bewertet werden können. Ein hilfreiches Signal für die bei Merkurist beschäftigten Redakteure: „Wenn ein Thema bei anderen Lesern genügend Interesse hervorruft, wird es durch einen professionellen Journalisten in einem längeren Artikel fundiert ausgearbeitet“, so Conrad. „Wir versuchen also, dort Journalismus zu produzieren, wo wir eine kritische Masse an interessierten Leser messen.“

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„Sind großen Verlagen um mehrere Schritte voraus“

Darüber hinaus können Leser aus ihrer Sicht spannende Themen einfach abonnieren. Je mehr Aufmerksamkeit ein Snip bekommt, desto prominenter wird dieser auf der Website platziert. Technisch basiert die Plattform beziehungsweise das Content-Management-System von Merkurist auf einer Eigenentwicklung.

Dies sei auch die zweite Besonderheit des Angebots: „Hier kann ich mittlerweile sicher behaupten, dass wir allen großen deutschen Verlagen mehrere Schritte voraus sind“, erklärt Conrad selbstbewusst. Demzufolge sei man in der Lage, das Leserverhalten „sehr dezidiert“ zu messen und so die Qualität, die Relevanz und den Erfolg von journalistischen Beiträgen automatisiert bestimmen und prognostizieren zu können.

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Mit sogenannten „Snips“ können Leser eigenmächtig Themenvorschläge sowie multimediales Material zuliefern. Wird ein Thema gut bewertet, wird ein Journalist auf die Recherche angesetzt. (Screenshot: t3n)

Mit sogenannten „Snips“ können Leser eigenmächtig Themenvorschläge sowie multimediales Material zuliefern. Wird ein Thema gut bewertet, wird ein Journalist auf die Recherche angesetzt. (Screenshot: t3n)

Erst vor kurzem habe man etwa ein Tool entwickelt, das aus verschiedenen Überschriften und Bildern für einen Text, die beste Kombination automatisch heraussucht. Mit den eigens entwickelten Technologien habe man außerdem „ganz neue Möglichkeiten, neuartige Werbeprodukte zu entwickeln, die wir regionalen Unternehmen anbieten können.“

Ein Blick ins Zahlenwerk von Merkurist

Apropos Werbung: Die Finanzierung des für Leser kostenlosen Online-Angebots soll nach dem Willen von Merkurist über lokale Digitalwerbung erfolgen. Zum einen über die Schaltung klassischer Banner, zum anderen über gesponserte Beiträge lokaler Unternehmen und Einrichtungen. Nach Angaben von Conrad habe man seit dem Start im Juli so rund 40.000 Euro Umsatz erwirtschaftet. 60.000 Euro an Auftragsvolumen sollen in der Pipeline stehen. Aber: „Noch schreiben wir Verluste“, so Conrad gegenüber Lischka. Dies werde sich angesichts der Wachstumspläne von Merkurist in den nächsten Jahren aber auch nicht ändern.

Merkurist will sich in Zukunft als eine Marke für Lokaljournalismus im Rhein-Main-Gebiet und später auch in anderen deutschen Städten etablieren. Aktuell verzeichnet das Angebot bereits 180.000 Visits im Monat, hat rund 2.000 registrierte Leser und 12.000 Facebook-Fans. Insgesamt 10 Mitarbeiter, sechs Studenten und 30 freie Autoren arbeiten an Merkurist, das mit einer sechsstelligen Summe an Venture-Kapital finanziert ist, mit.

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Zwar sei man nach Angaben von Conrad im Vergleich zur lokalen Verlagskonkurrenz „noch ein bisschen langsamer“ und auch mit der Menge an täglich veröffentlichten Artikeln könne man noch nicht mithalten (jeden Tag erscheinen sechs neue Artikel). Allerdings, und da ist sich Conrad sicher, gehe das journalistische Konzept mit der direkten Einbindung der Leser „sehr gut“ auf. Viele Themen würden es ihm zufolge normalerweise nie in die Redaktionskonferenz der lokalen Zeitung schaffen. „Hier stellen wir mittlerweile fest, dass unsere Konkurrenz ab und an bei uns abschreibt.“

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2 Kommentare
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Gute Idee, viel Erfolg

Leser-Artikel haben auch größere Verlage schon. Neu ist also das graswurzel/crowdmäßig Informationen gesammelt werden und gevotet wird was man für Pressekonferenz-Fragen endlich auch mal einführen sollte.

Es gibt fast überall wohl Mittwochs und Sonntags jeweils oft von zwei Verlagen also 2*2=4 Stück pro Woche kostenlose Lokalzeitungen. Die refinanzieren sich vermutlich schon recht lange.

Warren Buffet meinte wohl mal, das seine kleineren Zeitungen bessere Zahlen (keine Ahnung ob Rendite oder was auch immer) hätten als seine Zeitungen für größere Regionen. Lokalradios und Lokalzeitungen haben also ihre recht relevante Leserschaft und lokale Unternehmen als Werbe-Finanzierer.
Google-Local usw. schafft es ja wohl bisher nicht wirklich oder nur in New York und halt in Fuß-Laufweite wo Google seine Filialen(oder wie das heisst) hat.

Schade das Adobe den kleinen Anbietern, Selbstautoren, kleinen Verlagen, Lokalzeitungen, hunderten Vereins-Zeitschriften usw. keine digitale profitable Vertriebs-Verbesserung bringt obwohl z.b. iPad-Rentner auf Mallorca ihre Heimat-Zeitung lesen würden.

In dem Zusammenhang noch eine Ergänzungs-Idee:
Nett wären Apps um Bilder hochzuladen: Die gehen dann an die entsprechenden Stellen: Jagdpächter für tote Tiere an der Straße, Verkehrsbehörde für umgeknickte Straßenschilder und immer mehr Bäume (dank Klimawandel), Feuerwehr für überlaufende Gullideckel nach Regenfällen (Weil der Schnee ja immer mehr geschmolzen also als Regen landet statt wie früher auf der Fläche herumzuliegen) oder halt auch noch nach ein paar Stunden oder wählbarer Frist natürlich auch an alle Lokalzeitungen damit die Reporter Bescheid wissen.
Bruno der Bär, Kalli(?) der Kaiman, schnappende Schnappschildkröten usw. zeigen das Potenzial…
Ohne hohe Rechtskosten gäbe es das längst von mir… AppLoad/UpLoad=AppZumUploaden von Lokalen Bildern an die passenden Stellen (auch z.B. Amnesty International oder CopWatch-USA)…
in Japan könnte man den ersten blühenden Kirschbaum pro Postleitzahl belohnen, ehren oder was auch immer oder hier wer den ersten Igel oder Kröte vor der großen Wanderung (jedes Jahr 1-2 mal glaube ich, da liegen immer tote Igel herum :-((( ) oder Vogelnester oder Baby-Wildkaninchen, Rebhuhn-Küken o.ä. fotografiert. Oder der erste der um 9:00 noch Schnee auf der Garage liegen hat…
Im Prinzip dürften die Lokalradios vermutlich auch Interesse an so etwas haben aber hier in Deutschland gehören die wohl teilweise oft sowieso schon den örtlichen Zeitungsverlagen als damals die Radio-Gesetze geändert wurden und die Lokalradios aufgebaut wurden.

Wenn die anderen abschreiben sollte man das vielleicht unten drunter auflisten. Aber vielleicht muss man dann für die Verlinkung der eigenen Scoops dann Leistungs-Schutz an die Themen-Aufgreifer bezahlen…

Antworten
Guido

Meines Erachtens eine Idee mit geringen Erfolgschancen.

Gehen wir es durch: Zuerst muss ein User auf ein Thema aufmerksam werden und einen Snip einreichen. Der wird manuell von einem Redakteur gesichtet und freigeschaltet. Dann müssen andere User erst mal ausreichend für den Snip voten. Wenn das passiert, dann fängt ein Journalist an, das Thema zu bearbeiten.

Das Prozedere macht Mercurist zu einem langsamen Medium – langsamer als der Wettbewerb. Es besteht dann höchstens die Chance, so Themen zu finden, die andere Medien übersehen und gar nicht bedienen. Wenn die anderen Medien nicht ausnahmslos alles falsch machen, werden das nur die Randthemen sein. Alles andere, was für viele Menschen relevant ist, werden auch die traditionellen Medien als Thema erkennen und behandeln. Und das eben schneller. Nur mit Randthemen kommt Mercurist aber wohl nicht auf genügend Reichweite, um seine Lokalartikel zu refinanzieren.

Exemplarisch ist vielleicht der aktuelle oberste Artikel bei Mercurist „Hat das Fastnachtsmotto einen Schreibfehler?“ Wie viel Zeit muss ein Mensch haben, um sich für so etwas zu interessieren? Wie viele der 200.000 Mainzer wird das potentiell interessieren? 500? 1.000? Oder gar 10.000? Von denen vielleicht 10% auf Mercurist lesen? Macht 5-10 EUR Kostendeckungsbeitrag?

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