Microsofts deutsche Treuhänder-Cloud soll Ladenhüter sein

(Bild: Microsoft)
Mit einer „deutschen Cloud“ bietet Microsoft seit 2015 seinen Kunden zusammen mit der Telekom als Datentreuhänder eine besonders geschützte Plattform für ihre Cloud-Strategie. Doch nach Informationen des Handelsblatt wird das Angebot kaum genutzt. Es sei „zu teuer, zu rückständig“, laute das Fazit vieler Kunden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Branchenkenner. Das reguläre Cloud-Angebot von Microsoft würden die Partner des Softwarekonzerns demnach besser verkaufen. Mit zwei neuen Rechenzentren in Deutschland wolle Microsoft deshalb gegensteuern. Auf Anfrage wollte das Unternehmen die Pläne nicht bestätigen.
Auch die Wirtschaftswoche berichtet über entsprechende Pläne von Microsoft. Die Investition liege im dreistelligen Millionenbereich, schreibt die Zeitschrift. Bisher unterhält Microsoft zwei Zentren in Frankfurt am Main und bei Magdeburg, in denen die Telekom als Treuhänder fungiert. Die neuen Zentren sollen laut Wirtschaftswoche zwar die Daten ebenfalls in Deutschland vorhalten, jedoch auch „Teil des globalen Netzwerks von Microsoft“ werden. Das solle die Nutzung für international agierende deutsche Unternehmen einfacher machen.
Mit dem Angebot einer „deutschen Cloud“ hatte Microsoft Ende 2015 nach den Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden und der folgenden NSA-Affäre einen Nerv getroffen. Außerdem waren viele Kunden in Deutschland besorgt, weil in den USA ein Gerichtsverfahren läuft, in dem die amerikanische Regierung von Microsoft Zugriffsrechte auf Daten eines Kunden in Europa erstreiten will. Erst im Januar hatte auch IBM eine Art „europäische Cloud“ angekündigt. Da viele Kunden in Europa Sorgen um die Sicherheit ihrer Daten hätten, solle das deutsche Zentrum in Frankfurt vor Zugriffen aus Übersee abgeriegelt werden.
In der Deutschland-Cloud von Microsoft stellte die Telekom als Treuhänder sicher, dass die Daten der Kunden im Land geschützt sind und kein Zugriff von außen möglich ist – auch nicht von dem amerikanischen Unternehmen selbst. An dem Angebot gab es zunächst großes Interesse. Die Vorbehalte gegenüber einem amerikanischen Konzern seien greifbar gewesen, zitiert das Handelsblatt einen deutschen IT-Dienstleister. Inzwischen hätten die Kunden jedoch eine „pragmatischere Einstellung entwickelt“.
Die Abschottung macht es schwerer, Daten mit einer Niederlassung in einem anderen Land auszutauschen. Zudem seien viel genutzte Dienste nicht oder nur eingeschränkt nutzbar, schreibt das Handelsblatt. Der Nachrichtendienst Yammer sei seit Jahren nicht verfügbar. Auch bestimmte Server, die für die Verarbeitung großer Datenmengen nötig sind, könnten die Kunden nicht nutzen.
Hinzu komme der Preisaufschlag, der im Schnitt bei 25 Prozent liege. Der Zusatzaufwand rechtfertige den Aufschlag möglicherweise. Aber: „Bei der Abwägung von Kosten und Nutzen sind die meisten Kunden nicht bereit, dafür zu zahlen“, sagte Axel Oppermann vom Beratungshaus Avispador der Zeitung. In der Summe sei das zu viel für die Kunden.
Weltweit bleibt das Cloud-Geschäft für Microsoft der Wachstumstreiber Nummer eins. Im vergangenen Quartal legte der Umsatz um 56 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar zu. Die Cloud-Pattform für Unternehmen, Azure, verzeichnete sogar einen Zuwachs um 98 Prozent. dpa
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