Ghosting im Bewerbungsprozess – und das nicht von der Unternehmensseite? Eine Auswertung der Jobplattform Xing zeigt, dass das in Österreich durchaus vorkommt.
63 Prozent von insgesamt 150 befragten Recruiter:innen gaben an, dass sie im Alltag gelegentlich abrupte Kontaktabbrüche von der Bewerber:innenseite erleben, 13 Prozent sprachen sogar von „häufigem“ Ghosting. Dabei fällt der Zeitpunkt im Bewerbungsprozess, an dem die Funkstille eintritt, immer wieder unterschiedlich aus.
Recruiting: Wann findet ein Absprung statt?
45 Prozent der Befragten berichteten davon, dass ihnen Bewerber:innen nach der Vertragsunterzeichnung, aber noch vor dem Arbeitsbeginn abgesprungen seien. 25 Prozent waren bereits damit konfrontiert, dass der Bewerbungsprozess nach der Job-Zusage, aber noch vor der Vertragsunterzeichnung abgebrochen wurde. Und 12 Prozent bekamen in einigen Fällen direkt nach dem ersten Gespräch keine Rückmeldung mehr.
Für Sandra Bascha, Kommunikationsleiterin bei Xing Österreich, deuten die Ghosting-Erfahrungen auf eine veränderte Machtdynamik am Arbeitsmarkt hin. „Man hört eher, dass Unternehmen ihren Kandidaten keine Rückmeldung auf eingehende Bewerbungen geben“, wird Bascha in einer Pressemitteilung der Xing-Mutter New Work SE. „Dass es auch umgekehrt passiert, zeigt das neue Selbstbewusstsein der Kandidaten bei der Jobsuche am Arbeitnehmermarkt und dass sie begehrte Talente mit vielen Möglichkeiten sind“.
Bessere Bewerbungsverfahren: Woran Unternehmen arbeiten können
Um herauszufinden, wo Unternehmen ihr Recruiting noch optimieren könnten, hat Xing 1.000 Arbeitnehmende nach den größten Störfaktoren in Bewerbungsverfahren gefragt. Und tatsächlich landete hier das Ghosting von Unternehmensseite auf Platz eins: 44 Prozent der Befragten bemängelten eine fehlende Rückmeldung.
32 Prozent störten sich an zu langen Wartezeiten, 28 Prozent kritisierten intransparente Gehaltsangaben. Gleichauf lagen mit 26 Prozent zu aufwendige und langwierige Bewerbungsprozesse sowie „unrealistische Anforderungen seitens der Unternehmen im Hinblick auf fachliche Qualifikationen“.
Für 23 Prozent der Befragten waren Unklarheiten in der Stellenanzeige und unpersönliche Standardkommunikation ein Ärgernis, 14 Prozent bemängelten fehlende Informationen zur Unternehmenskultur oder eine unauthentische Unternehmenskultur.
Immerhin technisch scheinen die meisten Bewerbungsverfahren zu überzeugen: Nur acht Prozent der Arbeitnehmenden beschwerten sich über technische Probleme bei Online-Bewerbungen.