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Mobilfunk: Telefonica droht Strafe wegen schlechtem Netzausbau

Der Ausbau bei den LTE-Netzen für den Mobilfunk geht langsamer voran, als es die Vorgaben der Bundesnetzagentur vorschreiben. Insbesondere für die Telefonica könnte das in Zukunft teuer werden. 

3 Min. Lesezeit
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Mobilfunkmast der Telefónica Deutschland. (Foto: Telefónica Deutschland)

Kaum ein deutscher Netzbetreiber steht so oft und vehement in der Kritik wegen schlechter Netzabdeckung wie die Telefonica Deutschland. Während sich insbesondere Telekom gerne damit rühmt, das am besten ausgebaute Netz zu haben, kritisieren viele Kunden die Netzqualität des Telefonica-Netzes. Dabei, so erklärt der Betreiber, geht rechnerisch jede Stunde ein neuer Sendemast in Betrieb, der den LTE-Standard unterstützt – rund zehntausend im Jahr.

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Doch möglicherweise ist gerade das das Problem: Denn anders als viele Kunden annehmen, steht LTE nicht nur für höhere Übertragungsgeschwindigkeiten, sondern vor allem für einen inkompatiblen Übertragungsweg. Will sagen: Ein reiner 3G/UMTS-Vertrag ist bereits heute ein Problem in Gegenden, in denen der Netzbetreiber die herkömmlichen UMTS-Sendeanlagen zu Gunsten der LTE-Anlagen austauscht. Denn Netzausbau, das ist bei allen Netzbetreibern so, ist keine Einbahnstraße – und für ein schnelleres 4G-Netz wird die ältere UMTS-Technik deaktiviert. Dass das gerade bei O2/Telefonica so ins Gewicht fällt, hat auch mit der großen Zahl an Reseller-Verträgen zu tun, die auch im Jahr 2019 teilweise noch kein LTE unterstützen, um Kosten zu sparen. Gerade viele preissensitive Kunden, die meinen, sie bräuchten nur einen günstigen Vertrag, achten aber auf diesen Umstand nicht und riskieren so schlechte Netzqualität, insbesondere wenn es sich um eine Vertragslaufzeit von 24 Monaten handelt.

Bundesnetzagentur: In einigen Bundesländern sieht es schlecht aus

So oder so tut sich Telefonica aber mit dem Netzausbau schwer. Eine Untersuchung der Bundesnetzagentur, die in der kommenden Woche vorgestellt wird, zeigt offenbar, dass der spanische Anbieter nur 80 Prozent der Bevölkerung mit mobilen Breitbandverbindungen versorgt, wobei es auch noch Unterschiede zwischen den Bundesländern geben soll, so das Handelsblatt, dem die Untersuchung bereits vorliegt.

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Offenbar deckt sich das mit den durch die Bundesnetzagentur abgefragten Daten der Anbieter: Danach soll der „schwächste Anbieter“ (Telefonica wird hier nicht explizit genannt) in Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern zwischen 55 und 64 Prozent Netzabdeckung auf Haushaltsbasis erreichen (die tatsächliche rechnerische Abdeckung in der Fläche ist somit noch schlechter). Der jeweils beste Anbieter erreicht hingegen in keinem der Bundesländer unter 94 Prozent Netzabdeckung nach Haushalten – dabei dürfte es sich um das D1-Netz der Telekom handeln.

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In wieweit die Daten der Netzbetreiber glaubhaft sind, ist ebenfalls ein Streitpunkt. Mehrere Politiker unterschiedlicher Fraktionen haben hier bereits Zweifel angemeldet. Dabei ist Deutschland ohnehin nicht gerade für ein wettbewerbsfähiges Mobilfunknetz bekannt: Ein Vergleich der internationalen Netze zeigte im vergangenen Jahr, dass Deutschland hier nicht einmal unter den Top 20 der europäischen Länder rangiert.

Mobilfunk-Netzausbau: Sanktionen drohen

Möglich ist dabei auch, dass der Netzbetreiber bis zum entsprechenden Stichtag, der bereits 2015 durch die Behörde bei der Frequenzauktion 2015 festgelegt wurde, den vorgesehenen Grad an Netzausbau und Infrastruktur nicht erfüllen wird. Dann könnten dem Unternehmen empfindliche Strafen drohen. Denn mit der Vergabe der Frequenzen geht ein Versorgungsauftrag einher – und es ist sehr wahrscheinlich, dass die Mitbewerber ebenfalls daran interessiert sind, dass die Regeln gegenüber dem Telefonica-Konzern eingehalten werden.  Die Latte liegt dabei hoch: 98 Prozent Netzausbau bis 2020, wobei bundesweit 98 Prozent der Haushalte versorgt werden müssen, landesweit müssen es mindestens 97 Prozent sein, was insbesondere in weniger stark besiedelten Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen zum Problem werden könnte.

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Vorgegeben ist auch der Downstream von 50 MBit/s am Antennenmast – der freilich deutlich geringere Bandbreiten beim einzelnen Nutzer bringen wird, weil es sich hierbei um ein shared Medium handelt, die Bandbreite also zwischen mehreren Nutzern aufgeteilt wird. So oder so könnte es in den nächsten Tagen seitens der Bundesnetzagentur mehr als nur eine verbale Rüge geben, wobei die genaue Höhe der vertraglich festgelegten Strafen nicht bekannt ist.

Auch wenn die Zahlen sich nicht im Detail mit unabhängigen Netztests, wie etwa dem jährlich veröffentlichten Test der Fachzeitschrift Connect, decken, ist klar, dass insbesondere beim Netz der Telefonica viel zu tun bleibt  – und das trotz der Zusammenführung von E-Plus- und O2-Netz vor einigen Jahren. Die Zusammenführung der Netze gestaltete sich dabei nach Aussage von Experten schwieriger als gedacht, zumal die Netze sich aufgrund ähnlicher Versorgungsziele in der Vergangenheit eben nicht so optimal ergänzt haben, dass eins und eins zwei ergeben hätte. Hinzu kommt, dass die E-Netze zwar theoretisch eine bessere Qualität sicherstellen können, technisch aber die Reichweite der jeweiligen Sendemasten geringer sind.

 

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Der erste Absatz des Textes über angeblich reine 3G-Verträge im O2-Netz ist schlichtweg falsch. Vielmehr ist O2 der einzige der drei verbliebenen Netzbetreiber, der auch Provider-Kunden ohne Weiteres in ihr LTE-Netz lässt. Dahingehend ist die Telekom am restriktivsten, die selbst die Kunden der Billigtochter Congstar bis vor kurzem rigoros ausgeschlossen hatte.

Wenn Sie, Herr Weidemann, das nicht glauben, klicken Sie sich doch mal bei den einschlägigen Vergleichsportalen durch. Das kostet Sie keine fünf Minuten. Da werden sie keinen Vertrag im O2-Netz ohne LTE finden. Wenn man solche Fakten nicht kennt, sollte man sie recherchieren. Gehört zu den Kernaufgaben Ihres Jobs. Als Journalist weiß ich, wovon ich Rede.

Dass sich die angeblich so doofen Providerkunden also selbst ins Knie schießen, ist falsch. Einzige Ursache des schlechten Empfangs und der niedrigen Übertragungsrate bei O2 ist und bleibt die schwache Infrastruktur. Zumindest letztere kommt im Artikel ja dann doch noch zur Sprache.

Antworten
Tobias Weidemann

Natürlich bieten alle Reseller im Prinzip seitens O2/Telefonica das LTE-Netz. Gleichwohl gibt es noch etliche Anbieter, etwa Klarmobil (und nicht nur die), die Tarife mit und ohne LTE anbieten. Viele Kunden nutzen dann die übliche günstigere Variante, davon ausgehend, dass „LTE ja nur schneller“ wäre – dabei vergessen sie aber, dass es auch um einen ganz anderen Übertragungsstandard geht und nicht alle Orte, wo LTE verfügbar ist auch noch UMTS unterstützen. Die von Ihnen geschilderte Verfügbarkeitsproblematik bei den Resellern (insbesondere im D1-Netz) ist sehr wohl bekannt, aber zum Glück tut sich ja auch hier bei Congstar inzwischen etwas. Die einschlägigen Vergleichsportale kenne ich übrigens sehr wohl (und zwar durchaus intensiver genutzt als nur fünf Minuten).

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Titus von Unhold

Der Netzausbau bei den drei Betreibern in den LTE-Bändern geschieht übrigens auch nur deshalb seit zwei Jahren so zügig, weil ab 2020 die ersten UMTS-Bänder neu vergeben werden.

https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/Frequenzen/OffentlicheNetze/Mobilfunk/DrahtloserNetzzugang/Mobilfunk2020/Orientierungpunkte.pdf?__blob=publicationFile&v=1

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Brennabor

Ich wohne in einer Stadt mit 72.000 Einwohnern im Land Brandenburg.
Mein Wohnort ist im Innenstadtbereich, nicht am Rand.
Ich bin O2-Kunde und bekomme hier maximal 3G.
Wenn meine Nummer nicht so verbreitet wäre, hätte ich schon längst gewechselt.
Von dem angeblich ’schnellen Ausbau‘ der Telefonica bekomme ich nichts mit.

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Titus von Unhold

Man kann seine Rufnummer mitnehmen. Das ist ein Rechtsanspruch, bei dem die Bundesnetzagentur gerne hilft diesen durchzusetzen.

Antworten
MN

man kann die Rufnummer beim Providerwechsel mitnehmen – funktioniert tadellos

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