Mozilla vs. Werbeindustrie: Firefox verschärft Kampf gegen Tracking-Cookies

Firefox und die Werbeindustrie werden keine Freunde mehr. (Logo: Mozilla)
Heute hat Browser-Hersteller Mozilla den verbesserten Tracking-Schutz (Enhanced Tracking Protection) ETP 2.0 vorgestellt. Der baut auf den bereits im vergangenen Herbst eingeführten Methoden zum Blockieren von Drittanbieter-Cookies auf. Schon dieser rückblickend als ETP 1.0 bezeichnete Schutz hatte die Werbeindustrie innerhalb kürzester Zeit in Schwierigkeiten gebracht.
So war etwa zielgruppengesteuerte Werbung, das sogenannte Programmatic Advertising, an Firefox-Nutzer praktisch unmöglich geworden. In der Konsequenz bedeutete das für deutsche Publisher fallende Preise, zweistellige Umsatzrückgänge und eine drastisch reduzierte Nachfrage nach Firefox-Inventar. Nach Mozilla-Angaben wurden im Firefox seit der standardmäßigen Aktivierung von ETP 1.0 3,4 Billionen Tracking-Cookies blockiert.
Die Werbeindustrie hatte daraufhin den Ansatz des Nutzer-Trackings verändert und Workarounds entwickelt, die zu ähnlichen Ergebnissen führen sollten. Das sogenannte Redirect- oder Bounce-Tracking umgeht den in Firefox implementierten Schutz vor Cookies von Drittanbietern. Das geschieht, indem es die Nutzer durch die Website des Trackers leitet, bevor sie auf der gewünschten Website landen. So kann trotz Tracking-Schutz getrackt werden, woher die Nutzer kommen und wohin sie gehen.
Mit ETP 2.0 will Mozilla Firefox-Nutzer nun vor diesen Methoden schützen, indem täglich geprüft wird, ob Cookies und Website-Daten von solchen Trackern gelöscht werden müssen. So will ETP 2.0 verhindern, dass bekannte Tracker auf Nutzerdaten zugreifen können. Findet Firefox entsprechende Tracker, löscht ETP 2.0 einmal alle 24 Stunden alle Cookies und Website-Daten von Tracker-Seiten.
Dabei verschont ETP 2.0 jedoch Cookies von Seiten, die Nutzer innerhalb der letzten 45 Tage aktiv genutzt haben. Anderenfalls würden Nutzer potenziell täglich automatisch aus ihren E-Mail-Clients oder ihren sozialen Netzwerken ausgeloggt werden. Tracker von Seiten, die nicht aktiv genutzt wurden, löscht Firefox rigoros. Das klingt zunächst nach einem gangbaren Kompromiss.
ETP 2.0 wird über die kommenden Wochen hinweg verfügbar gemacht und bedarf seitens des Nutzers keiner Änderung oder Verhaltensanpassung. Der Schutz läuft im Hintergrund und ohne Interaktion.
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„Dabei verschont ETP 2.0 jedoch Cookies von Seiten, die Nutzer innerhalb der letzten 45 Tage aktiv genutzt haben. Anderenfalls würden Nutzer potenziell täglich automatisch aus ihren E-Mail-Clients oder ihren sozialen Netzwerken ausgeloggt werden. Tracker von Seiten, die nicht aktiv genutzt wurden, löscht Firefox rigoros. Das klingt zunächst nach einem gangbaren Kompromiss.“
Da braucht man nicht lange nachdenken, wie das dann weiter geht.
Der Ansatz ist im Prinzip genau richtig: man muss diese Mafioten von der Werbetrackerfront konsequent aussperren, nur so ist seriöses Gebaren auf Dauer durchsetzbar. Kompromisse führen automatisch zur Umgehung der allgemein gültigen Ansprüche in Bezug auf seriöses Verhalten der Anbieter. Und nur weil die Instant-Nutzer es etwas unbequemer haben, sind Aufweichungen nicht wirklich angeraten.
Google scheint diesen Weg ja ebenfalls konsequent zu gehen. Auf die nächste Zukunft zumindest in Europa unumgänglich.