N26 erstmals in der Gewinnzone - doch der Kampf um Kunden bleibt hart - t3n

Erstmals in der Firmengeschichte schreibt die Berliner Neobank schwarze Zahlen, wenn auch erst mal nur auf Quartalsebene. Doch die Konkurrenz sitzt ihr im Nacken. Die Berliner Neobank hat einen wichtigen Meilenstein vermeldet: Das erste Mal in der Firmengeschichte verzeichnete das Fintech einen Quartalsgewinn: Im Juni 2024 hat N26 erstmals einen monatlichen Gewinn erwirtschaftet, das dritte Quartal 2024 schloss die Neobank nun mit einem operativen Ergebnis von 2,8 Millionen Euro ab. Doch was nach einer Trendwende klingt, könnte auch nur ein Strohfeuer sein. Denn für das Gesamtjahr reicht es noch nicht ganz: Hier erwartet die Neobank allenfalls ein „moderat positives Ergebnis“, also eine schwarze Null. Für das laufende Geschäftsjahr geht die Neobank noch von einem Fehlbetrag von etwas mehr als 20 Millionen Euro aus, der aber aufgrund einer „einmaligen bilanztechnischen Maßnahme“ geringer ausfallen soll. Geplant ist, Bankanleihen zu verkaufen, die die Neobank noch im Negativzinsumfeld 2021 erworben hatte, und so nach eigenen Angaben zusätzliche Mittel in „zweistelliger Millionenhöhe“ freizusetzen. Warum waren die letzten Jahre schwach? Doch immerhin stimmt die Richtung: In den vergangenen zwei Geschäftsjahren standen am Jahresende immer Verluste. Das Geschäftsjahr 2023 schloss N26 mit einem operativen Ergebnis von -78,3 Millionen Euro, im Jahr 2022 waren es sogar noch -169,3 Millionen Euro gewesen. In der Gewinn-und-Verlust-Rechnung stand am Jahresende 2023 ein Jahresfehlbetrag von 102,4 Millionen Euro, im Jahr 2022 waren es sogar 213,4 Millionen Euro. [crosslinks ids="1648725,1656332,1652735"] Allerdings war N26 in dieser Zeit auch durch Maßnahmen der Finanzaufsicht Bafin stark ausgebremst. Im Mai 2021 hatte die Behörde eine Wachstumsbeschränkung verhängt, um sicherzustellen, dass N26 seine internen Strukturen und Prozesse in der Compliance und im Risikomanagement verbessert, nachdem sie starke Mängel bei der Bekämpfung von Geldwäsche festgestellt hatte. Das Wachstum wurde auf 50.000 neue Kund:innen pro Monat limitiert, ab Dezember 2023 lockerte die Behörde die Neukundenschranke dann leicht auf 60.000 Menschen pro Monat. Erst seit Juni dieses Jahres darf N26 wieder unbeschränkt wachsen. Woher kommt das Wachstum? Die Befreiung von der Neukunden-Fessel tut der Neobank offenbar gut. Derzeit verzeichnet sie nach eigenen Angaben mehr als 200.000 Neuanmeldungen pro Monat. Überwiegend kommen die neuen Kund:innen aktuell über Empfehlungen (Word-of-Mouth) zustande (73 Prozent). Die Quote ist nur etwas geringer als noch 2023 (77 Prozent). Dabei zahlt die Neobank Nutzer:innen einen Bonus von bis zu 90 Euro für die Mund-zu-Mund-Propaganda, wie der Blog FinanceFWD im Oktober berichtete. N26 erwartet, dass die Zahl der „ertragsrelevanten“ Kund:innen von 4,2 Millionen Ende 2023 auf insgesamt 4,8 Millionen bis Ende 2024 steigt. Ende 2023 waren es 4,2 Millionen gewesen. Mit „ertragsrelevant“ sind dabei aktive Kund:innen gemeint. Ende 2023 meldete N26 eine Gesamtkundenzahl von acht Millionen Menschen. Geld verdiente N26 bislang hauptsächlich durch Provisionen, wenn Kund:innen über die Plattform Angebote von Partnerunternehmen nutzen. So können diese etwa über das österreichische Fintech Bitpandas eit 2023 Kryptowährungen kaufen und verkaufen. Erst vor Kurzem ist N26 beispielsweise in den Wertpapierhandel eingestiegen und bietet den Handel mit Aktien und ETF für eine Pauschalgebühr von 90 Cent pro Handel über das Fintech Upvest an. Im Schnitt soll jede:r ertragsrelevante Kund:in 2024 voraussichtlich Transaktionen in einer Gesamthöhe von mehr als 29.000 Euro mit N26 tätigen. So will das Fintech das Transaktionsvolumen bis Ende 2024 um 23 Prozent auf rund 140 Milliarden Euro steigern. Außerdem zahlen die Kund:innen teilweise Gebühren fürs Girokonto: Neben einem kostenlosen Konto gibt es auch Bezahlmodelle, die bis zu 16,90 Euro im Monat kosten. Deutlich später als andere Neobroker und Neobanken hat N26 seit November 2023 auch ein Sparprodukt mit Zinsen im Angebot: Bis zu 2,5 Prozent können Kund:innen hier aktuell auf ihre Geldeinlage bekommen. Im dritten Quartal haben die Kundeneinlagen daher jetzt erstmals die Schwelle von 10 Milliarden Euro überschritten, der Zinsertrag wird im Jahr 2024 rund 50 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Auch für das kommende Jahr erwartet N26 weiteres Wachstum und plant nun neue Angebote: So sollen im kommenden Jahr Konten für Unternehmen eingeführt werden. In den Niederlanden bietet die Neobank zudem schon Baukredite an, ein Produkt, das im Jahr 2024 auch in anderen Märkten starten soll. Wo steht N26 im Vergleich zu Wettbewerbern? Auch wenn N26 sich jetzt mit neuen Angeboten wie dem Brokerage Nutzer:innen stärker aktivieren kann, bleibt das Ringen um Neukund:innen auch ohne die Beschränkungen der Bafin hart. Denn die Konkurrenz prescht ebenfalls mit neuen Angeboten vor. So ist der Neobroker Trade Republic dabei, für seine rund vier Millionen Kund:innen das Angebot im digitalen Banking zu erweitern und bietet seit Kurzem ein eigenes Girokonto. In diesem Jahr wurde schon die Visa-Debitkarte mit „Saveback“-Funktion ausgerollt, und beim Zinsangebot liegt der Neobroker an der Spitze und gewährt 3,25 Prozent auf nicht investierte Kundengelder. Laut dem Jahresbericht von 2023 hat das Fintech das vergangene Jahr mit einem satten Jahresüberschuss von 14 Millionen Euro abgeschlossen – nach einem Verlust von 145 Millionen Euro im Jahr davor. Doch vor allem die britische Konkurrentin Revolut sitzt N26 im Nacken: In dieser Woche vermeldeten die Briten, die Marke von über 50 Millionen Kund:innen weltweit überschritten zu haben. Davon kommen mehr als zwei Millionen aus Deutschland. Zuletzt hatte die Neobank angekündigt, diese auch bald mit einer deutschen IBAN auszustatten, um das Kundenvertrauen zu stärken. Hinzu kommen ein Tagesgeldangebot sowie kostenlose ETF-Sparpläne. Laut dem Jahresbericht 2023 lag ihr Konzernumsatz zuletzt bei 2,1 Milliarden Euro und der Gewinn vor Steuern bei 503 Millionen Euro.

N26 erstmals in der Gewinnzone – doch der Kampf um Kunden bleibt hart