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Nachricht aus dem All: Wie Twitter-User eine „Alien-Nachricht“ entschlüsselten

E.T. würde heute kaum mehr „nach Hause telefonieren“. Er würde wohl eher eine E-Mail schreiben oder eine Nachricht bei Facebook posten. Doch würden wir eine Alien-Nachricht überhaupt verstehen?

Von Vanessa Köneke
3 Min.
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(Foto: mini_citizens / Shutterstock)

Hallo, ist da jemand? Etwa eine Billionen Kilometer von unserer Erde entfernt geistert gerade eine Nachricht durchs All. Mathematische Formeln und elektronische Musik. Auf den Weg geschickt per Radiowellen von einem norwegischen Radioteleskop aus. Hinter der Idee stecken das in Barcelona stattfindende Musikfestival Sonár und die Non-Profitorganisation METI.

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METI steht für Messaging Extraterrestrial Intelligence, also das „Anfunken“ intelligenter außerirdischer Zivilisationen. „Wir schicken gewaltige Nachrichten ins All in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten“, sagt METI-Initiator Douglas Vakoch. Das wird frühestes in 25 Jahren der Fall sein. So lange brauchen die Radiowellen zum anvisierten Empfänger, einem Stern namens Luytens Stern, und wieder zurück.

Fiktive Grußkarte aus Nullen und Einsen

Doch niemand weiß so genau, ob wir eine Alien-Antwort überhaupt verstehen würden. Denn die Aliens sprechen wohl kaum Englisch oder Spanisch. Vielleicht eher „Mathematisch“, glauben Wissenschaftler. Am besten üben wir schon mal und bereiten uns vor. Jetzt! Das dachte sich der junge Göttinger Astrophysiker René Heller vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung und startete ein Experiment.

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Über Twitter und Facebook postete Heller vergangenes Jahr eine mysteriöse Sequenz aus zwei Millionen binären Zeichen (0 und 1). Eine fiktive Grußkarte aus dem All. Umgerechnet 400 DIN-A4-Seiten lang. Würde es jemand schaffen, die vermeintliche Alien-Nachricht zu entschlüsseln?

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„Das Internet rätselt um die Wette“

Die Aufforderung fand eine Resonanz, mit der Heller nicht gerechnet hatte: Hunderte Menschen aus aller Welt versuchten sich an dem Rätsel. Menschen aus Brasilien, Chile, Mexiko, den USA, Kanada, Norwegen, Malaysia, Russland, Australien – sie alle wollten die mutmaßliche Alien-Nachricht entziffern.

Bekannte Medien wie Huffington Post, Spektrum der Wissenschaften, The Atlantic und die Technological Review des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) berichteten. „Das Internet rätselt um die Wette“, titelte die Website Mic.

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Online-Community: Weisheit der Vielen

66 Personen beziehungsweise Teams fanden die richtige Lösung. Darunter interessanterweise wenige Astrophysiker, aber sogar zwei Schüler, einer aus den USA, einer aus Deutschland. Doch leicht war die Lösung nicht. Viele schafften es nur durch Zusammenarbeit mit anderen Usern. Die Weisheit der Vielen.

„Das Experiment zeigt, welch große Kraft das World Wide Web haben kann, um mögliche Nachrichten außerirdischer Zivilisationen zu verstehen”, sagt Heller.

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Ein Alien-Selfie

Internettypisch war übrigens auch der Inhalt der Nachricht. Denn hinter den zwei Millionen Einsen und Nullen verbargen sich vier Bilder: darunter ein Alien-Selfie. Was wäre passender gewesen für einen Social-Media-Post?

Zudem enthielt die Nachricht Information darüber, wie alt die Aliens typischerweise werden (180 Jahre), wie weit sie von uns entfernt leben (100 Mal so weit weg wie der Mond) und wie lange sie schon mit anderen Sternen kommunizieren (10.000 Jahre).

Nur eine Annäherung

Ein wirklich zuverlässiger Test ist das Twitter-Experiment selbstverständlich nicht, gesteht Heller. Weder um zu testen, ob wir eine Alien-Nachricht entschlüsseln könnten, noch um zu überprüfen, ob Aliens eine Nachricht von uns verstehen würden. Schließlich waren alle Experiment-Teilnehmer Menschen. Sie kannten schriftliche Zeichen, hatten Augen, um die Bilder zu sehen.

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Aber per Radiowellen übermittelt sollte eine solche Nachricht zumindest rein physikalisch auf anderen Sternen empfangen werden können. „Selbst, wenn Außerirdische den Inhalt der Nachricht nicht verstehen, so könnten sie doch erkennen, dass sie von einer anderen intelligenten Zivilisation stammt“, meint Heller. Die METI-Nachricht, die aktuell tatsächlich auf dem Weg durchs All ist, enthält zudem eine Art Tutorial zu ihrer eigenen Entschlüsselung, indem sie mathematische Gesetze erläutert.

Auch Zuckerberg und Hawking suchen nach E.T.

Auch Stephen Hawking und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wollen eine Nachricht an E.T. und seine Verwandten schicken. Sie unterstützen die sogenannten Breaktrough-Initiativen des russischen Milliardärs Juri Millner.

Mit der Frage, ob Aliens und Erdmenschen sich verstehen würden, beschäftigen sich Wissenschaftler aber schon seit vor Internetzeiten.

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SETI – Suche nach außerirdischer Intelligenz

Auf der Suche nach außerirdischem intelligenten Leben, auch SETI genannt (Search for Extraterrestrial Intelligence) starten Forscher seit den 1960er Jahren Lauschangriffe auf den Weltraum, um mögliche Alien-Nachrichten an uns zu entdecken.

Im November 1974 übermittelte die Menschheit die erste Radiowellen-Nachricht ins All, die sogenannte Arecbio-Message. Im Aufbau mit Nullen und Einsen orientiert sich auch René Hellers Social-Media-Nachricht an dieser Botschaft.

Amateur schlauer als Nobelpreisträger

Eine Vorversion hatte der US-amerikanische Astrophysiker Frank Drake 1961 auf der sogenannten Green Bank-Konferenz neun brillanten Naturwissenschaftler präsentiert. Drake gilt heute als Pionier der moderne Alienforschung. Ähnlich wie René Heller wollte er testen, wie gut sich die Nachrichten decodieren lässt.

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Alle Kollegen scheiterten. Selbst Nobelpreisträger. Vollständig entzifferte die Nachricht erst später ein Amateur-Code-Cracker. Er hatte die Nachricht in einem Magazin gelesen. Wie auch beim aktuellen Social-Media-Experiment zeigte sich also: Man muss kein Wissenschaftler sein, um (potentiell) mit Aliens zu kommunizieren.

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