Netflix schafft sehr großzügige Elternzeit ab

Netflix nimmt Änderungen bei der Elternzeit vor - und sorgt so für Sorgen bei Mitarbeiter:innen. (Foto: Wirestock Creators/Shutterstock)
Ein knappes Jahr ist es her, da machte Netflix Schlagzeilen. Und das nicht nicht mit einer Serie oder einem Film, sondern der Nachricht, die laut Wall Street Journal „großzügigste Elternzeit der US-Wirtschaft“ einzuführen.
Das Unternehmen versprach, jungen Müttern und Vätern im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes unbegrenzten Urlaub zu gewähren.
Wall Street Journal: Bei Netflix gebe es derzeit Spannungen
Jetzt ist dieses Projekt aber schon wieder Geschichte. Warum? Mehr Mitarbeiter:innen als erwartet nutzten dieses Angebot voll aus und Netflix fand es letztendlich nicht nachhaltig, berichtet das Wall Street Journal. Die Abschaffung weise auf eine „zentrale Spannung“ hin, die derzeit bei Netflix herrsche. Der Konzern führt einen Großteil seines Erfolgs auf seine Unternehmenskultur zurück, in deren Mittelpunkt „Freiheit und Verantwortung“ stehen. Damit wollte und will Netflix die talentiertesten Arbeitenden anlocken.
Doch auch an Netflix gehen die wirtschaftlichen Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit nicht unbemerkt vorbei. Trotz zahlreicher Entlassungen am Ende der Pandemie, arbeiten rund 14.000 Mitarbeiter:innen für den Konzern, ein Anstieg von mehr als 60 Prozent gegenüber der Zeit vor der Pandemie.
Zahlreiche Mitarbeiter:innen machen sich Sorgen
Und es gibt laut WSJ unternehmensintern die Befürchtung, dass all diese Freiheiten für so viele Mitarbeiter:innen nicht mehr praktikabel sind. Der Fokus lege jetzt auch auf Rentabilität, anstatt auf das Wachstum der Abonnentenzahlen.
Und das bereitet vielen Mitarbeiter:innen Sorgen. „Netflix hatte schon immer einen anderen Ansatz als andere Unternehmen, indem sie sagten, es sei wichtig, dass die Mitarbeiter bei ihren Babys sind“, sagte Clara Guimaraes, eine ehemalige Produktionsmitarbeiterin von Netflix in Sao Paulo (Brasilien). „Jetzt fühlt es sich an, als ginge es mehr um die geschäftlichen Bedürfnisse.“
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Professor verweist auf Wichtigkeit von Unternehmenskultur
Guimaraes ist nur eine von zahlreichen Mitarbeiter:innen, die befürchten, dass solche und andere neue Einschränkungen bedeuten, dass Netflix die Identität verliere, die seinen Erfolg befeuerte. Harry Kraemer, Professor an der Kellogg School of Management der Northwestern University (USA), sieht das ähnlich.
„Kultur beeinflusst das Vertrauen und Engagement der Mitarbeiter sowie die Fähigkeit der Menschen, sich als Teil eines Unternehmens zu fühlen“, sagte er. „Wenn Sie anfangen, mit Kultur und Vertrauen herumzuspielen, riskieren Sie, diese Menschen zu verlieren.“