Warum die neuen Trassenpreise der Bahn die Straße bevorzugen und die Schiene benachteiligen
Laut einer weiteren aktuellen Trassenpreisinformation soll ab 2026 die Nutzungsgebühr für Schienen deutlich ansteigen. Die Preise legt der Schienennetzbetreiber InfraGo fest, unter Mitsprache der Bundesnetzagentur und der Politik. Geht es nach der neuen Mitteilung steigt die Gebühr im Schnitt um 19,1 Prozent. Der Fernverkehr wäre von einer Steigerung von 10,1 Prozent betroffen, der Güterverkehr von 14,8 Prozent und der Regionalverkehr von 23,5 Prozent. Schon für Dezember 2024 hat die Bundesnetzagentur eine deutliche Steigerung der Trassenpreise genehmigt.
Der ursprüngliche Plan sah vor, die Trassenpreise für Nahverkehr, Fernverkehr und Güterverkehr gleichermaßen um jeweils 6 Prozent zu erhöhen.
Da die Politik den Nahverkehr nicht so stark belasten wollte, werden die anderen Sparten nun kräftiger zur Kasse gebeten.
Wettbewerbsverzerrung
Zahlen alle in einem Segment die gleichen Preise, wo liegt dann das Problem? Es liegt in der nur formalen Umstrukturierung der Netzsparte der Deutschen Bahn AG. Die drei unabhängigen (und oft unkoordinierten) Netzbereiche der DB wurden Ende 2023 zu einer eigenen gemeinwohlorientierten Gesellschaft zusammengeführt, die Regularien für die Entgelte aber nicht angepasst.
Die InfraGo ist zwar gemeinwohlorientiert, muss Gewinne aber an die DB abführen. Das Geld, das etwa der DB Fernverkehr für höhere Trassenpreise ausgibt, kann also indirekt wieder zurück zur Muttergesellschaft fließen. Für die privaten Wettbewerber gilt das nicht. Deshalb protestiert etwa Flixtrain gegen diese Preisanhebung. Die vom Bundesverkehrsministerium angekündigte „grundlegende Neuausrichtung der Schienenwege“ sei „nicht gelungen“, urteilte der Bundesrechnungshof denn auch im April 2024.
Für einmaliges Befahren der gut 600 Kilometer langen Strecke von Hamburg nach München werden mehr als 8000 Euro Gebühr fällig. In anderen EU-Ländern sind die Preise deutlich niedriger. Die Ursache: Sie werden nach dem Grenzkostenmodell berechnet, umfassen also nur die Betriebskosten. InfraGo hingegen rechnet mit Vollkosten.
Komplizierte Struktur
Vorteil Straße
Regional- und Güterverkehr bekommen staatliche Zuschüsse zu den Trassenpreisen. Allerdings senkte der Bund Anfang des Jahres die Zuschüsse für den Güterverkehr von 350 auf 180 Millionen Euro.
Durch die gestiegenen Trassenpreise verliert die Bahn weiter an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Straße.
Quellen für die Grafiken: ARD plusminus, Mofair, Stand 2023; Quellen: eigene Recherche; Beratung: Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher Bündnis 90/Grüne