
An den Markt gegangen war Vivid (eigentlich Vivid Money) vor fünf Jahren als mobile Finanzplattform fürs Banking, Sparen und Investieren mit einem Schwerpunkt auf der Bedienung übers Smartphone. Damals hatte man noch die Solaris als Banking-Partner und Lizenzgeber an Bord. Inzwischen hat das Unternehmen durch die Übernahme von Joompay eine eigene E-Money-Lizenz, die auch in neuen Märkten genutzt werden kann.
Damals wollte Vivid Money zunächst vor allem mit den Neobanken wie N26 oder Revolut konkurrieren und übernahm eine Vielzahl an Features, um daraus einen durchaus konkurrenzfähigen Mix für die Kund:innen zu machen. Mit ambitioniertem Preismodell und lautem Marketing, das vor allem mit Affiliate-Angeboten punktete, konnte innerhalb weniger Monate die 100.000-Kund:innen-Schwelle geknackt werden. Jetzt hat das Unternehmen aus Berlin einen erneuten Kurswechsel vollzogen, der sich jedoch bereits andeutete.
Denn inzwischen zählt Vivid Money zwar immer noch nach eigenen Angaben zu den am schnellsten wachsenden Finanzplattformen Europas, hat inzwischen aber vor allem das „nahtlose, grenzüberschreitende Finanzerlebnis, das speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmern zugeschnitten ist“ im Visier. Innerhalb eines Jahres habe man 30.000 kleine und mittelständische Unternehmen als Neukunden gewonnen. Wie viele davon Vivid als einzige Kontolösung nutzen, ist unbekannt.
KMU und Business-Banking im Fokus
In Zukunft, so erklären die beiden Gründer Artem Iamanov und Alexander Emeshev sollen die kleinen und mittelständischen Unternehmen im Fokus stehen. Zum anderen wolle man in fünf neuen Märkten das Geschäft starten – genauer in Frankreich, Italien, Spanien, Luxemburg und den Niederlanden. Zuletzt konnte das Fintech einige Branchenexpert:innen verpflichten, darunter Stef van Beek (ehemals Revolut) als CEO des E-Geld-Instituts von Vivid, sowie Führungskräfte von Bunq, Flatex Degiro und Qonto, die als Country Manager für einige der neuen Märkte verantwortlich zeichnen.
Das erklärte Ziel ist es, die Expansion in den genannten Ländern voranzutreiben und für Unternehmen passende Features zu implementieren. In der Tat klingt das schlüssig, angesichts eines gut besetzten Marktes für Privatkund:innen. Hier ist zwischen N26, C24 Bank, Bunq, aber auch Trade Republic und einigen weiteren Anbietern aus der Brokerage-Ecke immer mehr Wettbewerb angesagt. Auch hat sich gezeigt, dass die kostenlosen Varianten wie in der Anfangszeit kaum aufrechterhalten werden können, insbesondere in Zeiten sinkender Zinsen.
Ob das Geschäft aber in der Sparte der Banken und Fintechs für Selbständige, Freelancer, Startups und andere kleine und mittelständische Firmen so viel rosiger aussieht, bleibt abzuwarten. Denn auch dieser Markt ist mit Anbietern von Qonto und Kontist über Holvi und Finom bis hin zu Fyrst und einigen Angeboten der etablierten Banken recht gut besetzt. Immerhin, so berichten Expert:innen aus der Banking-Welt, sind hier die Margen und Erlösmodelle für die Fintechs etwas besser.
Die Ziele, die sich Vivid Money setzen will, sind dennoch ambitioniert: Von den derzeit 30.000 Kund:innen im Laufe des Jahres auf 50.000 Kund:innen zu kommen, dürfte aber angesichts der zahlreichen neuen Märkte machbar sein. Alleine bis Ende Juni wolle man mindestens fünf Produktinnovationen und zwei strategische Partnerschaften an den Start bringen.