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Nichtstun in Vollzeit: Kuriose Stellenanzeige verspricht Traumjob in Schweden

Nichtstun in Vollzeit – ein Traumjob oder die Hölle auf Erden? Ein Kunstprojekt in Göteborg will diese Frage klären. Auch Nicht-Schweden können sich bewerben.

3 Min. Lesezeit
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Traumjob in Schweden. Für einen Glückspilz kann der Wunsch sich erfüllen. (Foto: Shutterstock-Gvictoria)

Dass Nichtstun erquickt, soll der römische Philosoph Cicero einst gesagt haben. Ob das zutrifft oder nicht und in welchem Maße, das können Müßiggänger vielleicht bald selbst herausfinden. Wer schon immer davon geträumt hat, fürs Nichtstun bezahlt zu werden, dessen Traum kann im schwedischen Göteborg bald wahr werden. Am U-Bahnhof Korsvägen wird zukünftig eine Stelle geschaffen, die Bewerbern und Bewerberinnen die Möglichkeit bietet, jeden Arbeitstag lang genau das zu tun, worauf er oder sie Lust hat. Und das auch noch bei voller Bezahlung und mit lebenslanger Jobgarantie. Wer jetzt einen Haken vermutet, sucht aber vergeblich. Es gibt keinen. Auch Nicht-Schweden können sich bewerben!

Traumjob: Experiment soll zeigen, womit Menschen sich fernab von Lohnarbeit beschäftigen

Kuriose Stellenausschreibung: 2.046 Euro brutto fürs Nichtstun. Wartet hier der Traumjob? (Grafik: Eternal Employment)

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Zum Job an sich: Das monatliche Einstiegsgehalt umfasst 2.046 Euro brutto und wird jährlich an die Lohnentwicklung im öffentlichen Dienst von Schweden angepasst. Der Glückspilz erhält Jahresurlaub und Rentenanspruch. Bewerbungen können ab 2025 eingereicht werden. Der Arbeitsbeginn ist 2026, quasi sobald der derzeit im Bau befindliche U-Bahnhof seinen Betrieb aufnimmt. Ein Zweitjob ist untersagt. Und um es wirklich noch einmal schwarz auf weiß festzuhalten, steht in der Stellenausschreibung: „Die Position beinhaltet keine Pflichten oder Verantwortlichkeiten.“ Die Arbeit sei das, was der Angestellte tun will. Einzige Aufgabe: Das Nichtstun muss morgens und abends am Bahnhof per Stechuhr ein- und ausgeläutet werden.

Hinter dem Traumjob steht nicht etwa der öffentliche Verkehrsbetrieb Göteborgs, sondern das Künstlerduo Goldin+Senneby. Deren „Eternal Employment“-Experiment (zu Deutsch: „Anstellung für die Ewigkeit“) konnte sich in einem Ideenwettbewerb der schwedischen Behörde für Kunst im öffentlichen Raum und des schwedischen Verkehrsministeriums gegen weitere Mitbewerber durchsetzen. Das Projekt, so die Künstler, böte eine andersartige Auffassung von Arbeit und dem Arbeitersein. Es soll das Verständnis von Wachstum, Produktivität und Fortschritt auf den Prüfstand stellen. In Zeiten von Automatisierung und künstlicher Intelligenz sei es schließlich möglich, dass „wir bald alle produktiv überflüssig“ sein werden.

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„Der Angestellte könnte von schwerem Boreout betroffen sein, er könnte aber auch seine eigenen Projekte oder kreativen Ideen umsetzen.“

Das Projekt reiht sich insofern in Experimente wie beispielsweise das bedingungslose Grundeinkommen ein. Was fängt der Mensch mit der neugewonnenen Freiheit an, wenn er die Chance erhält, eine individuelle Aufgabe zu erfüllen, anstatt den lieben langen Tag fremdbestimmt und zur Sicherung des Einkommens einer Arbeit nachzugehen, die er im Zweifel vielleicht gar nicht mag. Unterstützt er die Gesellschaft beispielsweise durch Care-Arbeit oder lungert er den ganzen Tag rum und sucht vergeblich nach einem Lebenssinn? Treibt der Mensch mehr Sport und entlastet die Gesundheitskasse oder verbringt er die Zeit auf der Couch, guckt Netflix und stopft sich mit Kartoffelchips voll, bis der Körper kollabiert?

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Die völlige Freiheit, zu tun, was man will, eröffne Chancen und Risiken, so Simon Goldin und Jakob Senneby in ihrer Projektbeschreibung: „Der Angestellte könnte von schwerem Boreout betroffen sein, er könnte aber auch seine eigenen Projekte oder kreativen Ideen umsetzen, oder er könnte in einem Zustand ständigen Müßiggangs leben.“ Das Projekt wird mit knapp 580.000 Euro gefördert. Eine Stiftung vewaltet das Geld und legt es so an, dass die Gehaltszahlungen für eine Dauer von etwa 120 Jahren sichergestellt sind. Mehr als genug Zeit also, um sich bewusst zu werden, was der vermeintliche Glückspilz mit seinem Leben anfangen will. Wer keine großen Ansprüche an das Gehalt hat, kann hier zum Objekt seines eigenen Experiments werden.

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theRalle

Warum eine neue Stelle einrichten?
Nehmen die den IT-Administrator bom BER, ist’s für die Untersuchung billiger und realistischer.

Und sie brauchen damit nicht bis zur Fertigstellung des U-Bahnhofs warten – der Admin hat am BER seinen Job schon, obwohl der wohl nie fertig wird …

Antworten
karin

Guten Tag, würde mich intresieren

Antworten
Martina Schulze

Hört sich auf jeden Fall sehr interessant an.
Benötige allerdings mehr Infos wo ich mich sofort bewerben kann.
Würde nicht zögern

Antworten
Birgit Groht

Ich möchte an diesem Projekt teilnehmen. Vielleicht kann mir jemand die Anschrift mitteilen, damit ich mich bewerben kann.

Antworten
Thorsten Groth-Diess

Ich möchte mich für das Projekt „Nichtstun in Vollzeit“ bewerben, habe aber keine Anschrift zur Hand.

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