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Interview
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Nico Rosberg: „Sobald wir autonom fliegen, kostet es nur noch 6 Cent pro Kilometer“

Der ehemalige Formel-1-Champion Nico Rosberg will jetzt grüner Investor sein. Wir haben mit ihm in Berlin über die Formel E, saubere Städte und Unfalltote gesprochen.

Von Jan Vollmer
5 Min. Lesezeit
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Nico Rosberg / Greentech Festival (Photo by Franziska Krug/Getty Images)

Nico Rosberg hat sich verändert. Statt zwischen Reifenstapeln, Pokalen und Magnumflaschen trifft man ihn jetzt eher auf dem Technik-Festival CES in Las Vegas oder dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Aber auch rein äußerlich: Sein neues Lieblingsoutfit scheinen eleganter Wollpullover und Sakko zu sein.

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Was geblieben ist: Rosberg hat keine Zeit zu verlieren. Bei dem Treffen in Berlin wird man von einem vier- oder fünfköpfigen PR-Team in der Lobby eines Fünf-Sterne-Hotels am Tiergarten empfangen und für einen 20-Minuten-Interview-Boxenstopp in ein Besprechungszimmer geführt. Rosberg sitzt da, zurückgelehnt, mit überschlagenen Beinen, beißt in einen Apfel und schaut zu, wie seine PR-Leute den Reporter einweisen und auf einen Stuhl ihm gegenüber komplementieren. „Fünf Minuten vor Interviewende gebe ich ein Handzeichen“, sagt einer von ihnen. Start.

t3n: Nico, nach Jahren auf der Öl- und Benzinrennstrecke: Fährst gerade du jetzt Elektroauto?

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Nico Rosberg: Nein, aber ich habe ein Elektromotorrad. Eine Energica, das High-Performance-Biest. Das ist echt toll und ich fahr‘ in Monaco mit einem Carsharing-Angebot, das Elektroautos zur Verfügung stellt, kleine Renault Twizys.

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t3n: Du hast auch in das Elektrorennen Formel E Geld investiert. Juckt es dich denn nicht, selbst bei der Formel E ins Cockpit zu steigen?

Nein, das ist für mich abgeschlossen. Ich habe alles erreicht im Rennsport, was ich erreichen wollte.

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t3n: Wie kam es überhaupt, dass du noch Investor geworden bist? Du hättest ja auch etwas Entspannteres machen können.

Ich habe die Chancen durch E-Mobilität gesehen, da gerade dort so viel ungeahntes Potenzial steckt und wir uns auf unglaubliche Technologien mit großem Mehrwert freuen können. Und mein erster Schritt in eine nachhaltige Zukunft war, als Investor junge, innovative Unternehmen finanziell zu unterstützen.

t3n: Was sind für dich gerade die wichtigsten Keywords in Sachen neue Mobilität?

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„Elektroautonom, saubere Städte, Infrastruktur und natürlich Mobilitätsketten!“

Elektroautonom – und darüber hinaus: Saubere Städte, Infrastruktur. Wir müssen in den nächsten Jahren darüber nachdenken, wie wir das optimieren können. Und natürlich: Mobilitätsketten!

t3n: Bist du zufrieden mit dem, was da gerade passiert in Deutschland? Wird da genug Infrastruktur bereitgestellt oder lässt das noch zu wünschen übrig?

Es gibt eine riesige Disruption in der Automobilbranche, da passiert etwas Großes. Wir sind in Deutschland noch ein bisschen hinterher, das ist  klar. Aber wir holen jetzt auf. Ich war gerade bei VW, habe mir die ganze Palette von ID-Fahrzeugen angesehen. Das wird stark kommen. Und Deutschland wird vorn mit dabei sein. Aber es stimmt, wir müssen darauf achten, mit der Infrastruktur nicht in Verzug zu kommen.

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„Es wird noch eine Weile dauern, bis der Elektromotor sich überall durchsetzt“

t3n: Du betonst mit deinen Partnern stark die saubere Energie. Verkehrsminister Scheuer macht ja gerade eher mit dem Gegenteil von sich reden: Er zweifelt die Grenzwerte für erlaubte Schadstoffwerte an – und zwar, ob sie zu niedrig sind und mehr erlaubt sein sollte. Er steht also eher für dreckige Städte.

Nein, das kann man so nicht sagen, das ist so nicht der Fall. Es ist ja immer ein Kompromiss, ein schwieriger Kompromiss: Es sind noch viele Menschen mit Diesel und Benzinern unterwegs. Und es wird noch eine Weile dauern, bis der Elektromotor sich überall durchsetzt. Herr Scheuer ist ein Förderer der Elektromobilität, aber man darf die Sache nicht überstürzen. Wir sollten auch nicht zu sehr über Verbote reden. Mit so einer negativen Spirale stellen wir uns selbst ein Bein.

t3n: Wie sieht diese negative Spirale deiner Meinung nach aus?

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Dass wir uns so über diese Grenzwerte streiten. Natürlich sind viele Sachen falsch gelaufen. Aber es kommt der Punkt, an dem man da vielleicht in die Zukunft schauen kann, an dem sich Möglichkeiten für eine positive Wandlung ergeben.

t3n: Ich hatte gedacht, dass Leute aus der E-Mobilität eher auf der anderen Seite stehen müssten. Jede Schadstoffwertbegrenzung wäre ja ein Anreiz mehr für Konsumenten, zu sagen: Okay, jetzt fahren wir E-Auto. Aber deine Strategie ist es eher, den Leuten die Vorteile schmackhaft zu machen?

Genau deswegen habe ich mit Partnern das Greentech Festival ins Leben gerufen! Wir möchten allen Menschen da draußen nahebringen, was für Möglichkeiten auf sie warten und ihnen die Highlights der grünen Technologie präsentieren! Ingesamt wird es drei Module geben: Eine Expo, eine Konferenz und die Green Awards.

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t3n: Setzt du beim Investment eher auf individuelle Mobilität oder auf Bahn und Co.?

Das ist komplett unterschiedlich. Das geht von Formel E über Lilium und Lyft, dem Uber-Konkurrenten, bis hin zu Charge Point. Ich habe das sehr stark gestreut.

t3n: Wie sieht deine Vision zur Mobilität in fünf Jahren aus?

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Das sind intelligente Mobilitätsketten. Ein Beispiel: Ich bin hier in Berlin, ich will nach Köln. Dann habe ich alles auf meinem Handy. Mein autonomes Auto holt mich ab, bringt mich zur Bahn, damit fahr ich nach Köln. Am Bahnhof steht ein kleiner E-Scooter, mit dem fahre ich dann zu meinem Treffen.

„Sobald wir autonom fliegen, kostet es nur noch 6 Cent pro Kilometer“

t3n: Also eigentlich wie Google Maps, nur eben auch zum Sofort- Buchen.

In ein paar Jahren gibt es dann noch eine Zwischenstation, bei der man mit der Drohne fliegen kann. Das wird dann nicht viel mehr kosten als ein Taxi. Sobald wir autonom fliegen, kostet es nur noch sechs Cent pro Kilometer. Elektromobilität und Elektromotoren haben vergleichsweise wenige Komponenten, das macht die Hardware günstig. Man kann mit dem Material ja dann eine Ewigkeit fahren.

t3n: Brauchen wir für diese Mobilitätsketten denn überhaupt noch Autobahnen? Viele Studien zeigen auch, dass Verkehr flüssiger fließt, wenn es ein Tempolimit gibt. Wie stehst du dazu?

Wir wollen versuchen zu vermeiden, dass Verbote ausgesprochen werden. Gerade unsere deutsche Geschwindigkeitsbegrenzung ist unsere Historie, unsere Autokultur – da sind wir stolz darauf. Anstatt zu verbieten, sollten wir die Zukunft feiern und nutzen. Wir sollten lieber versuchen, die Sachen zu verbessern und sicherer zu machen. Verbote sind nicht immer der richtige Weg.

t3n: Laut den Zahlen des Statistischen Bundesamts starben im Jahr 2017 insgesamt 409 Menschen auf der Autobahn; 181 davon bei sogenannten Geschwindigkeitsunfällen. Jetzt Tempolimit-Schilder aufzustellen, würde unsere Straßen sehr viel schneller sicherer und sauberer machen, als wen wir auf die Entwicklung von neuer Technologie warten.

Vom Verkehrsministerium heißt es, dass ein Tempolimit die Sicherheit nicht verbessern würde.

t3n: Das heißt, du würdest darauf setzen, dass das autonome Fahren irgendwann das Problem löst?

Ja, so schnell wie möglich sollten wir künstliche Intelligenz nutzen. Und Autobahnen sind der erste Platz, um das autonome Fahren umzusetzen. In den Städten eher später, da ist das schwieriger.

t3n: Ich würde mich schwer damit tun, Menschen, die Angehörige auf der Autobahn verloren haben, zu sagen: Wartet auf die autonomen Autos, dann wird es vielleicht sicherer. Aber abgesehen davon: Fährst du überhaupt noch selbst auf der Autobahn?

Ja, letztens bin ich auch mal wieder selbst gefahren.

t3n: Wie lange dauert es noch, bis du den Lilium-Prototypen fliegen kannst?

Manche von denen sollen nächstes Jahr zugänglich sein, das wäre toll.

t3n: Vielen Dank für das Gespräch.

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8 Kommentare
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Dein t3n-Team

Gigi

Das mit den 6 Cent/km ist doch völliger Quatsch.

Ein Taxi hat Kilometerkosten von 15-25 Cent, und das ohne Lohnkosten. Das Fluggerät ist um das 2-3 fache teurer als ein Taxi (kostet angeblich so ca. 100.000 – 200.000 Euro), wird, wenn es autonom unterwegs ist, sicher öfters geprüft als ein Taxi (1 x pro Jahr) und braucht ebenso Energie zum Vorwärtskommen (Strompreise in D -> nix gut!). Und der Wertverlust dürfte ebenso gegeben sein, d. h. nach 2 Jahren Nutzung bekommt man sicher auch nur noch die Hälfte für das Teil.

Wo soll die große Ersparnis herkommen? Weil’s keine Reifen braucht? Die Versicherung wird sicher auch nicht günstiger sein…

Antworten
torsten-holmer

Die Berechnungsgrundlage würde mich auch interessieren, das scheint mir sehr geschönt zu sein.

Antworten
torsten-holmer

6 cent sind ja schon die reinen Ladekosten für ein normales E-Auto: https://www.energieheld.de/mobilitaet/elektroauto/kosten/aufladung-verbrauch-100-kilometer

Ugur

Der Reporter hat auf seine moralischen Ergüsse wohl einfach nicht verzichten können. Schade. Zukünftig vielleicht sachlicher an ein Thema herantreten.

Antworten
Schnatt

mit dem autonomen Fliegen wird wohl nix, bis den Menschen Federn wachsen

Antworten
Mika

„starben im Jahr 2017 insgesamt 409 Menschen auf der Autobahn; 181 davon bei sogenannten Geschwindigkeitsunfällen. Jetzt Tempolimit-Schilder aufzustellen, würde unsere Straßen sehr viel schneller sicherer und sauberer machen, als wen wir auf die Entwicklung von neuer Technologie warten.“

Was für ein Nonsens, Sie sollte vielleicht mal selbst auf der Autobahnfahren, dann wüssten Sie, sobald ein 120er Schild da ist, selbst Schleicher im unbegrenzten Bereich auf einmal 150 fahren. Und stellen Sie sich vor, erfolgt dann ein Unfall, dann ist das ein sogenannter Geschwindigkeitsunfall. Und wenn Sie bei widrigen Umständen statt 80 mit 120 unterwegs sind und einen Unfall bauen, dass ist das ebenfalls ein Geschwindigkeitsunfall. Wenn Sie im Stop and Go mit 80 dem schleichenden Verkehr, der mit 50 unterwegs ist, hinten rauf fahren ist das auch ein Geschwindigkeitsunfall.

Und wenn auf der ungerenzten Strecke jemand mit 200 unterwegs ist und einer mit 80 rüber zieht ohne in den Spiegel zu gucken, dann ist das offiziell auch ein Geschwindigkeitsunfall.

Wie erkären Sie den Opfern, dass trotz dem Schild jemand schneller unterwegs war? Behalten Sie die Pseudomoral für sich. Herr Rosberg hat bei dem Thema schon recht, dass der autonome Verkehr das schon verbessern wird.

Allerdings wie erklärt der Investor Herr Rosberg dem ersten verunfallten Besitzer eines autonomen Fahrzeuges, wenn das Fahrzeug meint ausweichen zu müssen, weil jemand einfach über die Straße rennt. Mal abgesehen, dass sich die Fahrzeugindustrie mit dem autonomen Fahren selbst abschaffen wird aus Effizienzgründen macht der Besitz dann keinen Sinn mehr, da das Fahrzeug quasi fast durchweg im Gebrauch sein kann und sollte. Dann werden weniger Fahrzeuge benötigt.

So werden die Straßen frei und die Mobilität effizient. Aber es gehen halt auch Millionen an Arbeitsplätzen weltweit verloren.

Antworten
Claudia

Guter Ansatz von Nico, e-mobility kann dann spannend werden, wenn wir endlich bei den Batterien nicht mehr auf Lithium angewiesen sind, denn die Abbaumethoden zerstören Lebensgrundlagen von Naturvölkern in Südamerika und auch die Basis für seltene Tier- und Planzenarten – also aktuell nix mit nachhaltig und ökologisch sinnvoll.
Auch funktioniert eine extrem höhere e-Fahrzeugdichte wohl eher nicht mit unserem – leider immer noch weitestgehend – zentralen und von Energiegiganten beeinflußten Stromnetzen.
Hier ist der richtige Ansatz: dezentrale Versorgung, möglichst viel Autonomie für einzelne (Kommunen, Betriebe, sonstige Gemeinschaften, gern auch Genossenschaften) – also die Energiewende „von unten“.
Der zweite Punkt ist: emissionsfreie Mobilität mit Stoffen zu sichern, die auch in der Produktion umweltverträglich sind: Wasserstoffbatterien mit unschädlichen – und reichlich vorhandenen – Reaktionsmitteln zum Beispiel.
Nervpunkt im Interview: die „unerläßliche“ Frage nach dem Tempolimit – was soll das? Es geht um Fahrzeuge – gemacht, um sich zügig von A nach B zu bewegen…. Gern darf jeder seiner Entschleunigung frönen, aber bitte nicht auf der linken Spur der Autobahn. Und ich habe noch nie soviel Betteln um Verbote und zusätzliche Gängelung gehört, wie aus unseren Medien in den letzten Wochen – wer bezahlt Euch dafür, daß ihr die „German Angst“ vor zügiger individueller Fortbewegung befeuert?
Sonst: sehr wichtiges Thema, das uns allen kräftig auf die Füße fällt, wenn wir nicht endlich intelligente Lösungen finden.

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Moralapostel

Was soll diese Pseudomoral mit den 181 Geschwindigkeitsunfällen?

Wir haben seit ein paar Jahren wieder einen Anstieg der Verkehrstoten. Nachdem diese seit den 1970iger Jahren kontinuierlich gesunken waren – trotz fehlender Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen.

Neben einer Überalterung der Bevölkerung wird hierfür auch die steigende Nutzung von digitalen Angeboten während der Fahrt gemacht („Handy am Steuer“). Und die Pösen von T3N propagieren noch die Digitalisierung ;)

Hier muss man ansetzen, wenn man die Unfallstatistiken und die Verkehrstoten wieder nach unten bringen möchte.

Ich persönlich würde jedoch wenn es schon nach der reinen Opferzahl geht viel mehr auf das Thema „Todesfälle durch resistente Keime“ fokussieren. Hier kann man noch jährlich zehntausende Menschen retten. Aber dieses Thema kann man nicht so schön moralisieren.

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