
Geräuschunterdrückung bei Kopfhörern vielleicht ein Problem – laut Fachärzt:innen. (Symbolbild: Foxy Burrow/Shutterstock)
Etwa jeder vierte junge Mensch hört Musik am Smartphone per Kopfhörer so laut, dass eine Hörschädigung droht. Das Problem ist oft, dass mit dem Lauterstellen der Musik Umgebungsgeräusche übertönt werden sollen, etwa beim Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Führen ANC-Kopfhörer zu Hörschäden?
Dem soll eigentlich mit Kopfhörern mit integrierter aktiver Geräuschunterdrückung (Active Noise Cancelling/ANC) entgegengewirkt werden. Die Reduzierung der störenden Geräusche soll es weniger notwendig machen, die Musik lauter zu stellen. Die ANC-Kopfhörer könnten allerdings selbst zu Hörschäden führen.
Das zumindest befürchten mehrere britische Fachmediziner:innen. Wie die BBC berichtet, geht es dabei um eine spezielle Form der Schwerhörigkeit, die sogenannte auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS).
Probleme, sprachliche Signale zu interpretieren
Betroffene Menschen verfügen meist über ein normales Hörvermögen, ihr Gehör kann aber etwa sprachliche Signale nicht richtig interpretieren. Schwierigkeiten gibt es zudem dabei zu erkennen, woher bestimmte Geräusche kommen.
Normalerweise gelten Hirnverletzungen oder Mittelohrentzündungen in der Kindheit als AVWS-Ursachen. Den britischen Fachärzten zufolge treffe dies aber bei immer mehr Patient:innen nicht zu. Viel mehr habe sich gezeigt, dass externe Faktoren wie eben ANC-Kopfhörer für eine AVWS-Erkrankung verantwortlich sein könnten.
Gehirn könnte richtiges Hören vergessen
Die Vermutung ist, dass das Gehirn durch stetige Ausblendung alltäglicher Geräusche „vergisst“, wie es „richtig hören“ soll. Aufgrund eines regelmäßigen Einsatzes von ANC-Kopfhörern müsse sich das Gehirn nicht mehr anstrengen.
Mediziner:innen fordern jetzt, die Zusammenhänge zwischen AVWS und dem Einsatz von geräuschunterdrückenden Kopfhörern weiter zu erforschen. Allerdings gilt das Ganze als schwierig, weil es zu viele Variablen gebe, etwa die Art der Geräusche, die Art und Dauer der Unterdrückung sowie das Alter der Hörer:innen.
Öfter mal den Transparenzmodus einschalten
Die Audiologin Angela Alexander sieht ein zusätzliches Problem beim Erkennen von Bedrohungen beziehungsweise dem Erkennen, was gefährlich sei und was nicht, wie Golem schreibt. Alexander rät dazu, die Tragezeit von Kopfhörern zu reduzieren und öfter den integrierten Transparenzmodus einzuschalten.