Anzeige
Anzeige
MIT Technology Review News

Nur millionstel Millimeter dünn: Forscher entwickeln erstmals Gold in 2D – und das hat besondere Eigenschaften

Atomdünne Lagen von chemischen Elementen sind an sich keine Sensation. Doch Goldatome in einer einzigen Schicht anzuordnen, war in der Forschung bisher noch nicht gelungen. Wissenschaftler:innen der Universität Linköping haben das aber mit einem Trick geschafft.

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Um das neue 2D-Gold zu entwickeln, verwendeten die Forscher:innen ein dreidimensionales Basismaterial, bei dem Gold zwischen Schichten von Titan und Kohlenstoff eingebettet ist. (Foto: Olov Planthaber)

Mit einer uralten Methode japanischer Messerschmiede hat ein Forschungsteam aus Schweden ein neuartiges Material hergestellt. Es heißt Golden – mit der Betonung auf der letzten Silbe – und besteht aus einer Lage Goldatome: Gold in 2D sozusagen. Mit dem allseits bekannten Gold aus Schmuck, Münzen oder Barren hat das millionstel Millimeter Golden allerdings nur wenig gemeinsam. „Wenn man ein Material extrem dünn macht, passieren außergewöhnliche Dinge“, sagt Shun Kashiwaya von der Universität Linköping.

Anzeige
Anzeige

Während kompaktes Gold ein Metall ist und den elektrischen Strom gut leitet – weshalb es auch in allerlei Elektronik steckt – hat die atomare Goldlage Halbleitereigenschaften. Sie leitet den Strom nur, wenn eine bestimmte Energiemenge zugeführt wird. Zudem haben die atomaren Goldlagen chemische Bindungsstellen. Sie könnten also für chemische Reaktionen genutzt werden. Kompaktes Gold hingegen reagiert  chemisch ausgesprochen träge.

Goldlage als „idealer Katalysator“

Die Eigenschaften der Goldschicht, die in einer Modellierung aussieht wie ein Netz mit dreieckigen Maschen, soll ganz neue Einsätze ermöglichen. Das Material könnte für allerlei technologische Anwendungen interessant sein, schreiben die Forscher:innen, etwa für Elektronik-Bauteile oder Umwelttechnik. Es sei zudem ein „idealer Katalysator“ für die Wasserstoffproduktion und um etwa Kunststoffabfälle oder das Treibhausgas Kohlendioxid in wertvolle Chemikalien zu verwandeln, berichtet das Team im Fachblatt Nature. Ähnliche Effekte seien für nanometerkleine Goldkügelchen schon nachgewiesen worden.

Anzeige
Anzeige

Dabei sind atomdünne Lagen an sich keine Sensation. Sie wurden schon aus einigen anderen chemischen Elementen hergestellt, etwa aus Bor, Silizium oder Gallium. Die bekannteste Variante besteht aus Kohlenstoff, heißt Graphen und wurde vor 20 Jahren entdeckt. Das gold glänzende Edelmetall ins Zweidimensionale zu zwingen, gelang hingegen lange nicht. Goldatome hätten die Neigung zu verklumpen, erklären die Forscher:innen der schwedischen Uni als Grund dafür.

Die Erfolgsgeschichte begann dann vor einigen Jahren mit einem Zufallsfund. Ein anderes Team der Universität Linköping arbeitete mit Titan-Silizium-Carbid, einem keramischen Material, das sehr dünne Siliziumschichten enthält. Um die Keramik elektrisch leitend zu machen, brachten sie Gold ein. Überraschenderweise verdrängten die Goldatome die Siliziumatome und bildeten ihrerseits eine atomare Schicht, wie die Forscher:innen 2017 ebenfalls in Nature berichteten. Die Frage war nur: Wie bekommt man diese dünne Schicht aus der Keramik heraus beziehungsweise wie lässt sich das umliegende Titancarbid entfernen?

Anzeige
Anzeige

Mit Tricks und Murakamis-Reagenz

Die Golden-Ernte gelang schließlich mit ein paar Tricks und mit Murakamis-Reagenz. Die wässrige Lösung enthält das Salz Kaliumferricyanid, auch bekannt als Berliner Blau. Der eigentliche Zaubertrick sei aber gewesen, die Lösung bei tiefer Dunkelheit auf die Keramik mit der eingeschlossenen Goldlage wirken zu lassen, heißt es aus der schwedischen Universität. Denn Licht initiiere die Bildung von Zyanid-Ionen, die das Gold angreifen könnten.

Außerdem gaben die Forscher:innen oberflächenaktive Substanzen hinzu, um zu verhindern, dass sich die hauchdünnen Goldlagen aufrollen oder zu winzigen Klümpchen zusammenziehen. Und das Team senkte den Gehalt an Kaliumferricyanid unter ein Prozent, denn das Salz kann giftig sein.

Anzeige
Anzeige

Die Arbeit sei erst der Anfang, berichten die Golden-Entdecker: „Wir wollen die Eigenschaften weiter erkunden und die Herstellung optimieren, um die Ausbeute an Goldlagen zu steigern.“ Und das Team möchte mit der gleichen Methode noch weitere 2D-Edelmetalle herstellen und untersuchen.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare (1)

Community-Richtlinien

Mick Mouse

Da im Artikel so schön gegendert wird, müsste es nicht „Golden-Entdecker:innen“ heißen?

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige