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Gesellschaftliches Image: Was die Digitalkonzerne für die Öffentlichkeit tun

Google, Facebook, Microsoft, Amazon – alles Wohltäter? Wohl nicht. Aber aktuell hat man dennoch den Eindruck, viele große Digitalkonzerne geben viel Geld für Aktionen aus, um in der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen zu werden.

4 Min. Lesezeit
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Facebook-COO Sheryl Sandberg. (Foto: Krista Kennell / Shutterstock.com)

Dass insbesondere US-amerikanische Konzerne viel unternehmen, dass ihre Mitarbeiter Gutes tun, ist bekannt. Manche animieren die Mitarbeiter zu Spenden, die dann durch das Unternehmen aufgestockt werden, andere stellen ihre Mitarbeiter für ein bestimmtes Stundenkontingent im Jahr frei, um an karitativen Projekten in der Umgebung mitzuarbeiten. Andere wiederum kombinieren dies mit einer Spende, wenn der Mitarbeiter ein solches Engagement nachweist.

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Davon abgesehen ist es gerade im IT-Bereich üblich, beispielsweise Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Universitäten mit den aktuellen technischen Produkten und der passenden Software auszustatten – entweder deutlich günstiger als im Handel oder gar im Klassensatz ganz umsonst. Apple hat es schon immer getan, Microsoft und Adobe auch, SAP und IBM in bestimmten Bereichen ebenfalls. Die Idee dahinter: Wenn die Studenten erst einmal die Produkte des Unternehmens kennen und beherrschen, werden sie sich als zahlende Berufstätige mit hoher Wahrscheinlichkeit auch dafür entscheiden. Davon abgesehen, so erklärt ein HR-Mitarbeiter eines Software-Herstellers, hat das auch mit dem Image zu tun, das ein Unternehmen als HR-Brand bei den Absolventen transportiert.

Zwischen Imagepflege und Engagement für die Öffentlichkeit

Waren solche Sponsorings insbesondere in früheren Jahrzehnten an deutschen Hochschulen noch verpönt – befürchtet wurde eine Kommerzialisierung der Lehre, respektive dass jene Technologien in Forschung und Lehre bevorzugt werden, deren Hersteller sich durch großzügiges Sponsoring hervortun – hat sich hier vieles den US-amerikanischen Verhältnissen angeglichen.

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Einen etwas anderen Charakter hat Microsofts Software-Spende für Ehrenamtliche in Non-Profit-Organisationen, die es bereits seit einigen Jahren gibt. Hier kann man dem Unternehmen zwar auch unterstellen, dass die 50 Millionen, die als Wert angesetzt werden, der Nennwert der Software ist (und eben nicht die Kosten, die das Unternehmen hat), aber lobenswert ist das schon.

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Facebook und Google finanzieren Lehrstühle und Forschungsinstitute

Doch das was Facebook, Google, Microsoft und andere Unternehmen inzwischen tun, hat eine andere Qualität und Dimension erreicht. Da ist jüngst Facebook, der Konzern gab in dieser Woche bekannt, dass sie das KI-Ethik-Institut an der TU München finanzieren werden, eine Investition von immerhin 6,5 Millionen Euro innerhalb von fünf Jahren. Die Hochschule, eine der Exzellenz-Universitäten des Landes, wird diese in das Munich Center for Technology in Society integrieren und an den Schnittstellen zwischen Technologie und menschlichen Werten forschen.

Das Engagement ist sicherlich ehrenwert, doch sind gut eine Million im Jahr für einen Konzern wirklich so viel Geld? Noch dazu angesichts der Tatsache, dass die hier gewonnenen Erkenntnisse ebenfalls bares Geld wert sein werden. Schließlich wird hier laut Facebooks Co-Chefin Sheryl Sandberg erforscht, „wie man Voreingenommenheit in der künstlichen Intelligenz vermindern kann“, ein Thema, das für Facebook und andere Digitalunternehmen in den nächsten Jahren von hoher Relevanz sein wird. Facebook hat bereits angekündigt, das Forschungsinstitut werde vom Unternehmen unabhängig und ohne irgendwelche Bedingungen seiner Arbeit nachgehen können – Bedingungen braucht es hier allerdings auch gar nicht, die Forschungsergebnisse werden dem Unternehmen auch so zu Gute kommen.

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Und dann ist da noch Google: Bereits seit 2011 fördert das Unternehmen das Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft und hat sich ein ums andere Mal damit in den politischen Diskurs eingebracht. Ende 2018 kam ein Institut zur Erforschung von Eigentum und Urheberrecht hinzu, finanziert durch die VG Media, den Zusammenschluss zahlreicher Verleger, der mit Google zwar erbittert um eine Reformierung von Urheber- und Leistungsschutzrechten auf europäischer Ebene streitet, ansonsten aber einige Parallelen aufweist.

Machen sich Hochschul- und Forschungsinstitute dadurch zum Spielball der Politik? Wahrscheinlich. Gewinnen sie aus den Investitionen Erkenntnisse, die den finanziellen Aufwand in den Schatten stellen? Ganz sicher. Universitäten wie die Humboldt-Uni seien, so formuliert es die Grünen-Politikerin Julia Reda gegenüber dem Tagesspiegel  „gut beraten, trotz des erheblichen wirtschaftlichen Drucks, der wegen mangelhafter Finanzierung durch die öffentliche Hand auf ihnen lastet, derartige Interessenkonflikte zu vermeiden.“

Kollateralschäden durch erfolgreiche Konzerne

Doch manchmal sind gut gemeinte Investitionen in einer Region auch einfach nur Korrekturmaßnahmen für Kollateralschäden, die durch ein Unternehmen und dessen Wirken in der Region entstehen. Microsoft hat nach Seattle nicht nur eine Vielzahl von IT-Arbeitsplätzen gebracht, sondern auch steigende Immobilienpreise in einer Region, der es ansonsten eher bescheiden geht. Selbst Microsoft-Manager Brad Smith bestätigt, dass sich die Mieten in der Region in den letzten acht Jahren fast verdoppelt haben. Das Unternehmen hat daher einen Kreditplan in Höhe von 475 Millionen US-Dollar angekündigt sowie 25 Millionen Dollar, die Obdachlosen in der Region zu Gute kommen sollen.

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Das andere erfolgreiche digitale Großunternehmen in Seattle, Amazon, wird dagegen vor allem mit Steuervermeidungsstrategien in der Region in Verbindung gebracht. Unterm Strich transportieren Unternehmen durch derartige Maßnahmen ein Image – so oder so. Einerseits als weltweit erfolgreiche Konzerne mit Milliardenumsätzen, andererseits aber auch als Unternehmen, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der Bevölkerung am jeweiligen Standort durchaus bewusst sind.

Das könnte dich auch interessieren: Facebooks Sheryl Sandberg auf der DLD-Konferenz: Ein „Wir“, das es nicht gibt

 

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Taradino Cassat

Die ganze Riege der Techkonzerne hat ein Selbstverständnis nach dessen sie allein die Regeln aufstellen, wer „ihr“ Geld bekommt. Wenn es öffentlichkeitswirksam ist, super. Steuern sind genau das nicht also vermeidet man sie.
Solange also diese sauberen Techkonzerne keine Steuern zahlen, verdienen sie auch nur eingeschränkten Respekt für ihre freiwilligen Wohltaten. In Wirklichkeit schulden sie uns ein hundertfaches dessen.

Und Facebook ist sowieso die Lachnummer schlechthin: Keine Millionenförderderung rechtfertigt es, private Chatverläufe an Werbetreibende zu verscheuern!
Die Sandberg fragt allen ernstes was für ein Internet „wir“ uns wünschen. Für meinen Teil steht fest: Egal was für ein Internet es sei, Facebook gehört nicht dazu. Der ganze Konzern war uns ist die parasitäre, übergriffige, geradezu widerlicherliche Vision eines Kontrollfreaks und gehört aufgelöst.

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