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OpenRAN: USA auf dem Weg zu amerikanischer 5G-Lösung

Der US-amerikanische Kongress verfolgt mit einer gesetzlichen Festlegung auf OpenRAN offenbar das Ziel, neben Huawei und ZTE auch Ericsson, Nokia und andere proprietäre 5G-Ausrüster auszuschließen.

3 Min. Lesezeit
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Vodafone-5G-Antennen in Mönchen-Gladbach. (Foto: Vodafone)

Im Januar diesen Jahres hatte eine Gruppe von US-Senatoren einen Gesetzentwurf eingebracht, der verschiedene Maßnahmen vorsieht, die dabei helfen sollen, Huawei-Equipment aus den amerikanischen Mobilfunknetzen zu entfernen und für die Zukunft fernzuhalten. Ein genauerer Blick auf den Gesetzentwurf zeigt jedoch recht deutlich, dass es offenbar nicht nur um den Ausschluss Huaweis und ZTEs, sondern den aller mit proprietärem Equipment arbeitenden Netzausrüster geht. Damit wären auch Nokia, Ericsson, Samsung und andere außen vor.

Amerikanischer Gesetzvorschlag sieht Umstellung auf OpenRAN vor

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Hintergrund dieser Befürchtung, die Nokias Amerika-Chef Mike Murphy in der letzten Woche zu einem Appell an die Kongress-Angeordneten veranlasste, ist eine geplante Festlegung auf OpenRAN als angestrebte Technologie. Dazu solle der Regulierungsbehörde ein Fördertopf von 750 Millionen US-Dollar für die Forschung und Entwicklung von OpenRAN-Komponenten zur Verfügung gestellt werden. Zudem sollen Ausrüster gezwungen werden, sich über einen Zeitraum von sieben Jahren zu OpenRAN-Ausrüstern zu wandeln. Anders könnten sie den wichtigen Status eines „Trusted Suppliers“, eines vertrauenswürdigen Lieferanten, der sie berechtigen würde, am Netzausbau in den Vereinigten Staaten teilzunehmen, nicht erreichen.

Dieser Schritt würde ausschließlich amerikanischen Unternehmen in die Karten spielen. Hier gibt es mit Mavenir, Parallel Wireless oder Comsovereign ausgesprochene OpenRAN-Experten, die über umfangreiche Erfahrungen im Netzaufbau verfügen.

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Netzbetreiber experimentieren bereits mit OpenRAN

Parallel Wireless beispielsweise arbeitet aktuell mit Vodafone an OpenRAN-Netzen in der Türkei, im Kongo, in Mosambik und in 120 ländlichen Gebieten des Vereinigten Königreichs. Auch die Telefónica will auf OpenRAN setzen, wie deren Deutschland-Chef Markus Haas im Februar 2020 gegenüber dem Tagesspiegel bekräftigte. Haas sieht OpenRAN allerdings erst für die Zukunft als Alternative an und will die Technik erst ab 2025 verstärkt nutzen.

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Die Vorteile liegen für ihn klar auf der Hand: „Da Sie unabhängig von der Hardware frei entscheiden können, welches Betriebssystem Sie installieren wollen, haben Sie eine größere Flexibilität. So ist es auch bei Mobilfunktechnik: Eine größere Auswahl einzelner Komponenten bedeutet mehr Flexibilität und letztendlich auch mehr Wettbewerb.“

OpenRAN ist demnach eine klare Bedrohung der Geschäftsmodelle jener, die mit proprietäre Technik arbeiten und damit das Feindbild für die etablierten Ausrüster.

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Nokia-Chef wettert gegen OpenRAN

Entsprechend sprach sich Nokia-Chef Murphy bei der Kongress-Anhörung gegen die Regelung aus und argumentierte, dass es an Produkten mangele, die den Spezifikationen der ORAN-Allianz vollständig entsprächen. Er bezeichnete es als unvernünftig gerade jenen Unternehmen, „die am wenigsten zum Early Adopter fähig“ seien, derlei Anforderungen aufzuerlegen. Stattdessen solle der Kongress einen „technologieneutralen“ Ansatz wählen, denn „in der Realität“ seien vollständig konforme offene Schnittstellen, wie sie von der ORAN-Allianz festgelegt wurden, „noch nirgendwo auf der Welt bereitgestellt worden“, sagte Murphy.

OpenRAN-Anbieter begrüßen die geplante Regelung

Der OpenRAN-Anbieter Mavenir ist ganz anderer Auffassung und sieht im geplanten Gesetz die Chance, „die duopolistische Situation aufbrechen, die sich aus der massiven Konsolidierung unter den Anbietern ergibt“. Diese Konsolidierung habe dazu geführt, dass Ericsson und Nokia „den Löwenanteil der in den USA bereitgestellten Netz-Infrastruktur kontrollieren“.

So werde durch die Förderung von OpenRAN-Schnittstellen die Entwicklung von technischer Innovation, der Preiswettbewerb sowie der Aufbau neuer Service- und Geschäftsmodelle ermöglicht. Gerade Mobilfunkbetreiber in ländlichen Gegenden käme die daraus resultierende Senkung der Kapital- und Betriebskosten zugute.

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Das ist OpenRAN

Mit OpenRAN (Open Radio Access Network, offenes Funkzugangsnetz) tritt eine Technik an, die die Hardware von der Software trennt und so erstmals vollständig virtualisierte Systeme ermöglicht. Mit OpenRAN wird die Funktionalität auf der Softwareebene bereitgestellt. Datenzentren konzentrieren die Leistung und geben sie über standardisierte Schnittstellen, etwa über bestehende Basis-Stationen ab.

Der Funktionskern liegt bei OpenRAN im Data-Center. (Grafik: Telecom Infra Project)

Der Funktionskern liegt bei OpenRAN im Data-Center. (Grafik: Telecom Infra Project)

Anders als bei konventioneller Technik bedarf es dabei nicht unterschiedlicher Technik für unterschiedliche Frequenzen. OpenRAN ist vielmehr als sogenannte All-G-Lösung angetreten. In diesem Szenario wäre 5G kaum mehr als ein Software-Update. Dabei kann die Software sowohl Probleme mit der Kapazität, wie solche im Bereich Abdeckung lösen.

Damit behandelt die Technologie einige der drängendsten Probleme der Mobilfunkbetreiber, die mit immer mehr Frequenzen immer mehr Abdeckung bei steigender Kapazität leisten müssen. Durch die Entkopplung von Hardware und Software, wie sie etwa die kabelgebundene Telefonie in den letzten Jahren erfahren hat, kann eine Cloud-Infrastruktur geschaffen werden, bei der die Fähigkeiten der Software maßgeblich sind.

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Die Hardware ist dabei nur noch eine relativ unintelligente Komponente, über die die Software ihre Leistungen erbringt. Das will das von Intel mitentwickelte OpenRAN schaffen. Die dadurch entstehende Flexibilität soll Betreiberkosten auf allen Ebenen um bis zu 65 Prozent senken.

Passend dazu: Einladung ins Weiße Haus: USA planen 5G-Gipfel ohne Huawei

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4 Kommentare
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Dein t3n-Team

George

„OpenRAN: USA bringen Gesetz auf den Weg, dass bei 5G nicht nur Huawei verdrängt“

Das mit einem s. Es ist ein Bezugswort und keines, das eine Kausalität einleitet.
Ersetzen Sie Mal „das(s)“ mit „welches“. Funktioniert? Dann auf jeden Fall nur mit einem s. ;)

Antworten
Dieter Petereit

Natürlich mit einem S.

Antworten
Oktay Acikalin

Ich finde die Idee gut. Natürlich ist es erstmal ein Schock für alle Dinos, aber eine offene Architektur ist mir immer lieber als diese ganzen geschlossenen und überteuerten Ökosysteme.

Antworten
Peter

Hört sich ja toll an, aber jeder sollte sich darüber im Klaren sein, dass es für die USA nur einen Grund gibt sowas zu fordern: Besserer, einfacherer Zugang zu den Netzen. Damit wird er grenzenlosen Überwachung (noch mehr) der Weg geebnet!! Außerdem kann man davon ausgehen, dass sich die Anbieter das gesparrte Geld wieder selber in die Tasche stecken, anstatt die Kostensenkung an den Kunden weiterzugeben oder ins Netz zu investieren!

Antworten

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