Derartige Nachrichten reißen nicht ab: Mitarbeiter werden dieser Tage wieder häufiger zurück ins Büro beordert. Ihre Arbeitgeber schränken die Homeoffice-Richtlinien deutlich ein. Aktuell passiert das bei dem Online-Versandhandelsriesen Otto. Die Hamburger planen ab Januar 2025 eine Testphase, die eine Anwesenheitspflicht von 50 Prozent ins Auge fasst. Grund sei eine anvisierte bessere Zusammenarbeit.
Otto ruft zurück ins Büro: Tests sollen Klarheit bringen
Auf Nachfrage zu den Plänen sagt eine Unternehmenssprecherin: „Otto ist kein Remote-Only-Unternehmen. Sozialer Kitt und eine emotionale Identifikation mit dem Unternehmen wurden und werden durch Zusammenarbeit in Präsenz maßgeblich positiv beeinflusst.“ Die neue Regel gelte für alle Beschäftigten an allen Standorten. Personen, die einen 100-Prozent-Remote-Arbeitsvertrag unterschrieben haben, sind ausgenommen.
Ob Otto ohne signifikante Produktivitätssteigerungen oder höhere Zufriedenheitsraten nach der Testphase wieder zur Ausgangslage zurückkehrt, ist unklar. Die Unternehmenssprecherin sagt: „Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen.“ Zudem erklärt sie, dass es bis dato zu keinen Schulungsmaßnahmen der Mitarbeiter hinsichtlich neuartiger Arbeitsmethoden, die mit dem Homeoffice einhergehen, gekommen sei.
Mit der Ankündigung der Testphase haben sich im Intranet des Unternehmens viele Kritikerinnen und Kritiker zu den Plänen geäußert, wie der NDR berichtet. Offenbar haben nicht wenige Beschäftigte ihr Familienleben auf das Homeoffice ausgelegt. Für Donnerstag ist deshalb ein sogenanntes Townhall-Meeting von der Chefetage angesetzt, in dem die Betroffenen und der Vorstand sich über die Pläne offen austauschen können.
Die Personalvorständin Katy Roewer erklärte im November 2023 noch öffentlich, dass Flexibilität im Job wichtiger denn je sei, gerade wenn es darum geht, viel umworbene Fachkräfte zu gewinnen. „Bei Otto ist deshalb das Arbeiten von zu Hause, von unterwegs oder aus der Workation heraus weiterhin möglich. Auch, weil wir unseren Mitarbeitenden vertrauen.“ Inwieweit das weiterhin gelten wird, zeigen die kommenden Monate.
Büropflicht in DAX-Konzernen: SAP und Deutsche Bank
Zu den Unternehmen, die eine Büropflicht-Order in den vergangenen Monaten ausgerufen haben, gehört auch SAP. Der Software-Konzern ist in der Vergangenheit durch äußerst flexible Homeoffice-Regeln aufgefallen und galt lange als glanzvolles Beispiel der sogenannten „Neuen Arbeitswelt“. Seit Juli 2024 verbringen die Beschäftigten jedoch drei Tage die Woche im Büro. Der Streit um die Regel ging bei SAP sogar bis vor das Arbeitsgericht.
Auch bei der Deutschen Bank ist eine Büropflicht fest etabliert. Führungskräfte müssen seit Juni 2024 an vier Tagen und Fachkräfte an drei Tagen die Woche verpflichtend im Büro präsent sein. Auch hier trafen die neuen Regeln bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Deutschen Bank auf erheblichen Widerstand. Kurz nach Bekanntwerden der Büropflicht-Pläne im Sommer seien über 1.300 Beschwerden im Intranet eingegangen.
Jeder vierte Deutsche arbeitet im Homeoffice
Wie hoch der Anteil der Deutschen im Homeoffice ist, ermittelt das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in regelmäßigen Abständen. Die Zahl variiere seit Jahren zwischen wenigen Prozenten, so die Forscherinnen und Forscher. Hierzulande arbeitet jeder vierte Beschäftigte ganz oder teilweise im Homeoffice. Im September 2024 lag der Wert bei 23,4 Prozent. Im Februar 2024 waren es mit 24,1 Prozent etwas mehr Beschäftigte.
Die Deutschen verbringen durchschnittlich 17 Prozent ihrer Arbeitszeit zuhause. Je nach Branche verändert sich der Wert erheblich. „Der Umfang von Homeoffice ist gegenüber dem Vorjahr unverändert“, sagt Ifo-Forscher Jean-Victor Alipour. „Dies mag vor dem Hintergrund der Debatte um die Rückkehr ins Büro überraschen. Doch das Ergebnis deckt sich mit anderen Daten, wonach das Homeoffice keinesfalls auf dem Rückzug ist.”
Es ist einfach so ein Rückschritt das Firmen wie Otto, Amazon, Deutsche Bank oder Eventim die Mitarbeiter in die Büros zurückholen.
Remote-Work bringt so viele Vorteile mit sich. Klar gibt es auch schwarze Schafe die das Ausnutzen, aber das würden sie auch im Büro tun (und dabei auch noch andere Mitarbeiter von ihren arbeiten abhalten).