Die Outbank-Chefin erklärt ihr Geschäftsmodell für gescheitert

t3n.de: Anya, erst im April hast du Tobias Stöger – den Gründer von Deutschlands bekanntester Banking-App – als CEO abgelöst. Warum?
Anya Schmidt: Tobias hat die Idee zu der App seit 2001 verfolgt und sie seitdem immer in einem kleinem Team weiterentwickelt. Das war praktisch eine One-Man-Show. Inzwischen sind wir aber an einem Punkt, wo wir uns ernsthaft um die Skalierung, Internationalisierung und Monetarisierung kümmern müssen. Und als Entwickler hat sich Tobias nicht gut damit gefühlt, diese Verantwortung zu übernehmen.
t3n.de: Als im August 2015 Frank Thelen und Wunderlist-Gründer Christian Reber in Outbank investierten, schien das wie ein Neuanfang für die App zu sein. Was hat sich seitdem alles verändert?

Outbank ist Deutschland bekannteste Banking-App. (Bild: Outbank)
Es war definitiv ein Neuanfang. Wer Outbank schon länger kennt, weiß, dass die verschiedenen Versionen und die technische Infrastruktur immer wieder Probleme gemacht haben. Mit dem Einstieg von Frank und Christian haben wir Outbank erstmals so umgebaut, dass eine skalierbare Plattform möglich ist. Die native App läuft jetzt auf einem einzigen Banking-Layer, der vor allem die direkte Kommunikation mit Finanzpartnern erlaubt. Auch die Synchronisationstechnologie wurde überarbeitet und wir können mit der App leicht und schnell in andere Märkte gehen.
t3n.de: Wie bringen sich die beiden heute in das Geschäft ein?
Der Austausch ist relativ eng. Beide sind ja klassische Business-Angels, haben erfolgreiche Businesses aufgebaut und brennen für das Produkt. Auch wenn sie nicht im operativen Alltag von Outbank eingebunden sind, kann ich jederzeit anrufen und mir einen Tipp einholen.
t3n.de: Als ihr Outbank im vergangenen Jahr neu veröffentlicht habt, musstet ihr viel Kritik einstecken. Nutzer beschwerten sich darüber, dass zu Beginn eine Überweisungsfunktion fehlte oder vormals beliebte Features wie die Foto-Überweisung plötzlich nicht mehr vorhanden waren. War die Kritik berechtigt?
Ja. Rückblickend kam der damalige Release zu früh und auch die Kommunikation lief nicht optimal. Da wir sehr viele Nutzer hatten, die von der alten Version kamen, war die Kritik auch vorhersehbar. Allerdings wollten wir erstmal die technische Grundlage für ein Produkt schaffen, das massentauglich ist. Und wenn man wegen begrenzter Ressourcen nach der 80-20-Regel arbeitet, muss man bei den Features erst einmal Abstriche machen. Inzwischen sehe ich uns aber deutlich besser aufgestellt.
t3n.de: Mit Outbank Pro betreibt ihr seit geraumer Zeit auch ein kostenpflichtiges Abonnement-Modell. Wie kommt das bei den Nutzer an?
Überhaupt nicht. Da kann ich völlig offen sein, weil das Abonnement-Modell wirklich gar nicht funktioniert. Das sage ich mittlerweile auch jedem Investor, mit dem wir sprechen. Ursprünglich wurden die Abos mal eingeführt, um sie als Marketing-Hebel für Promotions nutzen zu können und die Monetarisierung voranzutreiben. Aber das Lizenzmodell greift ja erst ab einer Anbindung von mehr als zehn Banken. Für Vielnutzer mag das interessant sein, aber im Schnitt haben unsere Nutzer sieben Konten bei vielleicht zwei oder drei Banken angebunden.
t3n.de: Ihr macht also bislang kaum Umsatz.
Zum Umsatz machen wir keine öffentlichen Angaben. Richtig ist aber, dass kaum einer das kostenpflichtige Abonnement in Anspruch nimmt. Von den monatlich rund 100.000 aktiven Nutzern zahlen vielleicht weniger als ein Prozent für die App.
t3n.de: Mit 64,99 Euro jährlich kostet das Abonnement nicht wenig Geld. Warum senkt ihr nicht einfach den Preis oder bittet den Nutzer schon mit weniger Konten zur Kasse?
Das hat zwei Gründe: Zum einen wurde noch vor meiner Zeit mal die Entscheidung getroffen, dass die Grundfunktionalität der App für den Nutzer immer kostenlos bleiben soll. Zum anderen gab es in den vergangenen Jahren ja immer wieder Kritik an der Preisstrategie, weil es sehr viele Veränderungen daran gab. Das wollten wir vermeiden. Wir arbeiten aber schon an einem neuen Modell, das wir bis Ende des Jahres vollständig an den Nutzer bringen wollen.