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Ratgeber

In dieser Firma wird im Sommer nur vier Tage gearbeitet – das sind die Argumente

Freitags Hitzefrei – das kann sich euer Unternehmen nicht leisten? Die Firma Basecamp hat „Sommerstunden“ eingeführt – und so die Produktivität gesteigert. Sieben Argumente für die Vier-Tage-Woche.

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(Foto: Pra Chid / Shutterstock)

Was siehst du, wenn du nach draußen schaust? – Möglicherweise den Ort, an dem du jetzt gern wärst? Es ist heiß, die Sonne scheint, deine Balkonpflanzen vermissen dich. Kris Niles, Produkt-Designer bei Basecamp, hat gerade in seinem Blog erklärt, warum die Vier-Tage-Woche das Unternehmen noch produktiver gemacht hat. Sie gilt vier Monate lang, vom 1. Mai bis zum 31. August. Und sie wird ernst genommen: „Wir verteilen unsere 40 Arbeitsstunden nicht auf vier Tage. Wenn wir sagen, wir arbeiten vier Tage, also 32 Stunden, dann meinen wir das so.“

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Heißt das nun also, dass einfach ein Teil der Arbeit einfach nicht gemacht wird?

Kurz gesagt: Ja. „Die Summer Hours schärfen unsere Fähigkeit zum priorisieren“, berichtet Niles. „Wenn du einen Tag der Woche rausnimmst, bist du gezwungen, dich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Und den Rest sein zu lassen.“

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Damit die Vier-Tage-Woche nicht zur Routine wird, gilt sie bei Basecamp übrigens nur im Sommer. Und auch das hat seine Vorteile: „Wir freuen uns auf diese Wochen und holen das Beste aus ihnen raus.“

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Alles klar – aber das nimmt dir dein Chef nicht ab? Hier kommen ein paar sehr handfeste Argumente:

1. Weniger arbeiten macht uns produktiver

Statistisch gesehen ist der Zusammenhang schonmal gut belegt: Wer länger arbeitet, der ist unproduktiver. Das hat die OECD errechnet und deutet mit dem Finger auf Griechenland: Die hatten 2013 die zweitlängste Arbeitszeit (nach Korea), trotzdem lief es mit der Wirtschaft nicht gut. In Deutschland arbeitet man mehr als ein Viertel weniger – bei 70 Prozent mehr Output. Der Unternehmer Stephan Aarstol sagt: „Wenn man mal ehrlich ist, arbeiten wir alle nur zwei bis drei Stunden am Tag ernsthaft.“ Den Rest der Zeit verdaddeln wir mit Konferenzen, Social Media, Online-Shopping oder Fußballberichten. Und – Aarstols schärfstem Dorn im Auge – der Mittagspause.

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2. Weniger arbeiten macht uns gesünder

Das Mittagessen dehnen einige viel zu lange aus, andere schlingen es hinunter oder lassen es gleich ganz ausfallen – so werden Mitarbeiter unzufrieden, essen ungesunde Dinge, nehmen zu, werden krank. Wer länger arbeitet, der hat auch ein höheres Schlaganfall-Risiko, belegten Mediziner in einer internationalen Mega-Studie mit Daten von mehr als 600.000 Patienten. Auch andere Gesundheitsrisiken sind bereits mit der Arbeitszeit verknüpft, Herzinfarkt zum Beispiel. Gleichzeitig kam bei einem Pilotversuch im Schweden raus, dass die Teilnehmer seltener krank wurden. Und übrigens: Wer weniger arbeitet, der hat auch mehr Zeit für Sport.

3. Weniger arbeiten macht uns kreativer

Schwedische Unternehmer berichteten auch, dass ihre Mitarbeiter durch die kürzere Arbeitszeit kreativer wurden. Pflegekräfte boten ihren Patienten mehr Aktivitäten an, ein Internet-Startup berichtet von Kollegen, die herausfanden, wie sie das meiste aus ihrer Zeit herausholen können. Oder, wie Kris Niles von Basecamp es formuliert: „Es geht nicht darum, schneller zu arbeiten. Sondern klüger.“

4. Weniger arbeiten macht uns glücklicher

Viele von uns arbeiten so viel, dass es sie unglücklich macht. So argumentiert die britische Ärztin Anna Thomas, die für eine kürzere Arbeitswoche kämpft. Viele der Glücksfaktoren in unserem Alltag hängen mit der Arbeit zusammen: Pendeln macht unglücklich und hebt das Stresslevel. Zeit mit Freunden und Familie bewirkt das Gegenteil, ebenso eine gute Mahlzeit und das Gefühl, das Leben im Griff zu haben. Und dafür braucht es Lebenszeit. Auch das berichten die Teilnehmer des Pilotversuchs in Schweden.

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5. Weniger arbeiten dient der Gesellschaft

Wer seine Arbeitszeit reduziert, der tut das eher nicht aus Faulheit. Es passiert in der Regel, weil Eltern Zeit mit den Kindern verbringen wollen oder die eigenen Eltern mehr Hilfe brauchen. Der Gedanke, dass weniger Arbeitszeit, und sei es auch nur für ein paar Sommermonate, die Welt zu einem besseren Ort macht, ist also gar nicht so unrealistisch. Und übrigens: So gehen auch weniger wertvolle Fachkräfte verloren, weil sie nach einem Komplett-Ausstieg den Anschluss an ihr Fachgebiet verloren haben.

6. Weniger arbeiten schont das Klima

Oh, wie schön wäre eine Stadtautobahn, wenn auch nur 20 Prozent der Autos heute zuhause geblieben wären? Ja, auch das haben Wissenschaftler bereits errechnet: Reduzieren wir unsere Arbeitszeit, schonen wir das Klima. Es ist einfach viel weniger Transportaufwand nötig. Die Ökonomin Anna Coote argumentiert außerdem, dass Menschen mit weniger Zeit einen größeren ökologischen Fußabdruck hinterlassen: Sie fliegen eher oder nutzen das Auto, statt einen Zug oder das Fahrrad zu besteigen.

7. Weniger arbeiten ist gerechter

Wer in Deutschland einen Vollzeit-Job hat, der arbeitet laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 41,4 Stunden pro Woche. In Teilzeitjobs sind es nur 19,0 Stunden. Auf alle Arbeitnehmer gerechnet sind es 35,2 Stunden Arbeitszeit pro Woche – ein Wert mit deutlichen Ausreißern also. Vielleicht sollten wir mal wieder darüber sprechen, wie viele Jobs gewonnen wären, gäbe es weniger Überstunden.

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Christian Küpers

Ich begreife die Rechnung nicht. Man tut immer so, als ob alle Teilzeit-Arbeitnehmer liebend gern Vollzeit arbeiten wollten. Bei meinen Mitarbeitern ist das ganz anders.

Antworten
Isabell Prophet

Definitiv! Das sehe ich ganz genauso. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die gern weniger arbeiten würden, es aber nicht dürfen. Und es gibt viele Menschen, die keinen halben Job (19h) wollen, sondern vielleicht gern 30 Stunden Arbeitszeit hätten. Mehr Flexibilität würde uns da sehr gut tun. Fairerweise muss man sagen: Wir sind auf einem total guten Weg.

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Einjammer

Hallo?
Der Arbeitgeber reduziert einseitig die Arbeitszeit und damit das geschuldete Entgelt um 20%. und genau in der auftragsschwachen Zeit. Damit wälzt er das unternehmerische Risiko auf die Arbeitnehmer ab. Er ändert auch einseitig und freihändig die Arbeitsverträge, ganz wie Es ihm gefällt, wie bei Pippi Langstrumpf.
Die Schafe/Arbeitnehmer machen anscheinend mit (reduziert ihr eure Miete auch um 25%?).
Das ginge anders besser: Weg von den atavistischen 40 Stunden auf 37,5. Weiter arbeiten wie bisher, von dem Stundenpolster im Sommer die 4-Tage Woche ohne Lohnverlust realisieren, simple!
Ich vermute allerdings, dass die Klitsche keine Arbeitszeit erfasst.
Es ist ein Jammer

Antworten
Dennis Wüst

Das ist schon ziemlich hanebüchener Humbug. Ich meine ja man sollte erstmal die Fakten klären bevor man seine eigene Fantasie mit Argumenten belastet und damit bei unaufmerksamen Menschen den Eindruck erweckt dass es sich dabei vielleicht um ernstzunehmende Tatsachen handelt.

Weil hier nirgendwo steht ob und wie das Gehalt angepasst wird oder in welcher Höhe die Gehälter ganz generell gezahlt werden, wenn in einer Firma mit hohen Gehältern der Konsens darüber herrscht einen Teil davon für Freizeit aufzugeben dann ist das eine gute Sache, denn ob hier der Arbeitsvertrag geändert oder Arbeitszeit erfasst wird auch nicht erwähnt.

Da der Kommentar aber inhaltlich und argumentativ generell sehr löchrig ist, zur Korrektur anregt und ziemlich einfallslos anonymisiert ist, ist es sehr gut möglich, dass das ein Köder der Redaktion ist um die Diskussion hier in Gang zu bringen und kein ernst gemeinter Standpunkt…hoffen wir’s – Cheers!

Antworten
EinJammer

Lesen hilft: „vier Tage, also 32 Stunden“ begründen den Vergütungsanspruch. Hast du sonst noch sowas wie ein Argument oder nur eine Meinung?

Isabell Prophet

Vielen Dank für eure Resonanz! Ich sehe ein: Ich hätte das früher fragen sollen. Kris Niles hat mir gerade gesagt, dass sie den Lohn nicht senken. Zitat: „Unser Gehalt bleibt das gleiche. Weniger zu bezahlen würde den Sinn verstellen. Es würde den Eindruck erwecken, dass wir für unsere Zeit bezahlt werden – und nicht für unsere Arbeit.“

Viele Grüße, Isabell Prophet

Mario

„Vielleicht sollten wir mal wieder darüber sprechen, wie viele Jobs gewonnen wären, gäbe es weniger Überstunden.“

Das würde aber voraussetzen, das Überstunden auch bezahlt werden. Und man diese Mehrkosten lieber in neue Mitarbeiter investiert werden sollten. In der Theorie ist das richtig und lobenswert, aber ich kenne keine Agentur in meinem Umfeld die Überstunden überhaupt bezahlt. Maximal gibt es mal Ausgleichstage. Teilweise steht in den Verträgen sogar drin, das Überstunden mit dem normalen Gehalt abgegolten sind. 45h im Büro sind normal, und vermutlich oft noch die untere Grenze.

Die Realität in Deutschland sieht einfach ganz anders aus, als ihr es gern in Euren Artikeln darstellt. Vor allem im Osten.

Antworten
Aylee

Muss nicht immer so allgemein gehalten sein. Ich kenne Firmen, wo die Leute teilweise am Wochenende arbeiten müssen, damit die Ziele erreicht werden! Aber bei den Unternehmen besteht teilweise auch das Problem, dass zu wenige Mitarbeiter möglichst viele Aufgaben stemmen müssen. Wirtschaftlich profitable Unternehmen und bekannte Großkonzerne mit vielen Mitarbeitern können sich das leisten.

Antworten
EinJammer

@ Isabell Prophet:
Das ändert natürlich alles, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich!
Gilt das auch für die Reinigungskräfte oder nur für die Entwickler-Aristokratie ;-)?

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