Es ist der 15. Juli 2024, als Donald Trump JD Vance zu seinem Vizepräsidentschafts-Kandidaten ernannt hat. Der Senator aus Ohio wurde von Trump relativ überraschend nominiert. Denn Vance galt lange sogar als Trump-Kritiker. Doch die beiden verbindet eine Sache: der Kontakt zu Peter Thiel.
Der deutsche Tech-Milliardär unterstützte nicht nur 2022 die Wahlkampagne von Vance, der außerdem ein ehemaliger Angestellter Thiels ist, mit 15 Millionen US-Dollar. Insgesamt 16 Kandidat:innen bekamen bei der Wahl eine finanzielle Unterstützung des Deutschen. Auch Trump bekam 2016 Geld von Thiel – und dieser dafür einen Beraterposten in dessen Regierung.
Peter Thiel der Contrarian
Thiel kam am 11. Oktober 1967 in Frankfurt am Main auf die Welt. Seine Eltern verließen Deutschland jedoch schon ein Jahr nach seiner Geburt und wanderten in die USA nach Cleveland aus. Nach Aufenthalten in Südafrika und Namibia zieht es die Thiel-Familie 1977 nach Kalifornien.
Thiel studierte Philosophie an der Stanford-Universität und später Jura. Schon auf der Universität war er Mitgründer der konservativen Zeitschrift Stanford Review. Daraufhin fing er erst als Anwalt an, hatte dann verschiedenste Jobs, unter anderem als Trader und Redenschreiber. Doch überall schien er nicht zufrieden zu sein und anzuecken. Denn Thiel bezeichnet sich als Contrarian. Die Ansichtsweise ist beim Deutschen so präsent, dass der Autor seiner Biografie Max Chafkin die Bezeichnung als Titel wählte.
Laut Chafkin sei es die gängige Meinung vieler über Thiel, dass er ein vollkommener Freigeist sei. 2016 soll Thiel gesagt haben: „Vielleicht habe ich immer dieses Hintergrundprogramm laufen, bei dem ich versuche, mir zu überlegen: ‚Okay, was ist das Gegenteil von dem, was du sagst?‘ und dann versuche ich das.“
Erfolg mit Paypal
1998 gründete Thiel zusammen mit Max Levchin und Luke Nosek Paypal. Später fusionierte der Service mit X.com, damals hieß so der Bezahlservice von Elon Musk. Als Unstimmigkeiten über die Benennung und Richtung des Unternehmens aufkamen, inszenierten Thiel und Levchin einen Putsch gegen Musk – mitten in dessen Flitterwochen. 2002 kaufte Ebay Paypal für 1,5 Milliarden Dollar – Thiel wurde dadurch richtig reich. Das damalige Team um ihn, die sogenannte PayPal-Mafia, prägt das Silicon Valley bis heute. Und auch Thiel setzte sich mit seinem Geld nicht zur Ruhe.
Thiels Unternehmen und Investments
Denn 2004 investierte der Paypal-Gründer 500.000 Dollar in ein damals junges Unternehmen namens TheFacebook – es war das erste Investment, welches das heutige Meta erhalten hat. Auch an SpaceX hält Thiel Anteile. Seine Investments in Silicon-Valley-Unternehmen machen Thiel zum Milliardär. Hinzu kommen auch Investments in eher skurrile Projekte: So steckt Thiel Geld in ein Projekt, das die ausgestorbenen Mammuts wieder etablieren möchte. Mit 1,24 Millionen Dollar finanziert Thiel eine Organisation, die auf hoher See Mikrostaaten erbauen möchte, um dort mit „neuen Regierungsformen“ zu experimentieren.
Und auch ein anderes Unternehmen brachte Thiel hervor: Palantir. Das Unternehmen ist nach der all sehenden Kugel aus der „Herr der Ringe“-Reihe benannt und hat auch einen ähnlichen Zweck. Thiel sah Palantir als Anbieter von großen Datenmengen, die für staatliche Nachrichtendienste zusammengefasst werden. Viele Geheimdienste und Anti-Terror-Einheiten nutzen die Dienste des Big-Data-Unternehmens.
Organisationen wie Amnesty USA kritisieren, dass die US-Polizei den Service einfach missbrauchen kann. Auch in Deutschland arbeiten einige Polizeibehörden laut Anfrage des ZDF Magazin Royal mit Palantir oder stehen in Kontakt mit dem Unternehmen. Thiels Zugang zu so sensiblen Daten sehen viele besonders kritisch. Denn dieser fällt nicht erst seit seiner Zusammenarbeit mit Donald Trump mit seinen antidemokratischen Einstellungen auf.
Peter Thiels radikale Ansichten
So schrieb 2009 Peter Thiel in seinem Essay „The Education of a Libertarian“: „Ich glaube nicht mehr, dass Freiheit und Demokratie miteinander vereinbar sind.“ Und diese Freiheit stünde für Thiel an oberster Stelle. Weiterhin argumentierte Thiel, dass das Frauenwahlrecht und soziale Absicherungen des Staates widersprüchlich zur kapitalistischen Demokratie seien.
Nach einem Interview mit Thiel schieb Barton Gellman von The Atlantic über den Milliardär: „Er sehnt sich nach einer Welt, in der große Männer frei sind, ihren Willen in der Gesellschaft durchzusetzen, ohne von der Regierung oder von Vorschriften […] eingeschränkt zu werden, die ihren Reichtum und ihre Macht beeinträchtigen würden.“
Neben Donald Trump und JD Vance hat Thiel seinen engen Vertrauten und republikanischen Kandidaten für den Senat in Arizona, Blake Masters, finanziell unterstützt. Mit Sebastian Kurz gehört der ehemalige österreichische Kanzler zum Beraterteam des Milliardärs.
Doch Thiel kündigte im Interview mit Gellman an, sich aus der Politik zurückzuziehen. Der Facebook-Investor sei einfach desillusioniert von der Demokratie: „Die Tatsache, dass es ihnen [den Politikern] nicht gelungen ist, die Welt nach seinen Vorstellungen zu gestalten, hat ihn von dem ganzen Unternehmen abgehalten.“ Stattdessen schwärmt Thiel noch von einer anderen Sache: dem ewigen Leben.
Wie Peter Thiel ewig leben möchte
Denn der Tod als Naturgesetz sei für Thiel nur eine Ausrede fürs Aufgeben. „Das ist etwas, das uns gesagt wird und uns demotiviert, uns mehr anzustrengen“, erklärte er gegenüber The Atlantic. Der Paypal-Gründer gibt Unmengen an Geld dafür aus, ewig zu leben. So nehme Thiel Wachstumshormone und möchte sich Blut von jungen Menschen spritzen lassen. „Man hat älteren Mäusen junges Blut zugeführt und festgestellt, dass dies einen massiven Verjüngungseffekt hat“, schwärmte Thiel gegenüber dem Inc. Magazine. Sollte er doch noch sterben, will sich der Milliardär einfrieren lassen – auch wenn er nicht daran glaube, dass die Technologie funktioniere.
Viele Ideen von Peter Thiel wirken wie skurrile Hirngespinste aus einem dystopischen Science-Fiction-Roman: Ein Milliardär der von einem schier gesetzlosen Staat und ewigem Leben träumt, und sich deswegen einfrieren lässt. Doch Peter Thiel hat viel Einfluss – und seine Ideen werden nicht von heute auf morgen verschwinden.