Peter Thiel: Warum er KI-Regulierung mit dem Antichristen gleichsetzt
Tech-Milliardär Peter Thiel hat Angst: Vor dem Antichristen und noch mehr vorm Steuern zahlen. (Archivfoto: mark reinstein/Shutterstock)
Peter Thiel, Mitgründer von Palantir und langjähriger Investor im Silicon Valley, sorgt mit bizarren Thesen für Aufsehen. In einer vierteiligen Vortragsreihe des „Acts 17 Collective“ in San Francisco erklärte er laut The Wallstreet Journal, die Endzeit sei nahe. Der Antichrist werde sich in Form einer weltumspannenden Regierung manifestieren, die Wissenschaft, Technologie und Künstliche Intelligenz regulieren wolle.
Thiel ist dafür bekannt, mit einem Mix aus religiösem Fanatismus und radikalem Libertarismus nach dem Vorbild Ayn Rands staatliche Regulierung zu bekämpfen. Wie die meisten seiner Milliardärskollegen fürchtet er eine Sache nämlich noch mehr als der Teufel das Weihwasser: Steuern zahlen.
Endzeit, Globalisierung und die USA als „Ground Zero“
Thiel beruft sich in seiner Argumentation gegen staatliche Regulierung auf die Bibelstelle 1 Thessalonicher 5,3: „Das Schlagwort des Antichristen ist Frieden und Sicherheit.“ In seiner Deutung könnte ein globales Regime entstehen, das angesichts existenzieller Risiken – von Atomkrieg über Biowaffen bis hin zu autonomen Killerrobotern – volle Kontrolle beansprucht.
Ein solches System wäre für ihn der Inbegriff des Antichristen. Besonders die USA verortet Thiel in einer Schlüsselfunktion: Sie könnten sowohl Ursprung eines solchen Weltstaates sein als auch dessen stärkste Gegenkraft. Selbst ein US-Präsident könne für ihn entweder „Katechon“ (Aufhalter des Bösen) oder eine Form des Antichristen sein. Kein Wunder, dass Thiel deshalb finanziell großen Einfluss auf die letzte US-Wahl ausgeübt hat.
Verschwörungsthesen zwischen Renaissancekunst und Manga
Die Argumentationsstränge in dem Vortrag waren laut WSJ geradezu ausufernd: Thiel illustrierte seine Gedanken mit Bezügen von italienischen Renaissancegemälden bis hin zu japanischen Mangas.
Zentral blieb aber die Botschaft, dass Angst vor KI oder Forderungen nach Regulierung den Weg des Antichristen ebnen würden. „Furcht oder Regulation [künstlicher Intelligenz oder anderer Technologien] oder das Aufhalten technologischen Fortschritts würde das Kommen des Antichristen beschleunigen“, sagte Thiel demnach.
Von wegen Antichrist: Warum Thiel eine vereinte Welt fürchtet
Warum diese wirren Thesen auf Grundlage eines uralten religiösen Manifests uns interessieren sollten? Weil sie erklären, warum Thiel antidemokratische, antiregulatorische Kräfte wie Donald Trump unterstützt. Ganz besonders viel zu verdanken hat ihm aber der fundamentalistisch-katholische US-Vizepräsidenten JD Vance.
Wie der aufschlussreiche Podcast Die Peter Thiel Story des Deutschlandfunk genau recherchiert hat, gibt es einen simplen Grund, warum die Vorstellung eines vereinten Weltstaates für Thiel so unheimlich wie der Teufel selbst ist. So ein Konstrukt würde global einheitliche Steuerregelungen für ihn und andere Superreiche bedeuten. Das Ende der Steuerparadiese – für Milliardäre offenbar die Hölle.
Hinweis: Dieser Podcast wird durch Sponsorings unterstützt. Alle Infos zu unseren Werbepartnern findest du hier.
Deshalb sind einige der reichsten Männer der Welt – so auch Thiels Ex-Paypal-Kollege Elon Musk – derzeit so beschäftigt damit, weltweit Demokratien auszuhöhlen und gesellschaftliche Spaltung voranzutreiben. Weil sie die Welt lieber brennen sehen, als etwas von ihrem unendlichen Reichtum abzugeben.
Was man aus Thiels Vortrag also mitnehmen kann: Genau das Gegenteil von dem, was er verlangt. Gute Kontrollmechanismen für künstliche Intelligenz werden in Zukunft wichtiger denn je.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 26.09.2025 veröffentlicht, interessiert jedoch immer noch sehr viele unserer Leser:innen. Deshalb haben wir ihn aktualisiert und hier nochmals zur Verfügung gestellt.
Elon Musks Leben in Bildern