Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
MIT Technology Review News
Verpasse keine News mehr!

Pilze und Algen erwünscht: Eine neue Farbe soll Hauswänden 3 nachhaltige Eigenschaften verleihen

Normalerweise versuchen Hausbesitzer:innen Pilze und Algen von Hauswänden fernzuhalten. Doch in einem frisch gestarteten Projekt setzten Forschende auf genau diese Komponenten für Fassaden. Das soll der Nachhaltigkeit dienen.

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Diese Pilzarten haben Forschende auf Gebäudefassaden in der slowenischen Küstenstadt Izola gefunden und kultiviert. (Foto: Ana Gubenšek)

Dass Mikroorganismen im Darm oder auf der Haut nützlich sein können, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Ähnliches gilt offenbar für Hauswände. Davon ist zumindest ein Forschungsteam aus Österreich, Slowenien und den Niederlanden überzeugt. Im kürzlich gestarteten Projekt REMEDY, das von der European Innovation Council mit insgesamt knapp drei Millionen Euro finanziert wird, entwickelt die Gruppe eine Tinte aus Algen und Pilzen, die vor anderen schädlichen Mikroben schützen, Schadstoffe filtern und das Treibhausgas Kohlendioxid speichern kann. Die Tinten sollen tattoo-artig auf die Gebäudehaut aufgedruckt – und nicht wie Farbe aufgestrichen werden.

Anzeige
Anzeige

„Das Ziel ist ein nützliches Mikrobiom für Gebäude, das widerstandsfähig ist und oberflächliche Risse selbstständig repariert“, sagt Carole Planchette von der Technischen Universität Graz. Das Potenzial sei „sehr groß“. Laut der Europäischen Umweltagentur würden in den nächsten 25 Jahren europaweit Gebäudefassaden und Dächer mit einer Gesamtfläche von 9,4 Milliarden Quadratmeter renoviert oder neu gebaut werden. „Mikrobiologische Lebensgemeinschaften auf Dächern und Fassaden könnten zahlreiche Funktionen übernehmen, ohne dabei knappe, unbebaute Flächen zu beanspruchen“, glaubt die Ingenieurin.

Robuste Algen und Pilze

Die dafür geeigneten Kompositionen aus Pilzen und Algen müssen erst noch entwickelt werden. Daran arbeiten zurzeit Forschende an der Universität Ljubljana, Slowenien. Es taugten vor allem solche Mikroben aus der Umwelt, die genügsam in der Ernährung und besonders robust seien, erklärt die Projektkkoordinatorin Anna Sandak, die das Kompetenzzentrum InnoRenew CoE in Slowenien leitet. Die winzigen Organismen müssen schließlich nicht nur Wind, Regen und Sonnenstrahlung standhalten, sondern auch den Druckprozess überleben.

Anzeige
Anzeige

An der TU Graz testet das Team um Planchette zudem weitere Tintenzutaten, und es entwickelt gemeinsam mit Industriepartnern geeignete Drucktechnologien für horizontale und vertikale Flächen. Am Ende sollen die Mikrobentattoos auf Beton genauso gut haften wie auf Holz oder Metall.

Am Design der Druckerdüsen muss ebenfalls noch gefeilt werden. Denn die mikrometergroßen Organismen könnten verklumpen und Druckerdüsen mit üblichen Abmessungen verstopfen. Die womöglich größte Herausforderung ist es laut Planchette, einen reproduzierbaren Prozess hinzubekommen. „Lebende – also sich wandelnde – Tinten für industrielle Prozesse wie den Tintenstrahldruck zu verwenden, ist absolutes Neuland“, sagt sie.

Eine Frage der Akzeptanz

Auch die Frage der Akzeptanz spiele eine wichtige Rolle, räumt Projektkoordinatorin Sandak ein. Schließlich versuchen Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer bisher eher, Pilze und Algen von den Hauswänden fernzuhalten – oft mit umweltschädlichen biozidhaltigen Anstrichen. Um gegenzuhalten, setzt das Team auf eine transparente Kommunikation zum ökologischen Nutzen und auf die Beteiligung der Öffentlichkeit an ersten Projekten.

Auch im Labor hätten die Forschenden potenzielle ästhetische und womöglich auch hygienische Bedenken auf dem Schirm, berichtet Sandak. „Unser Ziel ist, mikrobielle Muster zu entwickeln, die nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend und kontrollierbar sind.“ Ob dieses Ziel erreicht werden kann, wird vermutlich spätestens nach Projektende in vier Jahren zu erfahren sein. Erst wenn die ersten lebenden Tattoos an echten Fassaden prangen, lässt sich ermitteln, was das maßgeschneiderte Mikrobiom an der Hauswand wirklich kann.

Top-Artikel
Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren