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Kolumne

Jetzt mal Real-Talk: Dein Kalender hält dich von der Arbeit ab

Gut durchgeplant ist genauso hilfreich wie voll verplant: nämlich gar nicht. Eine volle Woche raubt Flexibilität und Effektivität. So geht es besser!

4 Min.
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Streich alles aus deinem Kalender, das nicht drinstehen muss. (Foto: Shutterstock-Cast Of Thousands)

Ordnung ist das halbe Leben, so sagt man. Nur sollte Organisation nicht die Hälfte des Arbeitstages ausmachen. Die erste Stunde dieses Arbeitstages habe ich damit verbracht, auf meinen Kalender zu starren. Ich habe ein paar Aufgaben eingetragen, Privates gestrichen oder verschoben, Zeiten blockiert, Blockaden aufgehoben, mich in Termine reingedacht.

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Jetzt geht es mir so, wie es jedem gut organisierten, aber dennoch vernunftbegabten Menschen geht: Ich habe Herzrasen und möchte weglaufen – oder meinen Kalender ausdrucken und verbrennen. Mein Nervensystem hat sich noch nicht entschieden.

Plottwist: Ich organisiere gern. Ich bin selbstständig, habe ein Kind, gehe gern zum Sport, mag Nichtstun und Star Trek. Ohne Planung kann man das alles nicht kombinieren. Nur sollte die Planung eben nicht eskalieren. Denn dann kostet sie so viel Zeit.

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Megatrend Chaos und Arbeitseskalation

29 Prozent der Deutschen machen mindestens 15 Überstunden pro Woche. Wer mehr verdient oder eine Führungsposition hat, macht mehr. Ältere Menschen machen mehr Überstunden, jüngere weniger. Und interessanterweise machen Menschen, die für ihre Überstunden bezahlt werden, ebenfalls weniger. Das können wir so deuten, dass Überstunden weniger werden, sobald sie sichtbar sind.

Jene, deren Überstunden mit dem Gehalt als abgegolten bezeichnet werden, drehen dagegen völlig frei. In der Regel sind dies die Menschen, die selbst über ihre Überstunden entscheiden können. Sie haben keinen externen Schutzmechanismus und sind deshalb auf ihr eigenes Urteil angewiesen. Arbeitseskalation ist zum Aushängeschild geworden und das Chaos bleibt ungesühnt, denn wer nicht bezahlt wird, der muss sich auch nicht rechtfertigen. Die Freizeit wird so zum Retentionsraum der Arbeit. Und wer sich an diese Zone gewöhnt, der plant sich voll. Es gibt ja keinen Grund, es nicht zu tun.

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Den Alltag zu planen, ist so ziemlich das Einzige, das uns moderne Menschen vor dem organisatorischen Zusammenbruch bewahrt. Es reicht aber nicht, es zu machen. Wir müssen es gut machen. Und gut machen bedeutet oft, weniger zu machen.

Gelernt haben wir es anders: Wer überhaupt das Glück hatte, gesagt zu bekommen, wie man eigentlich arbeitet, der hat in der Regel Regeln gelernt. Time-Blocking, Task-Batching, tu dies, plan das, organisier jenes. Mach es so.

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Wir kommen erst jetzt langsam bei der Erkenntnis an, dass Regeln uns alle nicht zu besseren Menschen machen – oder zu besseren Arbeiter:innen. Planung ist einer der Fälle, für die dies gilt. Man hat uns gezeigt, wie man plant. Aber niemand hat sich je die Mühe gemacht, zu zeigen, wie man herausfindet, welches Maß an Planung man selbst braucht. Oder haben will. Individualismus stand noch nie auf irgendeinem Lehrplan.

Planung passiert immer an der Grenze zu Fake Work

Ich bin da eher exzessiv unterwegs. Ich könnte meine Tage damit füllen, meine Tage zu planen. Als Selbstständige laufen bei mir immer verschiedene Projekte mit unterschiedlichen Umfängen und (hoffentlich) versetzten Deadlines. Einige brauchen Termine mit Menschen, einige Aufgaben schweben zeitlich völlig frei (<— das sind die schlimmsten!).

Doch wer plant, der arbeitet erst einmal nur theoretisch. Das bewegt sich an der Grenze zur Fake Work: Sieht aus wie Arbeit, fühlt sich an wie Arbeit, hält uns aber von der Arbeit ab.

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Das wäre alles noch vertretbar, wenn die Planung wenigstens etwas bringen würde. Doch allzu oft ist es nicht so. Geplant zu haben, hinterlässt ein kurzes, falsches Gefühl der Sicherheit – das dann aber im Angesicht des Kalenders in Überforderung kippt.

Zeichen dafür, dass du unklug planst:

  1. Du verschiebst deine Pläne regelmäßig – und die, die dir am Herzen liegen, fallen irgendwann ganz raus.
  2. Du planst Termine – lässt dir aber keine Zeit für Vor- und Nachbereitung.
  3. Du planst Stillarbeit – musst in diesen Phasen aber erreichbar sein.
  4. Du hast eine gut geplante Woche – und keinen Raum für das, was das Leben dir vor die Füße schmeißt.

Dies sind Zeichen von Pseudoorganisation: Du planst, aber es bringt dir nichts. Vielleicht hält dich die Planung sogar davon ab, gut zu sein in dem, was du tun willst.

Wenn du jetzt anfängst, darüber nachzudenken, schmelzen vermutlich ein paar Gehirnzellen. Hör sofort auf zu grübeln, wir sind hier noch nicht fertig. Wenn du herausfinden willst, wie du von der Pseudoorganisation zur Organisation kommst, dann geh da praktisch ran:

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  1. Streich alles aus deinem Kalender, das nicht drinstehen muss.
  2. Puffer und Vorbereitungszeiten sind manchmal eine gute Idee – aber nur, wenn sie dir ein Gefühl von Sicherheit geben. Auf jeden Fall musst du sie ausblenden können.
  3. Lass Räume leer. Wenn dies dazu führt, dass dir in deiner Firma Termine eingestellt werden, dann markier sie als nicht verfügbar.

Wenn du keine Leerräume hast, dann wirst du deine Arbeit nicht schaffen. Wir alle arbeiten mit Menschen, und Menschen sind unberechenbar. Hast du keine Leerräume, dann wirst du immer auf Zeiten ausweichen müssen, die außerhalb der Arbeitszeit liegen, die du dir für dein Leben wünschst. Dann hast du zwar einen Plan – doch er hilft dir nicht, er schadet dir. Vielleicht ist Ordnung wirklich das halbe Leben. Aber dann denk daran, dass du in dieser Hälfte auch deine Arbeit schaffen musst.

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