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Mehr Digital wagen: Update für Porsche-Standort in Ludwigsburg

Entwickler statt Ingenieure: Mithilfe von Startups und Kooperationen entwickelt Porsche Digital Dienste, die auch außerhalb des Fahrzeugs Relevanz haben. Ein Besuch im schwäbischen Ludwigsburg.

Von Ekki Kern
7 Min.
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In die Lebenswelt des Kunden vordringen – das ist die Hauptaufgabe der neuen Porsche Digital GmbH, die das Unternehmen in Ludwigsburg installiert hat. (Foto: Porsche)

Bescheidenheit hat noch nie zu Porsche gepasst. „Den Mythos von Morgen schaffen“ will man neuerdings. Und „dabei Mensch bleiben“. Was sich ein bisschen nach Bernd Stromberg anhört, der die Strukturen im Büro optimieren will, meint Porsche schon aus unternehmensstrategischen Gründen ganz ernst.

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Man wolle die digitale Transformation „aktiv mitgestalten“, ist zu hören. Und mit der Gründung der sogenannten Porsche Digital GmbH im schwäbischen Ludwigsburg habe man „den Grundstein zur Lösung eines einschneidenden Systembruchs gelegt“. Das ist die Theorie.

Die Praxis geht so: Im Gegensatz zu den Zuffenhausener Ingenieuren, die neben den beliebten Benzinern mittlerweile auch an der E-Mobility-Hoffnung Taycan basteln, sollen hier findige Entwickler neue Produkte und Services für den Kunden zimmern. Denn der steht wenig überraschend auch bei Porsche mittlerweile im Zentrum der Aufmerksamkeit.

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Nicht ohne Grund, denn digitale Dienste dürften neben dem Verkauf von Neufahrzeugen ein beachtlicher Absatzmarkt werden, das steht jetzt schon fest. Drehen soll sich hier in Ludwigsburg also alles um Konnektivität, autonomes Fahren, Smart Mobility und das, was man auf Neudeutsch „digitale Kundenerfahrung“ nennt. 

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Diese Woche hat Porsche mit der „Digital Experience Foundry“ dem jungen Standort ein Update spendiert: eine Simulationsfläche für die Prototypenentwicklung. Zusammen mit Home-IX, einem Startup früherer Porsche-Mitarbeiter, haben Experten in der gepimpten alten Fabrikhalle ein 30 Quadratmeter großes Display installiert. Digitale Prototypen sollen hier „in realitätsnahen Situationen getestet werden“, wie es heißt.

Etwas verspielt wirkt das schon, wenn plötzlich ein heimisches Wohnzimmer auf dem Screen erscheint und passend dazu Lounge-Musik ertönt. Der Chef jedenfalls zeigt sich überzeugt: Solches „frühe Erleben“, wie Thilo Koslowski das nennt, bedeute auch „zeitiges Überprüfen und schnelles Optimieren“. Also all das, worauf es in der neuen, digitalen Welt oft ankommt.

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Alte Fabrik als symbolische Wirkstätte

Puristisch und in Reih und Glied: Die neue Wirkstätte der Porsche Digital GmbH. (Foto: Ekki Kern)

Puristisch und in Reih und Glied: Die neue Wirkstätte von Porsche Digital. (Foto: Ekki Kern)

Helfen beim Denken und Entwickeln soll wie sooft auch das Drumherum. Im Fall der Ludwigsburger Tüftler ist das ein ehemaliges Fabrikgelände im Werkzentrum Weststadt. Um die 15.000 Quadratmeter „Bürofläche“ will man hier baldigst beziehen, „rund 700 Mitarbeiter“ der Porsche AG und von Porsche Digital sollen hier aufschlagen. Im Inneren: Offene Räume, stylisch und ergonomisch vorteilhafte Sitzmöbel, loftartiges Ambiente, in ähnlicher Form hat man das alles auch schon anderswo gesehen.

Teure Sitzmöbel sollen zur Aktivität verhelfen: Blick über die Flure der Porsche Digital GmbH. (Foto: Ekki Kern)

Teure Sitzmöbel sollen zur Aktivität verhelfen: Blick über die Flure von Porsche Digital. (Foto: Ekki Kern)

 „Das Fahren allein steht nicht mehr im Vordergrund.“

Zum Beispiel dort, wo Porsche Digital einen weiteren Horchposten installiert hat, im Silicon Valley, in Tel Aviv, in China – und in Berlin. Auch hier will man digitale Kompetenz abgreifen, Kooperationen schmieden – und Konkretes anschließend in die Porsche-Welt überführen. Dafür ist Thilo Koslowski zuständig, der Chef von Porsche Digital.

Er hat jahrelang in Kalifornien gearbeitet und weiß: Gute Ideen kommen längst nicht mehr nur aus dem Schwabenland, auch wenn Porsches Selbstbewusstsein sich nur bedingt damit abfinden kann.

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Außer noch pfui, innen hui: Das alte Fabrikgelände soll zu Höchstleistungen anspornen. (Foto: Ekki Kern(

Das alte Fabrikgelände soll die Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornen. (Foto: Ekki Kern)

Und dann auch noch das: Das Fahren, heißt es heute, stehe jetzt nicht mehr allein im Vordergrund, sondern der Kunde und dessen Leben. Die gute Nachricht also für alle, die Seat oder Opel fahren: Künftig dürften auch Nicht-Porsche-Fahrer verschiedene Dienste des Unternehmens nutzen können, erzählt Koslowski im Gespräch mit t3n.de. Es geht um solche, die die Mobilität von Morgen dringend braucht und die den Alltag schöner, weil einfacher machen sollen. 

Fokus: Premium-Kunde

Fokussieren, auch das sagt der Chef, wolle man sich aber weiterhin auf die Premium-Kunden, also all jene, deren ganzer Lebensstil sich praktisch anfühlt wie das Fahren mit einem Porsche. Eine von diesen fiktiven sogenannten Personas, die der Hersteller zur Schaffung und Optimierung eigener Serviceideen analysiert, ist Peter.

Der ist, das merkt man gleich, ein Mann ohne Schwächen, wohnhaft im urbanen Stuttgart, üppiges Einkommen, Kinder: 0, Fahrzeug: 1 (Porsche, what else?). Peter ist ständig auf dem Sprung. Und weil das so ist, braucht er im Alltag mehr als nur seinen Porsche, nämlich auch intelligente Systeme, die ihn bei seiner Termin- und Reiseplanung unterstützen und dafür sorgen, dass er keine Minute seines Jet-Set-Lebens unachtsam verplempert. 

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Mit Porsche Go hat das Unternehmen einen mobilen Assistenten entwickelt, der passgenau auf Typen wie Peter zugeschnitten ist, weil er sie unter anderem beim Umstieg zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln unterstützt. Berücksichtigt werden sollen auch kurzfristig auftretende Veränderungen und Verzögerungen vor und während der Reise.

Auch Alternativen soll der Assistent anbieten, falls doch einmal etwas schief gehen sollte. Eine Art DB Navigator für all jene Premium-Kunden also, die niemals einen Fuß in einen Zug setzen würden und jederzeit bereit sind, für eine Zeitersparnis von 10 Minuten für Valet-Parking 20 Euro extra zu zahlen.

Assistent für Reisekostenabrechnungen

„Denkbar“, heißt es von Porsche, sei durchaus, dass dieser cloud-basierte Assistent künftig auch bei weiteren Mobilitätsfragen helfen könne, etwa bei der Hotelbuchung, bei Reisekostenabrechnungen oder bei Suche nach einem freien Parkplatz. Diesbezüglich kann jetzt schon ein Startup dem gegeißelten urbanen Autofahrer helfen: das israelische Anagog.

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2018 hat sich Porsche an ihm beteiligt, der CEO Ofer Tziperman wird heute live zu Porsche Digital geschaltet. Er und sein 30-köpfiges Team haben sich auf Anwendungen im Mobilitätskontext spezialisiert. Der auf künstlicher Intelligenz basierende Algorithmus des Unternehmens hilft App-Entwicklern, den Aktivitätsstatus und Aufenthaltsort von Smartphone-Nutzern zu erkennen.

Endprodukt ist die mittlerweile global angelegte Echtzeit-Datenanalyse, die sich für viele Use-Cases als praktisch erweisen kann. Etwa dann, wenn es darum geht, einen Parkplatz zu finden – und zu wissen, wann welcher Parkplatz frei wird. Mit Porsche arbeitet Anagog angeblich an einer Lösung, die die Planung des Tagesablaufs des Porsche-Fahrers verbessern soll und auf dynamische Veränderungen „intelligent reagieren“ kann.

APX: Kooperation mit Axel Springer

Stolz ist man in Ludwigsburg offensichtlich auch auf die Kooperation mit Axel Springer, die man schon vor längerer Zeit angekündigt hat. Der Accelerator APX „starte nun durch“, heißt es heute. Mit dem Programm unterstütze Porsche Digital mit Axel Springer Digital Ventures „vielversprechende Startups“ in der Frühphase ihrer Gründung. APX soll branchen- und industrieübergreifend in digitale Geschäftsmodelle investieren, und zwar vor allem solche, die sich mit den Themen Lifestyle, Mobilität, Reisen, Finanzen- und Versicherungstechnologie sowie Medien und Gesundheit beschäftigen. 

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Startups, heißt es, erhalten eine Anschubfinanzierung von 25.000 Euro (Pre-Seed) oder bis zu 100.000 Euro, falls sie schon externes Kapital aufgenommen haben (Seed). Neben dem Geld will APX mit einem 100-tägigen Programm ködern, im Zuge dessen die Gründer durch „individuelle Betreuung“, Workshops und Veranstaltungen „systematisch auf weiteres Wachstum vorbereitet“ würden, wie Porsche sagt. Unterstützung gebe es bei der Gesellschaftsgründung, der Umsetzung der Marketing- und Finanzplanung, der Produktentwicklung sowie bei weiteren Finanzierungsrunden.

Der Accelerator helfe den Startups außerdem, mit Porsche, Axel Springer oder den 200 Netzwerkunternehmen gemeinsame Pilotprojekte zu starten. Aktuell, sagt Porsche, befänden sich sechs junge Unternehmen im APX-Programm. Dieses solle „der beste und erfolgreichste Cross-Industry-Accelerator für Frühphasen-Startups in Europa und Israel werden“, sagt Jörg Rheinboldt, der Managing Director von APX. Interessant für ihn seien, klar, junge Unternehmen, die digitale Geschäftsmodelle verfolgen und bei denen der Nutzer im Zentrum stehe.

Den Wunsch-Porsche virtuell anschauen

Dass der manchmal noch ziemlich alleingelassen dasteht, wenn es um den Kauf eines neuen Porsche geht, soll ein weiteres Projekt in den Griff bekommen, das den virtuellen Besuch im Porsche-Showroom möglich macht. In Kanada klappt das Ganze schon recht gut, hier bieten sieben Porsche-Zentren diese individuellen Führungen durch die Ausstellungsräume an. Per Weblösung stellt man Kontakt zwischen Besucher und einem kamerahaltenden Porsche-Mitarbeiter her. Der folgt den Anweisungen des potenziellen Kunden – und zeigt das Innere wie das Äußere der ausgestellten Fahrzeuge.

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Solche virtuellen Lösungen scheinen für Porsche besonders interessant, weil sie all jenes Publikum in die Porsche-Welt ziehen, das aus verschiedenen Gründen physisch nicht präsent sein kann, und sei es nur aus Mangel an Porsche-Vertriebszentren wie in Kanada. Auf ähnliche Weise will man künftig auch Rennevents für Fans „intensiver erlebbar machen“, wie Porsche das nennt.

Ziel einer Kooperation von Porsche Digital mit Porsche Motorsport sei, Motorsport-Ereignisse mit Hilfe digitaler Lösungen so real wie möglich zu vermitteln. Was es mittlerweile schon gibt, ist ein App-Prototyp, den man kürzlich in Le Mans ausprobiert hat, und der es dem Nutzer zum Beispiel über eine integrierte Augmented-Reality-Funktion erlaubt, Fahrer, Rennwagen und Strecke zu beobachten. Wie den Mechanikern in der Boxengasse will man ihm außerdem einen Überblick über Rundenzeiten und Fahrzeugdaten in Echtzeit ermöglichen, eine Kamera in den verschiedenen Fahrzeugen bietet das Rennen aus Perspektive der Fahrer.

Update für die Unternehmenskultur

Damit solch aus der Perspektive betrachtet doch eher Kleinteiliges auch in Zukunft entstehen kann, muss natürlich auch der gesamte philosophische Überbau der Aktiengesellschaft einem großzügigen Update unterzogen werden. Mehr als 30.000 Mitarbeiter hat Porsche mittlerweile. Junge und ältere Menschen, die man allesamt mitnehmen müsse ins neue Zeitalter der Digitalisierung. Das sei schon eine größere Aufgabe.

Nicht weniger als ein „Kulturleitbild“ hat man also entwickelt, erhalten werden sollen typische schwäbische Werte wie Herzblut, Familie und unternehmerisches Denken, bei der Umsetzung helfen sollen unter anderem neue Arbeitsweisen – und eben Arbeitsräume, wie die von Porsche Digital.

Ein bisschen, freilich, geht es aber auch ums Bewahren – der eigenen Wurzeln, die sich im Gegensatz zum weitverzweigten Mutterkonzern Volkswagen merklich noch immer im beschaulichen Stuttgart befinden. Oder, um es mit den Worten von Porsches Betriebsratschef Uwe Hück zu sagen: „Solange ich da bin, wird hier Schwäbisch g’schwätzt.“

Disclosure: Die Reise unseres Autors wurde von Porsche finanziert. Einfluss auf die Berichterstattung hat das nicht.

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Jürgen Preuß

Inhaltsloses Geblubber. Ich sehe in keinem Satz die digitale Zukunft. Ideen sind alt und fühlen sich irgendwie zäh an. Logischerweise der Hinweis im Valley ist alles besser und deshalb sind wir so langsam und die Ideen lahm. Warum muss die digitale Zukunft eigentlich immer in Räumen entwickelt werden die eher wie ein Kindergarten aussehen? Für das Geld das hier investiert wird, hab ich nix interessantes gelesen.

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