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Prechts 25-Prozent-Steuer auf Onlinehandel würde Innenstädte vernichten

Philosoph Richard David Precht will mit einer E-Commerce-Steuer die urbane Kultur retten. Letztendlich würde das die Innenstädte endgültig vernichten. Das geht besser.

Von Jochen G. Fuchs
7 Min. Lesezeit
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Prechts Steuer wäre der endgültige Todesstoß für die Innenstädte. Bracknell, Großbritannien im August 2013. (Foto: Lucie Lang / Shutterstock.com)

Langsam schlendere ich durch ein edles Kaufhaus, begutachte die erlesenen Waren und suche etwas Besonderes aus, das ich gefühlt nur hier bekomme. Ich sauge die Atmosphäre in mich auf, esse in der Kaufhaus-Brasserie eine Kleinigkeit, dabei genieße ich den Blick über die Dächer von Paris bis hinauf nach Montmatre. In einem solchen Moment kann ich für den Philosophen Richard David Precht Verständnis aufbringen, der mit dem hilflosen Vorschlag, den Onlinehandel mit 25-Prozent-Steuer zu belegen, die „urbane Kultur“ retten will. Ich gehe gerne einkaufen, ganz besonders in fremden Ländern, es ermöglicht mir einen Blick in den Alltag des jeweiligen Landes. Nur: Von einem Philosophen hätte ich eine andere Antwort auf eine bedeutende Frage unserer modernen Welt erwartet: Wie gehen wir mit dem gesellschaftlichen Wandel um, der unsere Innenstädte verändert?

Nostalgie statt Fortschritt

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Neben einer Vorliebe für große Kaufhäuser in Urlaubsstädten holt mich manchmal mein Faible für Grand Hotels ein. Übernachtet habe ich bisher nur einmal in den späten 90ern im The Plaza in New York. In einem etwas nüchternen, modernen Hotel fühle ich mich zum Wohnen und Schlafen wohler. Die Faszination Grand Hotel speist sich eher aus Büchern, Filmen und Besichtigungen. Die großen Häuser strahlen den Glanz längst vergangener Tage aus, ein Glanz der mich fasziniert.

Haupteingang des legendären Grand Hotels „The Plaza“ in New York City. (Foto: Sean Pavone / Shutterstock.com)

Am Genfer See stehen viele solcher Grand Hotels leer, Relikte vergangener Zeiten. Wenn ich vor so einem verblichenen Prunkbau stehe, kann ich das Klirren der kristallenen Champagnergläser der feinen Gesellschaft fast hören. Mehr als einmal überkam mich Wehmut. Und ich stellte mir vor, den Kasten zu kaufen, um den alten Glanz wieder zum Leben zu erwecken. Dann ging ich weiter.

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Das seit 2010 geschlossene „Grand Hotel des Bains“ auf der Insel Lido in Venedig. Berühmt durch den Roman „Tod in Venedig“ von Thomas Mann und die Verfilmung von Visconti. (Foto: Uta Scholl / Shutterstock.com)

Precht hätte in Solingen auch weitergehen sollen – und sich nicht von der Nostalgie übermannen lassen, als er die Leerstände in der Innenstadt sah. Um dann zu beschließen, es bräuchte jetzt ein Patentrezept, um den Einzelhandel zu retten.

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Rettet den Einzelhandel, rettet die „urbane Kultur“?

Wenn die Gesellschaft zur Rettung eines Dinges aufgefordert wird, dann handelt es sich in der Regel um erhaltenswerte Dinge. Um Denkmäler, ja um Bauwerke, die Zeugnis unserer Kultur sind. Precht nutzt einen geschickten Kniff, um seiner Forderung rhetorische Legitimität zu verleihen: Er erhebt den Einzelhandel zur „urbanen Kultur“. Als Bewunderer alter Kaufhäuser verstehe ich diesen Kniff. Aber ist das wirklich erhaltenswert, was Precht da retten will? Endlose, gesichtslose Textilfilialen, ein einfallsloses, erbärmliches Überbleibsel einer vergangenen Zeit neben dem anderen? Ich sehe förmlich, wie das Edelkaufhaus Kadewe in Berlin mit den Achseln zuckt.

Von einem Philosophen hätte ich jetzt eher die Frage erwartet, ob Konsum denn mit aller Gewalt Teil unser Kultur bleiben muss, aber ich bin ja auch nur ein profaner, bezahlter Schreiberling. Der an Wochenenden lieber mit seiner Familie seine Freizeit gestaltet, statt einkaufen zu gehen. Tatsache ist, diese von Precht beschworene Kultur hat sich verändert. Die Gesellschaft hat einerseits eine neue Einstellung zum Einkaufen und andererseits eine neue Erwartungshaltung an den Handel entwickelt.

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Können wir das mit einer Steuer „korrigieren“?

Evolution lässt sich nicht mit einer 25-Prozent-Steuer aufhalten

Prechts Forderung ist maximal auf Eskalation und Aufmerksamkeit gebürstet. 25 Prozent sind gerade so viel, dass es noch nicht komplett abstrus wirkt, aber genug, um damit jeden Beteiligten auf die Palme zu bringen. Die konkrete Zahl mal beiseite gestellt, was will Precht mit einer Steuer auf den Onlinehandel erreichen? Wie will er mehr Menschen in die Stadt bringen? Wenn der Gesellschaft weder der existierende Einzelhandel, noch die Idee gefällt, ihre Freizeit mit einkaufen zu verbringen?

Hüpfburg in der russischen Stadt Belgorod. (Foto: Sergey Lavrentev / Shutterstock.com)

Will er Hüpfburgen aufstellen lassen? Man weiß es nicht.

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Erwünschtes Verhalten mit einer Steuer erreichen zu wollen, ist kein neues Konzept. Das ist Praxis in der Politik, was für Prechts Idee spricht. Dagegen spricht, dass es etwas anderes ist, Bürger zum Kauf von Ökobenzin zu bewegen, als eine komplette Gesellschaft mit einer Steuer umkrempeln zu wollen.

Die Zahl 25 Prozent deutet an, dass Precht die Menschen vom Onlinehandel abhalten und zum Einkaufen in den Städten zwingen will. Und diese Forderung ist in ihrer Radikalität nutzlos.

Evolution lässt sich nicht mit einer Steuer aufhalten.

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Als sich in Europa im Mittelalter Städte bildeten, sind die umherziehenden Händler von den Märkten abgelöst worden, die zu einem zentralen Merkmal der Städte wurden. In der Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die Kaufhäuser. Später entstanden im öffentlichen Raum die ersten Einkaufspassagen, in Form überdachter Straßenzeilen mit aneinandergereihten Läden, die schließlich zum Vorbild für Shoppingmalls in den USA wurden und dann in den 60er Jahren mit dem Main-Taunus-Zentrum in Sulzbach als Einkaufszentrum nach Deutschland kamen. Jede dieser Entwicklungen brachte andere, obsolet gewordene Handelsformen in Schwierigkeiten. Die Zentren auf den grünen Wiesen brachten die Innenstadt in Bedrängnis, dann bereitete das Innenstadt-Einkaufszentrum zuerst den Zentren auf der grünen Wiese in Probleme, und schließlich auch wieder den Händlern in der Innenstadt. Ein Teil dieser Händler wird sich mit der Hilfe digitaler Handelskonzepte neu erfinden können, ein anderer Teil nicht – und deren Sterben ist ein Zeichen des erbarmungslosen, aber unvermeidbaren Darwinismus in der Handelsevolution.

Die 4 Hauptprobleme der Innenstädte

Der Einzelhandel stirbt also nicht, er verändert sich bloß. Selbst Amazon baut den stationären Arm seines Digitalhandels mittlerweile stetig aus. Aussterben wird nur der Handel, der die Erwartungen einer neuen, digitalen Gesellschaft nicht erfüllt, der auch die Eintönigkeit der Innenstädte zu groß geworden ist.

Amazon-Go-Store in Seattle. (Foto: picture alliance / AP Images)

Wichtiger wäre deshalb nicht die Frage, wie wir mit aller Macht eine aussterbende Art mit Steuern subventionieren, sondern wie wir unsere Innenstädte neu beleben können.

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Vor einiger Zeit habe ich mit Professor Ivo Mossig von der Universität Bremen ein Gespräch über das Stadtentwicklungswerkzeug Business-Improvement-District und die Lage der Innenstädte im Allgemeinen geführt. Der Wirtschafts- und Sozialgeograph hat dabei die vier Hauptprobleme der Innenstädte genannt:

  1. Rückgang der Kaufkraft
  2. Strukturelle Probleme der Innenstädte
  3. Ausweitung der Verkaufsflächen auf die grüne Wiese
  4. Neue Vertriebsformen, der Onlinehandel

Zu viertens möchte ich hinzufügen, dass der Onlinehandel, wie oben schon aufgeführt, nicht das Problem, sondern ein Symptom ist. Ein Symptom für die veränderten Gewohnheiten unserer Gesellschaft.

Wie wir die Innenstädte neu beleben könnten

In den Innenstädten sind viele Akteure an der Gestaltung des öffentlichen Raumes beteiligt. Immobilieneigner, Händler, Gastronomen und die Stadtentwickler der Kommunen. Jeder hat andere Interessen und in vielen Städten zeigt sich, dass diese konträr zueinander verlaufenden Interessen der Stadtentwicklung im Wege stehen. Immobilieneigner, die gesichtslose Ketten innovativen Handelskonzepten junger Unternehmer aufgrund höherer Mieterlöse vorziehen, sind da nur ein Beispiel von vielen.

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Am wichtigsten ist es deshalb neben der Auswahl eines passenden Stadtentwicklungs-Werkzeuges, alle Akteure in der Innenstadt zum handeln zu motivieren. Der Wille zu Veränderung muss jedoch von innen heraus kommen: „Ich kann den Hund nicht zum Jagen tragen“, scherzt Mossig. Entscheidend sei die innere Einstellung: Nur, wenn die stationären Einzelhändler bereit sind, Bestehendes zu hinterfragen und ihr gewohntes Terrain zu verlassen, hätten sie Erfolgschancen.

Wenn die Bereitschaft zur Veränderung da ist, müssen alle zusammenarbeiten, um eine Veränderung zu bewirken. Mossig erklärt: „Innenstädte werden oft als attraktiv empfunden, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen.“ Händler brauchen gemeinsame Aktionen, Serien von Kleinevents – attraktive Angebote, die einen Mehrwert für den Kunden schaffen, und damit einen Grund, um überhaupt in die Innenstadt zu kommen, und weitere Gründe, um zu bleiben.

Aber das Problem geht über den Handel hinaus, auch die Städte müssen sich verändern, so der Experte. „Die Akteure müssen sich dringend um die Aufenthaltsqualität in den Innenstädten kümmern“, sagt Mossig. Denn die strukturellen Probleme der Innenstädte führen zu immer weniger Menschen in den Fußgängerzonen. „Das ist wie in der Disko, wenn niemand da ist. Da hilft auch die tollste Lasershow nichts, in einem leeren Raum tanzt niemand“, bringt Mossig das Problem der Innenstädte auf den Punkt. Dabei spielen für den Experten auch banal erscheinende Fragen eine Rolle: Gibt es auch mal Raum, um sich irgendwo hinzusetzen und zu verweilen, ohne gleich einen Kaffee trinken zu müssen? Der Experte rechnet damit, dass zwar die Belebung der ersten und zweiten Stockwerke mit Arbeitsplätzen etwas mehr Leben in die Innenstädte bringen könnte: „Wohnen, arbeiten und kaufen wurden bisher immer getrennt voneinander geplant. Das muss neu verzahnt werden, die entstandene Abschottung zwischen diesen Lebensbereichen beendet werden.“

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Dazu gehört für den Experten aber auch, die Schnittstelle zwischen online und offline zu nutzen und nicht als Trennlinie zu verstehen. Beispielsweise sei kostenfreie WLAN-Versorgung in der Innenstadt selbstverständlich und hilfreich, um digitale Angebote auch nutzen zu können. „Produkte suchen, digitale Werbung auf Smartphones ausspielen: Menschen, die online unterwegs sind, machen das nicht im luftleeren Raum. Sondern auch in den Innenstädten“, erläutert Mossig.

Urbane Kultur neu denken

Würden wir Prechts Vorschlag annehmen und dem Onlinehandel 25 Prozent Steuern oder auch eine realistischere Prozentzahl auferlegen, dann würden wir damit die Innenstädte endgültig vernichten. Einfach Geld auf etwas zu kippen, das niemand mehr haben möchte, würde zwar den unbeweglichen Teil des Einzelhandels retten, aber das Ergebnis wären öde, leere Museumsgänge in den Innenstädten, ein Pompeij der Handels.

Digitale Handelskonzepte bieten dem Einzelhandel und damit auch den Innenstädten neue Chancen, die heute noch nicht ausgeschöpft werden. Aber die Innenstädte werden sich zusammen mit dem Handel in diesen Lagen neu erfinden müssen. Ist das wirklich so schlimm, dass wir es mit einer absurd hohen Steuer bekämpfen müssen? Oder ist es eher eine vorauszusehende Entwicklung in einer langen historischen Kette von Ereignissen? Eine Entwicklung, die unsere urbane Kultur zum positiven verändern könnte, wenn wir die Chance ergreifen?

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Merzmensch

Um zu erfahren, was eine belebte Innenstadt bedeutet, sollte man nach Japan fahren. Abgesehen von der Tatsache, dass die japanischen Städte wachsen und Phänomen „Innenstadt“ ständig transformiert wird – da ist überall Leben. In jeder Ecke. Boutiques, Cafés, Kunstgalerien, Buchläden, Convenient Stores (Konbini) überall, und die meisten sind länger auf. Japan kennt nicht dieses Sonntagsödniss von Deutschland (Freilich ist nicht alles geöffnet, aber auch nicht alles geschlossen).

In Deutschland werden die Sonntagsschliessungen für Läden mit „Familienerhalt“ sowie „Arbeitsbedingungen“ argumentiert. Und doch suchen hierzulande so viele Leute (z.B. Studis, oder auch Rentner – bei den kleinen Renten) nach der Möglichkeit, auch am Sonntag (mit erhöhten Lohn) zu arbeiten.

Was die Familie angeht – wird sie in Japan durch die sonntagsoffene Läden keineswegs beeinflusst. Familie bleibt Familie, 24/7. In Deutschland war’s ja auch nicht die Familienrettung im Vordergrund, sondern die alte Traditionen – statt in den Läden zu gammeln, sollte die Bevölkerung es lieber in der Kirche am Sonntag tun. Diese tiefverwurzelten Lebens-Konzeptionen und -Richtlinien machen Deutschland zu einer Service-Wüste. Versucht mal in Deutschland Weihnachten zu feiern, wenn Ihr niemanden kennt – am 24.-26. Dezember ist die Stadt wie ausgestorben (ein geläufiger Riesenfehler von Touristen, die nach Deutschland zu diesen Zeiten kommen, um Weihnachtsland schlechthin zu erleben).

Zurück zu Japan – die schiere Vielfalt an Möglichkeiten dort macht die Stadt zu jeder Minute der Woche erlebbar und lebending. Es gibt kaum eine leere Ecke, alles ist voller Leben.

Experimentieren. Neue Erlebnisse schaffen. Neue Zielgruppen suchen (bzw. sie finden Dich schon). Neue Räume schaffen. Das alles fehlt in Deutschland. Das alles muss gefordert werden – vom Staat und von den Städten.

Solange wir nicht aufören, bierernst und entwicklungsblind zu sein, werden auch unsere Innenstädte nicht gerettet – auch nicht mit 50% e-commerce Steuer. Denn wie kann die Innenstadt zwangsmässig zur „Urbanen Kultur“ werden, wo sie doch nichts zu bieten kann. Fährt nach Japan, liebe Stadtplanner – und Philosophen. Sehr lehrreich! Da floriert die Urbane Kultur wie im Paradies (und e-commerce floriert gleichzeitig auch). Die ganzen Junk-Food-Ketten findest du übrigens kaum dort – alles voller Originalität.

Hier gilt der Argument „Andere Länder, andere Sitten“ nicht – wir sind alle Menschen und alle möchten vielfältig leben. Wenn dazu keine Räume geschaffen werden, bleiben nur wenige Rückzugsorte übrig (die wenigen geöffneten Cafés, Gallerien, oder einfach zuhause). Somit kann man die Innenstadt für Wasteland erklären. So wird das nichts.

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Merzstinkt

Ihr Beitrag ist in so vielen Facetten verstörend und zeigt die Gier und Unbelehrbarkeit der neuen Unternehmerszene auf.
Statt in der Kirche zu gammeln, sollen die armen Rentner gefälligst Sonntags arbeiten. Hauptsache die Touristen fühlen sich über die Feiertage wohl umsorgt.
Wer wünscht sich nicht einen unbedingten Leistungsdruck wie in Japan…
Gehen Sie Sonntags arbeiten? Wahrscheinlich von Papa die Tanke übernommen und selbst nie was erarbeitet. ;)
Btw: Peinlicher Username und peinliches Bild. So stellt man sich den 35-jährigen BWL Bubi vor, der die Weisheit mit der Gabel gelöffelt hat.

Zum Artikel selbst: Herr Fuchs erweckt den Anschein, selbst einmal Philosoph gewesen sein zu wollen, warum sonst dieser geistige Dünnsch… mit den Hotels?

Antworten
Merzstinktstinkt

Wow, sie sind ganz schön bitter. Ich denke die Rentner, die jetzt täglich (auch Sonntags) Pfandflaschen sammeln hätten nichts dagegen, Sonntags für einen menschlichen Lohn zu arbeiten.

Es geht keineswegs um Touristen, die eh die ganze Woche einkaufen können, sondern um die arbeitende Bevölkerung, die nicht unter der Woche von 10-20:00 einkaufen gehen kann. Aber zu der gehören Sie anscheinend nicht.

Merzmensch

@Merzstinkt (toller Neologismus, übrigens)

Dass man meinen Beitrag so derartig misinterpretieren kann, ist schon höchst interessant. In erster Linie geht es mir um keine Touristen – sondern um die Stadtbewohner selbst. Wie öde sind die Innenstädte hierzulande an Wochenenden. Haben Sie sie denn je gesehen? Oder sitzen Sie in der Kirche allderweil? Keine Originalität, kein Konzept, kaum Kulturplatformen in der Stadt. Einfach nur Wüste. Gut, ein paar Cafés. (Gottseidank Museen und einige Theater noch auf). Die Stadt macht kaum was für ihre Stadtbewohner (dass die Turis abgeschreckt werden, ist schon normal, Kollateralschaden). Oder alternativ, sie baut gruselige touristische Simulakren der Altstädte als Statussymbole. Und da muss ich leider deutschlandweit pauschalisieren (mit vielleicht einigen wenigen Ausnahmen).

Dass Sie mich der „gierigen und unbelehrbaren neuen Unternehmensszene“ zuordnen, ist für mich noch verstörender, als für Sie, glauben Sie mir. Nichts ist mir fremder als kapitalistische Profitgier. Auch die Rentner am Wochenende zu Arbeit zu zwingen – wo haben Sie denn das gelesen? Ermöglichen – ja, aber nicht zwingen. Nur welche Möglichkeiten würden Sie persönlich den Retnern anbieten, die mit der mickrigen Rente kaum überleben können? Welche Ratschläge, welche Platformen haben Sie für diese Leute parat, die ihr ganzes Leben lang ehrlich gearbeitet hatten und nun vom Staat und Wirtschaft im Stich gelassen werden? Wahrscheinlich „PAL“ („Problem anderer Leute“). Wie liberal von Ihnen. Auch so BWL-Gedankengut.

Übrigens: als Student würde ich ja gerne Sonntags arbeiten, um mein Studium zu finanzieren – war aber – wie ironisch! – alles zu, sonntags. Ha!

Und ja, ich gehe jetzt manchmal Sontags arbeiten – wenn ich damit meine Familie finanziell unterstützen kann. Ich arbeite seit meinen ersten Semestern (übrigens, kein BWL – das wäre noch was! [„BWL-Bubi“, das wird ein Lacher bei unseren Geisteswissenschaftler-Treffs sein, danke dafür) :-)) mit Überstunden (zuerst studienbegleitend, dann immer Über-Vollzeit) und habe von niemandem was übernommen (aber das Interessiert Sie wahrscheinlich nicht – Klischees sind süsser als Realität).

Übrigens, wenn man vollbeschäftigt ist, kommt man heim, wenn hierzulande die Läden traditionsweise zu sind. Was bleibt denn? Online-Lieferung? E-Commerce? Aber da war doch dieser 25-Prozent Steuer auf Onlinehandel. Also muss ich 8 Tage in der Woche arbeiten, um die Familie zu ernähern. Fantastisch.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr SUV fahrender grosskotziger Grosserbe mit BWL-Studium. Nicht.

Nennen sie das alles Unsinn, aber wie der MERZ-Künstler Kurt Schwitters mal sagte: „Ich werte Sinn gegen Unsinn. Den Unsinn bevorzuge ich, aber das ist eine rein persönliche Angelegenheit.“

ThomasM

Man kann die Städte sicherlich auch beleben ohne rund um die Uhr Läden zu öffnen. Außerdem geht es nicht um japanische Metropolen, sondern und mittlere und kleinere Städte in Deutschland – und hier stirbt das gesellschaftliche Leben oft tatsächlich aus.
Der Artikel von TN3 ist einfach schlecht – da er leider die Realität verkennt bzw. verkennen will und mit Argumenten kommt, die an den Haaren herbeigezoegen sind („gesichtslose Reihe von Textilauslagen“). Ich weiß nicht, ob der Autor schon mal auf einem Markt oder in einem Fachgeschäft einkaufen war. Offenbar scheint ihm das ja nichts zu bedeuten, was prinzipiell nicht schlimm ist. Von mir aus kann er sich auch gern weiter von Fastfood ernähren, sich seine Online-Einkäufe von unterbezahlten osteurpäischen Gastarbeitern zustellen lassen und dann ein Loblied auf die neue Zeit anstimmen, die nun endlich die Grandhotels hinter sich gelassen hat. Doch der Makel der neuen Zeit ist doch, dass solche skurrilen Meinungen tatsächlich in den Medien kursieren.

Antworten
jojo

Danke, volle zustimmug.

Michael K

Das die Logistik nicht ganz sauber läuft ist ein anderes Problem. In ihrem Text ist das auch der einzige Kritikpunkt am Onlinehandel. Das Versanddienstleiter ihre Leute schlecht bezahlen.
Aber Sie wollen mir doch nicht erzählen das die Discountertextilverkäufer irgendetwas hermachen oder zum Shoppen einladen. Die Innenstadt besteht halt nicht nur aus Fachgeschäften.
Fastfood gibt es auch in den Innenstätten und ich glaube Gaststätten und Kaffees haben weniger ein Problem.

Das Problem ist das mittlerweile mehr Menschen andere Sachen mit ihrer Zeit machen wollen als Einzukaufen. Einkaufen/Bummeln ist nicht mehr so gefragt. Das merken die Innenstätdte. Das liegt natürlich auch daran, dass man nicht mehr muss.
Gute Fachgeschäfte werden sich dennoch weiter halten. Die können mit kompetenten Angestellten und Service punkten.
Wer denkt das wird schon irgendwie gehen, ging ja immer fällt runter. Das sind vllt gerade die großen Kaufhäuser, die früher noch die Fachgeschäfte und kleineren Läden verdrängt haben. „Billig“ und ohne Beratung bekomme ich jetzt halt auch übers Internet. Wobei ich das Argument „Die Menschen kaufen im Internet, weils billiger ist.“ für falsch halte. Viel mehr ist es die schon erwähnte Zeitersparnis.

Die Anmerkung im Artikel Wohn- und Arbeitsfläche in der näher der Einkaufspassagen zu erschließen, halte ich für sinnvoll. Wenn Geschäfte auf dem Weg liegen, ist die Hemmschwelle geringer dort auch vorbei zu schauen.

Detlev Kölln

Im Artikel und bei den Kommentaren vermisse ich für mich entscheidende wichtige Unterschiede zwischen Einzelhändlern / normalen Unternehmen und den großen Onlinehändlern:
1. Der normale Einzelhändler ist oft ein Inhabergeführtes Unternehmen, ein mittleres Unternehmen mit mehreren Fialen, welches seinen Sitz in Deutschland hat. Hierdurch wird das Unternehmen / der Unternehmer mit den normalen Steuersätzen besteuert.
2. Der Händler vor Ort wird hinsichtlich Warenverfügbarkeit und Nachbestellungen benachteiligt. Bei der überwiegenden Anzahl der Lieferanten muss eine Mindestorder bestellt werden. Diese ist oft sehr hoch. Wenn dann ein Teil gut verkauft wird, kann in der Regel dieses allein nicht nachbestellt werden. Der Kunde kann es im Internet im Shop des Lieferanten bestellen und wirft dem Händler dann schlechten Service vor.
Das viele Händler vor sich hin schlafen und nichts verändern, alles richtig. Die Unternehmen vor unterstützen oft auch allgemeine Dinge in unseren Lebensräumen, hier z.B. die Eisbahn zur Winterzeit in Kleinstädten, das Auto für die Lebenshilfe oder Behindertenwerkstatt, die Trikots für den Sportverein, die Spende für die diversen Tombolas und Vereine usw.) Da kann man drüber lachen und es unwichtig finden, nur wenn es den kleinen Händler nicht mehr gibt, fällt alles weg (interessanter Ansatz: Trikotspende von Amazon). Meistens sind die Löhne beim Unternehmen vor Ort auch höher. Viele kleine Händler haben den Zeithorizont Rente, dann wird abgeschlossen. Investition ist ein Risiko mit unbekanntem Ausgang. Es gibt genug Kunden, die schauen, fassen an, fragen zum Produkt und werden dann nicht mehr gesehen. Hierdurch schließen auch erfolgreiche Händler die Türen.
Das alles kann auf Dauer nicht funktionieren. Zumal der Umgang mit Retouren im Online Handel ökonomisch und ethisch fragwürdig ist und kein normaler Händler es sich leisten kann es gleichzutun.
Ich würde als Unternehmer auch gerne weniger Steuern bezahlen. Die Verschiebung von Gewinnen mit den vielen Tricks und Kniffen empfinde ich hochgradig fragwürdig. Die Chancen sind hierdurch nicht gleich und es ist an der Zeit, dass alle gleichwertig besteuert werden.

Antworten
H. Schoepke

Sehr gute Zusammenfassung der wirklichen Probleme,
Im Übrigen hatte Precht beim Ansatz der 25 % als Alternative zu 19 % im Blick, wenn ich das richtig verstanden hatte. Es sollte aber nicht nur einen Ausgleich für lokale Händler werden, sondern die Bedingungen für den Kunden egalisieren. Während der Kunde Online einen Klick vom günstigeren Mitbewerber entfernt ist muss man in der Realwelt erst mal zur Innenstadt fahren und dort meist auch noch für das Parken bezahlen. Dies sind schon Gründe, die es ohne Ausgleich natürlich für den Kunden bequemer machen online zu kaufen. Erst recht, so lange der Rücktransport auch noch kostenfrei übernommen wird.
Es führt aber auch dazu, das sich in den Innenstädten kaum Investoren finden, die aufs Geratewohl in die Umgestaltung der Innenstädte zu Freizeitflächen – in denen man sich auch unabhängig vom Einkaufen – gerne aufhält. investieren wollen.

Ich wohne in Dortmund. Mit dem aufkommen der Einkaufszentren auf der grünen Wiese und genügend kostenfreien Parkplätzen wurde es Anfang der 90er Jahre ruhiger in der Innenstadt. Viele alteingesessene Geschäfte schlossen, große Ketten kamen. Zur Verbesserung der Situation wurden Stadtfestivitäten stark erweitert. Mittlerweile gibt es vom Frühjahr bis zum Herbst – etwa monatlich, im Sommer etwa 14-tägig – in der Innenstadt Festivitäten – vom Street-Food-Festival bis zum Hansemarkt – die natürlich Menschen anlocken. Zusätzlich der Weihnachtsmarkt. Nach 2-jähriger Bauzeit wurde 2011 eine große Mall direkt in der Innenstadt eröffnet. Zu Beginn wurden natürlich andere Läden in der Innenstadt dann weniger angesteuert, dies war natürlich auch Wetterabhängig. Die Mall öffnete Fr. und Sa. bis 22:00 Uhr, viele bummelten so zunächst durch die Stadt und kamen danach in die Mall, die Umsätze wurden kaum gesteigert. Vor zwei Jahren wurde dann die Öffnungszeiten auch am WE auf 20:00 Uhr begrenzt. Kurze Zeit später schloss ein sehr zentraler Lebensmittelmarkt in der Mall, wahrscheinlich wollte man ohne das Abendgeschäft am WE die Pacht nicht verlängern. Der neue Glanz ist weg, die Vorteile wurden gekappt. Mein Eindruck – die Geschäfte laufen nicht mehr so gut.
Außerhalb der Lokalitäten und der Festivitäten-Tage wirkt die Innenstadt ab 21:00 Uhr wieder recht ausgestorben.
Wie weiter?

Peters

Als Onlinehändler kann kann dem nur zustimmen. Der Einzelhandel ist meistens auf der Stelle stehen geblieben. Schlechter Service, schlechte Kundenansprache und oft ein Angebot was am Kunden vorbei geh sin eine schlecht Grundlage. In Kaufhäusern meiden Verkäufer immer noch den Kundenkontakt und unterhalten sich lieber untereinander. Außerdem ist das zuhnemende festhalten an den empfohlenen Verkaufspreisen der Hersteller auch nicht im Sinne der Kunden. Fehlende Parkplätze oder die teilweise sehr hohen Parkgebühren schrecken viele Besucher vom Besuch der Innenstädte ebenfalls ab. Viele Einkaufszonen und innerstädtische Bereiche laden mit Unkraut, Zigarettenkippen, Graffiti und Abfall nicht gerade zu einem Einkaufserlebnis ein.

Antworten
Harald Puchtler

1
Erst werden die „vier Hauptprobleme der Innenstädte“ genannt, dann der Punkt 4 (Onlinehandel) nicht als Problem, sondern als Symptom umgeschreiben.

2
„Will er Hüpfburgen aufstellen lassen? Man weiß es nicht.“

So populistisch Prechts Forderung auch sein mag, so überflüssig sind Kommentare wie diese beiden. Der Text beginnt ja interessant mit einer Gegenmeinung, wechselt dann zu einem Faible für bestimmte Hotels (Hä?), nach den Hüpfburgen war ich angestachelt, nach der Umformung eines Problems zum Symptom habe ich aufgehört zu lesen.

Antworten
Patrick M

Sorry aber dieser Artikel erscheint inhaltlich als ein großer Fehlgriff.
Wenn der Artikel den Anspruch einer Gegenmeinung erheben möchte, sollte zumindest eine Quelle von Precht in dem er seine Sicht/Darstellung bringt verlinkt sein oder entsprechend elaboriert werden. Dann sollte auch darauf eingegangen werden (Die hier im Artikel wiedergegebene Meinung scheint sowohl inkonsistent als auch naiv ablenkend).
Die meisten T3N Artikel schätze ich sehr, aber dieser Artikel sollte überarbeitet oder entfernt werden.
Ich lasse mich selten zu Kommentaren hin reißen aber hier hoffe ich etwas konstruktives Feedback geben zu können ;)

Antworten
Fritz We

Und wieder ein hervorragendes Beispiel das nur eins zeigt – Precht wird maßlos überbewertet!

Antworten
Heike Witthohn - Connemann

Falsch! Denn Precht hat Recht. Als gebürtige Hamburgerin kann ich nur sagen: Früher waren unsere Innenstädte Orte, die zum Bummeln und Schauen einluden, an denen wir, eher zufällig, Bekannte und Freunde trafen, dann gerne einmal im Cafe oder Eiscafe oder in der Szenekneipe einkehrten, jedoch nicht mußten. Auch Sonntags war ein Schaufensterbummel ohne Kaufmöglichkeit ab und an sehr interessant. Ausruhen und sich an der frischen Luft mit anderen „Spaziergängern“ austauschen, konnte man sich dann auf einer der vielen Sitzbänke in der Fußgängerzone… Andererseits gab es viel kleine Fachgeschäfte und Boutiqen, die gezielt aufgesucht wurden, wenn ein spezieller Kaufwunsch bestand. Nur gefühlt kann ich sagen: Irgendwann anfang der 90er Jahre, nach der „Wende“, ging es nach und nach nurmehr um Komerz. Die Mieten, auch für Gewerbeflächen im innenstadtbereich explodierten förmlich. Alteingesessene und tolle Buchhandlungen, kleine Einzelhandelsfachgeschäfte, ja selbst mittelgroße Fachgeschäfte mußten aufgeben. Übrig blieben die großen Ketten, Kaufhäuser und Discounter, sowie z. B. „1€ Läden“, Dönerbuden, Shischabars usw…Dafür geht doch kaum noch jemand in die Innenstadt – und ich habe 16 Jahre im Zentrum eines Hamburger Stadtteils, direkt zwischen Rathausplatz und Marktplatz gelebt und bin in diesem Stadtteil auch aufgewachsen. Es war für mich einfach nur traurig, diesem Niedergang meines Stadtviertels zusehen zu müssen. Billig ist nicht alles. Und in sofern wäre eine 25% Steuer auf Onlinehandel evtl. garnicht so schlecht. Sowie ein von der Politik beschlossener Mietendeckel für Gewerbeflächen in Innenstadtbereichen.

Antworten
Michael K

Der Onlinehandel ging aber erst Mitte 2000 los. Als DSL flächendeckend verfügbar wurde. Der Niedergang der Fachgeschäfte bis dahin hat nichts mit Onlinehandel zu tun.
Eher das die großen Kaufhäuser und Ketten die Fachgeschäfte verdrängt haben. Jetzt verdrängt der Onlinehandel eben diese Kaufhäuser.
Zumal Online auch nicht alles billiger ist. Für die nicht Innenstädter ist es halt zeitlich besser Online zu kaufen als in die Stadt zu fahren und evtl. zu bekommen was sie suchen.

Michael F.

All die Gründe, die Sie anführen, verordnen jedoch ganz klar die Schuld bei den Städteplanern und dem Einzelhandel. Mietenexplosion ist nicht politisch gedeckelt wurden und nicht vom Onlinehandel getrieben. Bummeln und Schauen sind Anreize, die vermutlich nach wie vor noch existieren, die jedoch vom Einzelhandel als nicht relevant eingestuft worden. Beides kann man jedenfalls nicht Online machen und beides wäre nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal des Einzelhandels. Den Zusammenhang zwischen dem alleinigen Überleben großer Ketten und dem Kostendumping von Onlinehandel ist auch nur impliziert – und wie im Artikel beschrieben, keineswegs alleiniger (oder auch nur primärer) Grund für das Aussterben aller anderen.
Damit sind Ihre Gründe auf Linie des Autors, und ich verstehe ehrlich gesagt Ihre Schlussfolgerung der Steuerbefürwortung nicht, weil sie konträr zu den Gründen verläuft.
Ich möchte an dieser Stelle auch noch das meiner Meinung nach eigentliche Problem herausstreichen – „ging es nach und nach nurmehr um Komerz“. Das ist das Kernproblem. Nur noch Kommerz kriegt der Onlinehandel vorzüglich hin. Aber das will man ja nicht in den Innenstädten. Dort will man Entspannung, soziale Services und einladende Angebote. Etwas anderes, als das stetige Streben nach Effizienz. Eine Steuer auf den Onlinehandel würde nur den kommerziellen Teil der Innenstadt befeuern, mit etwas mehr Angeboten. Davon entstehen keine Grünflächen, keine Bars und Cafés, keine spezialisierten Fachgeschäfte. Davon entsteht nur noch mehr kapitalistisch getriebener Kommerz. Von der Verzahnung von Arbeits- mit Wohn- und Handelsfläche entsteht das übrigens auch nicht, wie das der Uniprofessor da fordert, dadurch zwingt man dann nur die Arbeitenden/Wohnenden, das Angebot zu nutzen. Aber zu einer erhöhten Lebensqualität trägt das auch nicht bei. Im Gegenteil, wenn man sich die amerikanischen Großstädte ansieht, bei denen das gemacht wird, würde ich eher vom kompletten Gegenteil ausgehen.

Rdngr

Falsch! Denn du hast unrecht (Und Precht auch). Wie auch schon in den Kommentaren erwähnt wurde, bringt es genau garnichts die Innenstädte künstlich aufzupushen und das Kauferlebnis dort besser zu machen, nur weil man horrende Steuern erhebt. Das ist Bekämpfung von Symthomen, nicht dem Problem an sich. Der normale Einzelhandel ist ein vollkommen veraltetes Konzept. In vielen Läden wird man schlecht beraten, die Auswahl ist nicht im selben Maße wie online vorhanden und die Preise sind auch oft höher als online. Dass die Innenstädte mit Handyläden, Dönerbuden und 1 € Läden zugepflastert sind, ist einfach wieder ein Beweis dafür, dass man hier in Deutschland mal wieder gepennt hat, als sich das Kaufverhalten der Leute anfing zu ändern. Und ganz ehrlich, ich kann es mir wirklich sparen in ein „Fachgeschäft“ zu gehen, einem Verkäufer (falls denn einer zu finden ist) eine Frage zu einem Produkt zu stellen und dieser die Packung dann an sich nimmt und laut vorliest was hinten drauf steht.

Igor

Das ist eine altmodische und überholte Sicht auf die Dinge. Die Schaufenster haben wenig zu bieten, die Nachteile wie Kippen, wenig hilfreiches Personal und Parkgebühren machen die Innenstadt zunehmend uninteressant. Von den überhöhten Preisen und dem Umstand, dass ich 9-18 Uhr arbeite – mal ganz abgesehen. Und Sonntags nicht einzukaufen konnte man sich vielleicht vor 30 oder 50 Jahren leisten; heute ist es im internationalen Vergleich nicht mehr zeitgemäß.
Dinge, auf die ich ne Woche warten kann, werden heute bei mir bereits zu fast 100% Online bestellt. Nur Lebensmittel und Dinge, die ich definitiv vorher aus-/anprobieren möchte, werden Vorort gekauft. Besonders im Elektronikbereich sind Verkäufer selten eine Hilfe. Da wird man oft sogar desinformiert – Hauptsache Provision. Das brauche ich nicht.

Willi

Das kann man immer noch !
Hamburg ist das Beste Beispiel vorne schicki micki und hinten Fixer

Johann P

Precht sieht die Ergebnisse, kommt aber zu falschen Schlüssen. Es geht (in Hamburg) mit der Anfahrt schon los,Baustellen überall,keine Parkplätze oder wenn dann super teuer. Weil man ja linksgrün ideologisch die Leute zwingen will sich in versifften, stinkenden Öffikatakomben aufzuhalten. Nein,ich will meinen Einkauf nicht durch die Gegend schleppen und im Getümmel transportieren. Der Aufenthalt außerhalb der Geschäfte ist auch häufig kein Vergnügen.Ich will nichts spenden,keine Drogen kaufen und auch vom Islam nichts wissen sondern meine Brieftasche behalten.Wie es in diesen Bereichen nach Geschäftsschluß so aussieht kann man dem Blaulichtreport entnehmen. Also welchen Grund sollte man haben dort hinzufahren? Aussterbende Innenstädte=selbst verursacht!

Philipp

Viele Online Shops führen ihre Gewinne ins Ausland ab, nutzen aber die Infrastruktur bei uns. Eine tatsächliche Benachteiligung des stationären Handels.

Georg

Vielleicht wäre es auch einmal sinnvoll, sich Precht ganz anzuhören, was er über dieses Thema sagt. Es ging nicht per se um 25% Steuern auf den Onlinehandel. Es ging darum, dass die Innenstädte nur so zu retten sind. Man mag hier anderer Meinung sein, das bin ich auch, da in diese Freiheit online zu bestellen durchaus wünschenswert finde. Aber aus diesem Beitrag geht nicht hervor, was Herr Precht eigentlich meinte. Städte wie Solingen sind nicht zu retten. In meiner Heimatstadt floriert der Einzelhandel, in unserer Zwillingsstadt nebenan ist er tot. Woran das liegen mag? – Vielleicht an verkorksten Innenstadtplanung des zuständigen Rathauses.

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Herr Schmidt

Auf die Gefahr hin, dass ich hier etwas pauschal agiere – hier lobe ich mir den Kommentar von Patrick M, welcher im Artikel die Quelle zum Nachlesen vermissen läßt, welche ich mir fairerweise vorab einmal zur Gemüte hätte ziehen sollen – mein Einwand zur Anmerkung „Von einem Philosophen hätte ich eine andere Antwort auf eine bedeutende Frage unserer modernen Welt erwartet (…)“: Dann fragt doch mal einen „echten“ Philosophen und keinen promovierten Germanisten, der auf Honorar eine Art Hobbyprofessur hält (ich musste gerade wirklich lange suchen , um irgendeine wissenschaftliche Veröffentlichung von ihm zu finden)!

Nun, die Titulierung ist ja nicht geschützt, aber ist er auch etymologisch gesehen ein Philosoph? Im akademischen Bereich ist er es auf jeden Fall – nicht! Jeder Professor der Philosophie (hauptberuflich verbeamtet), den ich kenne (und ich kenne einige) nimmt ihn überhaupt nicht ernst und auch ich habe bisweilen in Talkshows oder sogar schon einmal auf einem Fondskongress immer nur eins von ihm gehört: Seine persönliche Meinung ohne wirklich tiefgehende Analysen (wenn Philosoph, also eher Sophist und dann auch eher ein schlechter!)! Eine kurze Google-Recherche sagt mir, dass er in irgendeinem Buch wohl auch die o.g. Definition der Philosophie auf Kinder überträgt, aber verstehe ich unter der Liebe zur Weisheit etwas anderes, als seine eigene Meinung immer und überall anderen gegenüber Kund zu tun.

Also lieber Fritz: Er wird total überbewertet, ja! Für mich war und ist er aktuell auch kein „echter“ Philosoph, sondern ein Literat, Kolumnist oder durchaus auch Posterboy d. Philosophie. Er hat also absolut seine Berechtigung, als dass er die Philosophie wieder dort hin bringt, wo sie hingehört: In den Gesellschaft! Heidegger, Hegel und Co. haben hier genug dafür getan, dass diese aus dieser verbannt wird, da Philosophen sich lange nur noch mit Problemen beschäftigt haben, die nur von anderen Philosophen verstanden wurden. Dennoch… auch wenn er als Sales-Person einen guten Job gemacht (wofür ich im ja auch dankbar bin!)…

…liebe Redaktion: Jetzt wo ihr endlich auf den Trichter gekommen seid, das keine andere Wissenschaft, wie die Philosophie derart geeignet ist, um Fragen zu stellen und zu beantworten – egal aus welchem Bereich kommend – fragt doch mal einige „echte“ Philosophen ;-).

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Herr Schmidt

Als Ergänzung:

Ich bitte meinen Beitrag, als wirklich nur absolut subjektive Meinung zu werten und ich möchte noch einmal betonen, dass ich Herrn Precht hier echt nicht zu nahe treten möchte – ich bin mittlerweile auf die Quelle gestoßen und er „versucht“ ja schon eine Begründung darzulegen – die ich zwar nicht teile und auch nicht schlüssig finde, aber er versucht es immerhin und so sollte ein Phiolosoph auch agieren. Leider braucht es hier auch eine eigene Recherche und wie erwähnt, läßt der Artikel hier in der Diskussion um die 25% Steuer die umfangreicheren Hintergründe seiner Aussage leider vermissen!

Ich ärgere mich nur immens darüber, dass seine doch meist sehr plakativen Meinungen/Thesen von Redakteuren o.ä.P. so dargestellt werden, als ob er in personae die Philosophie repräsentiert. Damit wird dieser Wissenschaft meiner Erfahrung nach nämlich häufig einen Bärendienst erwiesen, was sie nicht verdient hat! Einige Beispiele ja auch in diesen Kommentaren, wo etwa Freude darüber ausgedrückt wird, das Philosophen nicht für die Steuerentwicklung zuständig sind… mein Herr… als ob aktuell von diversen Personen in diesem Bereich ein so toller Job gemacht wird x-D!

Nick Gamedh

Uninteressanter Artikel, grenzt schon an Clickbait.
„Immobilieneigner, Händler, Gastronomen und die Stadtentwickler der Kommunen. Jeder hat andere Interessen und in vielen Städten zeigt sich, dass diese konträr zueinander verlaufenden Interessen der Stadtentwicklung im Wege stehen. “
So ein Unsinn. :) Die vier erstgenannten Gruppierungen haben gemeinsam und zuerst eines im Sinn, nämlich möglichst viel monetären Gewinn zu realisieren. Erstere drei für ihre Unternehmen, Letztere für die Stadt.
Dabei wäre es doch so einfach: Durch ansteigende Lebenshaltungskosten (insbesondere Mietpreise für Wohnraum) die armen Leute nach und nach aus den Städten vertreiben, damit nur noch die finanzstärkste Einwohnerschaft übrigbleibt. Ach Moment, das wird ja schon umgesetzt… Na dann wird ja alles gut.

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Michael K

Das gleiche Ziel hat jeder für sich. Aber die konkurrieren mit einander. Wenn der Imobilienbesitzer viel Geld haben will, kann das Geschäft nicht mehr viel Geld machen, da die Miete so hoch ist und der Inhaber die Preise nicht endlos erhöhen kann.

Wenn 2 Menschen etwas einzigartiges haben wollen, ist deren Ziel auch das gleiche, die Positionen aber konträr, weil nur einer es haben kann.

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Luci Buki

Der Onlinehandel ist kein Symptom sondern das Problem, welches dafür sorgt dass spontan jeglicher Müll gekauft werden kann den man sich nur vorstellen kann und welcher ansonsten garnicht in betracht gezogen werden würde, da man im Laden schon sieht dass dieses Produkt eben nur solcher ist; Müll!
Symptom impliziert, in diesem Falle, dass die Ursache für den Onlinehandel darin besteht dass es einen Wunsch nach einfacherem shopping gegeben hätte. Gab es aber faktisch nicht; es wurde lediglich unnötiger weise eben dieses extrem vereinfacht. Somit werden die Artikel nicht mehr zentralisiert geliefert, sondern jeder Einzelne kann sich einzelne Pakete vor die Haustür liefern lassen.
Da braucht es doch keinen Philosophen um zu erkennen dass das wahnsinnig ist ò.Ó
Also ja! Bitte her mit der Steuer! Damit meine ehemaligen Nachbarn sich nicht jede Woche ein Paket von Amazon schicken lassen -_-

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Chris

Naja zu sagen es sei Müll was man im Internet bestellt ist doch totaler Quatsch. Sie tun ja gerade so als gäbe es im Onlinehandel Dinge, die es im Einzelhandel nicht gibt. Was es im Einzelhandel nicht gibt das ist Kundenfeedback. Die Verkäufer sind teilweise so inkompetent das man selbst auf einfachste Fragen keine Antwort hat. Online kann ich hunderte Bewertungen einshenen und somit hab ich sofort das Feedback was ich brauche um zu beurteilen ob es Müll ist. Im Einzelhandel hingegen nicht. Da muss ich dann daheim feststellen das mein Kassenzettel fehlt und ich den Müll behalten muss. Des weiteren, was ist mit den Menschen die ländlich leben, wie ich zb. Ich muss mindestens 45 min fahren bis ich irgendwo hin komme wo es eine Hand voll Geschäfte gibt die nicht annähernd das haben was ich suche. Ich bin kein Käufer der Dinge kauft die er nicht braucht. Ich bestelle das was ich brauche. Aber ich sehe es nicht ein das ich so lange hin und her fahren muss, um hinter mit leeren Händen nach hause zu kommen weil kein Laden das gesuchte in den Regalen hat. Und der Faktor Zeit spielt eine große Rolle. Ich hab 2 Kinder arbeite viel, da bleibt für sowas keine Zeit. Schaufenster Shopping ist was für Rentnern die den ganzen Tag Zeit haben, und an der Kasse ihr Kleingeld aus dem Geldbeutel suchen und den Betrieb aufhalten. Wir reden von weiterentwicklung, den Onlinehandel zu diskriminieren ist ein Rückschritt. Der Einzelhandel hat halt Jahre lang geschlafen, anstatt einfach 2 Gleisig zu fahren ist nix passiert. Wir leben im 21. Jahrhundert und nicht in der Steinzeit. Vielleicht sollten manche Träumer einfach mal in der Realität angekommen.

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georg

Sie gehen davon aus, dass jeder, der Onlinehandel nutzt nur Dreck bestellt. Schon einmal daran gedacht, dass es in dieser Variante Möglichkeiten gibt an Dinge heranzukommen, an die man in der Innenstadt nicht ran kommt? – Ja, man könnte auch vor Ort fahren, in Einzelhandelsgeschäfte hunderte Kilometer weit entfernt, um genau das zu bekommen, was man gesucht hat. Rechnet man jetzt die Beförderungskosten hinzu, legt man am Ende bestimmt mehr als nur 25% drauf. Ob man dann das gewünschte noch erwerben möchte? Am Ende geht der Händler leer aus, der online aber ein Geschäft gemacht hat. Onlinehandel zu pauschalisieren, dort kauften nur Konsumjünger ein, ist mir zu einfach. Wie wäre es, wenn der Einzelhandel einfach mal mit der Zeit geht. Ladengeschäft, wo man sich die Produkte anschauen kann, ggf. auch erwerben plus Onlinehandel. Ach moment, das gibt es ja schon?!

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SelberRechner

Dauernd wird auf den wahsinnig ineffektiven, umweltverpestenden Lieferungen herumgehackt – und keiner rechnet nach: 1 Postbote der am Tag 40 Pakete verteilt, fährt eine Tour von 50-120 km. 40 Leute, die diese Produkte in der 15km entfernten Stadt kaufen, fahren 40 mal hin und 40 mal zurück, sind? genau 40*30=1200 km. Liefern spart 90% an Benzin!!! Die „verlassenen“ Innenstädte sind GUT für die Umwelt! Über den Rest kann man weiter streiten, aber bitte lasst dieses dämliche Argument, dass „liefern“ schlecht für die Umwelt ist. Und: Ja das rechnet sich auch noch mit 50 % Retour (20*10 km zur nächsten Post)
(die ganzen Zusatzwege, die ich für einzelne Produkte fahren muss, weil ich sie NICHT beim ersten Geschäft kriege, die ganze Zeit, der Stress, dass die Produkte „nach Marken“ sortiert sind, ich also an 5 Stellen im Laden rennen muss um etwas vergleichen zu können gar nicht mitgerechnet)

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Titus von Unhold

Viel schlimmer als die Kraftstoffe sind die Beleuchtung und Klimatisierung der Kaufhäuser. Der stationäre Handel stößt im Vergleich zehn mal mehr CO2 je Euro Umsatz aus, als der Onlinehandel.

Robert St.

Hand aufs Herz, alles Blödsinn. Ich kaufe lieber im Laden ein, wenn es nicht Güter sind die zu schwer zum Tragen sind, wie Hundefutter, es einen zu starken Preisunterschied gibt wie Computerspiele in Saturn/MediaMarkt und Steam/EpicStore/GOG oder es im näheren Umkreis kaum ein Geschäft für diese Warensorte gibt. Jetzt heulen paar Grauhaarige herum das deren Gewinne nur noch 5 % sind und keine 30 %, wenn deren Läden nicht auf weiter so gemacht hätten. Nehmen wir als Beispiel MediaMarkt und Saturn, diese hätten ihren Onlineshop an Amazon vorbeirauschen lassen können, die Geschäfte und Filialnetzwerk könnte mit umweltfreundlichen Mehrfachboxen, womit man zusätzliche Kartonage vermeidet und einer Sofort Lieferung binnen 3 Stunden per umweltfreundlicher Pedale mit Lieferando Pizzalieferservice verbinden können. Ganz nach den Motto mehr als 80 % weniger Energie und Umweltbelastung wie der Versand durch andern Onlinehandel und die Verkaufsflächen wären zugleich auch das Onlinehandelslager und ein Besseres PRIME hätte für MediaMarkt und Saturn punkten lassen, die Waren würden von den Mitarbeitern Vorort nebenbei Kommissioniert und wir hätten auch was für die Umwelt getan sowie die Ladengeschäfte auch noch gerettet. Bei größeren Umsatz fallen auch die Beschaffungskosten und die Preise könnten damit auch fallen. Aber kam MediaMarkt und Saturn auf den Trichter!? NEIN und ich habe es ihnen vorgeschlagen! Beachten Sie das dieses Konzept nun ein TM von mir ist.

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Gormigust

Es würde wohl schon reichen, wenn die großen Online-Händler ÜBERHAUPT Steuern bezahlen würden. Der stationäre Einzelhandel klnnte vielleicht sogar preislich mithalten, wenn hier gleiche Vorraussetzungen gelten würden. Das in so einem Artikel, in dem es um Steuern geht, nicht wenigstens ein mal zu erwähnen, ist schon fast Irreführung.
Auch kann man vor dem Hintergrund der Umweltdiskussion fragen, ob nicht auch der Transport zu billig ist, und ob hier nicht Ressourcen und Infrastruktur genutzt werden, ohne für deren Erhalt gerade zu stehen.
Wofür das Geld verwendet werden könnte ist auch klar: Attraktiver Innenstädt.
Darwinismus ist eben keine Form, in der eine menschliche Gesellschaft gedeiht. Im Gegenteil – der Verweis darauf nimmt uns die Möglichkeit, zu gestalten und die Richtung zu bestimmen, in die dich unsere Gesellschaft entwickeln soll. Das ist die Aufgabr, das Recht und die Pflicht demokratischer Staaten, und dazu müssen sie die richtigen Rahmenbedingungen setzen.

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P Gundlach

Ich bin froh das Philosophen nicht für die Steuer endwicklung zuständig sind. 25% Steuern auf Online handel sind dann ja sowohl für Deutsche händler als auch die Asiatischen Billig Produkte. Somit zerstört man Unternehmen aus Deutschland die sich seit Jahren versuchen zu behaupten oder eine Kombination von Shops und Online Handel eingerichtet haben.

Ich glaube das die Handelsverträge für den Import überarbeitet gehören da Sie schon lange nicht mehr Zeitgemäß sind. Dies würde dann dazu führen das sich die Preise für Produlte die direkt in Deutschland verkauft werden reativieren würden und würden auch mehr Menschen wieder in die City gehen. Da es sich auf lange sicht nicht mehr lohnen würde Produkte für den endverbraucher zu Importieren.

Auch die Verträge in bezug auf den Versand müsten noch mal überarbeitet werden. Denn da ist auch ein Extrem starker Fehler gemacht worden. Für einen Chinesen der etwas nach Europa Transportieren möchte sind die Kosten günstiger als wenn ich innerhalb von Deutschland Transportieren möchte.

Also anstadt den Endverbraucher für Politische Fehler zu bestrafen, sollte hier mal die Politik auf die Aktuelle situation reagieren.

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Robert Wittek-Brix, Stadt- und Verkehrsplaner

Die Stadt als Zentrum des öffentlichen Lebens muß „er-leb-bar“ bleiben. Die Abwanderung und Verlagerung der Kaufkraft auf die „Grüne Wiese“ haben zu einer Verödung ganzer Innenstädte geführt. Der Online-Handel besorgt den Rest … so die gemeinhin anerkannte Diagnose.

In diesem Artikel und seiner Kommentierung wird zusätzlich noch die „Sonntagsruhe“ verantwortlich gemacht und die kühne These aufgestellt, die Gesellschaft hätte sich verändert und „die Leute wollen ja gar nicht mehr shoppen gehen“.

Die Wirklichkeit erkennt man indes an manchen sog. „nicht-bundeseinheitlichen“ Feiertagen im 3-Ländereck, Rhein-Neckar, wenn die Läden in Baden-Württemberg geschlossen und in Hessen oder Rheinland-Pflalz geöffnet sind. Ganze Bataillone, regelrechten Horden, blockieren über Stunden die Autobahn, ganze Waggonladungen voller Straßenbahnen, setzen sich in Bewegung um in Viernheim das Rhein Neckar-Zentrum oder in Ludwigshafen die Fußgängerzone zu stürmen.
Der Punkt ist: Das ganze Jahr über, 365 Tage im Jahr (abzüglich 52 Sonntage und einiger Feiertage) hat die deutsche Gesellschaft ausgiebig Gelegenheit einkaufen zu gehen. Da konnten sie wenigstens an diesem einen einzigen Feiertag etwas sinnvolles oder schönes mit Ihrer Familie unternehmen und sich zur Abwechslung mal um ihre Kinder kümmern. Stattdessen hat das blöde Volk nichts anderes im Sinn als Shoppen, Shoppen, Shoppen und über die Ländergrenze in die offenen Läden zu strömen.

Wer den überbordende Kaufrausch jemals erlebt hat ist heilfroh, daß wir Dank der Kirchen wenigstens einen Ruhetag in der Woche bewahrt haben, wo der tägliche Konsumterror und die Geld- und Gewinngeilheit mal eine Zwangspause hat. Nein, an der Kauf-„Laune“ kann es wahrhaftig nicht liegen, die Friedhofsruhe in unseren Innenstädten. Eher schon an der Kauf-KRAFT der Menschen, denen immer Weniger zum Leben bleibt.

Hier wird’s interessant. Die Ursachen liegen tiefer. Nicht der Online-Handel selbst ist schuld und seine Besteuerung geht deshalb am Ziel vorbei. Sondern die Unmengen an „Vorratskäufen“, wie sie überhaupt erst durch die Flut von KOSTENLOSEN Rücksendungen ermöglicht worden ist. Hier muß man ansetzen und die Retouren so verteuern, damit die Auswahl zu Hause teurer wird als die Anprobe im Laden. Vielleicht klappt’s dann im Versandhandel auch mit menschenwürdigen Löhnen, damit die Leute auch wieder von Ihrer Arbeit leben können ?!
Desweiteren oft unterschätzt und wohl deshalb auch unerwähnt geblieben: Der sog. „Branchen-Mix“, der über die Attraktivität einer Fußgängerzone als Hauptgeschäftsbereich entscheidet. Hier haben Immobilien-Haie mit unersättlichen Wuchermieten inzwischen dafür gesorgt, daß sich nur noch die gern zitierten „Kettengeschäfte“ die 1A-Lagen leisten können. Auf diese Weise ist die Vielfalt der Einfalt gewichen und damit die früher angestammten und ihrer Originalität wegen geliebten – meist eigentümergeführten – Läden. Auch das gehört zur Wahrheit.
Darüberhinaus auch der Faktor „Erreichbarkeit“. Wenn es was werden soll mit der Verkehrswende und der Revitalisierung der Innenstädte, dann müssen die Straßenbahnen zurück in die Fußgängerzonen und der Weg zur Haltestelle muß näher sein, als der Weg zum PKW. Die Herausnahme der Straßenbahn aus der Heidelberger Hauptstraße hat dem Einzelhandel seinerzeit 107 Millionen D-Mark Umsatzeinbußen und den städtischen Verkehrsbetrieben 50% Fahrgastrückgang im Gesamtsystem beschert. Ähnliche Effekte sind aus Offenbach, Duisburg, Herten, Nürnberg u.a. bekannt.

Über Allem sollten wir aber Eines nicht vergessen: Der Einkauf auf der „Grüne Wiese“ oder im „Outlet“ wird immer auf das Tragen von Tüten und dem Herankarren von Ware beschränkt bleiben. Allein die Stadt kann mehr daraus machen, wenn es ihr gelingt auf Markt und Plätzen eine einzigartige Atmosphäre zu bewahren. Nur hier können wir mit neuen Gedanken und alten Bekannten bei einer Tasse Kaffe oder einem guten Glas Wein in Berührung kommen und leicht neue Bekanntschaften schließen. Ganz analog, übrigends.
Man spricht daher von einer urbanen Kultur, die es durch die Bürger wieder zurück zu erobern gilt.

Die muß erst recht für jene Kommunen gelten, wo der Krieg nicht viel Substanz übrig gelassen hat.

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La Guillotine

Rettet Bürgen und Schlösser,
lasst uns Fürsten und Ritter ernennen und erlauben ihnen Steuern und Zölle zu erheben.
Sie sollen Kriege und Feldzüge unternemen und nach ihrem Gutdünken regieren.

Nennen wir Sie Starbucks, Amazon, Tesla und Siemens

Romantik pur

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Markus

Der Autor hat den Kontext von Prechts Aussage nicht verstanden und hier auch nicht dargestellt. Precht möchte nicht den Einzelhandel retten, sondern die Gesellschaft.

Precht meint festgestellt zu haben, dass

1. gesellschaftliche Probleme und Frustration der Menschen mit einer Verödung der Innenstädte einhergehen,
2. die Verödung mit einem Verfall er lokalen Infrastruktur zusammenhängt,
3. der Verfall der lokalen Infrastruktur durch weniger Nutzung sowie ein Wegfall von Steuereinnahmen zusammenhängt
4. die geringere Nutzung durch eine Veränderung der Nutzerverhalten (günstiger online einkaufen) und ein Wegbrechen des lokalen Einzelhandels verursacht wird
5. Gleichzeitig kann man Trends nicht verschweigen, dass die Menschen in Großstädte mit attraktiver und intakter Infrastruktur ziehen. Insbesondere jüngere und solvente Menschen. Diese verstärken den Verfall.

Und nur deshalb möchte Precht einfach und schnell den lokalen Facheinzelhandel stärken.

Dabei hat er festgestellt, dass der Wettbewerb nicht gerecht ist: Unternehmen wie Amazon zahlen faktisch keine Steuern, investieren ihren Ertrag in die Verdrängung es Wettbewerbs und fördern über ihren Marktplatz wiederum Händler (aus China etc.), welche auch keine Steuern (in Deutschland) zahlen.

Wir haben also nicht nur einen Verfall von gesellschaftlichen Strukturen, Geschäften, Arbeitsplätzen und Innenstädten, sondern auch wir als Staat werden um unsere Einnahmen gebracht, die an anderer Stelle dringend gebraucht werden. Und das obwohl wir auf konstant gutem Niveau konsumieren.

Precht möchte also mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer für den Online-Handel die Ungerechtigkeit der Globalisierung kompensieren und faire Wettbewerbsbedingunen für alle Marktakteure herstellen. Logisch oder?

Quelle: https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-16-oktober-2019-100.html

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J.K.

Zumindest ist das eine kurze sachliche Analyse. Eine unter wenigen. Der Artikel lässt von der ersten Zeile an erkennen, dass da jemand den Vorschlag von Herrn Precht niederschreiben wollte, ohne sich mit den eigentlich dahinter stehenden Gedanken auseinandersetzen zu wollen.

Antworten
OK

Seitdem ich als Jugendlicher alleine einkaufen durfte, ging ich gerne in die Stadt. War toll. Aber sowohl in Ketten, als auch in inhabergeführten Läden habe ich sehr durchwachsene Erfahrungen gemacht. Erst wurde man ignoriert bzw. teils unwirsch als Störung in Kaufhäusern wahrgenommen/behandelt, um dann Jahre später als „lieber Kunde“ schriftlich in den Himmel gehoben zu werden. Leider merken das die Kaufhausmitarbeiter erst, wenn alles droht, durch Insolvenz den Bach runter zu gehen. Will sagen: Meine (Teil-) Frustration mit der Servicequalität geht viel weiter zurück als es den Onlinehandel gibt. Daher vermute ich, dass das Problem älter ist. Ich erinnere mich an die Zeit vor Amazon und Co.: es fing bereits vor über 20 Jahren an.

Ich gehe gerne in die Stadt, aber versucht mal, in einem kleinen Laden was umzutauschen. Nach 10 Minuten Anprobierens, soll ich also unwiederruflich wissen, was mir 100 Prozent passt.
Oder wieso soll ich ne Hose, die in meiner Größe nicht vorrätig ist, in den Laden liefern lassen und ohne Anprobe garantieren, dass ich sie kaufe.
„Wir rufen an, wenn das Produkt XY wieder da ist“ – das klappt nie. Oft hat man leider als Kunde das Gefühl, man sei Bittsteller. Dabei ist es doch so, dass die Händler mich brauchen. Nicht umgekehrt.

Freundlich, zuvorkommend, kompetent – gibt es. Aber die Mehrzahl meiner Erfahrungen spricht eindeutig gegen das Angebot in der City. Und das seit sehr langer Zeit….Lieber tauschen sich im Klamottenladen die restverkaterten Styloverkäufer über gestern aus. Oder im Kaufhaus stehen die wenigen Verkäufer zusammen oder verstecken sich. Infos über die Produkte, die über die Packungsbeschreibung hinausgehen: selten.

Die Zukunft gehört Mischkonzepten (Kaufhaus/Buchläden mit Service, Espressobar usw.), Onlinehandel u. stationärer Handel integriert, Spezialläden, Fachgeschäfte (z.B. Schuhladen für Läufer mit Fachberatung). Gäbe es bei uns ein ansprechendes Geschäft für Feinkost (ohne Gold und Pseudoexklusivität), wäre ich da einmal die Woche.
Die Mieten in der City können sich aber leider nur bestimmte Gewerbetreibende leisten. Liegt nicht am Onlinehandel, sondern u.a. daran, dass Immobilien nicht mehr als Sicherheit gelten, sondern als Renditebringer.

Mit der Steuer würde man die transnationalen Riesen nicht einhegen, die zahlen eh offenbar kaum Steuern. Bestrafen würde man die Firmen, die dem Mittelstand entspringen und sich frühzeitig umorientiert haben.

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Boandlgramer

Ich bin da unentschlossen: Aus ökologischer Sicht ist die Bündelung der Warentransporte über Paketdienste durchaus vorteilhaft – auch der Wegfall des Individualverkehrs der Shopper ist eher zu begrüßen. Ich bin auch der Meinung, dass der EInzelhandel seine Chance verschlafen hat und statt der stets in Feld geführten Beratungsqualität vor allem Lohndumping betrieben hat. Mir fällt es schwer, Argumente für den stationären Handel zu finden… Auch die Verbindung Gastronomie – Handel – Kultur scheint mir gewagt zu sein.

Ich will noch einen kulturellen Aspekt hinzufügen: Meine Kinder sind bereits mit Online-Bezahlsystemen und Pay-per-Use groß geworden. Inbesondere die Spiele-Plattformen sozialisieren da enorm. Die Millenials werden vom Zauber eines Haushaltswarengeschäfts, das Alles hat – also früher mal hatte… – überhaupt nicht mehr berührt. Wenn die Babyboomer auf Rollatoren umsteigen, ist der stationäre Handel sowieso tot.

Es gibt aber zwei Gründe, die dennoch für eine spürbare „Online-Steuer“ sprechen:

1. Wenn der stationäre Handel sterben muss, dann muss er das trotzdem in einem Tempo tun, das für die Beteiligten erträglich ist. Kranke werden auch nicht unmittelbar nach der Diagnose exekutiert, obwohl viele Krankheiten nur durch Tod beendet werden.

2. Es herrscht ein finanzielles Ungleichgewicht, das vor allem darin besteht, dass die international operierenden Onlinehändler sich um Gewerbe-, Ertrags- und Umsatzsteuern drücken können, während der stationäre Handel den hiesigen Steuerpflichten nicht entrinnen kann. Da man diese aber nicht von allen Steuern befreien kann ohne wiederum einen Sack voll neuer Gerechtigkeitsprobleme zu öffnen, wird man wohl den Online-Handel belasten müssen.

Dazu folgendes: Es gibt für die (Klein-)Gewerbetreibenden bereits die Lösung, dass die Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer angerechnet wird. Eine Steuerart mit einer anderen zu verrechnen ist also kein Problem. Genauso könnten Handelssteuern für alle erhoben werden – im Prinzip die Umsatzsteuer -, die allerdings mit den Ertragssteuern verrechnet werden können. Amazon würde die Handelssteuer abführen und mangels hiesiger Steuerlast Nichts zu verrechnen haben, während der stationäre Handel das mit seinen Ertragssteuern neutralisiert. Dafür müssten allerdings die Tricksereien der Onlinehändler mit den EU-Umsatzsteuern besser unterbunden werden bzw. die EU-Umsatzsteuersätze harmonisiert werden. Aber das scheint mir ein lösbares Problem…

Antworten
Gerhard Seedorff

Der Kolumnenshreiber bezeichnet sich selbst als Schreiberling. Er verdient sein Geld nicht mit der Qualität sondern der Quantität seiner Produkte. Entsprechend sollte der Inhalt bewertet werden. Dagegen finde ich einige Kommentare sehr interessant.

Antworten
Stefanie Liehmann

Ich glaube, dass diese getrennte Betrachtung von Onlinehandel und stationärem Handel grundsätzlich irreführend und wenig sinnvoll ist.
Die Trennlinie verläuft vielmehr zwischen den kleinen, inhabergeführten Unternehmen und den großen Handelsketten – ganz egal, ob online oder in der Innenstadt.
Und da liegt das eigentliche – auch das gesellschaftliche – Problem: Der Trend geht weg von vielen kleinen, inhabergeführten Unternehmen hin zu  immer größeren internationalen Konzernen. Diese sollten sich im Idealfall ergänzen – in der Realität verdrängen die Großen die Kleinen immer mehr – sowohl online als auch offline.
Und deshalb macht es auch keinen Sinn, den Onlinehandel stärker zu besteuern als den Offlinehandel, sondern eher zu schauen: Wie kann man Vielfalt und kleine Unternehmen fördern bzw. ihre Wettbewerbsnachteile etwas ausgleichen?
Die großen Konzerne bestimmen überall das Bild, machen es in den Innenstädten eintönig und langweilig, treiben die Mieten (selbst in kleineren Städten) in die Höhe, so dass kleine Ladenbetreiber oder auch Kunsthandwerker etc. sie sich immer seltener leisten können (und dann tatsächlich manchmal sogar zu Onlinehändlern werden).
Das minimiert die Vielfalt der Innenstädte, vereinheitlicht das Bild. Shoppingcenter – und auch Innenstädte – sind letztlich alle mehr oder weniger gleich – egal wo. Einzig in der Größe gibt es Unterschiede. Vielfalt sieht anders aus – ist aber nicht zu erreichen, wenn kleine, innovative oder außergewöhnliche Geschäfte dazwischen keinen bezahlbaren Platz mehr finden. Sie generieren naturgemäß meist weniger Umsatz, weil sie spezieller sind, nicht die breite Masse ansprechen, sondern eben Nischen besetzen, die die Großen nicht bedienen. Ortsübliche Großstadtmieten in guter Lage kann sich kaum noch ein kleiner Ladenbetreiber leisten.
Genauso ist auch die Konkurrenz durch die großen und übermächtigen Onlinehändler im Versandhandel für die kleinen Onlineshops ein Problem.
Große Anbieter haben überall bessere Konditionen (siehe die Preisgestaltung und Vorzugsbehandlung beim Transport durch die großen Logistiker), von steuergünstigen Firmensitzen im Ausland mal ganz abgesehen (und das Problem haben wir ja auch mit den großen Handelsketten der Innenstädte).
Eine erhöhte Besteuerung des Onlinehandels würde im Gießkannenprinzip alle gleichermaßen treffen.
Ich denke nicht, dass Onlinehandel anders besteuert werden sollte, aber sicher wäre es ein Anfang, grundsätzlich über Versandkosten nachzudenken.
Wäre es nicht sinnvoll, den ausufernden Gratisversand abzuschaffen? Versand ist nicht gratis. Der Händler zahlt ihn – und gibt ihn i. d. R. an den Kunden weiter. So zumindest die Theorie. Große Unternehmen haben aber ganz andere Bedingungen und eine ganz andere Stellung gegenüber den Logistikunternehmen und können sich den „Gratisversand“ (und teilweise auch die Retouren, die dadurch immer mehr ausufern) viel eher leisten als die Kleinen. Aber um mitzuhalten, müssen auch die kleinen Händler deutliche Vergünstigungen der Versandkosten anbieten. Sie haben gar keine andere Chance, auch wenn sie dabei deutlich mehr „draufzahlen“ als die Großen.
Ich als kleiner Händler wäre froh, wenn ich diesem Druck der Versandkostenreduzierung nicht ausgesetzt wäre – und das wäre ich nicht, wenn ALLE Händler angemessene Versandkosten berechnen MÜSSTEN. Letztendlich ist Verstand und Transport eine Dienstleistung, die Kosten verursacht (und die auch fair bezahlt werden sollte – was dann letztlich auch beim Paketzusteller ankommen sollte – aber das ist ein anderes – ebenfalls sehr wichtiges – Thema). Das sollte jedem Kunden bewusst sein oder bewusst gemacht werden.
Also: Wenn Onlinehandel verteuert werden soll, dann sollte dieses Versandkosten-Preis-Dumping unterbunden werden. Das würde den Onlinehandel auch in Teilen verteuern, aber es würde den kleinen Shops eher helfen und den Hebel an einer Stelle ansetzen, an der eine echte Baustelle besteht, nämlich beim Preisdumping der Versandunternehmen, die auch nur auf Kosten der „Kleinen“ (in dem Fall der Angestellten und Subunternehmer) ausgetragen wird.

Antworten
Boandlgramer

Ich hätte dann noch einen anderen Aspekt beizutragen, der mir zu kurz kommt.

Wir reden beim stationären Handel meistens von einer Innenstadt-Kultur. Die hat aber das deutlich ältere und größere Problem der Mieten. Die Innenstädte veröden nicht wegen Amazon, sondern wegen Bodenspekulation und vollkommen unregulierten Gewerbemieten.

Und man erkennt einen wichtigen Wegpunkt dieser Entwicklung, wenn sich Immobilienmakler, Spielhöllen und Matratzen-Outlets breitmachen…

Man kann nicht einerseits Löhne über Jahrzehnte einfrieren oder gar senken und dann überrascht sein, dass die Einzelhandelsumsätze stagnieren und sich Verschiebungen beim Preisgefüge nach unten einstellen.

Eine Online-Steuer wird zu diesem Komplex in der Tat nichts beitragen.

Antworten
Thomas Gerecht

Steuern auf den Onlinehandel prinzipiell nur als eine Art Evolutionstheoretische Saurierrettung zu bezeichnen ist sehr kurz gedacht. Der Onlinehandel kann nicht nur wegen Personaleinsparung und zentraler Abwicklung über mächtige Handelsplattformen günstige Preise anbieten sonder auch weil die Entrichtung der Steuern im internationalen Handel keineswegs gesichert ist bzw im großen Maßstab umgangen wird. Die Motivation alte Handelsmodelle zu retten halte ich ebenfalls für falsch. Wenn wir jedoch in eine Zeit steuern, in der Länder, und Staaten immer mehr ihrer staatlichen Einnahmequellen beraubt werden, und das sind nunmal Steuern, erhalten global Player bald mehr macht als Staaten mit demokratisch gewählten Regierungen. Es sei denn wir wollen diese klaffende Lücke immer mehr durch Einkommenssteuer, diversen Soli-, Umwelt- oder sonstigen Erfindungen des Staates füllen. Werden jedoch auch immer mehr Angestellte in den Dienst dieser global Player gestellt, ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Auflösung von Staaten hin zu globalen Oligarchien. Sicher müssen wir über die richtigen Mittel dem entgegen zu steuern nachdenken. Eine De-Facto Befreiung von Steuern gewähren zu lassen, wird uns ganz sicher in eine Zeit des ökonomischen Darwinismus führen. Es soll ja Menschen geben, die sich in dieser Art von Zukunft wohl fühlen würden.

Antworten
A.Nonym

So ! ich gehe mal einen Schritt weiter und fordere aufgrund des Umwelschutzes ein Verbot für das Internet !!!! Das internet verbraucht immensen Strom, Datenkapazität (Rohstoffe für Unendlich viele Server und Speichermedien) und und und !!!! Ausserdem verdummt es unsere Gesellschaft. Somit hätte man den sozialen Umgang miteinander gesichert UND die Innenstädte ! Nebenbei müssen auchnoch SUV’s verboten werden denn die sind böse ! Verbrauchen viel Benzin/Diesel und können auchnoch Menschen töten!
Im Gegenzug zum eingesparten Geld für das Internet, möchte ich kostenlose elektrische Shuttlebusse aus jedem noch so kleinen abgelegenen Dorf in die Innenstädte einführen damit auch Oma zum Einkaufen kommt.

Antworten
Thomas Gerecht

Jedem Umwelttierchen sein Plesierchen. Ich bin ebenfalls für technischen Fortschritt im Sinner der Umwelt aber E-Busse? Schauen Sie sich mal die Dokumentationen von Harald Lesch über E-Autos, Akkus etc. an. Da wird ihnen anders. Garantiert

Antworten
scotty

Z.B. gibt es in der Heidelberger Fußgängerzone sehr snschaulich zwei Bereiche.
Wenn ich als Norddeutscher dort hingelange, parke ich lieber im Bereich des Schlosses. Wenn man dann in Richtung Bahnhof schlendert, findet man viele interessante Heidelbergtypische Angebote durch jeweilige Läden oder Gasthäuser (welch schönes altes Wort und vor allem was es ausdrückt – in der schönen neuen Welt findet man diese leider nicht mehr, warum wohl).
Auf der Hälfte der Strecke steigt in mir unbewusst der Drang umzukehren. Um mich herum nur noch internationale Ketten und globale Anbieter. Also kein Grund extra den ganzen Weg hierher auf mich zu nehmen. Sieht halt aus wie überall und wurde auch schon zu oft humoristisch umschrieben. Eine Welt der Kopie von eben anderen Städten. Und wegen einem Dönerladen, einem Asiaimbiss oder einem griechischem Restaurant brauche ich auch nicht aus dem eigenen Ort, die finde ich dort zur genüge und sie sind, wenn gewünscht, so akzeptabel, dass ich kein Verlangen verspüre, deswegen weiter zu fahren.
Und den Bereich unterhalb des Schlosses brauch ich wohl (rein atmosphärisch und unabhängig vom Konsum) nicht mit dem Bereich um dem Bahnhof herum ernsthaft vergleichen.

Darum besuche ich lieber auch Wiesbaden als Frankfurt, Hamburg, Köln, München und ganz bestimmt Trier. Weniger C&P und Disneyland. Aber jeder wie er es eben mag oder nicht.
Nur sich dann auf Prechtsche Art (dem ich mittlerweile sehr kritisch gegenüberstehe) beschweren, wenn Menschen nicht so funktionieren, wie das eigene Weltbild passt (und das kann man leider auch auf viele andere Bereiche übertragen) und sie aus lauter Liebe der Weltenrettung mit Strafmaßnahmen und Steuern überziehen geht überhaupt nicht. Und das ist sehr vorsichtig formuliert. Hab ich möglicherweise verpasst, aber die AfD fordert ja auch keine Strafsteuer auf oben angesprochene Gastronomie, um mit höherer Gewalt(!) Gasthäuser zu erzwingen. Dafür müsste man sich ja an den Kopf fassen. Wie ich schon andeutete: die ´Guten´ in ihrem stetig wachsenen Größenwahn werden mir immer unheimlicher.

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Gerd Reichenbach

Hier wird eines schlicht und einfach übersehen: Es ist überhaupt nicht so, dass unsere Innenstädte zusehends veröden – ganz im Gegenteil: Es sind nur bestimmte Innenstädte, die weiter veröden und andere, die auch heute noch immer attraktiver werden !

Was also haben machen da die einen richtiger und die anderen falscher ?

Das ist schwer zu sagen; jedoch sieht es so aus, dass viele Innenstädten, die historische Traditionen aufweisen, auch in erheblichem Maße anziehender wirken für Publikum, also solche, die modernistisch sind; gewachsene Strukturen und städtebauliche sinnvole Maßnahmen scheinen diesen Trend zu unterstüzen; allerdings nicht nur.

Es ist sicher auch die gesamte Sozialstruktut einer Stadt, die sich hier manifestiert; je durchmischter die Stadtkerne sind, um so attreaktiver bleiben sie; je mehr Innenstädte zu fast reinen Ausländerghettos werden, um so unattraktiver werden diese; die kann man an vielen Beispielen festmachen; vergleicht man beispielsweise Leverkusen und Ludwigshafen als Insutriemetropolen der Neuzeit mit gewachsenen Strukturen etwa in Nürnberg oder Düsseldorf.

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Moritz

Strafzölle für Online Händler.
Das erinnert mich ein wenig an die Trump Politik.
Wenn das die Antwort auf schlechte Geschäfte in den Innenstädten ist,
zahle ich diese sehr gern obwohl das sehr sehr unfair ist.
Ich kaufe seit 10 Jahren nur Online ein und würde dies auch bei Strafzöllen so weiter machen.
Vielleicht sollte die Konkurrenz ihr Geschäftsmodell überdenken!

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Der Ale

Nennen Sie es bitte nicht Strafzoll. Es hat nichts damit zu tun. Wie kann es sein, daß der reichste Mann der Welt die Steuern am Land vorbeiführt und nebenbei unsere gute Logistik nutzt. Würde der in Deutschland vernünftig Steuern zahlen und seine Belegschaft nicht so ausbeuten, könnte der nicht solche Spirenzchen machen (kostenlose, schnelle Lieferungen, kostenloser Umtausch, Vernichtung von Retouren etc.). Ich halte es sowieso für ökologischen Wahnsinn, jeden Furz in einem Karton zu verpacken und durch halb Deutschland zu karren. Die meisten Menschen wohnen und arbeiten in der Stadt. Andere kommen zum Volksfest, gehen ins Cafe oder ins Kino/Theater in die Stadt. Das kann man doch super verbinden. Andererseits verstopfen täglich hunderte von Lieferautos die Gehwege und Straßen. Wie sinnvoll!

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Stefan

Auch dem letzten Realitätsverweigerer sollte klar sein, dass durch den Internethandel massiv Arbeitsplätze verloren gehen. Wie soll man diese Leute, und alle die zukünftig aufgrund der Digitalisierung ihre Arbeit verlieren werden, wieder in Lohn und Brot bringen? Sollen alle auf Informatiker umsatteln? Ich lerne selber gerade PHP und ich garantiere, dass Informatik nicht für jeden etwas ist. Darum ist eine Steuer auf Internethandel nur gerechtfertigt. So wie auch wohl oder übel die Sozialabgaben für alle steigen werden.

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Thali

Der Schreiber dieses Artikels hat keine Ahnung vom Einzelhandel. Jeder Geschäftsinhaber leidet unter dem Internethandel und einen Aufschlag von 25 % finde ich noch als viel zu gering. Warum funktionieren liberale und freie Öffnungszeiten von Läden in anderen Ländern? Dazu brauche ich nicht nach Japan zu schauen, es genügt der Blick nach Italien oder Spanien. Bei uns haben die Kirchen und Gewerkschaften immer noch zu viel Einfluss. Diese Blutsauger, die sich auf ihren Verbrechen über die vergangenen Jahrhunderte ausruhen, gehören endlich verboten. Wir als Mittelstand werden von Politik und tauenden von sinnlosen Vorschriften über Jahre gegängelt und beim kleinsten Fehler stehst du mit einem Fuß im Gefängnis. Erzielst du endlich nach Jahren des Geschäftsaufbaus einen Gewinn, musst du Steuern zahlen für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Die Internethändler versteuern ihren Gewinn im Ausland zu vorher vereinbarten niedrigen Steuersätzen.
Somit kann ich die meisten Kommentare pro Onlinehandel nicht nachvollziehen. Die beste Lösung wäre, wenn alle stationären Händler inkl. Supermärkte mal für 1 Woche die Türen schließen würden. Dann wäre der Aufschrei groß, wenn bei Amazon oder anderswo die Frühstückssemmel bestellt werden müsste, die dann am Abend im Briefkasten liegt.

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scotty

Ich kann Ihren Ärger sicher verstehen. Nachvollziehen kann ihn leider nicht. Ich bin ihrer Meinung, wenn es darum geht, vor Ort Handelsgewerbe zu erhalten, um dort direkt seine Grundbedürfnisse abdecken zu können. Wie so etwas attraktiv (in diesem Falle für Auswärtige) aussehen kann, hab ich für mich persönlich gerade oben weiter erläutert.

Ladenöffnungszeiten mögen ja total eingeschränkt sein, wenn ich Ihrer Argumentation folge, jedoch kann ein Laden so lange auf haben, wie er will: ich möchte nicht über die unzähligen Male sinnieren, in denen der geöffnete Laden mal wieder leider nicht das Produkt hatte, welches ich haben wollte. An diesem Zustand wird durch Ladenöffnungszeiten nichts geändert. Schon mal falscher Lösungsansatz. Und ich hab nur ein Einkommen und kann dieses nur einmal ausgeben. Das reicht bei immer mehr Menschen nicht mal mehr für dieses Eine mal. Und komischerweise reicht das Geld immer bis zum Monatsende, auch komplett ohne weiteren Sonntagseinkauf.

Die großen Ketten sind bei dieser Möglichkeit dann auch eher Blutsauger, denn sie können dann lustig ´rund um die Uhr´ und machen alle Händler platt, die alleine oder zu zweit ihren Laden betreiben und bei den bestehenden Öffnungszeiten sowieso am Limit agieren.
Die Big Player deren tolle Shoppingtempel überall inflationär verbreitet sind, sind auch im Offline Handel die kreativsten Steuersparer. Oder was glauben Sie, wer die ´20 Prozent auf Alles´ statt dem Kunden bezahlt? Aus Großherzigkeit etwa die?

Und gerade aus diesem Grunde ist der Vorschlag eines Herrn Precht unter einem noch viel perfideren Aspekt zu sehen. Was zunächst als Vorschlag zur Verbesserung und Rettung der Welt verkleidet daher kommt, entpuppt sich bei genauer Betrachtung zu einer richtigen Bombe. Leider sind nur sehr wenige in Deutschland wirklich bereit und in der Lage um die Ecke zu denken. Darum funktionieren hier die Dinge allgemein auch seit Jahrhunderten immer wieder so prächtig und es finden sich auch hier wieder erneut junge Menschen, die kein Problem damit haben mit Fahnen und Transparenten im Sinne einer wichtigen und natürlich guten Sache herum zu laufen auf denen sich in einem Kreis ein simples grafisches Symbol aus ein paar Linien befindet.

Das, was Herr Precht da vorschlägt, bedeutet, das alle(!) Onlinehändler 25 Prozent Steuern zahlen sollen. Diese werden eben nur(!) alle kleinen Händler (die diesen Handel wohl möglich neben ihrem ursprünglichen Ladengeschäft betreiben) berappen müssen.
Die Big Player lachen sich mal wieder kaputt. Sie zahlen ja in Wirklichkeit jetzt schon keine Steuern, wie einige oben bereits bemerkten. Da ist es vollkommen unerheblich, wie viel sie nicht zahlen. Ob sie nun +10 Prozent, +25 oder lassen wir es mal PR mäßig richtig krachen sogar +90 Prozent NICHT zahlen ist mir zumindest komplett humpe.

Diese Steuer wäre für die großen Anbieter ein weiterer Brandbeschleuniger und würde bei allen Anbietern, die versuchen ihr Angebot nur mit Herzblut zu betreiben ein Trümmerfeld hinterlassen.

Das ist aber Herrn Precht gar nicht so bewusst. Nein darüber hat eine Person, wie er sich noch überhaupt keine Gedanken gemacht, obwohl das ja nach eigenen Angaben sein Hauptberuf ist. Ich höre jetzt lieber auf mit dem Beitrag, sonst erinnere ich mich an die berühmte Sendung mit Habeck, wo er eine, bestimmt für uns alle sehr lustige, Zukunftsvision einfach so kommentarlos im Raum verhallen lassen hat.
Wenn ich Wölfe sehen will, gehe ich neuerdings in den Wald!

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Alesius

Ich kaufe seit 20 Jahren online ein und seitdem hat sich viel verändert.

1. Kommerz nutzt sich ab: Es gibt auch „offline“ immer mehr Ketten und vor allem immer mehr „Billig“-Läden, die über den Preis ihre Produkte verkaufen. Oft brauchen die Käufer die Sachen garnicht wirklich. Doch läuft der Verkauf über „Rabatt“-Anreize und Werbung. Es findet also eine Manipulation des Kunden statt, der oft die Sachen garnicht wirklich braucht.

Es ist ein Ausdruck einer Ersatzbefriedigung. Ökologisch gesehen ist das unnötig und sogar schädlich für uns. Denn die Waren legen, sowohl Online und Offline, immer weitere Lieferwege zurück. Etwas was sich im Preis nicht wiederspiegelt.

2. Bequemlichkeit: Es ist bequem sich einfach seine Stifte per Prime scheinbar kostenlos zusenden zu lassen – selbst wenn diese dabei sogar teurer sind als im Einzelhandel. Man spart halt Zeit, Parkplatz suche, möglichen Stress an der Kasse. Die „negative“ Seite dieses Konsumverhalten wird verschleiert: auch hier werden die ökologischen Kosten kaum sichtbar. Mit „kostenlosen“ Versand werden diese sogar verneint. Doch kostenlos gibt es nicht, die Preise werden einfach anders gebildet. Irgendwer zahlt es am Schluss. Und am Ende leidet auch hier unsere gemeinsame Heimat – die Erde.

Wie kann es sein, dass es günstiger ist etwas als Warensendung aus China zu bekommen, als Regional zu erwerben!?

Die Transportkosten bilden aktuell in keiner Form die ökologischen Kosten ab. Wenn man diese Schraube Schrittweise an die tatsächlichen Kosten angleicht, würde und vom Verursacher getragen wird, würde sich auch das Kaufverhalten verändern.

3. Attraktivität: die Innenstädte ähneln sich immer mehr. Überall gibt es die gleichen Ketten mit dem gleichen Sortiment. Es fehlt das Besondere, das Individuelle. Ein Weihnachtmarkt ist so etwas was die Menschen in die Städte lockt. Es können auch Wochenmärkte sein auf denen regionale Anbieter ihre Waren / Dienstleistung / Kreativität anbieten. Oder regionale Einzelhändler, die ein festen Standort erhalten.

Eine Innenstadt braucht das Individuelle und Attraktionen und sollte mehr bieten als Kommerz: das können Straßenkünstler sein, besondere Brunnen, die im Sommer auch als Abkühlung genutzt werden können. Auch Nachahmungswert finde ich etwas, was mir in Spanien aufgefallen ist: Spielplätze mitten auf zentralen Plätzen von Städten. So würden Kinder wieder ins gesellschaftliche Leben gehollt – warum auch nicht, sie gehören schließlich dazu.:)

Auch Vereine und Kreative sollten hier die Möglichkeit haben sich zu präsentieren. Warum nicht mal einen Bildhauer oder Maler zuschauen, wie er in seinem Lädchen seine Skulpur meiselt oder Bild malt. Oder eine Straße weiter einfach mal kurz innehalten und die Proben eines Tanz-/Musikverein miterleben?

Innenstädte sollten wieder den Menschen gehören, dann werden sie auch wieder Attraktiv für sie.

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heureka47

Wir sind die „zivilisierte Gesellschaft“ und leben in der „Zivilisation“ – die keine (richtige, wahre, heile) Kultur mehr ist.
Oswald Spengler schreibt in „Der Untergang des Abendlandes“ von den Untergängen aller „Hochkulturen“ der nachvollziehbaren Geschichte.

Die gegenwärtige – wissenschaftsdominierte – „zivilisierte Gesellschaft“ ist eine „Hochkultur“ in diesem Sinne (Spenglers) und ist folglich – abgekoppelt von der „Evolution“ – ebenfalls vom Untergang bedroht
Verhindert werden kann der Untergang nur durch die Erkenntnis und Heilung der – tieferen, wahren – Ursache.
Die liegt in der „kollektiven Neurose“ der „Zivilisation“ / „zivilisierten Gesellschaft“ und daraus entstandenen Kultur-Verlust, der Entfremdung der Menschen von früherer wahrer Kultur und ihrer individuellen / persönlichen „Selbst-Entfremdung“.

Die Befallenen – und das sind nahe 100 % der Menschen der zivilisierten Bevölkerungen – werden nicht mehr wahrhaft erwachsen. Körperlich zwar geschlechtsreif, aber nicht geistig-seelisch / spirituell / menschlich reif. Die allermeisten „Erwachsenen“ der modernen Gesellschaft sind individuell neurotisch – und das in einem kollektivneurotischen Umfeld, was das Erkennen von Neurose und grundlegende Heilung sehr erschwert.
Die – angebliche, vermeintliche, so genannte – „Normalität“ der modernen Gesellschaft gründet auf der „Kollektiven Zivilisations-Neurose“ (KZN), wie ich sie nenne, und ihren Symptomen. Der größte Anteil der Symptome der KZN wird nicht als Symptome von Krankheit erkannt, sondern eben für „normal“ gehalten.
Einer der jüngsten und schlimmsten Auswüchse dieser schlimmsten Krankheit überhaupt (KZN) ist – nach „Religion“ / „Kirche(n)“ das Konzept „Wissenschaft“.

Wahre, heile, Kultur zeichnet sich durch – wahre – Weisheit aus; aber die kann man in der „Hochkultur“ / „Zivilisation“ / „zivilisierten Gesellschaft“ sozusagen „mit der Lupe suchen“ gehen…

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Axel Wimmer

Precht hat zwar ein klassisches Instrument der Lenkungswirkung (Steuer) vorgeschlagen, von der man sich ja – so dumm sind die Politiker – kausal verfolgbare Veränderungen initieren lassen. Wie dämlich. Ich halte Precht für sehr klug – er hat schon vorhergesehen, dass dies eine perfekte Karotte ist, die man vorsetzen muss, damit die Leute auch drüber raus nachdenken. Ist ihm auch gelungen. Meine Mutter hatte noch eine Damenboutique im Zentrum einer mittelgroßen Stadt. Ja, die Leute kamen zum Einkaufen – zu 10% – der Rest war Kommunikation über die Zustände in der Familie der Damen uvm. Es war damals schon ein Ort der Begegnung mit assozitierter Einkaufsmöglichkeit. So hatte das meine Mutter aber nicht geplant. Ging aber grade gut. Heute haben diese Funktion noch Friseure und Physiotherapeuten. Bei Zahnärzten ist das eher monologisch ….
Innenstädte sind keine notwendigen Kaufläden mehr, sondern wie die Kollegen schon gesattt haben, Treffpunkte. Leider gilt immer noch der alte Ducutus „Einzelhandel“ als Instrument der Innenstadtbelebung.
Wenn schon Belebung überhaupt notwenig ist, dann so, dass man dabei was schönes erleben kann. Und das wird vermutlich die Zukunft bringen. Wir sind (in unseren Breiten) Hedonisten geworden, das ist schon ekelhaft genug. Aber man könnte das auch intelligent steuern, nicht wie Herr Precht das meint, sondern über nicht kommerziell angelegte Initiativen, sondern über Akte der Zusammenkunft. Ich war mal 1 Jahr in Neuseeland, da gab es in Auckland einen Stadtteil mit dem Namen Parnell City. Da hat man damals schon versucht, Kleinkunst, Geschäft und Leben zu verbinden…
Da ist aber bei uns noch einfach viel zu viel „Verkaufsdenken“ und Umsatz/qm im Kopf.

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Checker Toby

Oh man, der Autor hat echt gar nichts verstanden.

Er hat überhaupt nicht einmal versucht zu verstehen was Precht mit seiner Idee der 25% auf Online-Käufe anstoßen wollte…

Es geht nicht um Online vs. Innenstadt, es geht darum, wie wir als Gesellschaft leben wollen.

In vielen Städten ist die Stadt nun einfach verlassen und leer, die Menschen haben keinen Ort mehr für Gemeinschaft und als Resultat ist bei Wahlen oft ein sehr gutes Ergebniss für die AfD oder sonstige Protestparteien in diesen Städten, wo einfach nichts mehr ist.

Die Frage ist: Wie wollen wir leben?

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Nicht Checker nur Toby

Gut das es Menschen wie Checker Toby gibt!
Jetzt habe ich endlich verstanden, warum Menschen die AfD wählen, – wegen dem Onlinehandel, na klar!!

Also Frau Merkel und liebe Grüne und all die anderen, einfach den Online-Handel beseitigen und dann
floriert auch endlich der Osten und evtl. auch wieder die Innenstädte im Westen. – Ist doch so einfach…

Sorry, aber ich bestell lieber weiter online, 30 Tage Rückgaberecht, Lieferung frei Haus und ich muss mir
keinen Ladenhüter von einem nichtqualifizierten, unfreundlichen möchtegern Verkäufer andrehen lassen.
Warum soll ich 30% mehr bezahlen, für schlechteren Service und ein erhöhtes Risiko beim Kauf?
Das haben mitlerweile sogar Oma und Opa G E C H E C K T und daran ändert eine zusätzliche Steuer gar nichts.

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Spontan

Die Entwicklung der Innenstädte ist ein ernstes und komplexes Problem, das auch wiederum nur ein Symptom marktwirtschaftlicher Veränderungen und städtebaulicher Dogmenwechsel ist. Der Artikel beschreibt es leider nur sehr unzureichend.
Nach dem Krieg wurden die Städte autogerecht gemacht, denn PKW und Benzin wurden in großem Maßstab verfügbar. Arbeit, Wohnen und Freizeit wurden gewollt städtebaulich „entkoppelt“, wurden also für Viele nicht mehr fußläufig erreichbar. Der ÖPNV wurde nur in größeren Zentren ausgebaut.
Ab Mitte der 70er Jahre (Ölpreis-Schock) war die deutsche Wirtschaft gesättigt. Der Konsumgüterbedarf sank. Fast jede Familie hatte sich mit mit PKW und den neuen Haushaltsgeräten und Gimmicks eingedeckt. Daraufhin stagnierten die Löhne und die Arbeitslosigkeit stieg. Produzenten fingen an ihre Produktion in günstigere Länder zu verlagern. Fliegen wurde allgemein erschwinglich. Urlaub im Süden etablierte sich. Die feine Gesellschaft fuhr nicht mehr an der Genfer See und die Masse nach Italien und Spanien.
Ab den neunziger Jahren nahm die Globalisierung fahrt auf und „Made in Germany“ war vorbei. Die allgemeine Qualität der Produkte nahm ab. Fachgeschäfte und sonstiger Einzelhandel wurden von den großen Handelsketten verdrängt. In vielen Klein- und Mittelstädten verödeten die Zentren.
Die wenigen Fachgeschäfte die es noch gibt werden heute immernoch gerne zur Beratung und zum Anprobieren aufgesucht, dann wird es sich „nochmals überlegt“ und die Leute bestellen Online.
Diesen Service findet man nur noch sehr selten und nur in einigen Nischen. z.B. Fahrradwerkstätten, Eisenwaren, oder in speziellen Outdoorläden. Bei Amazon, Otto oder bei Saturn wird man nicht oder gar falsch beraten. Online-Kundenrezessionen ersetzen auch kein Fachwissen. „Die Schuhe haben gleich beim Anprobieren super gepasst! Der Versand war problemlos und schnell!“ Ja, genau…
Wenn man eine Belebung der Innenstädte wünscht (und das möchten sicher die Meisten), führt kein Weg daran vorbei, eine „gesunde“ Mischung aus Arbeiten, Wohnen und Freizeit auf einem relativ kleinen Raum zu etablieren, die für alle bezahlbar und auch fußläufig zu erreichen ist. Dazu regionale Produktion und Distribution. Produkte müssen wieder reparabel werden. Nach dem Zeitalter der billigen Energie wird es sowieso keine Wegwerfgesellschaft mehr geben. Hoffe ich ;)

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Anon

Ein großes Problem, dass ich sehe, ist dass der Einzelhandel sich selbst kaputt spart und das genau da wo es nicht sein sollte, an den Produkten. Was ist in der heutigen Zeit noch die Daseinsberechtigung des Einzelhandels? Für mich, dass ich Produkte sofort erhalte, angucken, anfassen und probieren kann. Wenn die Auswahl dann für sofort gebrauchte Produkte winzig und von schlechter Qualität ist und gleichzeitig völlig überteuert, habe ich keinen Grund mehr in die Stadt zu gehen.
Einfaches Beispiel. Ich kaufe einen neuen Monitor für den PC, Zuhause fällt mir auf, dass das richtige Anschlusskabel für meinen PC fehlt.
Einzelhandel(Mediamarkt Saturn) ist 15 Minuten entfernt, Amazon kommt morgen.
Das benötigte DP Kabel kostet bei Mediamarkt um die 30 Euro und ist von extrem miserabler Qualität.
Amazon kostet ein Kabel, dass exakt das selbe kann unter 10 Euro, in hervoragender Qualität, sogar ummantelt in verschiedenen Farben.
Die Entscheidung fällt dann sehr leicht Ich warte einen Tag.
Die Beratung im Einzelhandel ist inzwischen auch furchtbar. Manchmal erwischt man noch einen Mitarbeiter, der wirklich geschult wurde, aber ich erlebe meistens: „Welchen Standart erfüllt dieses HDMI Kabel? Es steht leider nicht auf der Verpackung.“ -> „Ja den neusten Standart natürlich!“ Antwort von dem Mitarbeiter in der Monitorabteilung, klasse, kaufen wir die Katze im Sack, klingt nach einer tollen Idee :D
Inzwischen gehe ich nur noch für Schuhe und Klamotten in die Stadt und wenn ich gerade Mal Lust habe etwas in der Innenstadt essen zu gehen, weil es das Restaurant dort das Beste ist.
Alles Andere läuft über das Internet.
Solange mir Müll für den doppelten oder dreifachen Preis angeboten wird, brauche ich nicht mehr in die Stadt zu gehen, das nicht zu tun ist inzwischen schon finanzieller Selbstschutz. Online ist alles transparent, wenn das Produkt schlecht ist, hat es schlechte Bewertungen und man kann sich informieren. Im Laden kaufe ich alles blind, wenn ich nicht vorher das Produkt online suche. Diesen Monat habe ich eine Deckenlampe in der Stadt gekauft, mit Fernbedienung. Von 159 auf 129 Euro runtergesetzt, Fernbedinung 25 Euro extra, klingt nach ganz guter Qualität, für den Preis kann man ein vernünftiges Produkt erwarten.
Zuhause ausgepackt, billigste Qualität, internes Produktdesign ist eine Frechheit, der Anschluss war die Hölle, wenn ich das Licht mit der Fernbedienung ausmache, habe ich spulenfiepen, das sehr nervig ist sodass ich trotzdem aufstehe und der Lampe über den Lichtschalter den Strom entziehe.
Amazon 65 Euro mit Fernbedienung, 2 Sterne. Hätte ich Mal gegoogled…

Ich bezahle gerne etwas mehr, wenn ich gute Beratung erhalte, für gute Produkte, das Produkt anfassen und es sofort mitnehmen kann. Leider ist das heute selten der Fall. Momentan sollen sie gerne aussterben, vielleicht ist es an der Zeit, dass neue Läden kommen. Die guten Läden halten sich ohnehin, dort kauft man mit gutem Gefühl und damit gerne ein. Aber wenn ich mich von einem Laden offen verarscht fühle, kaufe ich dort eben nie wieder ein.

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Andreas

Leider ein sehr unseriöser Artikel. Der Titel mutet an es handele sich um eine Studie, jedoch basiert die komplette Argumentationskette nur auf persönliche Meinungen.

Ein Armutszeugnis für T3N.

Antworten
Gastschreiber

Die Überschrift dieses Artikels behauptet, eine 25-Prozent-Steuer auf Onlinehandel würde die Innenstädte vernichten. Diese Behauptung klingt erst mal unlogisch und ist es wohl auch. Denn leider findet sich in diesem Artikel dafür kein Argument. Oder bin ich zu dumm, es zu erkennen?

Ferner wäre es schön, wenn zumindest professionell Schreibende noch der deutschen Rechtschreibung mächtig wären. Hier bitte ich den Autor, noch ein wenig Nachhilfeunterricht in Anspruch zu nehmen.

Antworten
J.K.

Wer glaubt, dass der Onlinehandel nur ein Symptom der sich verändernden Gesellschaft ist, der irrt. In Anbetracht von Amazon, Google & Co. fällt es auch eher schwer zu glauben, dass diese Konzerne das Verhalten der Menschen nicht grundlegend (aktiv) verändert haben, sondern nur auf ein Bedürfnis reagiert haben, das bei den Menschen eh schon vorhanden war.

Von der ersten Zeile an wird klar, dass der Autor fast krampfhaft versucht, eine Meinung, die er offensichtlich nicht teilt, pseudointellektuell zu zerlegen. Sachliche Auseinandersetzung sieht anders aus. Hier soll glauben gemacht werden, dass dies der einzige Vorschlag von Herrn Precht sei, unsere Innenstädte zu retten. Oder glaubt der Autor das selbst etwa? Dann hat er Herrn Precht nicht zugehört. Oder nicht verstanden. Denn selbstverständlich ist dieser Vorschlag einer von vielen, die die Richtung ändern soll, in die unsere Gesellschaft unterwegs ist. Man sollte ihm wenigstens bis zum Ende zuhören…

Qualifizierter Einzelhandel heißt gerade nicht „endlose, gesichtslose Textilfilialen“. Ganz im Gegenteil.
Es ist auch nicht richtig, dass Luxushotel aussterben. Auch hier gilt eher das Gegenteil. Sie werden nur immer größer und noch luxuriöser. Und sie entstehen an anderen Orten. Und vor allem aus dem Grund können alte Häuser da nicht mithalten.

Reine Polemik ist ein Satz wie „Will er Hüpfburgen aufstellen lassen?“. Eine Binsenweisheit der Satz „Am wichtigsten ist es deshalb neben der Auswahl eines passenden Stadtentwicklungs-Werkzeuges, alle Akteure in der Innenstadt zum handeln zu motivieren“ gefolgt von „Wenn die Bereitschaft zur Veränderung da ist, müssen alle zusammenarbeiten, um eine Veränderung zu bewirken.“

Tatsächlich geht es doch um die Frage, wie wir in Zukunft zusammenleben wollen, ob wir die Städte als Zentren gesellschaftlichen Lebens aufgeben wollen oder nicht. Wenn man das nicht möchte (und dafür gibt es viele gute Gründe), dann muss man die Städte attraktiver machen. Da ist der Einzelhandel einer von vielen Punkten. Nichts anderes sagt Herr Precht. Was er den Worthülsen „alle müssen es wollen und zusammenhalten…“ allerdings voraus hat ist, dass er an einem konkreten Punkt einen konkreten Vorschlag macht. Dass dieser Punkt nicht der einzige bleiben kann, liegt auf der Hand. Herr Precht hat aber nie etwas anderes gesagt.

Und wir müssen uns fragen, ob der Staat hier eine Aufgabe wahrnehmen oder den Dingen freien Lauf lassen sollte. Die Steuer würde/müsste keine reine „Strafsteuer“ sein müssen. Sie könnten den Kommunen zugutekommen, die in vielen Fällen hoffnungslos überschuldet sind und sich aus eigener Kraft die nötigen Veränderungen oft gar nicht leisten können.

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