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Protonet: Das Startup mit dem Crowdfunding-Rekord ist insolvent

Das mit Millionen von der Crowd finanzierte Server-Startup Protonet muss Insolvenz anmelden. Die Domains werden abgestellt.

Von Stephan Dörner
2 Min. Lesezeit
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Die orangefarbenen Serverboxen waren das Markenzeichen von Protonet – nun ist das Startup pleite. (Foto: Protonet)

In einem Schreiben, das t3n.de vorab vorliegt, teilt das Hamburger Server-Startup Protonet mit, dass es beim Amtsgericht Hamburg einen Insolvenzantrag für die Protonet-Betriebs-GmbH gestellt hat. Es sei nicht gelungen, weitere Investoren zu gewinnen. Auch die Mitteilung an Kunden und Investoren liegt t3n.de vor. „Ich habe am Dienstag den Insolvenzantrag gestellt“, sagte Protonet-Chef Ali Jelveh t3n.de.

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„Einen der Lead-Investoren konnten wir leider nicht überzeugen und somit die für uns essenzielle und notwendige nächste Finanzierungsrunde nicht erfolgreich abschließen“, heißt es in der Mitteilung an Investoren. „Weil die Betriebs GmbH aber bereits seit Anfang 2016 nicht erfolgreich wirtschaftet, ist es uns ab sofort leider nicht mehr möglich, unseren Betrieb weiter zu tragen.“

„Eure Daten sind selbstverständlich nicht betroffen“

Zuletzt hatte sich das Unternehmen restrukturiert, sein Heil in einer Expansion in die USA gesucht und gleichzeitig das Team in Deutschland verkleinert. Dazu wurde in den USA eine Protonet-Muttergesellschaft in der Rechtsform einer Inc. gegründet. Was mit dieser Firma passiert, ist aktuell noch unklar, sagte Jelveh. Es sei möglich, dass ein Käufer die Software kauft und fortführt. Die amerikanische Mutter habe weniger Altlasten als die deutsche Protonet-Betriebs-GmbH.

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Protonet: name.protonet.info-Adresse wird eingestellt

In der Mitteilung an Kunden heißt es, die Daten seien „selbstverständlich nicht betroffen, da alle Protonet- Boxen autark funktionieren und die volle Kontrolle darüber bei euch liegt.“ Der Zugriff über die name.protonet.info-Adresse und der Versand von E-Mail- und Push- Benachrichtigungen werde in den kommenden Wochen „sehr wahrscheinlich eingestellt“. Protonet empfiehlt den Kunden, auf eine eigene Domain umzuziehen. Allerdings nutzte das Startup eine eigene Software, die jetzt vermutlich auch nicht mehr weiter gepflegt werden wird. „Wir schieben jetzt parallel noch ein Update raus, haben ein Security-Audit gemacht, die Punkte eingebaut und machen es einfacher, die Boxen unabhängig von uns zu managen“, sagte Jelveh.

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Protonet-Gründer Ali Jelveh. (Foto: Leonard Kröner)

Im April 2016 hatte es Wirbel um den Einstieg des bekannten Startup-Accelerators Y Combinator bei Protonet gegeben. Nach dem Standard-Vertragswerk beteiligt sich der Silicon-Valley-Investor mit sieben Prozent an dem Unternehmen und zahlt dafür 120.000 US-Dollar – eine Bewertung weit unterhalb derer, zu denen die Crowdinvestoren Anteile gekauft hatten.

Laut Jelveh beteiligten sich aber gleichzeitig auch andere Top-Investoren zu einer zweistelligen Millionenbewertung. Die Crowdfunding-Plattform Seedmatch war der Auffassung, dass es sich um ein Exit-Ereignis handle und die Crowdinvestoren ein Anrecht darauf hätten, ihr investiertes Darlehen ausgezahlt zu bekommen. Protonet war anderer Meinung.

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Crowdfunding-Rekord in der Snowden-Ära

Protonet war 2012 mit großen Ambitionen an den Start gegangen: Möglichst sichere Server mit Hard- und Software „Made in Germany“. Daten wurden verschlüsselt übertragen und gespeichert. Den Anschub gab eine Finanzierung von 318.000 Dollar auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo.

Kurz nach den Enthüllungen von Edward Snowden, der eine umfassende Überwachung des Internets durch US-amerikanische und britische Geheimdienste aufdeckte, traf Protonet den Nerv der Zeit und stellte 2014 einen deutschen Crowdfunding-Rekord von 3,2 Millionen Euro auf.

„Trotz der vielen Erfolge und einer prominenten Präsenz in der Öffentlichkeit ist es dem IT- Unternehmen bis zum Schluss nicht möglich gewesen, schwarze Zahlen zu schreiben“, heißt es in der Pressemitteilung.

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Marketingberatung

Naja, soviel ist das zum Vergleich anderer Startups noch auch nicht. Doch die Problematik bleibt, dass die Zahlen im Businessplan oft nur schmückendes Beiwerk sind und mit den Bedürfnissen der zahlenden Kunden wenig zu tun haben. Schade um eine gute Idee, aber spätestens mit der Expansion nach USA hat sich das Thema der Datensicherheit „made in Germany“ für den Markenkern erledigt. Und damit das Startup sich letztlich selbst.

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Efried

Vielleicht eine neue Idee für das Restteam sich um Migration von Daten zu kümmern:
NAS formatieren in der Regel die Festplatte, ich möchte jedoch alle alten ausgebauten Festplatten in einem NAS zusammenbauen, egal wie sie formatiert wurden oder ob ein windows backup, oder anders gepackte Dateien auf ihnen gespeichert ist.

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Pf

Einstieg von Y Combinator war 2016, nicht 2014.

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Stephan Dörner

Hallo, das steht doch auch so im Text. 2014 war der Crowdfunding-Rekord.

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Tobi

Ich hab immer noch nicht verstanden wo der Unterschied zu einer Synology oder QNAP NAS besteht.

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Torsten

1. Die Inbetriebnahme ist wesentlich einfacher
2. Auf dem Server läuft eine Team-/Projektmanagement-Software über die manches einfacher ist, als über SYN/QNAP
3. Der Preis: Auch die günstigste Variante war im Vergleich zu SYN/QNAP wesentlich teurer

Letzteres hat meines Erachtens den Ausschlag für den Misserfolg gegeben. Die Idee, der Zeitpunkt und der Gesamtauftritt passten sehr gut. Aber diese Preise wollen nur wenige zahlen, wenn man dafür relativ wenig Speicherplatz und eine „nur“ akzeptable Team-/PM-Software erhält.

Ich finde es sehr schade, da Vieles daran gut war.

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