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Kolumne
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Verbitterung, Grübeln, Erschöpfung: Was illegitime Zusatzaufgaben mit der Psyche machen

Protokoll führen, die Teamfeier planen, fachfremd einspringen: Illegitime Aufgaben sind ein Forschungstrend. Drei aktuelle Studien berichten von Verbitterung, Wertschätzung – und der Kreativität, mit der Betroffene sich anpassen können.

3 Min.
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Ungeliebte Zusatzaufgaben werden schnell zum Stressfaktor. (Foto: PeopleImages / Shutterstock.com)

Arbeit verändert sich zu jeder Zeit, manchmal innerhalb weniger Wochen. Plötzlich ist eine neue Technologie da, plötzlich will ein Kunde etwas, das noch nie jemand wollte. Oder ein Kollege fällt längerfristig aus und seine Fleißarbeiten werden auf andere verteilt, die sich ihren Job eigentlich anders vorgestellt haben – und die wirklich gern zurück zu ihrer Jobbeschreibung wollen.

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Manchen Menschen fällt die geforderte Wandelbarkeit leicht. Andere erleben neue Aufgaben als problematisch, manchmal gar als Bedrohung. Und so führen wir oft eine Debatte, in der wir unsere Flexibilität feiern und jene verurteilen, die nicht hinterherkommen – können oder wollen.

Aktuelle Studien zeigen, wie sich unerwünschte oder als illegitim empfundene Aufgaben auf die Masse der Menschen auswirken: Sie sind ein Stressfaktor. Arbeit, die als unangemessen oder bedrohlich bewertet wird, macht krank. Doch unter guten Bedingungen kann sie auch die Kreativität fördern – und so sogar zu Sinnerleben führen.

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Ärger, Depressivität, Erschöpfung: Die Folgen von Zusatzarbeit

Ein Forschungsteam um die deutsche Organisationspsychologin Maie Stein von der Universität Leipzig hat sich in zwei Studien die Folgen von Aufgaben angesehen, die von den Betroffenen als unzumutbar bewertet worden waren. Dahinter steckt die Idee, dass Stress von Menschen als bedrohlich erlebt werden kann, als Angriff. Sie beobachteten deutlich negativere Gefühle über sechs Monate. In einer zweiten Untersuchung fanden sie in ihren Daten erhöhten Ärger, Depressivität und Erschöpfung – und schlechtere körperliche Gesundheit im Folgemonat. Die Beobachtungen veröffentlichten sie im Fachmagazin „Work & Stress“.

Als unzumutbar wahrgenommene Aufgaben wirkten sich dabei deutlich negativer aus als jene Aufgaben, die als unnötig bewertet wurden. Menschen, die wütend über ihnen zugeteilte Aufgaben waren, bekamen in der Folgezeit übrigens eher mehr davon. Menschen, die mit Angst reagierten, bekamen eher weniger.

Wertschätzung hilft gegen Verbitterung

Ist Zusatzarbeit unvermeidbar, wirkt Wertschätzung als Puffer. Nehmen wir den Fall, dass jemand, der sonst zuarbeitet, für längere Zeit erkrankt. Nun müssen Teammitglieder Aufgaben übernehmen, für die sie eigentlich überqualifiziert sind. Dies wird als Abwertung erlebt – und lässt durchaus am Selbstwert zweifeln und um die Karriere fürchten.

Unnötige und unvernünftige Aufgaben werden dabei als unzumutbar bewertet und führen einer aktuellen Studie zufolge dazu, dass sich Verbitterung zeigt und die Betroffenen abends nicht abschalten können. Sie grübeln, werden dabei emotional und hängen doch in Problemschleifen fest. Wertschätzung hilft dagegen, weil sie Informationen birgt: Diese Aufgabe ist unerwünscht, aber es gibt jemanden, für den sie bedeutsam ist. Das hilft, den Stress der Zusatzarbeit zu lindern.

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7 einfache Methoden, wie ihr mit Stress am Arbeitsplatz umgeht

7 einfache Methoden, wie ihr mit Stress am Arbeitsplatz umgeht Quelle: Prostock-studio/Shutterstock

Die Kehrtwende: Manche Herausforderung stiftet Sinn

Doch nicht alle Menschen werden über unangemessene Aufgaben krank, berichten die HR-Forscher Annika Schaefer und Kai Bormann von der Universität Bielefeld, ebenfalls im Fachmagazin „Work & Stress“. In einer zehntägigen Tagebuchstudie mit 250 Angestellten beobachteten sie, dass Zusatzarbeit auch kreativ machen kann. Änderten sich die Aufgaben immer wieder, reagierten die beobachteten Personen mit Anpassungen auf die neuen Herausforderungen. Sie verteilten ihre Ressourcen um und betrieben Job-Crafting: Sie passten die Arbeit an ihre persönlichen Ziele an. So erlebten sie ihre Arbeit als sinnstiftender.

Auch eine andere Studie aus diesem Sommer berichtet, dass positive Effekte durchaus möglich sind. Und zwar dann, wenn die Betroffenen wichtige psychologische Grundbedürfnisse der Selbstbestimmung als erfüllt erleben, Kompetenz, Autonomie und soziale Eingebundenheit, berichten die Berliner Organisationspsychologen Tim Vahle-Hinz und Maren Peter in der „Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie A&O“ In dieser Untersuchung waren es aber die sehr variablen Zusatzaufgaben, die zu negativen Effekten führten. Der Zusammenhang zwischen illegitimer Zusatzarbeit und negativen Effekten sei nicht so eindeutig, wie er oft dargestellt werde.

Wir sehen an diesen Untersuchungen, dass Wertschätzung bedeutsam ist. Auch eine Beteiligung der Menschen an der Frage, was ihre Aufgaben sind, bleibt wichtig. Am Ende sind Angestellte keine menschlichen Ressourcen. Sie sind Personen, deren Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit davon abhängt, dass sie ihre Fähigkeiten ausspielen können – und sich nicht durch Zusatzaufgaben aufs Abstellgleis gedrängt fühlen.

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