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MIT Technology Review Porträt

Psychedelika in der Therapie: Wer züchtet die Pilze für den medizinischen Markt?

Während der therapeutische Einsatz von Psychedelika nur vereinzelt zugelassen ist, doch sollten mehr Behörden sie freigeben, stellt sich die Frage: Wer wird die Pilze, aus denen Psilocybin gewonnen wird, anbauen?

Von MIT Technology Review Online
3 Min.
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In Pilzen steckt der Wirkstoff Psilocybin, der nachweislich antidepressiv wirkt. (Symbolbild: Ryan Johnson)

Studien zeigen bereits seit Längerem, dass psychedelische Drogen wie Psilocybin und MDMA schnell und nachhaltig antidepressiv wirken können. Und obwohl die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA im vergangenen August einen ersten Antrag für eine medizinische Behandlung mit Psychedelika in Form einer MDMA-basierten Therapie zunächst abgelehnt hat, scheinen diese Wirkstoffe auf dem Weg in die Schulmedizin zu sein. Die von der Biotech-Firma Compass Pathways gestartete Psilocybin-Forschung wurde zum Teil durch die Komplexität des Versuchsaufbaus gebremst, aber die bislang verfügbaren Daten zeigen vielversprechende Ergebnisse für die vorhandenen Wirkstoffe in sogenannten Magic Mushrooms. Letztlich müssen die FDA und ihre Partnerbehörden in anderen Ländern entscheiden, ob sie solche Substanzen zur Behandlung psychischer Erkrankungen zulassen werden. Doch wenn das der Fall ist – was einen riesigen legalen medizinischen Markt eröffnen würde: Wer wird dann solche Pilze anbauen?

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Vorsprung auf dem Markt für Psilocybin

Scott Marshall tut das bereits. Der Leiter der mykologischen Abteilung des Arzneimittelherstellers Optimi Health in British Columbia, Kanada, ist einer der wenigen lizenzierten Psilocybin-Pilzzüchter Nordamerikas. Um pharmazeutisches Psilocybin in industriellem, von der FDA genehmigtem Maßstab herstellen zu können, müssen Züchter und Hersteller eine Menge Vorarbeit leisten. Deshalb ist Optimi sehr daran interessiert, hier einen Vorsprung zu haben.

Marshall ist ganz vorn dabei in einer im Entstehen begriffenen Psychedelika-Industrie. Die Produktion von Psilocybin-Pilzen war in Kanada bis 2022 gesetzlich verboten, als das Land ein begrenztes sogenanntes Compassionate-Access-Programm einführte. „Mit unserer Arbeit leisten wir Pionierarbeit für den legalen Anbau von Psilocybin-Pilzen in großem Maßstab und gewährleisten die höchsten Standards in Bezug auf Sicherheit, Qualität und Konsistenz“, freut sich der Züchter.

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Psychedelika für Therapien

Mit einer Investition von mehr als 22 Millionen US-Dollar erhielt Optimi im Jahr 2024 von den kanadischen Aufsichtsbehörden eine Lizenz für die Herstellung von Arzneimitteln, um Psilocybin in pharmazeutischer Qualität an Psychiater im Ausland zu exportieren. Oregon hat überwachte Trips mit den Stoffen mittlerweile legalisiert, Australien hat die Psilocybin-Therapie bei PTBS und Depressionen zugelassen. Weitere Regierungen – auf nationaler, bundesstaatlicher und lokaler Ebene – erwägen die Beseitigung rechtlicher Hürden, da die Forschung, die die Verwendung der Wirkstoffe als positiv einschätzt, zunimmt. Es gibt auch Anzeichen dafür, dass die neue US-Regierung unter Donald Trump eine Reform auf Bundesebene in den USA eher unterstützen wird.

Aber der legale Markt, ob medizinisch oder nicht, bleibt winzig. Daher verbleiben fast alle von Marshalls Pilzen – er hat seit seinem Eintritt bei Optimi im Jahr 2022 mehr als 225 Kilogramm angebaut – im Tresor des Unternehmens. „Indem wir die Messlatte für die Produktion und die Einhaltung der Vorschriften hochsetzen“, sagt er, „tragen wir dazu bei, das wissenschaftliche Verständnis und den Zugang zu Psychedelika für therapeutische Zwecke zu erweitern“.

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Vom illegalen Psilocybin zum legalen Züchter

Bevor Marshall, heute 40, mit dem Anbau von Pilzen begann, arbeitete er in der Immobilienverwaltung. Doch das änderte sich 2014, als ein Freund, der ein erfahrener Züchter war, ihm ein Exemplar des Buches „Mushroom Cultivator: A Practical Guide to Growing Mushrooms at Home“ (von 1983) gab. Dieser Freund gab ihm auch Sporen, quasi die „Samen“ eines Pilzes, aus denen Marshall drei Psilocybin-cubensis-Pilze der Sorte „Golden Teacher“ züchtete, sein erster Versuch auf diesem Gebiet. „Ich züchtete und züchtete und züchtete – für meine eigene Gesundheit und mein Wohlbefinden – und kam dann an einen Punkt, an dem ich anderen Menschen helfen wollte“, sagt er.

2018 gründete er sein eigenes Unternehmen, Ra Mushrooms, und verkaufte Anbausätze für verschiedene Sorten, darunter auch damals illegales Psilocybin, und er postete regelmäßig Fotos von den Pilzen, die er angebaut hatte, auf Instagram. Im Jahr 2022 wurde er von Optimi dann eingestellt, womit seine Reise aus dem Underground zum legalen Züchter begann – „ein unglaublicher Traum“ sei das.

Dieser Artikel stammt von Mattha Busby. Er ist Autor bei der US-amerikanischen Ausgabe von MIT Technology Review und auf Drogenpolitik und psychedelische Kultur spezialisiert.
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