Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
News
Verpasse keine News mehr!

Psychologe im KI-Labor: Was passiert, wenn man ChatGPT mit Unsinn füttert?

Stellt euch vor, ihr sprecht mit einer KI nur in erfundenen Wörtern. Die Reaktionen könnten euch bekannt vorkommen. Doch der Schein trügt auf eine Weise, die viel über die Zukunft der KI verrät.

Von Hannah Klaiber
2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Dummheit und Genie liegen bei KI eng beieinander. (Bild: Dall-.E / t3n)

Ein Psycholinguist hat genau das getan und die Ergebnisse liefern wertvolle Einblicke. Michael Vitevitch von der University of Kansas im US-amerikanischen Lawrence hat ChatGPT systematisch mit sogenanntem Nonsens gefüttert: bedeutungslose Wörter, wie sie die Psychologie seit Langem zur Erforschung des menschlichen Gehirns nutzt.

Anzeige
Anzeige

Seine in der Fachzeitschrift PLOS One veröffentlichte Studie zeigt: Auf den ersten Blick agiert das Sprachmodell erstaunlich menschenähnlich. In der Tiefe offenbaren sich jedoch fundamentale Unterschiede.

Menschliche Fassade, maschineller Kern

In einem der Experimente konfrontierte Vitevitch die KI mit englischen Wörtern, die seit Jahrhunderten ausgestorben sind. Für einen Menschen wären sie nicht von sinnlosen Buchstabenfolgen zu unterscheiden. ChatGPT konnte jedoch für fast 70 Prozent dieser Wörter die korrekte historische Definition liefern – eine Gedächtnisleistung, die die Grenzen des menschlichen kollektiven Gedächtnisses weit übersteigt.

Anzeige
Anzeige

In einem anderen Test sollte die KI neue Wörter für Konzepte erfinden, für die es keine Bezeichnung gibt. Für das Gefühl der Wut, wenn man geweckt wird, schlug sie „rousrage“ vor – ein sogenanntes Kofferwort aus den englischen Begriffen „rouse“ (wecken) und „rage“ (Wut). Dieses Vorgehen ähnelt menschlicher Kreativität bei Wortschöpfungen.

Doch die Experimente enthüllten auch ein zutiefst unmenschliches Verhalten. Als ChatGPT ein spanisches Wort erhielt und ein ähnlich klingendes Wort nennen sollte, antwortete es auf Spanisch. Erst die explizite Aufforderung, ein englisches Wort zu finden, führte zum Ziel.

Einem menschlichen Gesprächspartner wäre aus dem Kontext klar, in welcher Sprache die Konversation stattfindet. Der KI fehlt dieses implizite, ungeschriebene Regelverständnis menschlicher Interaktion.

Komplementär statt Konkurrenz

Genau hier liegt laut Vitevitch der entscheidende Punkt. Die KI verarbeitet Sprache nicht wie ein Mensch, sondern basiert auf statistischer Mustererkennung in ihren riesigen Trainingsdaten. „Wir tun die Dinge ganz anders als die KI“, zitiert ihn das Magazin Techxplore.

Anzeige
Anzeige

Das sei jedoch keine Schwäche, sondern eine Chance. Die Zukunft von KI liege nicht darin, menschliche Fähigkeiten perfekt zu duplizieren. Vielmehr sollte sie dort ansetzen, wo wir an unsere kognitiven Grenzen stoßen.

Vitevitch sieht KI als potenzielles „kognitives Sicherheitsnetz“. Sie kann unser fehlerhaftes Gedächtnis ergänzen oder uns helfen, Muster zu erkennen, die wir übersehen.

Die Kehrseite dieser andersartigen Funktionsweise sind die bekannten KI-Halluzinationen. In der Studie definierte ChatGPT nicht nur einige Wörter falsch, sondern erfand teils komplett neue Bedeutungen. Diese Tendenz, überzeugend klingende, aber faktisch falsche Informationen zu generieren, bleibt eine der größten Herausforderungen beim praktischen Einsatz der Technologie.

Anzeige
Anzeige

Die Studie unterstreicht: KI ist kein menschliches Pendant, sondern ein Werkzeug mit eigenem „Denkstil“ – potenziell revolutionär, wenn wir ihre Andersartigkeit nutzen, statt sie zu bekämpfen.

Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren