Pünktlich oder vor der Deadline: Der ideale Abgabezeitpunkt – laut Forschung

Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich die Überschreitung von Abgabefristen auf die Wahrnehmung der Verantwortlichen auswirkt. David Fang, Doktorand im Fachbereich Marketing an der Stanford University, erforscht neben der Sozialisation von Menschen auch die Frage, wie sie Urteile über andere Fällen. Wie er in einem Interview mit dem Spiegel berichtet, werden verspätet abgegebene Arbeiten durchweg als qualitativ schlechter und die verantwortlichen Personen als weniger kompetent eingeschätzt.
An den Experimenten, die Fang zusammen mit Sam Maglio von der University of Toronto Scarborough durchführte, nahmen mehr als 7.000 Menschen aus den USA, Großbritannien und China teil. Ziel war es, den optimalen Zeitpunkt für die Abgabe von Textarbeiten zu untersuchen. Unter den Bewertenden waren auch 400 Führungskräfte. Das Ergebnis: Eine Arbeit, die zu spät abgegeben wird, schneidet genauso schlecht ab wie ein Text, der zwar pünktlich, aber unvollständig oder kürzer als vereinbart eingereicht wird.
Auch einmalige Verspätungen werden gleich schlecht bewertet
Perfektionismus bringt keinen Vorteil, wenn er mit einer verpassten Frist einhergeht. Eine Arbeit, die zu spät eingereicht wird, wird unabhängig von ihrer Qualität als minderwertiger bewertet als dieselbe Arbeit, die pünktlich abgegeben wurde. Selbst bei ansonsten konstant guter Leistung wirkt sich eine einzelne verpasste Deadline ebenso negativ aus wie wiederholte Verspätungen.
Der Grund dafür legt in der Wahrnehmung der Bewertenden: Wird eine Frist überschritten, beurteilen Menschen die Arbeit generell kritischer und halten die verantwortliche Person für weniger kompetent. Dabei ist es unerheblich, ob die Verzögerung nur einen Tag oder eine ganze Woche beträgt. Nachsicht zeigen Bewertende lediglich dann, wenn das Verpassen der Frist durch einen nachvollziehbaren, externen Grund bedingt ist.
Wer die Vorgaben übertrifft, hat keine Vorteile in der Bewertung
Pünktlich abgegebene Arbeiten wurden in den Experimenten dementsprechend durchweg als qualitativ besser eingestuft. Wer sich von einer frühen Abgabe Vorteile erhofft, wird von den Studienergebnissen allerdings enttäuscht: Hier machte es für die Bewertung keinen Unterschied, ob die Arbeit zwei Tage oder erst kurz vor dem Abgabetermin abgegeben wurde.
Auch andere Studien zeigen, dass Menschen wenig beeindruckt sind, wenn ihre Erwartungen weit übertroffen werden. Wenn jemand zum Beispiel 30 Liegestütze ankündigt und 50 schafft, beeindruckt das nicht mehr als die angekündigten 30. Entscheidend ist allein, dass das Ziel erreicht wird.
Fristen haben Vorteile – können aber auch Stress erzeugen
Frühere Studien haben belegt, dass Deadlines einerseits vom Prokrastinieren abhalten und die Produktivität ankurbeln. Auf der anderen Seite können Sie dazu führen, dass Menschen sich gestresst fühlen und weniger kreativ sind. Im schlimmsten Fall führt das sogar zu schlechteren Ergebnissen.
David Fang von der Stanford University ist überzeugt, dass Arbeitsprozesse ohne Deadlines kaum funktionieren würden. Um den damit verbundenen Stress zu reduzieren, schlägt er aber konkrete Maßnahmen vor. Unternehmen sollten Fristen klar kommunizieren, um Transparenz und Planungssicherheit zu gewährleisten.
Aber auch die Mitarbeitenden stünden in der Verantwortung: Ist absehbar, dass ein Termin nicht eingehalten werden kann, sollte dies frühzeitig und klar kommuniziert werden. So können Prozesse rechtzeitig angepasst werden. Eine späte Kommunikation kurz vor Ablauf der Abgabefrist bringt hingegen keinen Vorteil und kann die Situation unnötig verkomplizieren.