Größter Tech-Deal aller Zeiten: Qualcomm will Intel kaufen – aber geht das überhaupt?
Schon vor einigen Wochen war gemunkelt worden, dass der auf Mobilgeräte spezialisierte Chiphersteller Qualcomm ein Auge auf Intel geworfen hat. Der einstige Branchenprimus hat desaströse Monate hinter sich. Intels Marktwert ist allein seit Jahresbeginn um 60 Prozent eingebrochen.
90-Milliarden-Deal: Qualcomm will Intel
Jetzt berichtet das Wall Street Journal, dass Qualcomm Intel ein Übernahmeangebot unterbreitet haben soll. In dessen Rahmen könnten über 90 Milliarden US-Dollar fließen – was das Ganze zum größten Tech-Deal aller Zeiten machen würde.
Voluminöser waren bisher nur Deals im Telekommunikations- und Medienbereich, etwa die Übernahme von Mannesmann durch Vodafone (200 Milliarden Dollar) oder von Time Warner durch AOL (165 Milliarden Dollar). Im Tech-Bereich gilt Dells Kauf von EMC (67 Milliarden Dollar) bisher als größte Firmenübernahme.
Für Qualcomm, das an der Börse aktuell knapp 190 Milliarden Dollar wert ist, wäre die milliardenschwere Übernahme allerdings sicher nicht ohne Weiteres zu stemmen. Sowohl Qualcomm als auch Intel haben sich noch nicht zu dem Bericht und den Übernahmeplänen geäußert.
Konzernspaltung wohl unumgänglich
Zudem hätten wohl auch die Wettbewerbsbehörden ein gewichtiges Wort mitzusprechen. Wahrscheinlich wäre eine Übernahme nur in Teilen möglich. Oder Qualcomm müsste im Anschluss den Konzern aufspalten und einige Teile verkaufen.
Aktuell ist der Hersteller ohnehin vor allem im Smartphone-Bereich aktiv. Seine Spezialchips werden etwa von Apple, aber auch von der Deutschen Telekom genutzt. Bei Apple hat Qualcomm Intel zum Teil ausgestochen.
Börse: Übernahmepläne kommen unterschiedlich an
Dass die Aktionär:innen von Qualcomm nicht allzu viel von der Übernahme halten, zeigte sich nach dem Bekanntwerden der Pläne. Nachbörslich sackte der Qualcomm-Kurs am Freitagabend um vier Prozent ab.
Ganz anders das Bild bei Intel. Hier scheinen die kolportierten Übernahmepläne wie eine Art Hoffnungsschimmer zu wirken. Die Intel-Aktie legte um über drei Prozent zu.
Intel hat wohl die KI-Wende verschlafen
Schon länger läuft es bei Intel nicht mehr. Der einst führende Chipkonzern hat offenbar die KI-Wende verschlafen und sich wohl bei der Ausrichtung zum Auftragshersteller à la Samsung und TSMC verzockt. Die Milliardenverluste sollen jetzt unter anderem durch die Streichung von 15.000 Arbeitsplätzen reduziert werden.
Außerdem wurden einige der milliardenschweren Neubauprojekte auf Eis gelegt, etwa die geplante Chipfabrik in Magdeburg. Allein diese war mit 30 Milliarden Euro projektiert worden.
Intel-Wert massiv eingebrochen
Dass Intel zu einem Übernahmeziel werden konnte, liegt derweil vor allem daran, dass der Börsenwert eingebrochen ist. Noch im Jahr 2020 war Intel deutlich mehr wert als Qualcomm – nämlich über 290 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Der aktuelle Überflieger Nvidia war im Juni 2024 kurzzeitig über drei Billionen Dollar wert gewesen – nach einer Billion im Jahr davor.