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Quo vadis, Fehlerkultur? Warum man sehr viel falsch machen muss, um erfolgreich zu sein

Hierzulande gibt es immer noch viel zu wenig Raum für Fehler. Das hat fatale Auswirkungen auf unsere Arbeitswelt und wird schon in der Schule antrainiert – und das obwohl eine Fehlerkultur für Innovation zwingend notwendig ist, wie unser Gastautor meint.

Von Daniel Bialecki
4 Min. Lesezeit
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Keine konstruktive Fehlerkultur in Deutschland

Das Ausgangsproblem in Deutschland ist, dass man in ein Gesellschaftssystem hineingeboren wird, in dem es keine offene Fehlerkultur gibt. Es beginnt schon in der Schule und zieht sich fataler-, aber logischerweise durch bis in die Arbeitswelt. Der Unterricht ist nicht darauf ausgelegt, Fehler zuzulassen. Schon in der Schule wird Fehlerintoleranz antrainiert. Hauptsächlich deshalb, weil zu wenig Zeit vorhanden ist, um sich ausführlich mit Fehlern zu beschäftigen und eine falsche Antwort in eine richtige Antwort umzuwandeln.

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Das ist insofern schade, als man damit schon im Kindesalter der Erfahrung beraubt wird, aus Fehlern zu lernen, sowie an der Lösung eines Problems zu arbeiten. Wenn aber keine Fehler zugelassen werden, wie sollen dann überhaupt später kreative Lösungen entstehen? Sind Fehler bei genauer Betrachtung doch der Grundstein von Innovation, Disruption und progressivem Fortschritt. Erst recht im digitalen Zeitalter, in dem oftmals in rasantem Tempo komplett neue Wege beschritten werden müssen und Zerstörung die Bedingung von Erfolg ist.

Fehler als Motor von Innovation

Glücklicherweise findet deshalb ein – wenn auch sehr langsames – Umdenken statt. Sowohl in der Schule als auch im Unternehmen werden Fehler mittlerweile thematisiert und nicht mehr totgeschwiegen. Das Thematisieren von und die sich daran anschließende Auseinandersetzung mit Fehlern führt zu einem tiefergehenden, nachhaltigeren Verständnis von Sachverhalten und ist somit Nährboden für Entwicklung und Kreativität. Es gibt eine Vielzahl an Beispielen – sogar im deutschen Raum. Der aus Deutschland stammende Professor Johannes Haushofer von der Princeton University veröffentlichte beispielsweise vor zwei Jahren seinen CV of Failures, um den Menschen zu zeigen, dass Fehler ein natürlicher Teil der Gleichung von Erfolg sind.

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Scheitern darf kein Mythos werden

Während alle Experten eine Fehlerkultur fordern, darf sie gleichzeitig jedoch nicht überhöht und als eine hinreichende Bedingung für Erfolg angesehen werden. Sie ist bloß eine notwendige. Denn weder ist jeder, der scheitert, erfolgreich, noch sollte jeder überall scheitern dürfen. Zu einer guten Fehlerkultur gehört deshalb genauso, dass man klar macht, auf welchen Feldern Fehler passieren dürfen und wo sie durch geeignete Maßnahmen unbedingt vermieden werden müssen (etwa in sensiblen Bereichen wie Medizin oder Sicherheitstechnik). Dort, wo es den nötigen Raum für Fehler aber gibt, müssen Unternehmen mit bestem Wissen und Gewissen Lösungen erarbeiten, implementieren, die Wirkung genauestens überwachen und kritisch reflektieren.

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Wie etabliert man eine Fehlerkultur?

Nun ist das Fordern einer Fehlerkultur nur die eine Seite der Medaille. Wie aber gelingt die Etablierung einer Fehlerkultur? Eine gute Fehlerkultur steht und fällt vor allem mit dem eigenen Team. Eine gute Fehlerkultur bedeutet schonungslose Ehrlichkeit und bedingt damit einen respektvollen Umgang miteinander. Ein Team, das dieselben Werte teilt, mit- und nicht gegeneinander arbeitet und dabei stets ein gemeinsames Ziel verfolgt, ist deshalb Grundvoraussetzung. Ein solcher Teamspirit lässt sich nicht künstlich erzeugen, sondern muss aus jedem einzelnen Teammitglied selbst kommen. Man kann ihn allerdings durch geeignete Maßnahmen fördern:

Es gibt keinen Schuldigen

Bei Fehlern sucht man generell nicht nach einem Schuldigen, den man bestrafen oder über den man den Kopf schütteln will. Stattdessen wird nach der Ursache geforscht, um zu verstehen, wie es zu dem Fehler kam. Hat man das geschafft, hat man viel verstanden und gelernt. In diesem Sinn sind Fehler eine wichtige Quelle, um besser zu werden.

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Fehler sind normal und müssen diskutiert werden

Man sollte Fehler immer offen besprechen, etwa beim Daily Scrum oder der Sprint-Planung. Hier können Ursachen sofort diskutiert und Veränderungen unmittelbar abgeleitet werden. Noch viel wichtiger ist, dass jeder lernt, dass Fehler oder falsche Einschätzungen und Handlungen bei jedem auf jeder Ebene passieren und zum operativen Alltag gehören. Fehler sind normal.

Wissensweitergabe kommt direkt nach Wissensaneignung

Genauso wichtig wie die Wissensaneignung ist die Weitergabe von Wissen. Neues Wissen (von Photoshop bis hin zu Open Space), das sich Mitarbeiter beispielsweise auf Seminaren oder Workshops angeeignet haben, kann mit Kollegen geteilt (in Vorträgen oder Slack) werden. Das führt nicht nur dazu, dass man neue Dinge ausprobiert, sondern auch, dass bestehende Prozesse optimiert, Routinen hinterfragt und so Fehler ausgemerzt beziehungsweise vermieden werden.

Vertrauen als wichtiger Bestandteil einer Fehlerkultur

Mit die wichtigste Komponente innerhalb einer guten Fehlerkultur ist jedoch Vertrauen. Man muss Vertrauen in die Fähigkeiten eines jeden einzelnen Mitarbeiters haben und dass jeder sein Bestes für das Unternehmen gibt. Durch diese gegenseitige Wertschätzung entsteht ein Raum, in dem neue Ideen entstehen können und weiterentwickelt werden – ohne Angst vor möglichen Fehlern. Und das alles fängt beim Chef an. Vorbild sein. Fehler machen und Fehler eingestehen.

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Fehler gehören dazu

Lernen wir also, Fehler als das wahrzunehmen, was sie sind: normal und notwendig, nichts anderes als ein fehlgeschlagener Versuch, etwas zu erreichen. Fehler gehören dazu. Jedes Team, das das verstanden und verinnerlicht hat, hat den ersten Schritt für eine Erweiterung der Kultur bereits geschafft.

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